Zweites Reisetagebuch
"zur Strecke bringen"
Dr. Kern, Gauamtsleiter
Generalreferent der Theater, Museum
Kunstförderung u. Volksbildung
1.Slgn.4Hofrat Dr. Komminik
gold.
eine 2. Slg.7Menziles
allgemein Gold8
2.Klöster: aufgehobenWilten,
Jeuiten-u.ServitenklosterInnsbruck
Für diese u. weitere Fälle
einheitl. Behandlg9durch
höhere Instanz, da einzelne
Museen sich bereits in den
Besitz der Kunstwerke ge-
bracht haben. Einheitliche
Regelung. Beschlagnahmter
Besitz, der daher auch
- 1Verwalter/-tung
- 2Wahrscheinlich istJosef Bürckelgemeint.
- 3Eduard Kernwar von März 1938 bis März 1940 unterJosef Bürckel, dem Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, als Generalreferent für Theater, Museen, Kunstförderung und Volksbildung für die staatlichen Kunst- und Kultureinrichtungen zuständig.Possetraf ihn in seinem Dienstsitz in der Gauleitung, die im Parlamentsgebäude eingerichtet worden war (s.Haupt (1991), S. 127-128). Er besprach mit ihm vermutlich die unterhalb aufgeführten Fragen zu den Münzsammlungen Kominik und Menziles sowie zum Kunstbesitz der in Österreich aufgehobenen Klöster.
- 4Sammlungen
- 5byzantinisches
- 6Völkerwanderungs
- 7Sammlung
- 8Adolf Hitlerhatte kurz zuvor bei der Besprechung mitPossevom 1. Februar 1940 festgelegt, dass imFührermuseumantiker Goldschmuck und Münzen in Vitrinen präsentiert werden sollten (s.Seite 0040). Bei seinemWienaufenthalt im Januar 1940 suchtePosseetwa 60 bedeutendere Münzen mit figürlichen Darstellungen in Silber und Gold für diesen Zweck aus (s.Schwarz (2018), S. 126-127).Fritz Dworschakmachte ihn in diesem Zusammenhang auf die zwei von der Zollfahndungsstelle sichergestellte Münzsammlungen vonEmil KominikundAlfred Menzilesaufmerksam, die demKunsthistorischen Museumzur treuhänderischen Verwahrung übergeben worden waren. Auf diese erhob die Reichsbank aufgrund der Abgabepflicht von Gegenständen aus Edelmetallen vom 21. Februar 1939 (s. RGBl. I Nr. 32/1939,S. 282) Anspruch. Wegen des historischen und künstlerischen Wertes der Sammlungen Kominik und Menziles fordertePossefür diese in seinem Bericht über die Wiener Dienstreise die Ausweitung des 'Führervorbehalts': "Ferner ist von der Reichsbankhauptkasse Berlin an dieZentralstelle für DenkmalschutzinWiendie Aufforderung gerichtet worden, die Goldmünzensammlungen Emil Kominik und Alfred Menziles, die zurzeit imZentraldepotder Neuen Burg inWienin Gewahrsam sind, auszuliefern. Sowohl dasWiener Denkmalsamtwie das Wiener Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten (Staatskommissar Professor Dr.Plattner) haben gegen diese Forderung beim Herrn Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Dr.LammersEinspruch erhoben, da es sich in diesem Fall um Sammlungen von einzigartiger nationaler Bedeutung (antike und altgermanische Münzen aus der Völkerwanderungszeit usw.) handelt. Gerade aus der Sammlung Dr. Kominik könnte die vomFührerfürLinzgewünschte Vitrine mit antiken Goldmünzen großenteils zusammengestellt werden. Eine Denkschrift des Leiters desKunsthistorischen MuseumsinWien, der zugleich Leiter der Wiener Münzsammlung ist, erlaube ich mir beizufügen. Ich möchte auch meinerseits nicht verfehlen, auf die Bedeutung dieser Werte für den nationalen Kultur- und Kunstbesitz hinzuweisen" (s.BArch, B 323/163, Nr. 70-71, Posse an Bormann, 16.03.1940). Daraufhin wurde festgelegt, dass auch auf Grund der Verordnung vom 21. Februar 1939 abgelieferte Kunstgegenstände dem 'Führervorbehalt' unterlagen (s.BArch, R 43II/1269g, Bl. 57-58, Vermerk der Reichkanzlei vom 06.07.1940); mitHans Heinrich Lammers' Erlass vom 11. Juli 1940 unterlagen die Münzsammlungen Kominik und Menziles nicht der Ablieferungspflicht für Edelmetalle.
- 9einheitliche Behandlung
27. III.RembrandtsMendelssohn.2
Landesdenkmalspfleger
jetzt Annex einer Gaustelle
ohne fachliche Stütze einer
Restaurierungen
27.. III. 160überMittenwald
Besprechg mitihmim Hotel
Besprechung von 1945- 2130:
Ambraser Slg.5südtiroler
Rembrandts von Mendelssohn
28.7BeiGraf Trapp(Umsiedlungs-
beimstellv.9Gauleiter; dann im
aufgelassenenServitenkloster
(Bibliothek ca 1770, nachWilten).10
66
- 1ZuPossesInnsbruck-Aufenthalt vom 27. bis 29. März 1940 sieheSchwarz (2018), S. 96-97.
- 2In der vonRobert von Mendelssohnangelegten Kunstsammlung, die nach seinem Tod in den Besitz seiner Erben überging, befanden sich zweiRembrandtzugeschriebene Gemälde: ein "Selbstbildnis im Pelz, mit Kette und Ohrring" und das "Bildnis der Hendrikje Stoffels". Letzteres konntePosse1942 für dasFührermuseumerwerben.
- 3Eventuell handelt es sich um die Georgskapelle im Alten Landhaus inInnsbruck(s.Eintrag auf der Homepage des Landes Tirol).
- 4Possenotierte sich hier, vielleicht auf ein Telefonat mitHerbert SeiberlinWienhin oder weil er sich mit ihm darüber besprechen wollte, dass die bisherigen Landeskonservatoren, die zuvor der vor der Auflösung stehendenZentralstelle für DenkmalschutzinWienunterstellt gewesen waren, dem jeweiligen Reichsgau zugeordnet werden sollten und zwar unter Wegfall hauptamtlicher Stellen.Possetrug die Angelegenheit im Oktober 1940Hitlervor mit dem Ergebnis, dass per "Erlaß über die Neuorganisation der Denkmalpflege in der Ostmark" vom 8. November 1940 die Landeskonservatoren inLinz,Graz,SalzburgundInnsbruckdemReichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und VolksbildunginBerlinunterstellt und damit Reichsbeamte wurden (s.BArch, B 323/163, Nr. 176-188;Brückler (1990), S. 184-194;Frodl-Kraft (1997), S. 245-252;Schwarz (2018), S. 95).
- 5Sammlung.
Die Ambraser Sammlung war bzw. ist eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol imSchloss AmbrasbeiInnsbruckanlegte. Diese wurde ab 1665 sukzessive nachWientransferiert. Nach 1880 waren zwar Teile der Sammlung zurückgegeben, jedoch die wertvollsten und kunst- wie kulturhistorisch bedeutendsten Objekte inWienbelassen worden. Der Reichsgau Tirol forderte nun die Rückführung der berühmten Ambraser Sammlung, die aber einen Grundstock der Bestände desKunsthistorischen Museumsbildete, weshalb diese Forderung zurückgewiesen wurde (s.Schwarz (2018), S. 42, 55, 96-97 und 122).
- 6Thema des Treffens war auch das Südtiroler Kunstgut, das in Folge der Umsiedlungsaktion der Südtiroler ins Deutsche Reich gelangte (s. Einträge vom29.03.1940und10.04.1940). Am 21. März 1940 hattePosseMartin Bormannmitgeteilt, dass er "auf dringende Aufforderung des Herrn GauleitersHoferin der Angelegenheit des Südtiroler Kunstbesitzes und anderer mir noch nicht näher bekannter Kunstfragen, die den Gau Tirol besonders interessieren, für einige Tage nachInnsbruckreisen werde" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 21.03.1940).
- 7Datumsangabe: 28. März 1940
- 8Possebesprach mitOswald Trappin dessen Eigenschaft als Gaukonservator von Tirol noch einmal die "Umsiedlungsfragen" Südtiroler Kunstgutes (s. Einträge vom29.03.1940und10.04.1940).
- 9stellvertretenden
- 10DasServitenklosterinInnsbruckwar am 3. November 1938 aufgehoben, die dortigen Kunstbestände waren 1939 in das ebenfalls aufgehobenePrämonstratenser-Stift Wiltentransferiert worden, wo durch dieZentralstelle für Denkmalschutzein Tiroler Zentraldepot der denkmalbehördlich sichergestellten und beschlagnahmten Kunstwerke eingerichtet wurde (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 53/1, M. 3).PosseundTrappbesprachen, dass auch die barocke Bibliothek desServitenklostersdorthin gebracht werden sollte.