Lanckorońska, Adelajda

Lanckorońska, Adelajda
Geburtsdaten
Todesdaten
1980
Geschlecht
weiblich

Kunstsammlerin; allgemein s. BDA-Archiv, RestMat., K. 25, 26 und 26/1 Personenmappen Sammlung Lanckoronski;

Die bedeutende Kunstsammlung, die Adelajda Lanckorońskis Vater Karl zusammengetragen hatte, galt als eine der wertvollsten Wiener Privatsammlungen mit Werken namhafter Künstler wie Rembrandt, Botticelli, Tintoretto, Canaletto, van Goyen, Feuerbach, Makart, Thoma u. a. Etliche Objekte entstammten der "Galerie von König Stanislaus August", die sich im Warschauer Königsschloss befunden hatte und aus deren Bestand Kunstgegenstände nach der ersten Teilung Polens 1795 versteigert worden waren.

Die Sammlung befand sich im Palais in der Jacquingasse 16-18 im 3. Wiener Gemeindebezirk, das Karl Lanckoroński 1894/95 vorrangig für repräsentative Zwecke zur Unterbringung seiner wachsenden Kunstbestände errichten lassen hatte. Für sie war 1938 eine Ausfuhrgenehmigung durch die Zentralstelle für Denkmalschutz erteilt worden. Kurz vor ihrem Abtransport wurde sie im Herbst 1939 nach dem Überfall des Deutschen Reichs auf Polen aufgrund der "Verordnung über die Behandlung von Vermögen der Angehörigen des ehemaligen polnischen Staates" von der Gestapo beschlagnahmt (s. Schwarz (2018), S. 88-89). Hermann Görings Haupttreuhandstelle Ost (HTO) hatte vor, das Palais samt Inneneinrichtung und Kunstsammlung zu verwerten (s. Iselt (2010), S. 241-250). Die Zentralstelle für Denkmalschutz (seit Mitte 1940: Institut für Denkmalpflege) bemühte sich im Gegenzug darum, die Verwertung durch die HTO mithilfe des 'Führervorbehalts' zu unterbinden. Dies gelang etappenweise: Zunächst suchte Posse unter Maßgabe des 'Führervorbehalts' gut 70 Kunstwerke für das Führermuseum aus (s. BArch, B 323/1210, fol. 3-7, "Sammlung Lanckoronski. Gemälde erwünscht für das Kunstmuseum Linz"), am 1. April 1943 wurde die gesamte Kunstsammlung unter 'Führervorbehalt' gestellt, im April 1943 auch das Palais Jacquingasse 16-18 mit seiner wertvollen Innenausstattung (s. Schwarz (2018), S. 167-171). Die Kunstsammlung überstand in den im Auftrag Adolf Hitlers eingerichteten Bergungsdepots das Kriegsende (zur Bergungsgeschichte s. Winiewicz-Wolska (2014), S. 373-380). Das Palais wurde 1944 jedoch durch einen Bombentreffer schwer beschädigt und damit auch ein Teil der Ausstattung vernichtet; in der Nachkriegszeit wurde es abgerissen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden die enteigneten Sammlungsbestände aufgrund eigens erlassener Rückstellungsgesetze (s. Bundesgesetze 1946-1995) an die rechtmäßigen Eigentümer bzw. deren Rechtsnachfolger restituiert. Die restituierten Objekte von geschichtlicher, künstlerischer und kultureller Bedeutung unterlagen weiterhin den Bestimmungen des Ausfuhrverbots (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923). Um für die von diesem Gesetz betroffenen Objekte eine Ausfuhrgenehmigung zu erwirken, mussten einige davon dem österreichischen Staat als "Widmungen" überlassen werden. Nach der Installation des Kunstrückgabegesetzes von 1998 (s. Kunstrückgabegesetz) wurden auch diese an die rechtmäßigen Eigentümer bzw. deren Rechtsnachfolger rückgestellt.

Die Kunstsammlung wurde nach der Rückstellung unter Karls Erben, seinen drei Kindern Anton, Karolina und Adelajda, aufgeteilt und von diesen zum Teil verkauft. Karolina Lanckorońska gab ihre 122 Kunstgegenstände beinhaltende Sammlung als Geschenk an ihre Heimat Polen, weshalb sich diese heute im Warschauer Königsschloss sowie im Krakauer Wawel befindet.

Schwester von Anton Lanckoroński und Karolina Lanckorońska

Literatur Kurzangaben
Nachlass Carl Jacob Burckhardt (UB Basel, Signatur: NL 110 : G 4045 und G 4047)
Personenname in Verweisungsformen
Lanckorońska, Adelheid
Lanckorońska, Heidi
Lanckorońska, Haida