Gutmann, Rudolf von
Kunstsammler; allgemein s. BDA-Archiv, RestMat., K. 20/1, Personenmappen Sammlung Gutmann;
Die Kunstsammlung von Rudolf Gutmann umfasste u. a. wertvolle Einrichtungsgegenstände, Gemälde niederländischer Künstler sowie eine erlesene Altmeister-Grafiksammlung. Nach dem Tod des Eisenhüttenindustriellen Adalbert Freiherr von Lanna (1836-1909) hatte er dessen Kunstsammlung, die nahezu vollständig die Entwicklung des gesamten Kunstgewerbes und der Kleinkunst von der frühesten Zeit bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts zeigte, aufgekauft und erweitert. Unmittelbar nach dem 'Anschluss' Österreichs konnte Gutmann gemeinsam mit seiner Frau über die Tschechoslowakei und die Schweiz nach Kanada fliehen, wo er bis zu seinem Tod lebte. Sein Vermögen wurde auf Grund der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 18.11.1938 beschlagnahmt. Weil jedoch angenommen wurde, dass Rudolf Gutmann überschuldet war, zögerten die Behörden mit der endgültigen Einziehung zugunsten des Deutschen Reichs, da dieses damit auch die bestehenden Verbindlichkeiten hätte übernehmen müssen. Unabhängig davon wurde ein Teil der beschlagnahmten Objekte auf die Museen der 'Ostmark' verteilt (s. Schwarz (2018), S. 182 und passim).
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden die enteigneten Sammlungsbestände aufgrund eigens erlassener Rückstellungsgesetze (s. Bundesgesetze 1946-1995) an die rechtmäßigen Eigentümer bzw. deren Rechtsnachfolger restituiert. Die restituierten Objekte von geschichtlicher, künstlerischer und kultureller Bedeutung unterlagen weiterhin den Bestimmungen des Ausfuhrverbots (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923). Um für die von diesem Gesetz betroffenen Objekte eine Ausfuhrgenehmigung zu erwirken, mussten einige davon dem österreichischen Staat als "Widmungen" überlassen werden. Nach der Installation des Kunstrückgabegesetzes von 1998 (s. Kunstrückgabegesetz) wurden auch diese an die rechtmäßigen Eigentümer bzw. deren Rechtsnachfolger rückgestellt.
Die bedeutende Sammlung von 44 (41) Rembrandt-Kupferstichen, die für das Führermuseum vorgesehen war, wurde im Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwahrt und von dort mit den Beständen des Kupferstich-Kabinetts in die Burg Weesenstein ausgelagert. Am 19. Juni 1945 wurde das Konvolut durch den Sonderbeauftragten Hermann Voss an eine sowjetische Trophäenkommission übergeben und von der sowjetischen Militäradministration Deutschlands in die Sowjetunion verbracht.