Erstes Reisetagebuch
Ein großer Teil seit
1780 vollständig imDepot
Für Ausbau vonGraz Neu-
bau beantragt, um auch
19. u. 20. Jhdt aufstellen
zu können.1
Altes Museum als Zentrum
(bis 1800). Im Zusammenhg2
19. u. 20. Jhdt. Alsdrittes
dasgerman.3 Erbe in der
SteiermärkischenKunst.
(Lage schlecht.
Depot bei den Dominikanern4
(die wertvollen Bestände
vonAdmont u.St. Lambrecht5Lamprecht)
(Graz fühlt sich an 3. Stelle)6
1310Abfahrt vonGraznach
Im Hotel Moser7Voran-
meldung aus Agathenhof8:
Brief vonReichsbaurat
Giesler, daß ich baldmög-
lichst nachMünchenkommen
u. mit ihm verabredet, daß
- 1Zu den Planungen für einen Neu- bzw. Erweiterungsbau desSteirischen Landesmuseums Joanneums. Einträge auf dervorhergehenden Seite.
- 2Zusammenhang
- 3germanische
- 4Das 1807 profanierte Dominikanerkloster in der Dreihackengasse 1-3 inGrazwurde als Depot für Kulturgut aus den beschlagnahmten Klöstern und Stiften der Steiermark genutzt.
- 5Die Bestände desBenediktinerstifts St. Lambrechtin der Steiermark wurden im Mai 1938 beschlagnahmt.
In seinem Bericht anHitlersolltePossebemängeln, dass "ein großer Teil der ausAdmontundSt. Lambrechtneuerdings erworbenen Stücke [...] in für die Öffentlichkeit unzugänglichen Depots, z. B. bei den Dominikanern" aufbewahrt wurde (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, III. Das Steiermärkische kulturhistorische und Kunstgewerbe-Museum in Graz, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208-209; zum Depot im aufgelassenen Dominikanerkloster s.Leitner-Ruhe (2016), S. 256).
- 6Damit ist gemeint, dass sich dasLandesmuseum Joanneum bei der Zuteilung aus den beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen an dritter Stelle einordnete - nach dem fürLinzgeplantenFührermuseumund demTiroler Landesmuseum FerdinandeuminInnsbruck(s. auchEintrag vom 23.07.1939).
- 7Es handelt sich wohl um das Hotel Moser-Verdino in der Domgasse 2,Klagenfurt.
- 8Aus dem Agathenhof inMicheldorf, woPossezuvor seine Ferien verbracht hatte (s.Homepage des Gesundheitsresorts Agathenhof; s. auchEintrag vom 24.07.1939), wurde er informiert, dass ein an ihn gerichteter Brief vonHermann Gieslereingegangen sei. Vermutlich ließ er sich diesen am Telefon vorlesen.
- 9Der Münchner ArchitektHermann Giesler, Generalbaurat für die Neugestaltung der StadtMünchen, war vonHitlerbeauftragt worden, eine provisorische Galerie für dessen Linzer Gemäldesammlung ausfindig zu machen (s.Schwarz (2004), S. 42;Schwarz (2011), S. 271-272).
- 10Telefonat
AbDresden832
umsteigenHof
München1748
Münchenab 1850
Innsbruck2140
PesterLoyd1
Tyroler Hof,Innsbruck
Montag 9. Okt. 39 nachMün-
Dienstag 10. Okt.München.
Im Führerbau (Architekt
über Stand der Linzer An-
gelegenheit. Zahl der vorhan-
denen Bilder, provisorische
Unterbringung imdeutschen
- 1Eventuell ist die ungarische Tageszeitung "Pester Lloyd" gemeint.
- 2DieGalerie Heinemannam Lenbachplatz inMünchenzählte zu den bedeutendsten Kunsthandlungen Deutschlands. Sie wurde 1938 von dem leitenden MitarbeiterFriedrich Heinrich Zinckgraf 'arisiert' und zunächst unter dem NamenGalerie am Lenbachplatz, später unter dem NamenGalerie Zinckgrafweitergeführt (s. Eintrag zur Geschichte der Galerie aufGalerie Heinemann online).
- 3Posseberiet sich mit dem Generalbaurat für die Neugestaltung der Stadt München,Hermann Giesler, wegen einer provisorischen Galerie für die für dasFührermuseuminLinzvorgesehenen Bilder (s.Schwarz (2004), S. 42;Schwarz (2011), S. 271-272). In welchen großzügigen Dimensionen man sich diese Galerie dachte, verdeutlichen die in Betracht gezogenen Ausweichquartiere, nämlich Schloss Schleißheim, die ehemalige Sommerresidenz der bayerischen Kurfürsten nördlich vonMünchen, dasDeutsche MuseuminMünchenund Burg Burghausen.
- 4Es dürfte sich um den KunsthistorikerEberhard Hanfstaenglhandeln, den vonHitler 1933 eingesetzten und 1937 wieder entlassenen Direktor derNationalgalerie in Berlin.
- 5Telefonat
Wilanów3
Unter den Bildern, die noch da,
sehr viele Kopien.6
Belvedere (Pilsudzki-Museum)7
Warschau802
Zabkowice8 1455
3. Dez. 815Abfahrt von
AnkunftKrakau1730
- 1Der folgende Abschnitt bezieht sich noch auf den Aufenthalt inWarschau.
- 2Possetraf den Direktor desNationalmuseums Stanisław Lorentzund den KuratorenJan Morawiński. Es bleibt unklar, ob man sich imNationalmuseuminWarschautraf oder in Wilanów bzw. gemeinsam in dasWilanów Palast Museum fuhr.Posseerfuhr vonLorentz, dass die erstrangigen staatlichen Museumsbestände schon im Sommer ausgelagert worden waren. AnHitlerberichtete er später: "Im übrigen wurde mir bei meinem Aufenthalt inWarschaudurch einen polnischen mir länger bekannten Kollegen mitgeteilt, daß die Bergungsarbeiten der Kunstschätze schon im Juni 1939 begonnen worden sind, so daß Ende Juli bereits der gesamte staatliche Museumsbesitz in Kisten sorgsam verpackt zum Abtransport bereit stand. Trotzdem ist es den Polen nicht gelungen, außer der berühmten Gobelinsammlung desWawel, den ebendort bewahrten Reitzeugen, Waffen und historisch wertvollen Stücken wie die Blutfahne des Propheten, die soviel ich hörte in die Hände der Russen gefallen sind, wichtigere Bestände zu verschleppen und für sich in Sicherheit zu bringen." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 3Der Wilanów-Palast wurde 1677 bis 1679 als Königspalast im gleichnamigenWarschauerStadtteil erbaut. Im Palast befindet sich dasWilanów Palast Museum, das bis 1995 eine Zweigstelle desNationalmuseums Warschauwar.
- 4Französische
- 5Möglicherweise bezog Possesich auf einen Bestand hochrangiger französischer Barockmöbel.
- 6Unter den noch vor Ort befindlichen Gemälden befanden sich viele Kopien, sodass diese nicht für eine Auswahl für dasFührermuseumin Frage kamen. In seinem Bericht anHitlerhobPossehervor, "daß man in den polnischen Schlössern und Privatsammlungen (z.B. Czartoryski, Wilanów usw.) neben Originalgemälden so viele Kopien antrifft." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 7Das Belvedere inWarschaudiente als Wohnsitz polnischer Staatsoberhäupter, unter ihnen Józef Piłsudski, der dort von 1918 bis 1922 und von 1926 bis zu seinem Tod 1935 lebte.
- 8Es handelt sich um den Bahnhof der Stadt Dąbrowa Górnicza.