Provenienz und Rechtswahrung
Seit April 1984 befinden sich die Reisetagebücher Hans Posses im Deutschen Kunstarchiv, damals noch Archiv für Bildende Kunst, am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Übergeben wurden sie vom Augsburger Kunsthistoriker Bruno Bushart (1919-2012), der sie nach eigenen Angaben um 1975/77 von Magdalene Haberstock (1892-1983), der Witwe des Berliner Kunsthändlers Karl Haberstock (1856-1956), mit der Auflage erhalten hatte, einen geeigneten Aufbewahrungsort zu finden und eine 50-jährige Nutzungs-Sperrfrist ab dem Todesjahr Posses 1942 zu verhängen. Bushart übergab die Reisetagebücher schließlich dem Archiv; so ist es vor allem sein Verdienst, dass diese überaus wichtige Quelle zum NS-Kunstraub erhalten geblieben ist und als Teil des Bestandes des Deutschen Kunstarchivs erschlossen werden kann.
Laut Zugangsregister gingen die fünf Reisekladden zusammen mit dem Diensttagebuch aus Posses Tätigkeit als Direktor der Dresdner Gemäldegalerie am 12. April 1984 im Archiv ein. Am 15. Oktober 1985 reichte Bushart einen Taschenkalender aus dem Jahr 1942 nach.
Bislang ist noch nicht geklärt, wie die Tagebücher aus Posses Besitz in den der Haberstocks gelangten. Als enge Freunde hatte das Ehepaar Haberstock bis zuletzt Kontakt zu Hans Posse. Es wäre somit denkbar, dass sie die Reisekladden nach dessen Tod an sich nahmen. Möglich ist auch der Weg über Posses Witwe Elise, die ihren Mann beerbte und deren Nachlass wiederum an ihre Verwandten ging. Diese gaben an, die Tagebücher aus ihrem Besitz Anfang der 1950er Jahre an Karl Haberstock verliehen, sie jedoch nicht wieder zurückerhalten zu haben. Belege hierfür existieren nicht.
Nach Busharts Übergabe der Reisekladden an das Archiv wurde die vereinbarte 50-jährige Nutzungssperre eingehalten, Einsichtnahmen waren jedoch seit 1987 nach Genehmigung durch Posses Rechtsnachfolger gestattet. Im Oktober 2010 wurde dem Deutschen Kunstarchiv die Verwaltung des Urheberrechts übertragen. Dieses erlosch zum 8. Dezember 2012.