Zweites Reisetagebuch

1 - 16 von 16
e3d8c4c32fbb2af083a33ff835d1846f.tif

xLampiDamenbildnis (groß)

mit Schleier, Kniestück

ev. für L.1

Teniers,Paar vor Wirtshaus

xecht, aber langweilig2

 

Carl Marko d. Ä.

Hals(Lilienfeld)3 SelbstbildnisBildnis eines Herrn

Spätbild

beschla.4Herkunft.

Kunsth. Museumuninteressiert)

Zur Ausfuhr gesperrt.5

! Deutsch 16.6Tempelgangu

      DarbringungOpfer Joachims(Pollak-Barnau)

vonSD. beschlagnahmt7

Frauenbildnis (Friedländer)8

15369H W.kann gereinigt

werden (sichergestellt)

Lederer:Bronzeplaketten10

(sichergestellt)

(vonPlaniscigzu

sammengestellt)11

 

8

0d18b5e7bebd30f961623edc4ca877e2.tif

BeiPlattnermelden

Restierende FotosDenk-

malsamt.

O.Regierungsrat Hohenauer

Wenn gewünscht zur Verfügg1

 

Steinway-Flügel2

Liste Musikinstrumente3umrahmt

 

Dworschak: Liste der Alt-

!reichs Museen anfordern.

 

Bondyhat reiche kunsthist.4

Bibliothek (ca 300 Bände),

dieDenkmalsamtzugewiesen

haben möchte.5

 

St.Pöltener Altar.

4 Flügel, davon 2 doppelseitig

Mittelschrein Holzfigur6

 

23

  • 1Verfügung
  • 2Eventuell handelte es sich hierbei um ein Klavier der FirmaSteinway & Sonsaus der Sammlung vonAlphonse Rothschild("Steinway-Konzertflügel", s.BArch, B 323/163, S. 1, Anlage "Liste 2, Von der Sammlung Alter Musikinstrumente erbetene Gegenstände aus der Sammlung Alphons Rothschild", Posse an Bormann, 15.02.1940). Auch in der Sammlung vonOscar Bondybefand sich ein Steinway-Klavier ("Klavier Marke Steinway", s.Lillie (2003), S. 241).
  • 3Vermutlich sind die Musikinstrumente aus der Sammlung Rothschild gemeint.Posseschlug vor, diese der 1939 im Palais Pallavicini neu aufgestelltenMusikaliensammlungdesKunsthistorischen MuseumsinWienzuzuteilen. Er erstellt dazu eine Liste und fügte diese seinem Schreiben anBormannmit der Bitte umHitlersGenehmigung bei. Die Zuteilung erfolgte dann im Frühjahr 1940. (s.BArch, B 323/163, Anlage "Liste 2, Von der Sammlung Alter Musikinstrumente erbetene Gegenstände aus der Sammlung Alphons Rothschild", Posse an Bormann, 15.02.1940 sowie Posse an Hanssen, 23.02.1940;BDA-Archiv, RestMat., K. 53/1, M. 3;Haupt (1995), S. 36 f.;Schwarz (2018), S. 90)
  • 4kunsthistorische
  • 5DieZentralstelle für Denkmalschutzwar an den kunstwissenschaftlichen Büchern aus dem BesitzBondysbesonders interessiert, da sie "seit dem Jahr 1914 so gut wie keine Neuerwerbungen an wissenschaftlicher Literatur machen konnte" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 13, Seiberl an Reimer, 1943). Erst 1943 fällteHitlereine endgültige Entscheidung über die Bondyschen Bibliotheksbestände: sie wurden auf dasFührermuseum- für die dort geplante Fachbibliothek - und dasInstitut für Denkmalpflegeaufgeteilt (s.BArch, B 323/115, Nr. 88, Reimer an Wolffhardt, 09.06.1943;BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 14, Reimer an Seiberl, 1943 sowie ebd. K. 27, M. 1, Bestandsaufnahme 1945/46, Bibliothek Bondy, Zuweisung an Kunstmuseum Linz und Institut für Denkmalpflege).
  • 6Possegab hier eine Kurzbeschreibung des Altaraufsatzes, der aus einem Mittelteil mit der Holzskulptur des Apostel Andreas, den links und rechts angegliederten Standflügeln, sowie zwei beweglichen, doppelseitig bemalten Flügeln besteht.
7dfe183987e5aa5437a9415d85bf95c7.tif

xWaldmüller,Blumenstilleben

Abschied der A

WurzelJesseca 120001

xAntiker Goldschmuck Szolnay

(zu kaufen)2

Große antike Grabreliefe

von Insel Thasos (Szolnay)3

 

Antikenslg4:Prof. Dr. Fritz

                       Eichler

Plastik5:Dr. Klapsia

 

Denkmalsamt:

Dr. Herbert Seiberl

Dr. Zikan

 

xBeawuais6-Füllungen (Panneaux7)

aus Rothschildpalais (zw.8Museums-

saal u. Haager Salon).9

 

28

  • 1Posseerwartete für das Gemälde "Wurzel Jesse" einen Kaufpreis von mindestens 12.000,- Reichsmark, konnte es jedoch "für den sehr günstigen Preis von 6600 RM" ankaufen (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.02.1940).
  • 2Im Juni 1939 war aus dem Besitz von Paul Zsolnayeine bedeutende Sammlung von antikem - vorrangig hellenistischem - Goldschmuck und Gemmen aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Der Bestand umfasste 65 Nummern (ca. 195 Einzelstücke, s.BArch, B 323/1203, fol. 263-268, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen"). Posseerwarb daraus14 Stücke antiken Goldschmucks, von denen zehnAdolf Hitlerzu seinem Geburtstag am 20. April 1940 als "eine besondere Freude" überreicht wurden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 3, fol. 5, Posse an Seiberl, 18.04.1940).
  • 3In der Kunstsammlung von Paul Zsolnaybefanden sich u. a. ein Weihrelief und einGrabreliefvon Thasos, auch Thassos, einer griechischen Insel im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis (s.Lillie (2003), S. 1361).
  • 4Antikensammlung;

    Possenotierte sich im Folgenden den Namen des damaligen Direktors derAntikensammlungdesKunsthistorischen MuseumsinWien.

  • 5Possemeinte dieSammlung für Plastik und Kunstgewerbebzw. notierte sich den Namen des damals zuständigen Kustos für Plastik/Skulptur desKunsthistorischen MuseumsinWien.
  • 6Gemeint ist dieGobelinmanufakturin der französischen StadtBeauvais.
  • 7von französisch "panneau" für Platte oder Schild, hier in Bezug auf Stoffbahnen bzw. Gobelins als Wandbehang/-verkleidung
  • 8zwischen
  • 9Possewar während seinesWien-Aufenthaltes im Oktober 1939 vonFritz Dworschakinformiert worden, dass sich im fürNathaniel von Rothschilderrichteten Rothschildpalais in der Wiener Theresianumgasse noch eingebaute historische Wandverkleidungen, Kamine u. Ä. befanden, die Teil der Kunstsammlung vonAlphonse Rothschildwaren (zu den Rothschild-Palais und ihrer Innenausstattung s.Nierhaus (2008)). Am 26. Oktober 1939 hatte er beiAdolf Hitlerderen Ausbau beantragt, "damit sie fürLinzund andere Museums- und sonstige Bauten verwertet werden können" (s.BArch, B 323/103, Nr. 258, Posse an Bormann, 26.10.1939). Nach seinemWien-Besuch im Dezember 1939 hattePosseMartin Bormannum Anweisung an den Sicherheitsdienst gebeten, diesen Ausbau endlich vorzunehmen und die ausgebauten Teile insZentraldepotzu bringen (s.BArch, B 323/103, Nr. 248, Posse an Bormann, 14.12.1939). Nun wurdePossein derZentralstelle für Denkmalschutzvermutlich noch einmal auf einige Tapisserie-Panneaux hingewiesen, die sich zwischen dem sogenannten "Museumssaal" und dem "Haager Salon", einem ausDen Haagstammenden Prunkraum des 17. Jahrhunderts, befanden. Möglicherweise wurde die Frage aufgeworfen, ob man diese nicht in dasFührermuseumeinbauen könne. NachdemHitlerdiesem Vorschlag am 1. Februar 1940 zugestimmt hatte, ließ sichPossevonLeopold RuprechtFotos der Panneaux mit den genauen Maßen senden, um die Details mit dem für dasFührermuseumzuständigen ArchitektenRoderich Fickzu besprechen (s.BArch, B 323/108, Nr. 292, Ruprecht an Posse, 09.04.1940). Bei den betreffenden Panneaux handelte es sich wahrscheinlich um "Zwei Panneaux, Bacchantenzug, Bekrönung einer Herme des Pan" (AR 698, s.zdk-online), "Supraporten, Panneaux, Schäferszenen" (AR 3524, s.zdk-online), "Acht Panneaux, Grotesken mit Medaillons in Wedgewood-Art" (AR 3525, s.zdk-online) und "Drei Panneaux, Huldigung der Ceres, Weinlese und Getreideernte" (AR 3535, s.zdk-online).
44e973fc0479f18b0f0c0b3f6fe9c91a.tif

(telef.1vonDr. Hansen) 15252

27.I.40Hofmuseum3

Raffael4, der früher in

der Schweiz 1000000 RM.

alter Herr5..

Sonntagschriftl. Bescheid.

 

DworschakB 38194B6

 

Madonna Alba(Mellon)7

Madonna di Gaeta8

Nebeneinander von guten Stellen (Köpfe)

andere Werkstatt mässig

Ldschft, Stauden. Bäume schlecht

u. steif

Putbus auf RügenErben desFürst(v Putbus)9

bekannt im 19. Jhdt, aber in Vergessen

heit geratenKonstruktionen, um Originalität

zu beweisen, sehr künstlich

Prof.AlfredLüdtke(inMünchen), der

das Bild für geringe Summe

gekauft hat (billig)

"Fälschung"! nein! zeitgenössisch

19336inDresden?10

a6522896b9787b03e85baf5a6533b8ca.tif

Wolken! Kein Künstler kopiert

sich zum 2. Mal Tot.Hier helfen

keine kunsthist. Konstruktionen1

BeiProf. v. BaldassimKh. Museum

zu Restauriergszwecken deponiert.2

 

1. Febr.340U.4HauptbahnhofDresden

Zug 170 Min. Verspätung

dann 270. Schliessl.5Ankunft

¾ 90AnkunftBerlin124045

¾ 13 im Kaiserhof6.¾ 6

Tel. mitDr. H.¾ 16 Adjt.7Borm.

tel.

180beimFührerbis

1915allesin Ggwart8Bormannsdurchgesprochen

alle Fotos durchgesehen.

wegenLinzu. Verteilung9

etc. 200Abendbrot.

(Bormann,Esser, die beiden

PilotenBaueru ..?.,Prof. Morell,Prof.

Hofmannusw.) ½ 10 ver-

abschiedet sich derFührer.

MitBormannzusammen

ins Hotel zurück

 

36

  • 1Bei diesem Abschnitt handelt es sich um dieFortsetzungder NotizenPossesfür das von ihm angeforderte Gutachten über die "Madonna di Gaeta", ein angebliches OriginalwerkRaffaels, das sich seit Juni 1939 imKunsthistorischen MuseuminWienbefand und für eine Million Reichsmark zum Verkauf stand (s.BArch, B 323/163, Bormann an Hanssen, handschriftlich, 27.01.1940). In seinem Bericht sprach sichPossedeutlich gegen eine UrheberschaftRaffaelsaus und riet von einem Kauf ab (s.BArch, B 323/163, Posse an Hanssen, 29.01.1940 sowie Posses Gutachten vom 29.01.1940).
  • 2Die "Madonna di Gaeta" befand sich seit 1937 beiLudwig Baldassbzw. in den Räumlichkeiten des Kunsthistorischen MuseumsinWien.
  • 3Am Vorabend, dem 31. Januar 1940 um 18:30 Uhr, hattePossetelefonisch die Order vonHanssenaus dem Verbindungsstab erreicht, am Tag darauf bis spätestens 12:00 Uhr inBerlinzu sein (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch), um demFührerpersönlich Bericht zu erstatten über den aktuellen Stand desFührermuseum-Projekts und die Ergebnisse seiner eben erst abgeschlosseneWien-Reise. Da der Frühzug etwa fünf Stunden Verspätung hatte, kamPosseerst um ca. 12:45 Uhr inBerlinan. Im Hotel Kaiserhof wartete er, bis ihnBormanngegen 17:45 Uhr für den Vortrag beiHitlerin der Reichskanzlei abholte (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1, Diensttagebuch). Auf den folgenden Seiten hieltPossedie Ergebnisse der Besprechung fest (s. Seiten0040,0041,0042und0043)
  • 4Uhr
  • 5Schließlich
  • 6Berlinserstes Luxushotel, das Hotel Kaiserhof am Wilhelmplatz 3-5, das der Reichskanzlei gegenüber lag, war ab 1873 erbaut und 1875 eröffnet worden. 1932 zogAdolf Hitlerin dieses Hotel ein, koordinierte von dort aus seinen Wahlkampf und somit wurde das gesamte obere Stockwerk als provisorische Parteizentrale der NSDAP genutzt.Possepflegte während seinerBerlinaufenthalte dort zu übernachten. Das Hotel wurde 1943 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und schließlich abgerissen. (s.Informationen und Dokumente auf www.potsdamer-platz.org)
  • 7Adjutant
  • 8Gegenwart
  • 9Gemeint ist die unter 'Führervorbehalt' durchgeführte Verteilung von beschlagnahmten und aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellten Kunstwerken auf die Museen der 'Ostmark' (s.Schwarz (2018)).
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1

schutzesWien: anBormann

berichten2(MB. Gauunterstellg3

der Museen nicht das letzte

Wort!)4

 

Für Erwerbungen 1. Million.5

Entscheidet dieF. Hals-

Frage, daßInnsbruck

dasFrauenbildnis(bisher

fürWiengedacht)Wien

aber dasgroße Männer

bildnisbekommen soll.6

SalzburgerVerkäufefür

WienerKsthist. Museum

(Kelch usw.)7

Meister von Gerlamoos

fürLinz. Entscheidung noch

aufzuschieben8

Porzellan-Kollektion

erwünscht.

  • 1Possenotierte sich über mehrere Seiten hinweg die Ergebnisse der persönlichen Besprechung mitHitlerundBormannvom 1. Februar 1940 in der Reichskanzlei inBerlin(s. auch Seiten0040,0042und0043).
  • 2Possesprach bei seinem Treffen mitHitleran, dass dieZentralstelle für Denkmalschutzaufgrund der Überleitung der 'ostmärkischen' Denkmalpfege aus der Verwaltung des Landes Österreich in die Selbstverwaltung der Reichsgaue als österreichische Zentralbehörde vor der Auflösung stand. Herbert Seiberl, dem Leiter derZentralstelle für Denkmalschutz, berichtete er wenige Tage später vonHitlersReaktion: "Für die Lage Ihres Institutes (Werkstätten, Denkmalarchiv, Sammlungen) zeigte er volles Verständnis und forderte mich auf, die Sachlage in einem Bericht an ReichsleiterBormannzu schildern. Ich werde das unter Benutzung Ihrer mir inWienübergebenen Schrift tun" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940). Am 6. Februar sandtePosseseinen Antrag anBormann, den technisch-wissenschaftlichen Apparat derZentralstelle für Denkmalschutzals Fachinstitut auf den Reichshaushalt zu übernehmen; dem Antrag wurde stattgegeben (s.BArch, B 323/103, Nr. 241, Posse an Bormann, 06.02.1940; ebd., Nr. 234, Bormann an RM für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust, 13.02.1940; s. auch Seite0028).
  • 3Gauunterstellung
  • 4Posseging hier gegen Pläne vor, die ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWiendem Reichsgau Wien zu unterstellen, und erhielt vonBormann die Zusage, dass in dieser Angelegenheit noch "nicht das letzte Wort" gesprochen, somit noch keine endgültige Entscheidung gefällt worden sei. Tatsächlich wurden die ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWienals Staatsmuseen des Deutschen Reiches weitergeführt.
  • 5Posseerhielt am 1. Februar 1940 vonHitlerdie Zusage, einen Ankaufsetat für Kunstwerke in der Höhe von einer Million Reichsmark gestellt zu bekommen. Er benötigte das Geld v. a. für finanzbehördlich oder aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellte Objekte, die zu dem von der jeweiligen Behörde festgelegten Schätzpreis erworben werden mussten.
  • 6Im Falle der Zuteilungsfrage zweier Porträts vonFrans Halsaus der Sammlung vonAlphonse RothschildlegteHitlerfest, dass dasFrauenporträtan dasFerdinandeuminInnsbruck, dasMännerporträtan dasKunsthistorische MuseuminWienging (s. KHM-Archiv, Zl. 25/KL/40, Posse an Dworschak und Plattner, 05.02.1940; s. auch Seite0059).
  • 7Hitlerentschied, dass die Objekte aus der Erzabtei St. Peter inSalzburg, die von dort in der frühen 1930er Jahren veräußert worden, in die Sammlung vonOscar Bondygelangt und als Teil dieser 1938 aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellt worden waren, imKunsthistorischen MuseuminWienverbleiben durften und nicht nachSalzburgzurückgegeben werden mussten (zu Sicherstellung und Ansprüchen des Kunsthistorischen Museums s. Schwarz (2018), S. 21-22). Es handelte sich um fünf Stücke: einKommunionkelch mit Zubehör, eineMitra, einReliquienkästchen, einPerlmutttriptychonsowie einHolzrelief des Hl. Benedikt.Possehatte sie während seines Januaraufenthaltes inWieninspiziert (s.Schwarz (2018), S. 87-88).
  • 8Possebesprach mitHitler, ob die beiden Tafelbilder "Heilige Ursula und Heilige Margarethe" und "Drachenkampf des Heiligen Georg" vonThomas von Villach, mit dem der Meister von Gerlamoos inzwischen identifiziert ist, aus der Sammlung Bondy demFührermuseumzugeteilt werden sollten. Eine endgültige Entscheidung wurde allerdings vertagt, da auch dasKärntner LandesmuseuminKlagenfurtAnsprüche erhob. Nach massivem Drängen der Klagenfurter Museumsleitung und des Reichsgaus Kärnten batPosseam 28. Februar 1941 darum, die Tafel mit dem Heiligen Georg an dasKärntner Landesmuseum, die mit den beiden weiblichen Heiligen an dasFührermuseumzu geben; Hitler stimmte am 2. März 1941 zu (s.BArch, B 323/103, Nr. 72 a/b, Posse an Bormann, 28.02.1941; ebd., Nr. 70, Bormann an Posse, 02.03.1941;Schwarz (2004), Nr. VI/1, S. 123; s. auch Seite 0012).
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Plietzsch1(Regina)2

Seissenegger,Kinderbildnis

Königin Anna300003

32,5 : 42,54

nach links blickend.

 

WienZimmer 925

3. März 40Klosterbeschlagnahmungen

(Göttweyg)6

Ausstellgseröffnung Neue Burg7

        Gauleiter B.8

Abends "Kameradschaftsabend" in

Festsaal der Burg

4.9Denkmalsamt

GalassoGalassi(Morelli) ein Teil in

Pengö!Dr. Arnulf Hummer

        30000

Waldmüller,Wiedergenesende

        12 00010

  • 1Wahrscheinlich istEduard Plietzschgemeint.
  • 2Es handelt sich vermutlich um das Hotel Regina am Rooseveltplatz 15, ehemals Maximilianplatz 16, inWien(s.Hotel-Homepage).
  • 3Dieses Gemälde wurde für 30.000,- Reichsmark angeboten. Da sich im Bestand desFührermuseumsvonJakob Seiseneggerbereits das Werk "Königin Katharina als Kind" befand, verzichtetePossewahrscheinlich auf einen Ankauf.
  • 4Es handelt sich wohl um die Bildmaße in cm.
  • 5Possenotierte sich die Nummer seines Hotelzimmers bei seinem bevorstehendenWien-Besuch. Er wohnte im Hotel Meissl & Schadn am Neuen Markt 2 bzw. in der Kärntner Straße 16 (Rückseite) im ersten Wiener Gemeindebezirk (s.BArch, B 323/103, Nr. 230, Posse an Bormann, 22.02.1940).
  • 6Zum 15. September 1939 war das Vermögen desStiftes Göttweigin der Wachau zugunsten der StadtKremseingezogen worden, woraufhin diese die Kunstwerke abtransportieren lassen hatte. Possefuhr am 7. März 1940 wohl gemeinsam mitHerbert Seiberl, der als Denkmalpfleger für Niederösterreich zuständig war, nachGöttweig, um sich von dem aus denkmalbehördlicher Sicht katastrophalen Zustand des Stiftes selbst ein Bild zu machen (s.Schwarz (2018), S. 99-100;Seite 0059).
  • 7In der Neuen Burg, einem Teil der Wiener Hofburg, fanden zwei Sonderausstellungen desKunsthistorischen Museumsstatt: "Das Wiener Forum in Plänen und Modellen. Ein Hauptstück der Wiener Stadterweiterung" und "Aus den Neuerwerbungen seit der Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reiche".
  • 8Gemeint istJosef Bürckel, der die Ausstellung eröffnete und zu diesem Anlass eine programmatische Kulturrede hielt (s.Bürckel (1940)). Die Angelegenheit war ein sensibeles Thema, daPossesich entgegenBürckelsWunsch dafür eingesetzt hatte, dass die demKunsthistorischen Museumzugeteilten Kunstwerke aus beschlagnahmtem jüdischen Besitz bei der Neuerwerbungsausstellung nicht gezeigt wurden, da "der Verteilungsplan an die Museen der Ostmark [...] noch nicht abgeschlossen" war, er keinen "Propagandastoff für die Feindmächte bieten" wollte und man "in den übrigen Gauen [...] eine Einzelentscheidung zugunsten Wiens nur als eine ungerechtfertigte Bevorzugung empfinden" würde (s.BArch, B 323/163, Posse an Hanssen, 23.02.1940; s. auchSchwarz (2018), S. 98-99).
  • 9Datumsangabe: 4. März 1940
  • 10Posseerfuhr vonHerbert Seiberl, dem Leiter derZentralstelle für Denkmalschutz, dass der Rechtsvertreter vonBerta Morelli, der Wiener AnwaltArnulf Hummer, über den Verkauf der Gemälde "Christus am Ölberg" und "Die Wiedergenesene" aus der Kunstsammlung Morelli mit ihm persönlich verhandeln wolle und ein Teil des Kaufpreises in der damaligen ungarischen Währung Pengő zu zahlen sei, daBerta Morelliund ihrSohnzu diesem Zeitpunkt inBudapestlebten (s.BDA-Archiv, RestMat.,K. 10, M. 2, fol.28, Seiberl an Posse, 28.02.1940). Bei der "mündlichen Unterredung" am 5. März 1940 (s.Seite 0054) botPosse70.000,- RM für "Christus am Ölberg" und 12.000,- RM für "Die Wiedergenesene", wobei ein Teilbetrag in Höhe von 30.000,- Pengő ausgezahlt werden sollte (s.BArch, B 323/120, Nr. 149, Posse an Hummer, 11.04.1940). Schließlich wurden für beide Gemälde 97.000,- RM gefordert (s.BArch, B 323/120, Nr. 143, Hummer an Posse, 10.05.1940).
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"zur Strecke bringen"

Dr. Kern, Gauamtsleiter

Generalreferent der Theater, Museum

Kunstförderung u. Volksbildung

Verw.1von B.2Parlament.3

 

1.Slgn.4Hofrat Dr. Komminik

byzant.5u. Völkerwandergs6-

gold.

eine 2. Slg.7Menziles

allgemein Gold8

 

2.Klöster: aufgehobenWilten,

Stams,St. Lambrecht,

Admont,Göttweygh

Jeuiten-u.ServitenklosterInnsbruck

Für diese u. weitere Fälle

einheitl. Behandlg9durch

höhere Instanz, da einzelne

Museen sich bereits in den

Besitz der Kunstwerke ge-

bracht haben. Einheitliche

Regelung. Beschlagnahmter

Besitz, der daher auch

  • 1Verwalter/-tung
  • 2Wahrscheinlich istJosef Bürckelgemeint.
  • 3Eduard Kernwar von März 1938 bis März 1940 unterJosef Bürckel, dem Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, als Generalreferent für Theater, Museen, Kunstförderung und Volksbildung für die staatlichen Kunst- und Kultureinrichtungen zuständig.Possetraf ihn in seinem Dienstsitz in der Gauleitung, die im Parlamentsgebäude eingerichtet worden war (s.Haupt (1991), S. 127-128). Er besprach mit ihm vermutlich die unterhalb aufgeführten Fragen zu den Münzsammlungen Kominik und Menziles sowie zum Kunstbesitz der in Österreich aufgehobenen Klöster.
  • 4Sammlungen
  • 5byzantinisches
  • 6Völkerwanderungs
  • 7Sammlung
  • 8Adolf Hitlerhatte kurz zuvor bei der Besprechung mitPossevom 1. Februar 1940 festgelegt, dass imFührermuseumantiker Goldschmuck und Münzen in Vitrinen präsentiert werden sollten (s.Seite 0040). Bei seinemWienaufenthalt im Januar 1940 suchtePosseetwa 60 bedeutendere Münzen mit figürlichen Darstellungen in Silber und Gold für diesen Zweck aus (s.Schwarz (2018), S. 126-127).Fritz Dworschakmachte ihn in diesem Zusammenhang auf die zwei von der Zollfahndungsstelle sichergestellte Münzsammlungen vonEmil KominikundAlfred Menzilesaufmerksam, die demKunsthistorischen Museumzur treuhänderischen Verwahrung übergeben worden waren. Auf diese erhob die Reichsbank aufgrund der Abgabepflicht von Gegenständen aus Edelmetallen vom 21. Februar 1939 (s. RGBl. I Nr. 32/1939,S. 282) Anspruch. Wegen des historischen und künstlerischen Wertes der Sammlungen Kominik und Menziles fordertePossefür diese in seinem Bericht über die Wiener Dienstreise die Ausweitung des 'Führervorbehalts': "Ferner ist von der Reichsbankhauptkasse Berlin an dieZentralstelle für DenkmalschutzinWiendie Aufforderung gerichtet worden, die Goldmünzensammlungen Emil Kominik und Alfred Menziles, die zurzeit imZentraldepotder Neuen Burg inWienin Gewahrsam sind, auszuliefern. Sowohl dasWiener Denkmalsamtwie das Wiener Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten (Staatskommissar Professor Dr.Plattner) haben gegen diese Forderung beim Herrn Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Dr.LammersEinspruch erhoben, da es sich in diesem Fall um Sammlungen von einzigartiger nationaler Bedeutung (antike und altgermanische Münzen aus der Völkerwanderungszeit usw.) handelt. Gerade aus der Sammlung Dr. Kominik könnte die vomFührerfürLinzgewünschte Vitrine mit antiken Goldmünzen großenteils zusammengestellt werden. Eine Denkschrift des Leiters desKunsthistorischen MuseumsinWien, der zugleich Leiter der Wiener Münzsammlung ist, erlaube ich mir beizufügen. Ich möchte auch meinerseits nicht verfehlen, auf die Bedeutung dieser Werte für den nationalen Kultur- und Kunstbesitz hinzuweisen" (s.BArch, B 323/163, Nr. 70-71, Posse an Bormann, 16.03.1940). Daraufhin wurde festgelegt, dass auch auf Grund der Verordnung vom 21. Februar 1939 abgelieferte Kunstgegenstände dem 'Führervorbehalt' unterlagen (s.BArch, R 43II/1269g, Bl. 57-58, Vermerk der Reichkanzlei vom 06.07.1940); mitHans Heinrich Lammers' Erlass vom 11. Juli 1940 unterlagen die Münzsammlungen Kominik und Menziles nicht der Ablieferungspflicht für Edelmetalle.
  • 9einheitliche Behandlung
1795786227841bad277588f8afa6aa31.tif

1der Entscheidung desFührers

unterliegt.2

 

!Dw.Auflösung

der Depots3

 

Rbdt-Gutmannbeim

Fürsten Liechtenstein4

Antiken:Prof. Eichler.

4.5Denkmalsamt.Dr. Frodel.6

Drumbl-Haberstock- Bei

Dworschak. - Abend mit Hst7

 

5. März. 40.ca340250hoch

Auersperg8Makart

br.95,304,80mit Rahmen

Rahmen 40 br.10

Allegorie des Nils.11

 

Seiberl: Hz.12(Schwind   Prof. EichlerAntiken

nachDresden                  Mell

Lederer!)13                       Dr. Nagler

                                           Dworschak: antike

                                           usw. Münzen

                                           Abtransport der

                                           Wiener Bilder

 

50

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Innsbruck: Als Ersatz für

großenHals, der ursprüngl.1 Inns-

bruckzugedacht, event.2Wiener

OvalbildnisHals. als Leihgabe3

EbensoMarx Reichlich,Tempelgang.

Pacher, Brixener Meister4

 

7. IIIGöttweig5

2 westdeutsche got.6Leuchter-

halter (Engel) h.74346cm

(Taxe1200 RM) Alabaster8

 

nachGöttweigKloster- u-

Kirchenbesichtigung. Gg.9Abend

nachFurth(Kellerbesichtigg10)

210zurück nachWien

Oberbürgermeister Retter11

 

8. III.Seiberl  Bildteppiche Bondy12

fa2ef92e812173d8e49cfca8eafd9e9f.tif

Dr.Dworschak:1 Antike o. germ.2 Münzen usw3

Klosterbesitz. Entschei-

dung desFührers,4

anderer beschlagnahmter

Besitz.

Wolf-MuseumEisenstadt5

sowie die anderen

Slgn.6

H.stock7

Abtransport der Kunstwerke8

Bilder!

 

Dr. Nagler, Kärntnerstr. 47II

Prof. Eichler; Antiken9

Baldass(Raffael)10

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8. März 40.Denkmalsamt: Listendurch-

sicht.1-RA.2Hummer(Ankäufe Morelli)3

1320MitHaberstockbeiDr. Dworschak.4

15¾ beiDr. Ruprecht(Gobelindurch-

sicht). - 1730beiStaatskomm. Dr.

Plattner(Sicherstellungen usw).5-

Im Hotel tel. ausDresden6, tel

mitDworschak

9. IIIAlbert Pollak. beschlag-

/ nahmt7

Galasso30 000 Pengö8

 

SilbersammlungErnst Egger

imDorotheum.9

 

9. III.Denkmalsamt. - 110Ksthist. Museum:

Baldass,Grimschitz. Besprechung

mitDworschak,O regrat Britschu.

Gallasüber R. sche Silbersammlung.10

120KunstbesitzBachstitzbeim Spe-

diteur.11- ImDorotheum(Silbersammlg

E. Egger.12- MitDr. Zikanim Ratskeller13

 

62

  • 1Gemeint sind vermutlich Wunschlisten der österreichischen ("ostmärkischen") Museen, welche diese bei derZentralstelle für Denkmalschutzeingereicht hatten.
  • 2Rechtsanwalt
  • 3Bei diesem zweiten Treffen mit RechtsanwaltArnulf Hummerging es um Preisverhandlungen für die beiden vonPossegewünschten Gemälde im Besitz vonBerta Morelli. Es wurde ein Preis von 70.000,- Reichsmark für das Gemälde "Christus am Ölberg" und ein Preis von 12.000,- Reichsmark für das Gemälde "Die Wiedergenesene" ausgehandelt, wobei ein Teilbetrag in Höhe von 30.000,- Pengő ausgezahlt werden sollte, da sichFrau MorelliinBudapestaufhielt. Nach längeren Verhandlungen mit dem Reichsfinanzministerium wegen der Zuteilung des Pengő-Betrags stimmte Posse am 11. April 1940 zu (s. BArch, B 323/120, Nr. 149, Posse an Hummer, 11.04.1940). Berta Morelliakzeptierte dieses Angebot jedoch nicht, sodass weitere Preisverhandlungen folgten.
  • 4Karl Haberstockwar Anfang 1939 vonHitlermit der Verteilung der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen inWienbeauftragt worden und in dieser Funktion zum Gegenspieler vonDworschakgeworden, der vom kurzzeitigen Reichsstatthalter in Österreich Arthur Seyß-Inquartbzw. dessen StaatsekretärKaj Mühlmannmit derselben Aufgabe betraut worden war. In der Folge dieses Machtkampfes wurde Mühlmannentlassen undPossemit der Verteilung der jüdischen Kunstsammlungen beauftragt (s.Schwarz (2018), S. 17-58). Jetzt versuchtePossewohl, die beiden Gegner ins Gespräch zu bringen und auszusöhnen.
  • 5Friedrich Plattnerwar für die beschlagnahmten und denkmalbehördlich sichergestellten Kunstwerke zuständig. Möglicherweise besprachPossemit ihm die Situation in den Ländern, insbesondere in Tirol, wohin ihn seinen nächste Dienstreise führte.Posseinspizierte dort am 28. März 1940 dasPrämonstratenser-Stift WiltenbeiInnsbruckin Bezug auf seine Eignung als Depot für denkmalbehördlich sichergestellte Kunstwerke und sollte anPlattnerBericht erstatten (s.Seite 0072).
  • 6Possetelefonierte inDresdenvermutlich mit seiner FrauElise Posseoder mit seiner Vertretung in derDresdner Gemäldegalerie.
  • 7Die Kunstsammlung vonAlbert Pollakwar 1939 aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellt worden und befanden sich in Verwahrung derZentralstelle für Denkmalschutz.Posseerfuhr nun, dassPollaksVermögen von derGestapobeschlagnahmt worden war; damit stand die Kunstsammlung für eine kostenfrei Verteilung auf Museen unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung.
  • 8Dies war die damalige ungarische Währung, in der ein Teil des Kaufpreises für die beiden Gemälde "Christus am Ölberg" und "Die Wiedergenesene" gezahlt werden sollte.
  • 9Herbert SeiberlmachtePosseauf die beschlagnahmte Silbersammlung vonErnstundFanny Eggeraufmerksam, die sich zur Verwertung imDorotheumbefand. Er hatte vor, diese unter 'Führervorbehalt' stellen zu lassen, um so eine Verteilung auf die Museen der 'Ostmark' durchführen zu können (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 11, fol. 4ff., Seiberl an Berg (Ministerium), 16.03.1940).
  • 10Possetraf sich mitFritz Dworschakund den Reichstreuhändern für das ehemals Rothschild'sche Vermögen,Oberregierungsrat Walter BritschundReichsbankrat Gallas, zur Besprechung über die Silbersammlung vonAlphonse Rothschild, die in das Zentraldepot gebracht werden sollte, damit auf sie der 'Führervorbehalt' angewendet und eine Verteilung auf die österreichischen Museen durchgeführt werden konnte (s. auch Seiten0031,0032und0040).Britschfasste die Ergebnisse des Treffens in einem Brief anDworschakzusammen: Es handele sich nicht um Kunstobjekte, sondern um Gebrauchssilber mit Monogramm oder Wappen der Familie Rothschild, die tief eingraviert seien, sodass die Gravuren ohne Beschädigung der Gegenstände nicht entfernt werden könnten (s.BArch, B 323/103, Nr. 221-222, Britsch an Dworschak, 18.03.1940; ebd., Nr. 220, Reichswirtschaftministerium (Landfried) an Bormann, 18.03.1940). Damit war die museale Verwertung der Objekte ausgeschlossen.Posseverzichtete auf die Anwendung des 'Führervorbehalts' und erklärte sich mit der Verwertung des Silbers durch das Reichswirtschaftsministerium einverstanden (s.BArch, B 323/103, Nr. 219, Hanssen an Posse, 30.03.1940; ebd., Nr. 216, Posse an Bormann, 04.04.1940).
  • 11Possebesichtigte die unter Ausfuhrverbot (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923) stehenden Kunstwerke im Besitz vonKurt Bachstitz, die bei der WienerSpedition E. Bäumleingelagert waren.Herbert Seiberlhatte ihn darauf hingewiesen (s. Seite0023).Possezeigte Interesse an vier spätmittelalterlichen Skulpturen, entschied sich aber nur für den Ankauf einer oberösterreichischen Holzfigur des Hl. Johannes vom Anfang des 16. Jahrhunderts, für die erBachstitz ein Angebot von 1.000,- Reichsmark unterbreiten ließ (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 30, Posse an Seiberl, 13.03.1940). Bachstitz antwortete nicht auf das Angebot, das ihm vermutlich zu niedrig erschien, da er für die vier Skulpturen einen Gesamtpreis von 10.000,- Reichsmark gefordert hatte (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 31/1, Personenmappe Stefan Auspitz, M. 2, fol. 14-15, Rechtsanwälte Ernst Gödl und Herbert Gödl an Zentralstelle für Denkmalschutz, 30.03.1940). Der Ankauf kam nicht zustande.Bachstitzversuchte 1943, auf gerichtlichem Wege eine Ausfuhr der Objekte durchzusetzen (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 31/1 Personenmappe Stefan Auspitz, M. 2).
  • 12Possebesichtigte die von der Vermögensverkehrsstelle beschlagnahmte und imDorotheumzur Verwertung befindliche Silbersammlung vonErnstundFanny Egger.
  • 13Eventuell besprachPossemitJosef Zykanbeim Essen im Wiener Rathauskeller den Antrag, den Museen die Gelegenheit zu geben, Silberobjekte zu erwerben, denZykanam 12. März 1940 an StaatskommissarFriedrich Plattnerstellen sollte (s.BDA-Archiv, RestMat.,K. 8, M. 5, fol. 67).
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Innsbruck1

27. III.RembrandtsMendelssohn.2

Kapelle Landhaus3 Seiberl

Landesdenkmalspfleger

jetzt Annex einer Gaustelle

ohne fachliche Stütze einer

Zentralstelle (Berlin)4

Restaurierungen

27.. III. 160überMittenwald

inInnsbruck.Graf Trapp.

Besprechg mitihmim Hotel

MitihmzumGauleiter; dort

Besprechung von 1945- 2130:

Ambraser Slg.5südtiroler

Kunstgut.6- Abend mitTrapp.

Tel. mitBuchner(München):

Rembrandts von Mendelssohn

28.7BeiGraf Trapp(Umsiedlungs-

fragen.8- Mitihmim Landhaus

beimstellv.9Gauleiter; dann im

aufgelassenenServitenkloster

(Bibliothek ca 1770, nachWilten).10

 

66

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Innsbruck

Gauleiter H.1

Seit 100 JahrenAmbraszurück-

verlangt. Der Rechtsanspruch besteht

nach wie vor, da von Verjährung

nicht die Rede sein kann, da

zu allen Zeiten u. allen jeweiligen

Machthabern die Rechtsansprüche

auf gesamte Ambr.2Sammlung

anerkannt worden sind. Er

beabsichtigt, die Sache jetzt

durchzukämpfen, im Guten oder

im Bösen.. Seine diversen

bisherigen Versuche zu einer

Regelung zu gelangen, scheiterten

daran, daß er nie eine Antwort

bekommen habe.

Es gebe nur 2 Wege. 1.) die maass-

gebenden Wiener tragennach

in gütlicher Verhandlung nach

Billigkeit den alten Forderungen

Tirols Rechnung. In diesem

Fall wäre er bereit, seinen

  • 1Possenotierte sich auf dieser sowie den beiden folgenden Seiten in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
  • 2Ambraser
31d38aebfcac6400b76e0f69bae9d0a0.tif

Innsbruck

1Rechtsanspruchgeschlossenauf jene Teile

der Wiener Waffensammlung

zu beschränken,die ausSchloss

Ambrasstammen.Als G.

Hingegen würde dann auf alle

Teile der heutigen Ambraser

Rüstkammersowie auf

verzichtet werden, die später

nachAmbraskamen u. ohne

hist. Verbindg2mit Tirol sind.

Ferner würde feierlich auf

alle sonstigen Ansprüche aus

der Ferdinandeischen Ambras-

Slg3(z. B. Bilder, Kunstgewerbe,

Münzen, Hs.4, Bibl.5 usw) ver-

zichtet werden.

Andernfalls wird er seine

weitesten Forderungen, die er

bereits eingeleitet hat, an höchster

Stelle persönlich mit allem

Nachdruck zum Vortrag bringen

 

68

  • 1Possenotierte sich auf dieser sowie der vorhergehenden und der folgenden Seite in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
  • 2historische Verbindung
  • 3Sammlung
  • 4Handschriften
  • 5Bibliothek
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Innsbruck

1u. in diesem Zusammenhang sich

nicht nur auf denTirolerRechtsstand-

punkt stützen sondern auch

im Hinblick auf die enormen

Opfer, diegeradeTirol für

dasReichGesamtreich gerade

jetzt wieder bringt,dasan das

Herz desFührersappellieren.

Ich halte es deshalb für

dringlich, daßpersönliche

VorSie bzw. die in Betracht

kommende übergeordnete

Stelle baldigst sich mit dem

Gauleiterdirekt in Verbin-

dung setzen. Ich habe persön-

lich den Eindruck, daß die

strittige Angelegenheit auf dem

Verhandlungswege ein für

allemal aus der Welt geschafft

werden kann, ehe sie größern

Umfang annimmt.2

  • 1Possenotierte sich auf dieser sowie der beiden vorhergehenden Seiten in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
  • 2Possenutzte seine Eintragungen zuHofersAusführungen sowie seine danach vorformulierten Textpassagen für eine Mitteilung anFriedrich Plattnervom Ministerium für Innere und Kulturelle Angelegenheiten inWien: "Auf Einladung des Herrn GauleitersHoferwar ich in der letzten Woche inInnsbruck. In der Besprechung wurden die Fragen der Umsiedlung des Südtiroler Kunstgutes und der Wünsche hinsichtlich der Ambraser Sammlung behandelt. Der Gauleiter ist entschlossen, seine Ansprüche auf Ambras jetzt durchzufechten. Er ist bereit, dies in gütlicher Verhandlung mitWienzu tun und zwar unter Zurückstellung alter umfassender Forderungen, ist aber entschlossen, bei nächster Gelegenheit die Angelegenheit demFührerpersönlich vorzutragen. Da er verärgert ist, weil er nie ausWieneine Antwort auf seine Wünsche erhalten habe, dürfte es sich meiner ganz privaten Meinung nach empfehlen, mit ihm in dieser Angelegenheit in Verbindung zu treten" (s.BArch, B 323/120, Nr. 244, Posse an Plattner, 05.04.1940; zur Reaktion des Ministeriums s.BArch, B 323/163, Nr. 90-93, Generalreferat für Kunstförderung, Staatstheater, Museen und Volksbildung an Bormann, 09.05.1940; s. auchBArch, B 323/103, Nr. 217, Posse an Bormann, 04.04.1940;Schwarz (2018), S. 96-97).