28.03.1940: Innsbruck (0071) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)

28.03.1940: Innsbruck (0071) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
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Innsbruck

1 u. in diesem Zusammenhang sich

nicht nur auf den Tiroler Rechtsstand-

punkt stützen sondern auch

im Hinblick auf die enormen

Opfer, die gerade Tirol für

das Reich Gesamtreich gerade

jetzt wieder bringt, das an das

Herz des Führers appellieren.

Ich halte es deshalb für

dringlich, daß persönliche

Vor Sie bzw. die in Betracht

kommende übergeordnete

Stelle baldigst sich mit dem

Gauleiter direkt in Verbin-

dung setzen. Ich habe persön-

lich den Eindruck, daß die

strittige Angelegenheit auf dem

Verhandlungswege ein für

allemal aus der Welt geschafft

werden kann, ehe sie größern

Umfang annimmt.2

  • 1Posse notierte sich auf dieser sowie der beiden vorhergehenden Seiten in indirekter Rede die Ausführungen von Gauleiter Franz Hofer hinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, die Erzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts im Schloss Ambras bei Innsbruck museal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wien transferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung des Kunsthistorischen Museums (s. Schwarz (2018), S. 42).
  • 2Posse nutzte seine Eintragungen zu Hofers Ausführungen sowie seine danach vorformulierten Textpassagen für eine Mitteilung an Friedrich Plattner vom Ministerium für Innere und Kulturelle Angelegenheiten in Wien: "Auf Einladung des Herrn Gauleiters Hofer war ich in der letzten Woche in Innsbruck. In der Besprechung wurden die Fragen der Umsiedlung des Südtiroler Kunstgutes und der Wünsche hinsichtlich der Ambraser Sammlung behandelt. Der Gauleiter ist entschlossen, seine Ansprüche auf Ambras jetzt durchzufechten. Er ist bereit, dies in gütlicher Verhandlung mit Wien zu tun und zwar unter Zurückstellung alter umfassender Forderungen, ist aber entschlossen, bei nächster Gelegenheit die Angelegenheit dem Führer persönlich vorzutragen. Da er verärgert ist, weil er nie aus Wien eine Antwort auf seine Wünsche erhalten habe, dürfte es sich meiner ganz privaten Meinung nach empfehlen, mit ihm in dieser Angelegenheit in Verbindung zu treten" (s. BArch, B 323/120, Nr. 244, Posse an Plattner, 05.04.1940; zur Reaktion des Ministeriums s. BArch, B 323/163, Nr. 90-93, Generalreferat für Kunstförderung, Staatstheater, Museen und Volksbildung an Bormann, 09.05.1940; s. auch BArch, B 323/103, Nr. 217, Posse an Bormann, 04.04.1940; Schwarz (2018), S. 96-97).