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Haag

7. II.[fn]Datumsangabe: Samstag, der 7. Februar 1942[/fn]  ½ - ¾ 12⁰

zur Abholung durch W.

im Hotel Central[fn]Posse wohnte während seines Aufenthalts in Den Haag im Grand Hotel Central, Lange Poten 10 (s. BArch, B 323/114, Nr. 662, Posse an Wickel, 31.01.1942). Am 7. Februar 1942 traf er sich gegen Mittag mit Felix William Wickel, eventuell um mit ihm die im Folgenden aufgeführten Kunsthandlungen zu besuchen. Meist strich Posse erledigte Notizpunkte diagonal durch.[/fn]

      Cramer

      Bachstitz

      Bignell

F. Lugt, Möbel nach Polen

½ Hbibliothek[fn]Handbibliothek[/fn] fehlt.

Hz.[fn]Handzeichnungen[/fn] ? Kupferstiche ?

   Kieslinger

      (Dr. van Gelder

      Ryksbüro)[fn]Vermutlich wurde Posse von Jan Gerrit van Gelder, dem Leiter des Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie, über die Sammlung von Frits Lugt informiert. Van Gelder hatte sich am Donnerstag, den 5. Februar 1942, per Brief an Posse gewandt und ihn um eine Besprechung am Samstagmorgen gebeten (s. BArch, B 323/144, Nr. 377, van Gelder an Posse, 05.02.1942). Die Sammlung Lugt war von der Dienststelle Mühlmann beschlagnahmt worden. Posse notierte sich den Namen von Franz Kieslinger wahrscheinlich als dort für diese Sammlung zuständigen Ansprechpartner.

Es hatten sich beim formalen Vorgang der Beschlagnahme Probleme ergeben: "In der Angelegenheit F. Lugt meldet die Sicherheitspolizei noch nicht die Unterlagen zu haben, auf Grund welcher die Einziehung dieser Vermögenswerte und Sammlungen aus dem Titel des Feindvermögens erfolgen kann. Diese Sammlung ist daher lediglich sicherzustellen. Einzelne Stücke dürfen derselben nicht entnommen werden" (s. BArch, B 323/113, Nr. 76, Wickel an Posse, 27.11.1941). Posse hatte jedoch bereits am 28. Juli 1941 von der Dienststelle Mühlmann 27 Gemälde zum Schätzpreis für den 'Sonderauftrag Linz' erworben (s. BArch, B 323/199, fol. 26-29, Geschäftsbuch der "Dienststelle Dr. Mühlmann" beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, Den Haag) und schließlich die gesamte Sammlung "für die Zwecke des Führers" reservieren lassen (s. BArch, B 323/114, Nr. 703, Posse an Wickel, 05.01.1942). Bei Posses Besprechung mit Fritz Schmidt am 5. Februar 1942 war festgelegt worden, dass die "Sammlung Frits Lugt möglichst geschlossen an Dr. Posse" gehen sollte (s. BArch, B 323/114, Nr. 660, Notiz für Generalkommissar Schmidt zur Besprechung am 05.02.1942).

Außerdem sollten auf Anordnung von Arthur Seyß-Inquart Gegenstände aus sogenanntem Feindvermögen, "die zur Einrichtung von Wohnungen und Dienststellen geeignet" seien, "zur Verwendung in den Ostgebieten und in luftgeschädigten Gebieten ins Reich abgegeben" werden (s. BArch, B 323/113, Nr. 96, Kramer an Wickel, 08.11.1941). Dies galt auch für die Möbel aus dem Haus von Frits Lugt, Lange Vijverberg 14, Den Haag, die für den Abtransport nach Polen vorgesehen waren.

Posse wollte sich nun vermutlich nach dem Verbleib der Möbel, den fehlenden Teilen der Sammlung sowie dem aktuellen Stand der Rechtslage erkundigen.[/fn]

Watteau - Doorn

90 000 Pfund von Lord Duveen

(via Katz) für Metropolitan

1938 oder 9 geboten.[fn]Posse notierte sich hier, dass der britische Kunsthändler Joseph Duveen über die Kunsthandlung Katz als Vermittler das Gemälde "Der Tanz" von Antoine Watteau aus dem Nachlass von Wilhelm II. im Exil-Schloss "Huis Doorn" Ende der 1930er Jahre für das Metropolitan Museum of Art in New York erwerben wollte und 90.000,- Pfund dafür geboten hatte. Eventuell erhielt er diese Information von Nathan Katz oder von Jan Gerrit van Gelder, mit dem er wohl über das Werk gesprochen und ihm später Fotografien davon zugesandt hatte (s. BArch, B 323/114, Nr. 638, Oertel an van Gelder, 06.03.1942; für die Empfangsbestätigung s. BArch, B 323/144, Nr. 376, van Gelder an Posse, 12.03.1942). An Martin Bormann schrieb Posse: "Ich bin sehr froh, dass dieses bedeutende und einzigartig reizvolle Bild aus dem Besitze Friedrichs des Großen, das zu den Hauptwerken Watteaus gehört, für das Museum des Führers gewonnen werden konnte, und zwar zu einem Preis, der notorisch die Hälfte von dem seinerzeit von Amerika (Lord Duveen) gebotenen beträgt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht verfehlen, auf die außerordentlich wertvolle und nicht leichte Vorarbeit des Herrn Haberstock in dieser nun schon so viele Monate sich hinziehenden Angelegenheit hinzuweisen" (s. BArch, B 323/102, Nr. 719, Posse an Bormann, 11.02.1941). Posse hatte das Gemälde im Dezember 1941 für 900.000,- Reichsmark erworben und organisierte nun dessen Abtransport aus Doorn.

Die Aussagen Posses bezüglich des Preises werfen einige Fragen auf, denn zum notierten Zeitpunkt entsprachen 90.000,- Pfund in etwa 1 Million Reichsmark. In den Geschäftsunterlagen der Kunsthandlung Duveen Brothers (s. Bestand im Getty Research Institute) sind intensivere Verhandlungen um "Der Tanz" ab November 1927 belegt. Demnach wurden für das Gemälde 60.000,- Pfund bzw. 1,2 Millionen Reichsmark geboten (s. The Getty Research Institute, Los Angeles, Accession no. 960015, Duveen Brothers Records, 1876-1981, bulk 1909-1964, Files regarding works of art: Emperor's (Kaiser Friedrich) Collection, 1925-1938, Seite 122, Brief vom 23.11.1927). Die Bemühungen Duveens um das Bild zogen sich über ca. 10 Jahre hin. Eine Schreiben von Benjamin Katz aus dem Jahr 1937 belegt seine Verhandlungen zu einem Preis von 50.000,- Pfund (etwa 600.000,- Reichsmark) zuzüglich 5.000 Pfund Provision; Duveen wollte versuchen, diesen Preis zu drücken (s. The Getty Research Institute, Los Angeles, Accession no. 960015, Duveen Brothers Records, 1876-1981, bulk 1909-1964, Correspondence: Ka-, 1927-1963, Seite 056, Benjamin Katz an Duveen, 09.09.1937; s. ebd. Duveen an Katz, 13.09.1937). Eine Einigung mit bzw. ein Verkauf über Duveen fand schließlich nie statt.[/fn]