Erstes Reisetagebuch
Hauptsache: Neues geeignetes
Museum wenig geeignete
RauUnterbringg1 in den
Privaträumen2des Fürstbischofs3,
dadurch bedingt geringe Zu-
gänglichkeit. Der Fürstbischof4
wäre bei seinem Deutsch-
Kärntner zu packen und
Gemeinschafts- u. Zusamm
arbeit5mit ihm zu erstreben
III/. Anschluss derLandes-
galerie(18 10; 19.u.u. 20. Jhdt)6
Begünstigg7 der lebenden
Kärntner Kunst.
u. Egger-Lienz-Museum9in
IV/.Heimatkunde(mit nichts
aus Boden gestampft) könnte
im jetzigenLandesmuseum
untergebracht werden
- 1Unterbringung
- 2Gemeint ist die Klagenfurter Bischöfliche Residenz in der Mariannengasse 2.
- 3Vermutlich ist Andreas Rohracher gemeint, der als Kapitularvikar gewählt worden war, nachdemAdam Hefterals Bischof vonGurk-Klagenfurtaus gesundheitlichen Gründen am 14. Juli 1939 abgedankt hatte.
- 4vermutlichAndreas Rohracher
- 5Zusammenarbeit
- 6DieLandesgaleriesollte demLandesmuseumangeschlossen werden.
- 7Begünstigung
- 8Städtische
- 9Die StadtLienzsammelte bereits seit 1920/25 Werke des dort geborenen KünstlersAlbin Egger-Lienz. Seit 1942 werden die Bestände im LienzerMuseum Schloss Bruckin der Egger-Lienz-Galerie präsentiert (s.Eintrag auf der Homepage des Museums Schloss Bruck).
- 10eventuell
170mitDr. Frodelzu
Prof. Eggeram Wörther See.1
13. August (Sonntag)Diöcesan-
Museumgeschlossen.
2330inVenedig.
Hotel Vittoria - Bristol
Calle de Fuseri
Zimmer 117.5
14. Aug. Veroneseausttellg6
Segretario Motta7.
Ufficio Biennale: Brosch8
Nachm.9 Museo Correr.
MeinTurchi, aber oben
mit Engelsgruppe.10 Bei
Kino (GiardiLido).14
- 1Possebesuchte den Grazer KunsthistorikerHermann Egger, der am Wörthersee Urlaub machte, gemeinsam mitWalter Frodl, dessen akademischer LehrerEggerwar.
- 2Vermutlich ist Walter Frodl gemeint.
- 3zusammen
- 4Vermutlich sprachPossemitFrodlüberRobert Hiecke, der als Ministerialdirigent imReichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildungfür die Denkmalpflege auch im angeschlossenen Österreich zuständig war und sich sehr für die Belange der österreichischen Denkmalpflege einsetzte (s.Brückler/Nimeth (2001)).
- 5Posse nahm sich ein Zimmer im Hotel Vittoria in der Calle dei Fuseri,Venedig.
- 6Es handelte sich um die große, international beachtete Ausstellung zu dem Maler Paolo Veronese 1939 im Palazzo Giustiniani am Markusplatz (zur Ausstellung s.Pallucchini (1939)).Possewar Mitglied des Ausstellungsbeirates.
- 7Es könnte sich entweder um den Namen einer Person oder um den Namen eines Ortes handeln.
- 8Vermutlich handelt es sich umLudwig Brosch, denPosseanlässlich der XIII. Biennale inVenedig1922 kennengelernt hatte, als er die Ausstellung im Deutschen Pavillon kuratierte (zuPossesKuratorentätigkeit für die Biennale 1922 s.Schwarz (2014): Rittmeister und Excellenz, S. 248-254; s. auchBroschsKurzartikel "Die Vorbereitungen zur 13. Internationale in Venedig" und "Venedigs XIII. Internationale Kunstausstellung" in der Zeitschrift "Der Cicerone").
- 9Nachmittags
- 10Vermutlich ist ein Werk des MalersAlessandro Turchigemeint, dessen Motiv in ähnlicher Form auf einem WerkTurchisinPossesPrivatsammlung zu finden war.
- 11Während seines Aufenthalts imMuseo CorrerstattetePossedessen Direktor, Giulio Lorenzetti, einen Besuch ab und traf vermutlich dort, vielleicht aber auch den Museumsräumen, den Direktor desFolkwang MuseumsinEssen,Heinz Köhn.
- 12Abends
- 13vermutlichLudwig Brosch
- 14Vermutlich ist der 1937 eröffnete Palazzo del Cinema di Venezia auf dem Lido gemeint, wo jedes Jahr die Internationalen Filmfestspiele vonVenedigals Teil der Biennale für zeitgenössische Kunst stattfinden.
DirektorLandesregierungsarchiv
Domplatz Führer durchSalzburg
(vergriffen)2
Hauptnachdruckneben
den Tirolischen Sachen
(Maximilian) vor allem
deutscheRenaissance u.
gutenNiederländern, die
ausbauwürdig.3
Raumnotdieselbe wie anders-
wo da alle Materien in dem
selben Gebäude untergebracht
zwei zum Abbruch bestimmte
Zinshäuser schon vor
Jahrzehnten erworben um
Möglichkeit zu haben, das
Museum□zu schliessen4
Hofanlage: Lapidarium -
Graphik aus allen Zeiten erwünscht
(z. B. Venezianer u. Oberitaliener)5
- 1Franz Martinwar wiePosseMitglied desInstituts für österreichische Geschichtsforschung. Möglicherweise kanntePosseihn von seiner Studienzeit in Wien her.
- 2Möglicherweise hattePosseversucht, den vonMartinverfasstenSalzburg-Führer zu erwerben, der jedoch vergriffen war (Martin, Franz: Salzburg, ein Führer durch seine Geschichte und Kunst. Wien 1923).
- 3In seinem Bericht über die Landesmuseen beschriebPossedas Sammlungsprofil desFerdinandeumsfolgendermaßen: Das Museum besäße "außer seinem einzigartigen, reichen Besitz an hochwertiger Heimatkunst und Kunstgewerbe sehr bedeutende Malerwerke der deutschen Renaissance aus der BlütezeitInnsbrucksunterKaiser Maximilianund vor allem auch eine wertvolle Sammlung niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts [...], deren Ausbau sehr wünschenswert wäre" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208).
- 4Vermutlich meintePossedie Möglichkeit, durch die museumseigene Nutzung der umliegenden Gebäude eine geschlossene Hofanlage zu erhalten.
- 5In seinem Bericht anHitlerbetontePosse, dassInnsbruck "bei der Verteilung graphischer Werke aus dem beschlagnahmten Besitz [...] (z. B. mit einem Exemplar des 'Theuerdank'" zu berücksichtigen sei (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208).
2 kl1Altartafeln1 Wort
MWortende ?Piramus u. Tisbe
(OuwaterGm.2)
Anton Kern3
Angelus PaleaF. 1724 (eine
No R 15bi6
Nic. Fugger 27,5:21,57
J. v. Goyen(?) Ldschft mit Bauerhaus9
der hl. Katharina Kupfer
- 1kleine
- 2evtl. "Gemälde"
- 3Eventuell ist der Maler Anton Kern gemeint.
- 4Kleines
- 5bezeichnet
- 6eventuell "1561"
- 7Eventuell ist ein Porträt desNikolaus Fuggergemeint. Bei "27,5:21,5" handelt es sich vermutlich um Maßangaben.
- 8polnisch für "Mann"
- 9Landschaft mit Bauernhaus
- 10Eventuell ist der Maler Johann Carl Loth gemeint.
Sal. Koninck, Gelehrter im Studierzimmer2
Nicol. Maes, Herrenporträt
lebensgroß.4
Mittwoch 1950 1750Casino.
Im Dom des Wawel.
Mittwoch 29. Nov. 39
Nach dem Wawel zuUnter-
Besichtigung des Domschatzes
In der BurgOberbürgermeister
Zörner. - Kistenauspacken (War
mitDr. Ruprecht7 Gast
- 1Vermutlich ist Anthonie Palamedesz gemeint, der in seiner Arbeit vonDirck Halsbeeinflusst wurde.
- 2Vermutlich handelt es sich um das Werk "Prorok Zachariasz", das 1936 mit Salomon Koninck in Verbindung gebracht worden war (s.Winiewicz-Wolska (2001), Nr. 44, S. 73-75, 314-315).
- 3Westfälischer
- 4Vermutlich ist das "Portret mężczyzny" eines unbekannten Künstlers nachNicolaes Maesgemeint.
- 5Possefühlte sich der PersonAugusts des Starkenin besonderem Maße verbunden; er hatte über ihn publiziert (s. Posse, Hans: "Augustus Rex. Zum Gedächtnis eines deutschen Fürsten, August des Starken, Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen (1. Februar 1733)." In:Der Türmer. Deutsche Monatshefte35 (1933), S. 473-480). Zudem galtPosses langjähriges Forschungsinteresse der SammelpolitikAugust des Starkenund seines SohnsFriedrich August II., welche die Dresdener Kunstsammlungen im 18. Jahrhundert innerhalb weniger Jahre aufgebaut hatten.
- 6Der noch nicht bezogene Neubau derJagiellonischen Bibliothek(Universitätsbibliothek) diente als zentrales Sammellager für die beschlagnahmten Kunstwerke aus öffentlichem, kirchlichem und privatem Besitz. Hier war man soeben dabei, die Kisten der ausWarschauabtransportierten Objekte auszupacken. AnHitlerberichtetePosse: "InKrakauwaren fast täglich Waggons mit den sichergestellten Kunstwerken aus öffentlichem, kirchlichem und privatem Besitz im Anrollen. Die Kunstwerke werden in dem dafür besonders geeigneten Neubau derJagellonischen BibliothekinKrakaugesammelt und dort zu einer übersichtlichen Aufstellung gebracht, die im Februar 1940 beendet sein dürfte." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 7Als Direktor derWaffensammlung des Kunsthistorischen Museums war Leopold Ruprecht der Waffenexperte im Stab vonKaj Mühlmann.Possehatte ihn bereits inWienkennengelernt, woRuprechtfür das in der Neuen Hofburg eingerichteteZentraldepot der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen zuständig war (s.Schwarz (2018), S. 34-42).
- 8Vermutlich ist mit "Civil. Casino" das Ring-Casino am Stephansplatz 3 gemeint (s.Baedeker/Steinheil (1943), S. 34).
Wilanów3
Unter den Bildern, die noch da,
sehr viele Kopien.6
Belvedere (Pilsudzki-Museum)7
Warschau802
Zabkowice8 1455
3. Dez. 815Abfahrt von
AnkunftKrakau1730
- 1Der folgende Abschnitt bezieht sich noch auf den Aufenthalt inWarschau.
- 2Possetraf den Direktor desNationalmuseums Stanisław Lorentzund den KuratorenJan Morawiński. Es bleibt unklar, ob man sich imNationalmuseuminWarschautraf oder in Wilanów bzw. gemeinsam in dasWilanów Palast Museum fuhr.Posseerfuhr vonLorentz, dass die erstrangigen staatlichen Museumsbestände schon im Sommer ausgelagert worden waren. AnHitlerberichtete er später: "Im übrigen wurde mir bei meinem Aufenthalt inWarschaudurch einen polnischen mir länger bekannten Kollegen mitgeteilt, daß die Bergungsarbeiten der Kunstschätze schon im Juni 1939 begonnen worden sind, so daß Ende Juli bereits der gesamte staatliche Museumsbesitz in Kisten sorgsam verpackt zum Abtransport bereit stand. Trotzdem ist es den Polen nicht gelungen, außer der berühmten Gobelinsammlung desWawel, den ebendort bewahrten Reitzeugen, Waffen und historisch wertvollen Stücken wie die Blutfahne des Propheten, die soviel ich hörte in die Hände der Russen gefallen sind, wichtigere Bestände zu verschleppen und für sich in Sicherheit zu bringen." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 3Der Wilanów-Palast wurde 1677 bis 1679 als Königspalast im gleichnamigenWarschauerStadtteil erbaut. Im Palast befindet sich dasWilanów Palast Museum, das bis 1995 eine Zweigstelle desNationalmuseums Warschauwar.
- 4Französische
- 5Möglicherweise bezog Possesich auf einen Bestand hochrangiger französischer Barockmöbel.
- 6Unter den noch vor Ort befindlichen Gemälden befanden sich viele Kopien, sodass diese nicht für eine Auswahl für dasFührermuseumin Frage kamen. In seinem Bericht anHitlerhobPossehervor, "daß man in den polnischen Schlössern und Privatsammlungen (z.B. Czartoryski, Wilanów usw.) neben Originalgemälden so viele Kopien antrifft." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 7Das Belvedere inWarschaudiente als Wohnsitz polnischer Staatsoberhäupter, unter ihnen Józef Piłsudski, der dort von 1918 bis 1922 und von 1926 bis zu seinem Tod 1935 lebte.
- 8Es handelt sich um den Bahnhof der Stadt Dąbrowa Górnicza.