23.07.1939: München (0015) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-2)

23.07.1939: München (0015) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-2)
DKA_NLPosseHans_IB2-0015.tif

München

Der Führer wendet sich

(auf meine Schilderung der

österr.1 Verhältnisse u. der

an Wien von den Gauen ge

stellten Forderungen an den

Wiener Kunstbesitz) dagegen,

daß der alte historisch ent-

standene Kunstbesitz irgend

wie geschmälert werde. Er

hat mir späterhin nochmals

ausdrücklich bestätigt, daß

der Wiener Kunstbesitz so

wie er ist erhalten bleiben

müsse (Ambraser Sammlung)2

"Die großen Sammlungen haben

ihren eigenen hist.3 gewordenen

Charakter u. dürfen nicht be-

raubt werden".4

Etwas anderes ist es mit

dem beschlagnahmten Reichs-

besitz.5 Dieser müsse der

österr.6  Provinz, in 1. Linie

Linz7  zugute kommen.

Er habe auch eine Ver-

ordnung dagegen erlassen, daß

  • 1österreichischen
  • 2Es handelt sich um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, die Erzherzog Ferdinand II. von Tirol im Schloss Ambras bei Innsbruck anlegte. Diese wurde ab 1665 sukzessive nach Wien transferiert. Der Reichsgau Tirol forderte die Rückführung der berühmten Ambraser Sammlung, die aus Tirol nach Wien verkauft worden war und einen Grundstock der Sammlung des Kunsthistorischen Museums bildet (s. Schwarz (2018), S. 42).
  • 3historisch
  • 4Hitler wendete sich gegen die Bestrebungen der österreichischen Gauleiter, auf die Bestände der ehemaligen österreichischen Staatsmuseen in Wien zuzugreifen. Er gab hier eine Art Bestandsgarantie vor allem für das Kunsthistorische Museum in Wien (s. Schwarz (2018), S. 82-84 und passim). Da es sich um eine ganz grundsätzliche Entscheidung handelte, zitierte Posse Hitler hier direkt.
  • 5Damit meinte Hitler die beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen, auf die er allerdings erst zugriff, nachdem diese vom NS-Regime eingezogen und damit in Reichsbesitz übergegangen waren.
  • 6österreichischen
  • 7Hitler meinte hier das Oberösterreichische Landesmuseum und das Führermuseum.