Bildnis eines Mannes (Andrea del Verrocchio oder Perugino)

Dieses Gemälde aus Wiener Privatbesitz wurde Posse für RM 40.000,- bis 50.000,- über Carl Moll angeboten. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Version des "Ritratto d'uomo (Andrea del Verrocchio o Perugino)", das sich einst im Palazzo Pitti in Florenz befand und inzwischen in der Galleria degli Uffizi verwahrt wird (Inventarnr. 1482; s. Eintrag im Online-Katalog des Ufficio Ricerche del Polo Museale Fiorentino; Eintrag im Uffizi-Katalog; Eintrag in der Web Gallery of Art). Posse begutachtete das Bildnis bei seinem Treffen mit Moll am 13. Mai 1941 vermutlich nicht direkt, sondern Moll empfahl es ihm mündlich oder zeigte ihm Fotografien, denn zwei Wochen nach Posses Besuch schrieb Moll: "Bitte mir Ihr nächstes Wienkommen einige Tage vorher anzuzeigen, damit ich die Besichtigung des Lorenzo di Credi [...] vorbereiten kann" (s. BArch, B 323/139, Nr. 240, Moll an Posse, 27.05.1941). Im Oktober 1941 erinnerte er Posse erneut an das "Verrochiobildnis von L Credi" (s. BArch, B 323/139, Nr. 229, Moll an Posse, 26.10.1941). Posse lehnte einen Ankauf jedoch auch ohne Besichtigung ab: "Wie ich Ihnen schon schrieb, kommt das Verrochiobildnis für uns nicht in Betracht, da wir grundsätzlich keine Repliken erwerben" (s. BArch, B 323/139, Nr. 230, Posse an Moll, 31.10.1941). Auch Molls nachdrückliche Antwort stimmte Posse nicht um: "Ich würde Ihre Zeit nie in Anspruch nehmen um Ihnen ein 'Replik' zu zeigen. Dies hängt in den Uffizien und ich habe das Wiener Original Bild an Bild in Florenz verglichen. Aber ich kann mir vorstellen, dass ohne diesen Vergleich in der Öffentlichkeit die Galerie Recht [?] hat, also bereite ich den Besuch des Bildes nicht vor" (s. BArch, B 323/139, Nr. 228, Moll an Posse, 02.11.1941).