Erstes Reisetagebuch

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München

5. Juli 39.München

930– 120Bilderzusammen-

stellen fürLinz.1Ebenso

½ 15 – 170. Rücksprache

mitDr. Hansen.Archi-

tekt Reger2.

In d Pinakothek3. –

bei Böhler4.

abds5tel. Tel. mit Dresden6u. Berlin7

(Hbstck.)8

6.99 – ½ 120im Führerhaus10

(beiDr. Hansen)

alte PinakothekbeiBuchner.

Mit ihm u. seinemBruder

Mittagessen. DannStaats-

galerie, nochmals Führerhaus

(Reger). Bei Prof. Tischler11.

Im Hotel. Von dort zu

Prof. Fick(Linzer Bauten)12

Abends mit Tischler13,Buchner

Fietz14(?)

7.15 945überSalzburgnachLinz.

Auf der Gauleitung u. im

Landesmuseum(Direktor

Dr. Kerschner). Abds16mit K.17

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Linz

8.1 90imLandesmuseum2

u. in verschiedenen Depots.

Stadtpläne im Steinsaal3

desLandhauses4

der Gauleitung. 110beim

Gauleiter Eigruber.5 In der

städt. Volkskundeslg.6usw.

Ab 40 Landesmuseum. Abend

mitDr Schmidt.

9.7 (Sonntag). 100nachSt. Pölten

1335inLilienfeld. Ab 1740

überSt. PöltennachWien.

10.8Im Parlament.9BeiDr.

Dworschak, anschliessend Be-

sichtigg10der beschlagnahmten

Kunstwerke (über 8000 Stück)

½ 30- 50 Hofburg.11Abend

mit MinisterialratL. Bittner,

Prof. Hirsch u.Dr. Bauer.12

11.1390- 120Hofburg mitAdriani

anschliessendÖsterreichischeDr. [?]

Galerie(Klinger)14;Dr. Blauen-

steiner. 20mitDr. Ruprecht15

Fortsetzg16S. 9.

 

2

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Landesmuseum Linz1

Hans v. Tübingen

/große Kreuzigung

Donauschule G. 9.

 

Bilder Skizzen,Palko Kremser Schmid

Altomonte2

 

Vitrine:

Matth.Kreniss,Anna Selbdritt

kleine Holzgruppe aus

Braunau

 

Reste des got. Flügelaltars

/ in der Pfarrkirche zu

Eggelsberg1481 dat.3

4 große Tafeln.

 

Große Holzfigur:hl. Christo-

/ phorusAnfg 16.4ausLinz

 

2 Bildnisse auf Holz

Friedrichu.Elonore

 

kl.5Holzfigurhl. Katharina

Oberösterr.6 um 1400

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München

20. Juli 39 1016abends ab

Dresden.

21.1 Früh 730 inMünchen.

830im Führerbau. Auf-

stellen der Bilder in den

dafür hergerichteten Räumen.

Haberstock. Bis 430.2

630wieder im Führerbau

beiReichsleiter Bormann,

der heute abend noch dem

Führerüber den Stand der

Angelegenheit berichten wird.

Ich soll die Gesamtver-

teilung übernehmen.3

Abends mitHaberstock

22.4 90- 120Führerbau. Aufstellg5

der Bilder fertig. - BeiProf.

Fick6.. Abend mitHbstck.

23.7 (Sonntag)Früh Führerbau. Ausstellg8

imHaus der Deutschen Kunst9

Wieder Führerbau bis 1830, da

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München

Führerbesuch abgesagt wird.

190im Hotel Grünwald1

Tel. daßFührerendgültig

heutenichtkommt. 1910tel.

seine Ankunft im Führerbau

1945angesagt. DerFührer

1955- 2125im Führerbau

zur Besichtigg2der Linzer

Bilder3 u. der Depots.4

Wiensoll einen Teil der

französ.5Bilder (darunter

die PompadourvonBoucher

Fragonard) sowie sämtliche

Englische Bilder erhalten.

In allem übrigen haben in

1. Linie Linz, in 2. Innsbruck

den Vorzug.6

FürLinzsoll aus dem beschlag-

nahmten Kunstbesitz auch eine

graphische Abteilunggebildet

werden.Möbel("gr. ital.

Truhe")7,Bronzen,Elfenbeine,

Tapisserienusw.8

 

2

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München

DerFührerwendet sich

(auf meine Schilderung der

österr.1Verhältnisse u. der

anWienvon den Gauen ge

stellten Forderungen an den

Wiener Kunstbesitz) dagegen,

daß deralte historisch ent-

standene Kunstbesitzirgend

wie geschmälert werde. Er

hat mir späterhin nochmals

ausdrücklich bestätigt, daß

der Wiener Kunstbesitz so

wie er ist erhalten bleiben

müsse (Ambraser Sammlung)2

"Die großen Sammlungen haben

ihren eigenen hist.3gewordenen

Charakter u. dürfen nicht be-

raubt werden".4

Etwas anderes ist es mit

dem beschlagnahmtenReichs-

besitz.5Dieser müsse der

österr.6 Provinz, in 1. Linie

Linz7 zugute kommen.

Er habe auch eine Ver-

ordnung dagegen erlassen, daß

  • 1österreichischen
  • 2Es handelt sich um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol imSchloss AmbrasbeiInnsbruckanlegte. Diese wurde ab 1665 sukzessive nach Wientransferiert. Der Reichsgau Tirol forderte die Rückführung der berühmten Ambraser Sammlung, die aus Tirol nachWienverkauft worden war und einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museumsbildet (s.Schwarz (2018), S. 42).
  • 3historisch
  • 4Hitlerwendete sich gegen die Bestrebungen der österreichischen Gauleiter, auf die Bestände der ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWienzuzugreifen. Er gab hier eine Art Bestandsgarantie vor allem für dasKunsthistorische MuseuminWien (s.Schwarz (2018), S. 82-84 und passim). Da es sich um eine ganz grundsätzliche Entscheidung handelte, zitiertePosse Hitlerhier direkt.
  • 5Damit meinteHitlerdie beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen, auf die er allerdings erst zugriff, nachdem diese vom NS-Regime eingezogen und damit in Reichsbesitz übergegangen waren.
  • 6österreichischen
  • 7Hitlermeinte hier dasOberösterreichische Landesmuseumund dasFührermuseum.
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München

von irgend welchen Stellen

Kunstwerke aus den öffent-

lichen Sammlungen ent-

nommen u. als Geschenke

verwendet würden.1 Für sich

selbst habe er das von jeher

abgelehnt!

Ich soll mir nach u. nach

sämtl.2österr.3Provinzgalerien

ansehen:4 Graz5,Klagenfurt.6

Nochmals u. immer wieder

sein großes Interesse an

Linz7betont, für das er

nicht nur sämtliche von mir

ausgesuchte Bilder bestimmt,8

sondern auch noch andere

in seinen eigenen Räumen

befindliche Stücke in Aussicht

stellt.

Reihenfolgein der Behdlg9

des beschlagnahmten Wiener

Besitzes:Erst Bilder erledigen,

dannMöbel,Kunstgewerbeusw.10

Über alles behält sich derFührer

auf meinen Vorschlag hin

letzte Entscheidung vor. Ebenso

 

2

  • 1Das Verbot einer "Herausnahme von Gegenständen aus Sammlungen, Museen und ähnlichen Einrichtungen zu Geschenkzwecken" erging erst am 10. August 1939 (s.BArch, R 43II/1236a, fol. 42, Lammers an die Herren Reichsminister, die Herren Reichsstatthalter, die Landesregierungen, 10.08.1939).
  • 2sämtliche
  • 3österreichische
  • 4Possewurde vonHitlerbeauftragt, alle österreichischen Landesmuseen zu inspizieren und anschließend darüber Bericht zu erstatten (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, Oktober 1939).
  • 5Gemeint ist hier die Kunstsammlung, insbesondere die Gemäldegalerie, desSteiermärkischen Landesmuseums Joanneum, Graz.
  • 6Die besondere Hervorhebung vonGrazundKlagenfurtdürfte damit zusammenhängen, dassKarl Haberstock,PossesVorgänger als Sonderbeauftragter für die Verteilung der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen in Österreich, bereits Zuteilungspläne für die Museen inSalzburgundInnsbruck sowie für die Staatsmuseen inWien erstellt hatte (s.Schwarz (2018), S. 43-51).
  • 7Gemeint ist hier die Gemäldesammlung für das geplanteFührermuseum.
  • 8Hitlerbezog sich hier auf die Gemälde, diePossebereits am 5. Juli 1939 ausgesucht hatte (s.Eintrag vom 05.07.1939).
  • 9Behandlung
  • 10Hitlergab die Prioritäten für die Bearbeitung der beschlagnahmten jüdischen Kunstwerke vor. Die von ihm aufgestellte Rangfolge entsprach seinem spezifischen Interesse an Malerei. Deswegen hatte für ihn der Aufbau einer Gemäldegalerie für dasFührermuseum Priorität.
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München

ist Verordnung über den

sichergestellten Besitz zu er-

warten.1

Einverstanden, daßParisurteil

vonKl.2 für 100 000 fürLinz3

erworben werden.

Linz:Landesmuseum. Natur-

geschichtl.4Sammlung. Kunstmu-

seum..5

Schwind.6

_______

Bilder Kunstwerke usw.

aus beschlagnahmtem Besitz

dürfennicht veräussertwerden.7

24.8 745abMünchen-Salzburg-

Villach-Klagenfurt-Hinfnach

Agathenhof9. Dort bis mit

10. August.

10. August 39.

140abFriesachnachGraz.

Parkhotel10.Prof. Hermann

Eggerauf Urlaub.11

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Graz

Ein großer Teil seit

1780 vollständig imDepot

Für Ausbau vonGraz Neu-

bau beantragt, um auch

19. u. 20. Jhdt aufstellen

zu können.1

Altes Museum als Zentrum

(bis 1800). Im Zusammenhg2

19. u. 20. Jhdt. Alsdrittes

dasgerman.3 Erbe in der

SteiermärkischenKunst.

(Lage schlecht.

Depot bei den Dominikanern4

(die wertvollen Bestände

vonAdmont u.St. Lambrecht5Lamprecht)

(Graz fühlt sich an 3. Stelle)6

1310Abfahrt vonGraznach

Klagenfurt.

Im Hotel Moser7Voran-

meldung aus Agathenhof8:

Brief vonReichsbaurat

Giesler, daß ich baldmög-

lichst nachMünchenkommen

soll.9Telef.10 (1930) mitG. -

u. mit ihm verabredet, daß

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Guardi

Incendio di S. Marcolo

1789 28 November

Federzeichnung vonFr.

Guardifür Bild bei

Rothschild(Wien)1

 

Pal.2Pesaro: Moderne Galerie3

Nm.4beiBazzoni.

Veroneseausstellg5

[Biennamo:Brosch

will Probenummer

von deutscher Kunst

haben]6

S. Gio. e Paolo7. - S. Zaccaria8usw.

17. August.

845vonVenedigüberTarvis

Villach SalzburgnachMünchen.

18.9¾ 9 Uhr Führerhaus10

(Arch.11Reger): angebotene Bilder

ansehen: schlechterWaldmüller12

30,Herm. Kaulbach,Kinder-

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München

szene20 0001 Wort

20 000. Dringend abgeraten.

Alte Pinakothek. Mit

Dr. Halm1 in derNeuen Pi-

nakotheku. Staatsgalerie2,

dann mit ihm zum Mittag-

essen. 14 ½ zuGeneral-

baurat Giesler(sein Assis-

tentKleinefenn3): Unter-

bringung der Linzer Ge-

mälde. Vorgeschlagen Schleiss

heim. Unmöglich da nicht

heizbar.4Schlage Räume

imDeutschen Museum

vor, die bereits für solche

Zwecke gedient haben, die

allen Anforderungen ent-

sprechen u. für denChef

bequemer liegen. Dem

soll nachgegangen werden.5

- Im Hotel tele.6Anruf

Frau Haberstock, die heute

  • 1Vermutlich istPeter Halmgemeint.
  • 2Mit "Staatsgalerie" ist wahrscheinlich dieNeue Staatsgalerieim Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz inMünchengemeint, wo ab 1919 Werke der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgestellt waren (s.Homepage der Pinakotheken).
  • 3Es handelt sich um Hans Kleinefenn, den Assistenten und Büroleiter des ArchitektenHermann Giesler.Giesler, Generalbaurat für die Neugestaltung der "Hauptstadt der Bewegung"München, war beauftragt, eine provisorische Galerie für die Bestände desFührermuseumszu suchen.
  • 4Gemeint sind vermutlich Räumlichkeiten in der Schlossanlage Schleißheim inOberschleißheimbeiMünchen. Das Neue Schloss Schleißheim war bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert als Galerieschloss öffentlich zugänglich und beherbergte die kurfürstliche Gemäldesammlung. Es entsprach allerdings nicht den konservatorischen Bedingungen, dieHitlerbzw.Possefür die Unterbringung der Gemälde für dasFührermuseumvoraussetzten, denn es konnte nicht beheizt werden.
  • 5Zum weiteren Verlauf der Suche s. Einträge vom 10.10.1939 auf den Seiten0035und0036.
  • 6telefonischer
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vonvomKarlsbadmit Auto

auf der Fahrt nachStarn-

berg1 überMünchenge-

kommen ist. Treffesie

im Continental.2

220nachDresdenzurück.

 

Berlin28. Sept. 39

Schall-Riaucour(Verwandter

Lobkowitz (Raudnitz)

Darf ich Sie bitten, HerrnK.H.3

der mirseit1 Zeichen [durchgestrichen] Jahrzehntenbes.4 gut bekannt ist

freundlichst empfangen zu

wollen.5

Entscheidung überKlinger6

u.Vermeer7 (Bormann)

Dolychaeus-Fund (Wien)

insLandesmuseum Linz1 Zeichen [durchgestrichen] ?8

Kurfürstenstr 59

BerlinW 629.

 

2

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München

AbDresden832

umsteigenHof

München1748

Münchenab 1850

Innsbruck2140

 

PesterLoyd1

Tyroler Hof,Innsbruck

Gal. Heinemann(Zinckgraf).2 

 

München:Fick,Gieseler3

 

Montag 9. Okt. 39 nachMün-

chen. Abends mit Hanfstaengl4

Dienstag 10. Okt.München.

Im Führerbau (Architekt

Reger. Telef.5 mitGieseler

über Stand der Linzer An-

gelegenheit. Zahl der vorhan-

denen Bilder, provisorische

Unterbringung imdeutschen

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München-Innsbruck

Museumfür ca 350 Bilder) )1

BeiBuchner, derSchack

galeriefür provis.2Unter

bringung vorschlägt.3

 SalzburgHotelGablerbräu.4

1535nachInnsbruck(über

Garmisch-Mittenwald).

Hotel Tyrol am Hauptbahn-

hof. -

11. Okt.Landesmuseum

Ferdinandeum.

Kustos Dr. Oberhammer

Ambras

Rüstkammer 2. Saal

Kat.5 1626 Lederkoller

Panzerhemd, Schwert u.

Gehänge, Spiess von

StephanFadinger (für

Linz6 ?) stammt ausWien

auch sonst verschiedene

Kunstsachen (Altäre) aus

Niederdonau, die Wien7  z. Zt.

geliehen hat8

 

2

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Krakau

St. Floriankirche1 (3 (4) Tafeln

vonH. v. Kulmbachvon

ehemaligemJohannisaltar

(eine Tafel seit 1925 (?) beim

Restaurator)2

 

Städt.3Sammlung:Museum Naro- / dowe/ (Abteilg4/ in Villa)

Huttencz apski 

Huttenczapski

Private Stiftung an die

Stadt. Nichts Gutes.

hübscheskleines Damen-

porträtvonN. Maes.5

28. Nov. 39.

Czartoriski-Sammlung

Ausser kunstgewerbl.6 Sachen

unter den Bildern nichts

Bedeutendes.Raffael,Leonardo

u.Rembrandtsind inB.7

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Brühlsches Palais1: ausser

Fassade nicht Originales.

Völlige Modernisierung vor

ca 6 Jahren.2

 

Bilder vonMaulbertsch

imMusseum Ossolineum Oskolineum

zuLemberg, ebenda

Krodel (W. K.)3

 

2. Dez. 39

Privatsammlungen

Krasinski4 zur Hälfte, Zamoijski5

ein knappes Fünftel, Przezdizienski6

ein Zehntel der Sammlung er-

halten, das übrige verbrannt.

 

Oberstabsarzt Prof Richter

Kommandatur IV c

Warschau

Universität Greifswald

  • 1Das Brühlsche Palais war ein Barockschloss inWarschau. 1944 wurde es von der Wehrmacht gesprengt.
  • 2Das Gebäude diente vor dem Ersten Weltkrieg als Telegraphenamt, danach wurde es vom polnischen Außenministerium genutzt und fungierte unter deutscher Besatzung als Distriktsamt (Dienstsitz des Gouverneurs) (s.Baedeker/Steinheil (1943), S. 90).
  • 3Mit "W. K." dürfteWolfgang Krodel der Älteregemeint sein, der aus kunsthistorischer Sicht zur Schule Lucas Cranachs gehört. Die Information könnte fürPosseals Cranachforscher interessant gewesen sein. Möglicherweise war er aber auch wegen des Sammlungsaufbaus für dasFührermuseum anWolfgang Krodelinteressiert, in dem er eine Abteilung für Künstler der Donauschule einrichten wollte. InWarschautrafPossemitLeopold Ruprechtund Eduard Holzmairzusammen (s.DKA, NL Posse Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 01.12.1939), welche im Stab des 'Beauftragten für die Sicherstellung des polnischen Kunstbesitzes' Kaj Mühlmanntätig waren. Von ihnen könnte er diese Informationen erhalten haben.

    DasMuseum Ossolineum interessiertePossevor allem wegen seiner hochrangigen Dürer-Sammlung (s. auchEintrag vom Dezember 1939). Zudem war Lembergzu diesem Zeitpunkt sowjetisch besetzt, die Dürer-Sammlung also außerhalb seines Verfügungsbereichs und daher auch nicht Teil seines aktuellen Auftrags. Gleichwohl erwähntePosse die Sammlung in seinem Polen-Bericht: "Vielleicht wird es später möglich sein, die siebenundzwanzig Blätter vonDürerfür Deutschland zu retten." (s. BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte). Tatsächlich wurden die Dürer-Zeichnungen im Juli 1941, nach dem Überfall auf die Sowjetunion, vonKaj Mühlmann 'sichergestellt'.Possehatte sie für die Graphische Sammlung desFührermuseums vorgesehen (s.Schwarz (2014), S. 127-128;Juzwenko/Mirecki (2004)).

  • 4Der Krasiński-Palast, ein Barockschloss inWarschau, wurde für die Magnatenfamilie Krasiński erbaut. Im Schloss befand sich die Kunstsammlung der Familie, u. a. mit Werken vonAlbrecht Dürer,RembrandtundPeter Paul Rubens. 1927 wurden die Bibliothek und die Kunstsammlung der Familie in ein eigens errichtetes Museumsgebäude transferiert. Teile der Bestände wurden bei Bombenangriffen durch deutsche Truppen im September 1939 zerstört (s.Ajewski (2004), Englische Zusammenfassung).
  • 5Gemeint ist die Sammlung der Magnatenfamilie Zamoyski, die sich im Blauen Palast inWarschaubefand. Sie umfasste neben einer umfangreichen Bibliothek des Majorats der Zamoyskis auch eine Kunstsammlung. Während der deutschen Luftangriffe im September 1939 wurden große Teile der Sammlung zerstört (s.Makowski (2013)).
  • 6Gemeint ist die Sammlung der Familie Przeździecki, die eine umfangreiche Bibliothek sowie eine Kunstsammlung umfasste. Während der deutschen Luftangriffe wurde der Palast der Familie von einer Bombe getroffen. Infolgedessen brannte der Palast aus und ein Großteil der Sammlung wurde zerstört (s.Ajewski (2004), Englische Zusammenfassung).
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Krakau1

Nationalmuseum

Direktor Dr Lorenz

Dr. Morawinski2

Wilanów3

Franz.4Möbel5

Unter den Bildern, die noch da,

sehr viele Kopien.6

Belvedere (Pilsudzki-Museum)7

 

Warschau802

Zabkowice8 1455

 

3. Dez. 815Abfahrt von

WarschaunachKrakau.

AnkunftKrakau1730

  • 1Der folgende Abschnitt bezieht sich noch auf den Aufenthalt inWarschau.
  • 2Possetraf den Direktor desNationalmuseums Stanisław Lorentzund den KuratorenJan Morawiński. Es bleibt unklar, ob man sich imNationalmuseuminWarschautraf oder in Wilanów bzw. gemeinsam in dasWilanów Palast Museum fuhr.Posseerfuhr vonLorentz, dass die erstrangigen staatlichen Museumsbestände schon im Sommer ausgelagert worden waren. AnHitlerberichtete er später: "Im übrigen wurde mir bei meinem Aufenthalt inWarschaudurch einen polnischen mir länger bekannten Kollegen mitgeteilt, daß die Bergungsarbeiten der Kunstschätze schon im Juni 1939 begonnen worden sind, so daß Ende Juli bereits der gesamte staatliche Museumsbesitz in Kisten sorgsam verpackt zum Abtransport bereit stand. Trotzdem ist es den Polen nicht gelungen, außer der berühmten Gobelinsammlung desWawel, den ebendort bewahrten Reitzeugen, Waffen und historisch wertvollen Stücken wie die Blutfahne des Propheten, die soviel ich hörte in die Hände der Russen gefallen sind, wichtigere Bestände zu verschleppen und für sich in Sicherheit zu bringen." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
  • 3Der Wilanów-Palast wurde 1677 bis 1679 als Königspalast im gleichnamigenWarschauerStadtteil erbaut. Im Palast befindet sich dasWilanów Palast Museum, das bis 1995 eine Zweigstelle desNationalmuseums Warschauwar.
  • 4Französische
  • 5Möglicherweise bezog Possesich auf einen Bestand hochrangiger französischer Barockmöbel.
  • 6Unter den noch vor Ort befindlichen Gemälden befanden sich viele Kopien, sodass diese nicht für eine Auswahl für dasFührermuseumin Frage kamen. In seinem Bericht anHitlerhobPossehervor, "daß man in den polnischen Schlössern und Privatsammlungen (z.B. Czartoryski, Wilanów usw.) neben Originalgemälden so viele Kopien antrifft." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
  • 7Das Belvedere inWarschaudiente als Wohnsitz polnischer Staatsoberhäupter, unter ihnen Józef Piłsudski, der dort von 1918 bis 1922 und von 1926 bis zu seinem Tod 1935 lebte.
  • 8Es handelt sich um den Bahnhof der Stadt Dąbrowa Górnicza.
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Bergung seitEnde Oktober

6. OktoberNovemberunter Leitg1

von StandartenführerDr.

Kaj Mühlmannals Sonder-

beauftragter vonGöring, unter

u. zugl.2als Leiter der Abtlg3 Wissenschaft u. Erziehg4 

Bestellg5 geeigneter Fachleute

Wien,Breslau,Berlin eingekreist und mit einem Pfeil vor Wien platziert,6

Arbeiten im vollen Gang u.

haben sich in 1. Linie damit

befasst, Kunst- u. Kultur-

werteWarschauszu bergen

u. sicherzustellen. Sicher-

stellung inKrakauin

NeubauJagell. Universität7,

die besonders dafür geeignet.

Dorthin auch die den Polen ab-

genommenen geflüchteten

Objekte sowie Privat u. Kirche

Da diese Ggstände8zum Teil

noch im Anrollen sind u. ihre

Aufstellg9 vorbereitet wird, ist

zurzeit eine vollkommene Über-

sicht noch unmöglich. - Dies

erst im Februar 1940101 Wort (durchgestrichen)

  • 1Leitung
  • 2zugleich
  • 3Abteilung
  • 4Erziehung
  • 5Bestellung
  • 6Die Notizen dientenPosseals Vorbereitung des Reiseberichts anHitler, in dem er schrieb: „Seit dem 6. Oktober ist unter Leitung desUnterstaatssekretärs Dr. Mühlmannals Sonderbeauftragter desGeneralfeldmarschalls Göringund als des Leiters der Abteilung Wissenschaft und Erziehung unter Bestellung geeigneter Fachleute ausBerlin,WienundBreslaudie Bergung alles wertvolleren Kunstbesitzes in vollem Gang und, soweit ich feststellen konnte, bereits ziemlich restlos erfolgt. Die Arbeiten haben sich in erster Linie damit befaßt, die Kunst- und KulturwerteWarschauszu bergen und sicherzustellen, vor allem aus dem schwerbeschädigten Königsschloß, dessen Mobiliar und Innenausstattung zu einem großen Teil gerettet werden konnte.“ (s. BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
  • 7Der noch nicht bezogene Neubau derJagiellonischen Bibliothekdiente 1939 "als zentrales Sammellager für die Kunstbeute, die hier zusammengeführt, fotographiert und inventarisiert wurde" (s. Schwarz (2014), S. 116).
  • 8Gegenstände
  • 9Aufstellung
  • 10Im Februar 1940 sollte die Aufstellung der sichergestellten Kunstwerke in derJagiellonischen Bibliothekabgeschlossen sein.Posseplante, dann ein zweites Mal nachKrakauzu reisen und die Auswahl für dasFührermuseumvorzunehmen. Zu dieser Reise kam es nicht. Stattdessen überreichte GeneralgouverneurHans Frank Hitlerzusammen mit den entsprechenden Bildvorlagen den gedruckten Katalog "Sichergestellte Kunstwerke im Generalgouvernement" (s.Digitalisat im Onlinekatalog der Jagiellonischen Bibliothek), der die polnischen Kunstwerke der ersten Wahl präsentierte (s.Schwarz (2014), S. 125-126).