Meister von Hohenfurth: Hohenfurther Zyklus
Am 16. April 1941 hatte Martin Bormann Posse über die bevorstehende Beschlagnahme von Stift Hohenfurth informiert und ihn um eine Entscheidung gebeten, ob der sogenannte Hohenfurther Altar vor Ort verbleiben oder dem Führermuseum zugewiesen werden sollte (s. BArch, B 323/103, Nr. 52, Bormann an Posse, 16.04.1941). Posse sprach sich nach seiner Besichtigung des Stifts und dessen Kunstbesitz für letzteres aus: "Ich erlaube mir zu beantragen, daß die 9 Tafeln des Hohenfurther Meisters, die zu den ältesten und bekanntesten Erzeugnissen der deutschen Tafelmalerei aus dem 14. Jhdt gehören, dem Linzer Führermuseum überwiesen werden, da sie in dem abgelegenen Hohenfurth der Allgemeinheit entzogen sind und die Erhaltung der einzigartigen Tafeln deutscher Malerei in pfleglicher Behandlung eines großen Museums besser gesichert ist als in dem längst bedeutungslos gewordenen Stift" (s. BArch, B 323/103, Nr. 31, Posse an Bormann, 17.05.1941). Adolf Hitler genehmigte die Zuweisung an das Führermuseum (s. BArch, B 323/117, Nr. 750, Posse an Eigruber, 22.05.1941).
Der Zyklus zeigt neun Darstellungen aus dem Leben Jesu Christi: die Verkündigung [Mü-Nr. 801], die Geburt Jesu [Mü-Nr. 808], die Anbetung der Könige [Mü-Nr. 802], das Gebet am Ölberg [Mü-Nr. 803], die Kreuzigung [Mü-Nr. 806], die Beweinung [Mü-Nr. 805], die Auferstehung [Mü-Nr. 807], die Himmelfahrt Christi [Mü-Nr. 809] und die Ausgießung des Hl. Geistes [Mü-Nr. 804].
Am 08.10.1945 wurde der Hohenfurther Zyklus an die Tschechoslowakische Republik übergeben (s. BArch, B 323/649, Sog. Restitutionskartei nach Münchner Nummer Bd. 3). Die Tafeln befinden sich als Leihgabe des Stiftes Hohenfurth im Agneskloster der Nationalgalerie in Prag.