01.10.1940: Wien (0037) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-4)

01.10.1940: Wien (0037) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-4)
DKA_NLPosseHans_IB4-0037.tif

Wien

1. Okt. 40

Ankunft in Wien 1015  U.1 Bei Dworschak,

dieser verreist - Bei Ministerialrat

Habermann: Übergabe des Verhdlgs2 -

protokolls mit Graf Jaromir Czernin

(Marschendorf i. Riesengebirge bei

Trautenau). – Beim Finanzpräsdenten

Müller. -3

 

Dr. Zykan4

 

! Landeskonservatoren

künftig wegfallend !5

schon des Nachwuchses

 

Frl. Wurth Wien III

Geusaugasse 3.6

 

Institut f. Denkmalspflege.

Aus Slg.7 R. Pollak8 , Lampi9 , Damenbildnis

mit Schleier ca 1850 RM10

 

Dr. Herbert Gödl

I. Operngasse 8.11

R 2106612

Rechtsanwalt von Bachstitz13

  • 1Uhr
  • 2Verhandlungs
  • 3Von Hermann Habermann, Kulturreferent der Reichsstatthalterei, ließ sich Posse über den Stand der Erwerbungsverhandlungen des Gemäldes "Die Malkunst" von Jan Vermeer aus dem Besitz von Jaromir Czernin aufklären (zu den Verhandlungen zwischen Habermann und Czernin s. Hehenberger/Löscher (2013), S. 142-144). Anschließend begaben sie sich zusammen zu Heinrich Müller, vermutlich um sich über die von Czernin zu zahlende Erbschaftssteuer zu informieren (zum Familienfideikomiss s. Hehenberger/Löscher (2013), S. 55-74; zur Höhe der Erbgebühr s. Hehenberger/Löscher (2013), S. 143-144; zu den Treffen mit Habermann und Müller s. auch DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag zum 01.10.1940: "Wien. Bei Min.-Rat Habermann (Reichsstatthalterei): Erwerbungsverhandlungen Delfter Vermeer der Slg Czernin; mit diesem beim Oberfinanzpräsidenten Müller in derselben Angelegenheit."). Wenig später fuhr Posse mit Habermann zu Czernin, der in einem Schloss in Marschendorf wohnte, um die Kaufverhandlungen abzuschließen (s. Eintrag vom 02.10.1940).
  • 4Posse verbrachte den Abend mit Josef Zykan (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag zum 01.10.1940: "[...] Am Abend mit Dr. Zykan.").
  • 5Schon im August hatte der Leiter des Instituts für Denkmalpflege, Herbert Seiberl, Posse darauf hingewiesen, dass die Landeskonservatoren in den 'Ostmark'-Gauen künftig wegfallen sollten (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 4, fol. 16, Seiberl an Posse, 09.08.1940). Da Seiberl erkrankt war (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 5, fol. 2, Posse an Seiberl, 08.10.1940), besprach Posse die Angelegenheit Anfang Oktober mit dessen Mitarbeiter Josef Zykan. Durch Intervention bei Hitler konnte das Problem bald darauf gelöst werden: Die ehemaligen meist ehrenamtlichen österreichischen Landeskonservatoren wurden als Beamte in den Reichsdienst übernommen (s. Schwarz (2018), S. 95).
  • 6Posse notierte sich die Adresse von Herbert Seiberls Sekretärin Ernestine Wurth im dritten Wiener Gemeindebezirk.
  • 7Sammlung
  • 8Gemeint ist die Kunstsammlung von Robert Pollak.
  • 9Das nachfolgend genannte Gemälde galt als Werk Johann Baptist Lampis d. J. In einem 1934 erstellten Inventar wird es als "Kniebild einer jungen Dame mit Schleier, Öl/L., sign. l. u. [= signiert links unten] Lampi (d. i. Lampi der Jüngere, gest. 1837, beste Qualität)" geführt (s. Lillie (2003), S. 887). Inzwischen wird es seinem Bruder Franz Ferdinand von Lampi zugeschrieben.
  • 10Posse hatte sich während seines Aufenthalts in Wien im Januar 1940 für das denkmalbehördlich sichergestellte "Damenporträt in Weiß und Blau" interessiert (s. Eintrag vom Januar 1940) und Herbert Seiberl damit beauftragt, Verkaufsverhandlungen mit der Besitzerin zu führen. Jetzt erfuhr er, dass der Schätzpreis 1.850,- Reichsmark betrug und entschied, das Bild für diesen Preis anzukaufen. Am 3. Oktober wurde das Gemälde zu diesem Preis für das Führermuseum erworben (s. Schwarz (2004), S. 96-97).
  • 11Es handelte sich um eine Adresse im ersten Wiener Gemeindebezirk.
  • 12Telefonnummer
  • 13Posse hatte am 9. März 1940 in Wien mehrere Kunstwerke besichtigt, die im Eigentum des in Den Haag ansässigen Kunsthändlers Kurt Bachstitz waren, aber unter denkmalbehördlichem Ausfuhrverbot standen. An einer spätgotischen "Holzfigur des hl. Johannes", die als Werk eines anonymen oberösterreichischen Bildhauers galt, hatte Posse Ankaufsinteresse für das Führermuseum gezeigt (s. s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 30, Posse an Seiberl, 13.03.1940; s. auch Eintrag vom 09.03.1940). Dass Posse sich die Adresse des Wiener Rechtsanwalts von Bachstitz, Herbert Gödl, notierte, legt nahe, dass er diesen in der Angelegenheit treffen wollte.