09./10.04.1941: München (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-5)

09./10.04.1941: München (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-5)

Bei BuchnerMünchen

Für Lanz1 käme

Burghausen in Betracht

bitte Genehmigung zu

erwirken. Am besten in

Autos. (kein Umladen)2

 

Bei Buchner Bildnis des

Bruders von Zwintscher

(Gutbier)3

 

Dr. Kreisl (Neuschwanstein)4

(Dr Kracht)

 

Erbitte Abschluss Boutsbildnis

mit roter Mütze5

  • 1Gemeint ist die Kunstsammlung von Otto Lanz.
  • 2Posse suchte dringend ein Depot für die kürzlich in Amsterdam erworbene Sammlung Lanz. Er besprach das Problem mit Ernst Buchner in der Pinakothek, der als Unterbringungsort die Burg zu Burghausen vorschlug, eine der größten Burganlagen Europas, die bereits eine Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen beherbergte. Um die Objekte zu schonen, hätte Posse einen Direkttransport mit Lastwagen bevorzugt. Am 15. April 1941 schilderte er Martin Bormann die Problematik und empfahl die Burg zu Burghausen als Depot: "Ihre [= Sammlung Lanz] vorläufige Unterbringung im Reich macht einige Schwierigkeiten, da alle bisherigen Depots belegt sind. Auch in Neuschwanstein ist kein Platz mehr. Ich habe deshalb neulich mit Generaldirektor Buchner in München verhandelt, der mir Burghausen, nördlich Salzburg (in dieser Burg befindet sich bekanntlich auch eine bayrische Filialgalerie), als Unterbringungsort vorschlug. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Genehmigung zur Unterbringung dieser in Kisten verpackten Sammlung bei der zuständigen bayerischen Stelle erwirken wollten, ebenso den Transport von Amsterdam dorthin in Autos, damit möglichst eine Umladung und die Gefährdung durch Nässe vermieden werden." (s. BArch, B 323/164, Nr. 981, Posse an Bormann, 15.04.1941). Hitler ordnete indes an, Schlösser und aufgelassenen Stifte im Reichsgau Oberdonau auf ihre Eignung als Depots zu überprüfen (s. BArch, B 323/164, Nr. 953, Bormann an Posse, 20.04.1941). Die Kunstwerke der Sammlung Lanz wurden letztlich im Juli 1941 per Eisenbahnwaggons aus Amsterdam direkt nach Kremsmünster befördert, wo sie per Möbelpacker vom Bahnhof zum Stift gebracht und dort eingelagert wurden (s. BArch, B 323/117, Nr. 740, Juraschek an Posse, 30.07.1941).
  • 3Posse erfuhr bei Ernst Buchner von dem Porträt des Musikers Rudolf Zwintscher, welches dessen Bruder, der Künstler Oskar Zwintscher, gemalt hatte. Angeboten wurde es über den Kunsthändler Ludwig Gutbier, der seine Galerie Ernst Arnold, ehemals eine der führenden Galerien für moderne Kunst in Dresden, 1937 nach München verlegt hatte. Im September 1941 kaufte Posse das Gemälde für die Dresdner Gemäldegalerie (s. DKA, NL Arnold/Gutbier, Galerie, I,B-564, Rechnung vom 05.09.1941).
  • 4Wahrscheinlich ging es um die laufende Inventarisierung von Kunstwerken, die in Frankreich durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg 'sichergestellt' und im März 1941 auf Schloss Neuschwanstein eingelagert worden waren (s. BArch, B 323/164, Nr. 192-197, Rosenberg an Hitler, 2[zweite Ziffer unleserlich].03.1941). Posse schrieb dazu an Martin Bormann: "Bei meiner neulichen Anwesenheit in München hat mir Generaldirektor Buchner mitgeteilt, daß die in Neuschwanstein untergebrachten Bestände aus Paris zurzeit von zwei Kunsthistorikern im Auftrage des Amtes Rosenberg inventarisiert werden [...]" (s. BArch, B 323/164, Nr. 967, Posse an Bormann, 15.04.1941). Nach Abschluss der Inventarisierungsarbeiten sollte Posse "den gesamten Bestand im Hinblick auf die Bedürfnisse des Führer-Museums in Linz durchsehen" (s. BArch, B 323/164, Nr. 949, Bormann an Posse, 20.04.1941).
  • 5Posse hatte sich dieses Gemälde aus der Sammlung von Margherita Gallotti Spiridon bis nach den Osterfeiertagen (13./14. April 1941) reservieren lassen (s. Eintrag vom 07.04.1941) und verlangte deshalb nach einer Entscheidung über dessen Erwerb.