01.1940: Wien (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)

01.1940: Wien (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
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In Innsbruck (Depot Ferdinandeum)

befindet sich "Tod Mariä"

ca 80 h.1 , das stilist.2 zu Flügeln

des Mauerscher Altars gehört

u. in gewissem Zusammenhang

zu Bondy, Pfingstfest steht.3

 

Slg.4 Reissinger L.5

Reinitz Ulli Ullmann  Wien6

 

Ebenso 2 große Thonapostel

von Ölberg bei Suse Ullmann

Wien.7

 

Gute Sachen von Auspitz bei

Bachstitz, AmsterdamHaag. Diese

Stücke sind zur Ausfuhr nicht

freigegeben u. lagern in Wien8

 

Vermeer.9                   Erbschaftssteuer ca 500 000

Gefordert 2 Mill.10        Vermittler                  200 000

 

also 1 4550 000 - (entsprechend            150 000

                                    schätzg11 Graf Czernin +)

davon abhandeln                        = 550 000

 

21

  • 1hoch
  • 2stilistisch
  • 3Herbert Seiberl war ein Fachmann für den Altar, der in den Jahren 1937 bis 1941 in der Restaurierungswerkstatt der Zentralstelle für Denkmalschutz restauriert wurde (s. Frodl-Kraft (1997), S. 204, Anm. 380 und Abb. 54-55). Von ihm stammt vermutlich der Hinweis auf das Werk "Tod Mariä" im Depot des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeums in Innsbruck und den stilistischen Bezug zu dem Relief Pfingstfest aus der Kunstsammlung von Oscar Bondy. Vielleicht zog Posse auf Anraten von Seiberl den "Tod Mariä" für das geplante Führermuseum in Betracht. Eine Entscheidung darüber war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, da sich das Kunstwerk noch im Depot des Ferdinandeums befand. Am 23. März 1940 teilte Seiberl mit, dass es inzwischen in Wien eingetroffen sei und zur Besichtigung zur Verfügung stehe (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 3, fol. 34, Seiberl an Posse, 23.03.1940).
  • 4Sammlung
  • 5Wie das Kürzel "L. [=Linz]" zeigt, zog Posse die nachfolgend genannten Kunstwerke aus der Sammlung Reinitz/Ullmann für das Führermuseum in Betracht. Eventuell bezieht sich das Kürzel auch auf das darüber genannte "Pfingstfest" aus der Sammlung Bondy oder auf das Werk "Tod Mariä".
  • 6Posse korrigierte den Eintrag "Slg. Reissinger", wobei es sich wahrscheinlich um die Kunstsammlung von Luise Reisinger handelt, die nur Kopien nach Altmeister-Gemälden enthielt. Gemeint ist indes die Kunstsammlung von Stephan Reinitz und Susanne Ullmann, in der sich die zwei im Folgenden erwähnten Apostelfiguren befanden.
  • 7Posse interessierte sich für die beiden Tonplastiken "Christus" und "Petrus" aus der Kunstsammlung von Stephan Reinitz und Susanne Ullmann (s. BArch, B 323/1203, fol. 113 und 254, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen"). Die genannten Plastiken waren Teil einer Ölberggruppe, einem Bildtypus, der den betenden Jesus zusammen mit einigen seiner - meist schlafenden - Jünger in der Nacht vor seiner Kreuzigung im Garten Gethsemane darstellt.
  • 8Der Bankier Stefan Auspitz hatte nach dem Konkurs seines Bankhauses im Jahre 1931 seine Kunstsammlung an den bis 1938 in Wien tätigen jüdischen Kunsthändler Kurt Bachstitz für dessen Galerie in Den Haag verkauft. Über einige Objekte war aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923) eine Ausfuhrsperre verhängt worden. Ein Teil der Gegenstände wurde als Pfand bei der Wiener Spedition E. Bäuml eingelagert (s. Lillie (2003), S. 114). Auf diese machte Herbert Seiberl Posse nun aufmerksam. Bald darauf sollte er Fotos an Posse nach Dresden senden, die dieser am 1. Februar 1940 Hitler vorlegte, welcher Interesse an drei spätgotischen Holzfiguren zeigte (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9-10, Posse an Seiberl, 05.02.1940). Der Ankauf kam jedoch nicht zustande.
  • 9Gemeint ist das Gemälde "Die Malkunst" von Jan Vermeer, das sich im Besitz des Grafen Jaromir Czernin von Chudenitz befand. Posse stellte im Folgenden eine kurze Kalkulation für den geplanten - und später auch mit 1,65 Millionen Reichsmark durchgeführten (s. Hehenberger/Löcher (2013)) - Ankauf des Kunstwerkes für das Führermuseum auf.
  • 10Millionen
  • 11Schätzung