Siebenbürger, Hans: Andreasaltar

Siebenbürger, Hans: Andreasaltar
Gattung
Malerei
Bildwerk
Datierung
ca. 1470
Material
Holz
Vorbesitzer
Herkunft aus Sammlung
Sammlung Bondy, Oscar, Wien
Von Posse vergebener Titel
St. Pöltener Altar
Datum der Begutachtung
01.1940
Ort der Begutachtung

Dieser Altaraufsatz stammt ursprünglich aus der Andreaskapelle, die sich auf dem ehemaligen Friedhof der Stiftskirche in St. Pölten, dem heutigen Domplatz, befand. Diese wurde 1786 abgetragen und Teile des Inventars wurden verkauft. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte er zur Kunstsammlung Oscar Bondys, bis er im Juli 1938 in dessen Wohnung am Schubertring 3 aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt wurde (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923; aufgeführt als Nr. 17: "Wiener Schule, Ende 15. Jh., Andreas Altar aus St. Pölten", s. Lillie (2003), S. 218). Er hatte die Sicherstellungsnr. Bo 17. Hugo Jury, der Gauleiter von Niederdonau, hatte Posse am 30. Januar 1940 per Telegramm darum gebeten, sich bei Hitler um die Zuweisung von Werken des Künstlers "Kremser Schmidt" an die Gauhauptstadt Krems und des St. Pöltner Altars aus der Sammlung Bondy an die Stadt St. Pölten einzusetzen, was Posse ihm auch zusagte (s. BArch, B 323/117, Nr. 700, Jury an Posse, 30.01.1940; ebd., Nr. 701, Posse an Jury, 31.01.1940). Am 1. Februar trug Posse Hitler diese Bitte vor; von zwei Werken konnte er auch Fotografien vorlegen. Hitler gab seine grundsätzliche Zustimmung (s. BArch, B 323/163, Nr. 159, Posse an Bormann, 13.02.1940). Jury wandte sich am 6. Februar 1940 noch einmal an Bormann mit der Bitte um Überlassung der Werke (s. BArch, B 323/103, Nr. 240, Jury an Bormann, 06.02.1940). Auf Rückfrage Bormanns antwortete Posse: "Gegen ihre Überweisung an diese Stelle bestehen selbst in Hinblick auf Linz keinerlei Bedenken" (s. BArch, B 323/163, Nr. 159, Posse an Bormann, 13.02.1940) und so wurde der Altaraufsatz dem Stadtmuseum St. Pölten zugewiesen (s. BArch, B 323/163, Nr. 158, Bormann an Jury, 15.02.1940; BArch, B 323/117, Nr. 700-702, Kunstwerke aus dem beschlagnahmten Wiener Besitz für das Gaumuseum Niederdonau bezw. Museen in Krems und St. Pölten).

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Objekt an die Erben nach Oscar Bondy restituiert, die es verkauften. Über den Kunsthändler Blasius Fornach gelangte der Altaraufsatz 1951 in den Besitz des Wieners Karl Vanecek. 1997 erwarb ihn die Diözese St. Pölten für das dortige Diözesanmuseum.

Der Altaraufsatz besteht aus einem Mittelteil mit der Holzskulptur des Apostel Andreas, den links und rechts angegliederten Standflügeln, sowie zwei beweglichen, doppelseitig bemalten Flügeln, die in der Werktagsansicht die Holzfigur verdecken. Die Sonntagsseite zeigt die Andreasskulptur und vier Szenen aus seinem Leben: wie er einen Knaben vom Tod erweckt, die Taufe der Maximila, seine Folter mit Knüppeln und seine Predigt für das Volk am Kreuz. Die Werktagsseite zeigt außen auf den Standflügeln vier Szenen aus dem Marienleben (Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Jesu, Entschlafung Mariae), innen in vier Bildern das Jüngste Gericht und die Erlösung der Seelen aus dem Fegefeuer durch das Messopfer und die Almosenspende.

alternative Titel
St. Pöltner Andreasaltar