Erstes Reisetagebuch
Führerbesuch abgesagt wird.
190im Hotel Grünwald1
Tel. daßFührerendgültig
heutenichtkommt. 1910tel.
seine Ankunft im Führerbau
1945angesagt. DerFührer
1955- 2125im Führerbau
zur Besichtigg2der Linzer
Wiensoll einen Teil der
französ.5Bilder (darunter
Fragonard) sowie sämtliche
Englische Bilder erhalten.
In allem übrigen haben in
1. Linie Linz, in 2. Innsbruck
den Vorzug.6
FürLinzsoll aus dem beschlag-
nahmten Kunstbesitz auch eine
graphische Abteilunggebildet
werden.Möbel("gr. ital.
Tapisserienusw.8
2
- 1.Possewohnte inMünchen im Grand Hotel Grünwald in der Nähe das Hauptbahnhofes (Hirtenstraße/Ecke Dachauer Straße).
- 2.Besichtigung
- 3.Gemeint sind die für das geplanteFührermuseuminLinzvorgesehenen Werke.
- 4.Als Depots wurden die Luftschutzräume im Keller benutzt (s.Hopp/Klingen (2016), S. 75-76).
- 5.französischen
- 6.Possenotierte sich stichpunktartig seine Absprachen mitHitler. DasKunsthistorische Museum inWien sollte einen Teil der Gemälde französischer und englischer Künstler aus den beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen erhalten, die es schon seit längerer Zeit forderte. Bei der weiteren Verteilung sollte "Linz" - gemeint sind dasFührermuseum und dasOberösterreichische Landesmuseum- an erster und "Innsbruck" - gemeint ist dasTiroler Landesmuseum Ferdinandeum- an zweiter Stelle kommen (s.Schwarz (2018), S. 65-66).
- 7.DassPosseden Verweis auf eine italienische Truhe in Anführungszeichen setzte, könnte darauf hindeuten, dass er Hitlerhier direkt zitierte.Posseverwendete in den Reisetagebüchern des Öfteren die Form des direkten Zitats, umHitlerwiederzugeben (s. auch spätererEintrag vom 23.07.1939). Eventuell erinnerte sichHitleran eine Truhe aus Rothschild-Besitz, die er bei seinen Besuchen imZentraldepot der beschlagnahmten jüdischen KunstsammlungeninWiengesehen hatte (zu Hitlers Besuchen im Zentraldepot s.Schwarz (2018), S. 38-42, 52-55).
- 8.Possevermerkte, welche Objektgattungen zusätzlich zu Gemälden noch in die Sammlung für dasFührermuseumaufgenommen werden sollten.
Sämmtl. Abteilgen1
haben bisher nur von den
bescheidenen Mitglieds-
beiträgen u. gelegentl.2
Subventionen gelebt.
(Subventionen bis ca 2000 Schilling)
Für museale Zwecke konnte
(da Zs. Carinthia31 Zeichen (durchgestrichen)alle Mittel
aufgebrt4) nichts ausgegeben
werden konnte.
IGrundlage:IAntikeu. Prähistoriemit
anständigen Räumen u.
einem Fachmann.5
Dazu Vorgeschichte u. Alpines
sowie geolog. Abtlg.6
Historie.9
Zusammen mitDiöcesan-
Aus beiden wäre einausgesprochenkärnt-
nerisches Museum zu schaffen,
dessen Bestände u. Qualität
hervorragend wären.11
- 1.Sämtliche Abteilungen
- 2.gelegentlichen
- 3.Gemeint ist die 1811 erstmals erschienene Zeitschrift (= Abkürzung Zs.) "Carinthia - Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung und Unterhaltung", Publikationsorgan desGeschichtsvereins für Kärntenund älteste historische Zeitschrift Österreichs (s.Homepage des Geschichtsvereins für Kärnten, Carinthia I, Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten).
- 4.aufgebraucht
- 5.Posseskizzierte ein Konzept für die Neustrukturierung des Kärntner Landesmuseums Rudolfinum, dessen Sammlung "auf den für Kärnten als uraltem Kulturland eigentümlichen praehistorischen, antiken und nachantiken Funden und Ausgrabungen" beruhe, die - auf die laufenden archäologischen Ausgrabungen Bezug nehmend - "noch ständig Früchte" trügen, wie er später in seinem Bericht über die Landesmuseen der Ostmark ausführte (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 210).
- 6.geologische Abteilung
- 7.Kunsthistorische Abteilung
- 8.lokaler
- 9.Posse stellte hier Überlegungen zu einem Konzept für die Neustrukturierung der Kunsthistorischen Abteilung desKärntner Landesmuseums Rudolfinum an, das er in seinem Bericht über die Landesmuseen der Ostmark ausarbeitete und ausformulierte (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 209-210).
- 10.Gemeint sind die"Stuckreliefs aus Millstatt nach Andrea Mantegna", wiePossein seinem Bericht über die Landesmuseen der Ostmark ausformulierte (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 209), die aus derBrauttruhe der Paola Gonzagastammen und Szenen aus dem Leben desKaisers Trajandarstellen (s. Milesi (1975)).
- 11.Posseunterbreitete späterHitlerin seinem Bericht über die Landesmuseen der Ostmark den Vorschlag, "die provisorisch in der Burg untergebrachteLandesgalerie" und "die wertvollen Bestände desfürstbischöflichen Diözesanmuseums" mit den lokalen Kunstwerken desLandesmuseums Rudolfinumzu vereinigen und so "eine Kärntner Kunstabteilung zu schaffen" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse: Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 210).