Erstes Reisetagebuch
Wilanów3
Unter den Bildern, die noch da,
sehr viele Kopien.6
Belvedere (Pilsudzki-Museum)7
Warschau802
Zabkowice8 1455
3. Dez. 815Abfahrt von
AnkunftKrakau1730
- 1Der folgende Abschnitt bezieht sich noch auf den Aufenthalt inWarschau.
- 2Possetraf den Direktor desNationalmuseums Stanisław Lorentzund den KuratorenJan Morawiński. Es bleibt unklar, ob man sich imNationalmuseuminWarschautraf oder in Wilanów bzw. gemeinsam in dasWilanów Palast Museum fuhr.Posseerfuhr vonLorentz, dass die erstrangigen staatlichen Museumsbestände schon im Sommer ausgelagert worden waren. AnHitlerberichtete er später: "Im übrigen wurde mir bei meinem Aufenthalt inWarschaudurch einen polnischen mir länger bekannten Kollegen mitgeteilt, daß die Bergungsarbeiten der Kunstschätze schon im Juni 1939 begonnen worden sind, so daß Ende Juli bereits der gesamte staatliche Museumsbesitz in Kisten sorgsam verpackt zum Abtransport bereit stand. Trotzdem ist es den Polen nicht gelungen, außer der berühmten Gobelinsammlung desWawel, den ebendort bewahrten Reitzeugen, Waffen und historisch wertvollen Stücken wie die Blutfahne des Propheten, die soviel ich hörte in die Hände der Russen gefallen sind, wichtigere Bestände zu verschleppen und für sich in Sicherheit zu bringen." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 3Der Wilanów-Palast wurde 1677 bis 1679 als Königspalast im gleichnamigenWarschauerStadtteil erbaut. Im Palast befindet sich dasWilanów Palast Museum, das bis 1995 eine Zweigstelle desNationalmuseums Warschauwar.
- 4Französische
- 5Möglicherweise bezog Possesich auf einen Bestand hochrangiger französischer Barockmöbel.
- 6Unter den noch vor Ort befindlichen Gemälden befanden sich viele Kopien, sodass diese nicht für eine Auswahl für dasFührermuseumin Frage kamen. In seinem Bericht anHitlerhobPossehervor, "daß man in den polnischen Schlössern und Privatsammlungen (z.B. Czartoryski, Wilanów usw.) neben Originalgemälden so viele Kopien antrifft." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 7Das Belvedere inWarschaudiente als Wohnsitz polnischer Staatsoberhäupter, unter ihnen Józef Piłsudski, der dort von 1918 bis 1922 und von 1926 bis zu seinem Tod 1935 lebte.
- 8Es handelt sich um den Bahnhof der Stadt Dąbrowa Górnicza.
1 Buchstabe (durchgestrichen)Jedenfalls wird alles für
Deutschland Bedeutsame dann
erfasst sein. und erst wenn
eine Entscheidung über das
Schicksal bedeutenderer
Werke aus Kirchl. u. Privat.1
getroffen sein wird, wird
man auf Grund dieser Er-
fassung auch diese greifen
können.Staatl. Lichtbildstelle
Berlin. Photoalbum
Generalgouv.2demFührervorlegen3
Charakteristik des polnischen
Kunstbesitzes.
Silber, Kirchenschätze (Marienkirche4
u. Wawel5) Cloisonné-Arbeiten
1 Wort Pergamentschriften
Die Durchführung meines
Auftrages war mir z. Zt. noch
nicht möglich, da infolge der
nicht voraus zu sehenden Ver-
hältnisse Im Augenblick seine
Durchführung unmöglich war.
Gründe! - - - - -8
- 1kirchlichem und privatem [Besitz]
- 2Generalgouverneur
- 3In seinem Bericht wies Posse auf den Katalog hin: "DieStaatliche Lichtbildstelle ist gleichzeitig dabei, nach und nach alle bedeutsamen Kunstwerke aufzunehmen. Die werden demFührerdurch denGeneralgouverneurseinerzeit in Photo-Albums vorgelegt werden." (s. BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 4Possemeinte Silberobjekte, nämlich Messkelche, im Kirchenschatz der Marienkirche inKrakau(s.National Archives, Ardelia Hall Collection: Wiesbaden Administrative Records, "Sichergestellte Kunstwerke im Generalgouvernement", 262-263,264-265,279-280).
- 5Possemeinte Goldschmiedearbeiten bzw. Silberobjekte im Kirchenschatz der Wawel-Kathedrale (s.National Archives, Ardelia Hall Collection: Wiesbaden Administrative Records, "Sichergestellte Kunstwerke im Generalgouvernement", 258,269-270,276,277-278).
- 6Gemeint sind drei FederzeichnungenAlbrecht Dürersaus derUniversitätsbibliothekvonWarschau(s. National Archives, Ardelia Hall Collection: Wiesbaden Administrative Records, "Sichergestellte Kunstwerke im Generalgouvernement", 226-228).
- 7"Ich erlaube mir ferner darauf aufmerksam zu machen, dass mit demLemberger Museum Ossolineumeine Folge von schönen ZeichnungenAlbrecht Dürersund anderer altdeutscher Meister in russische Hände gefallen ist. Vielleicht wäre es möglich, vor allem die 27 Blätter vonDürernachträglich für Deutschland zu retten." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte; zur Dürer-Sammlung im Ossolineum in Lemberg s.Juzwenko/Mirecki (2004);Schwarz (2014), S. 127-128.)
- 8Possemachte sich Notizen für seinen schriftlichen Bericht anHitler.
Sicher gestellte Bilder
1 Katalog der österr.2
Ausstellung
Paket - Einlieferungs-
schein.!
HollbeinscheHolländischeMadonna
Risse ausspanen
altes gedämpftes Linden-
holz ohneAstWirbel ganz
weich. Nicht gewöhnlicher
Tischlerleim sondern Emul-
sionsleim.
warnt vor abhobeln
Plane Holzunterlage
mit Wasser verdünntenSpiritus
tränken3
6
- 1Die Datierung des Eintrags ist unklar, doch legt der Kontext der folgenden Notiz nahe, dass er inWiengemacht wurde und sich somit auf die denkmalbehördlich sichergestellten Gemälde aus jüdischem Besitz inWien bezieht, für diePosse beiHitlerden 'Führervorbehalt' beantragen wollte, wie er am 23. Juli 1939 vorschlug. Die entsprechende Anordnung wurde am 22. August 1939 erlassen (s.Schwarz (2014), S. 88).
- 2österreichischen
- 3Posse notierte sich Restaurierungshinweise vermutlich aus demDoerner Institutfür die vonBartholomäus Sarburgh gemalte Kopie der Madonna des Basler Bürgermeisters Jacob Meyer zum HasenvonHans Holbein d. J.Das Hauptwerk derDresdner Gemäldegaleriewar 1937 auf eine Ausstellung in die USA gegeben und beschädigt worden (s.Maaz (2014), S. 48-49). Die aus vier vertikal verlaufenden Eichenbrettern zusammengesetzte Tafel wies gravierende Schäden in Form von geöffneten Fugen auf, die gemäß der Empfehlung mit weichem Lindenholz gefüllt werden sollten. Eine Restaurierung der Tafel wurde jedoch erst in den letzten Jahren durchgeführt (s.Börner (2015)).