02.1942: Den Haag (0045) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-6)
02.1942: Den Haag (0045) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-6)
Wickel 11 72 80 / 378
55 31 20 (privat)2
Bilder des Bruder
noch nicht freigegeben
Dr. Wer Roes (Russ)9
Bullrichsalz10
de Boer Heerengracht 512
Hoogendyk Keysersgracht
64011
- 1Am 4. Februar 1942 fuhr Posse um 17:51 Uhr von Dresden über Berlin in die Niederlande und erreichte Den Haag am Morgen des 5. Februar 1942 (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-7: Hans Posse, Taschenkalender 1942). Er hatte Felix William Wickel auf seine Ankunft vorbereitet: "Leider ist es mir trotz aller Bemühungen nicht gelungen einen Schlafwagenplatz für Dienstagabend zu erhalten, so daß ich erst am Mittwoch den 4. II. abend [sic!] von Berlin abfahren und erst am 5. Februar früh im Haag sein kann. Für die Besorgung eines Quartiers, am besten im Centralhotel, wäre ich sehr dankbar" (s. BArch, B 323/114, Nr. 662, Posse an Wickel, 31.01.1942). Posses Aufenthalt in Den Haag dauerte bis zum 10. Februar 1942. Am 6. Februar 1942 fuhr er wahrscheinlich für Gemäldebesichtigungen kurz nach Amsterdam, am 10. Februar über Utrecht nach Doorn und 19:00 Uhr abends zurück nach Dresden (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch sowie DKA, NL Posse, Hans, I,B-7: Hans Posse, Taschenkalender 1942).
Posse hielt hier für diesen Niederlande-Aufenthalt wichtige Kontakte und Angelegenheiten, die er klären wollte, fest. Diagonale Durchstreichungen kennzeichnen in der Regel erledigte Punkte.
- 2Posse notierte sich die Telefonnummern von Felix William Wickel, zuerst die geschäftliche Nummer des Reichskommissariats mit seiner dortigen Durchwahl, dann seine private Rufnummer.
- 3Sammlungen der Brüder Arthur und Jacob Hartog. Die Bestände der Sammlung Jakob Hartog befanden sich bei der Speditionsfirma De Gruyter & Co., Westeinde, s. Wickel an Generalkommissar Schmidt (Vorschlag an Posse), Eilvorlage, 18.11.1941, BArch B 323/113, Nr. 78.[Nochmal eingehender recherchieren; in Korrespondenz finden sich andere Hinweise, s. auch Seite 0087! Posse hat die Bilder vermutlich nie gesehen, Bignell zeigt ihm Fotos im Krankenhaus in Berlin; das müsste dann entsprechend abgeändert werden]
- 4Es ging um den Abtransport des Gemäldes "Der Tanz" von Antoine Watteau aus Doorn nach Dresden: "Posse bat um Abholung des Bildes in Doorn, Verpackung durch die Firma Katz und Weiterleitung des Bildes durch Kurier nach Dresden. Generalkommissar Schmidt ordnete an, daß das Bild mittels Auto aus Doorn zu holen ist und daß ein Mann des Referats Sonderfragen (Sippell) das Bild nach Dresden bringt" (s. BArch, B 323/114, Nr. 660, Notiz für Generalkommissar Schmidt zur Besprechung am 05.02.1942). Posse fuhr am 10. Februar 1942 selbst nach Doorn, um das Gemälde zu übernehmen "und mit Auto nach dem Haag transportieren [zu] lassen. Von dort wird es übermorgen durch einen Kurier in Dresden abgeliefert, um bei nächster Gelegenheit nach München gebracht zu werden" (s. BArch, B 323/102, Nr. 719, Posse an Bormann, 11.02.1942). Das Werk wurde durch Sippell per Bahn nach Dresden transportiert, wo es aufgrund der kriegsbedingt schwierigen Verkehrsbedingungen mit fast 12-stündiger Verspätung am 13. Februar 1942 gegen 20:35 Uhr ankam (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 5Lucas Peterich war der Schwiegersohn von Daniël George van Beuningen. Er hatte den im Dezember 1940 abgeschlossenen Verkauf der Zeichnungen aus der Sammlung Koenigs, die van Beuningen im April 1940 erworben hatte, vermittelt. Auch am Verkauf der 18 Gemälde für insgesamt 1,5 Millionen Gulden für das Führermuseum aus der Privatsammlung van Beuningens im Sommer 1941 war er beteiligt gewesen (s. Eintrag vom 26.06.1941; s. auch BArch, B 323/145, Nr. 191-192, Posse an van Beuningen, 04.07.1941). Im November 1941 hatte sich Posse mit Peterich wegen weiterer Gemälde getroffen, doch van Beuningen war "nicht so recht verkaufslustig" (s. BArch, B 323/145, Nr. 166, Peterich an Posse, 13.11.1941; s. auch Seite 0023). Posse war jedoch prinzipiell immer noch an weiteren Ankäufen aus der Sammlung Beuningen interessiert und ließ sich versichern, dass ihn die Familie bei späteren Verkaufsabsichten zuerst benachrichtigen würde (s. BArch, B 323/110, Nr. 147, Göpel an Posse, 09.09.1942; ebd. Nr. 129, Göpel an Oertel, 29.09.1942).
- 6Der Kunsthändler Gustav Cramer bot Posse die drei hier aufgeführten Gemälde von Jan Wijnants, Johann Liss und Willem Kalf an. Angekauft wurde nur dasjenige nach Johann Liss (s. BArch, B 323/156, Dritte Abrechnung des Sonderkontos beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete im Haag, fol. 242).
- 7Kaj Mühlmann reichte wiederholt eigenmächtig Zahlungsanweisungen bei Posses Sonderkontos ein, legte aber Belege und Abrechnungen gar nicht oder nur mit großer zeitlicher Verzögerung vor (s. BArch, B 323/113, Nr. 84, Wickel an Posse, 18.11.1941). Ende Januar 1942 hatte die Reichskanzlei bei Posse die Belege für eine Auszahlung vom Sonderkonto beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete an Mühlmann vom 19. August 1941 eingefordert (s. BArch, B 323/100, Nr. 760, Killy an Posse, 27.01.1942; s. auch BArch, B 323/156, fol. 222, Vermerk vom 23.01.1942). Posse informierte Felix William Wickel darüber und äußerte seine Bedenken: "Die Reichskanzlei [...] ersucht mich um Einsendung der Belege für die Ankäufe Dr. Mühlmann [...]. Wie soll man nach den verschiedenen Versuchen dazu kommen?" (s. BArch, B 323/114, Nr. 662, Posse an Wickel, 31.01.1942). Das Problem wurde bei der Besprechung am 5. Februar 1942 mit Generalkommissar Schmidt behandelt (s. BArch, B 323/114, Nr. 660, Notiz für Generalkommissar Schmidt zur Besprechung am 05.02.1942). Nach mehrmaligen Nachfragen (s. BArch, B 323/114, Nr. 636, Wickel an Posse, 11.03.1942) stellte Mühlmann schließlich die angeforderten Abrechnungen samt Erläuterungsschreiben (s. BArch, B 323/156, fol. 229-232, Mühlmann an Posse, 10.03.1942) bereit, sodass Posse alle Unterlagen Anfang April an die Reichkanzlei weiterleiten konnte (s. BArch, B 323/156, fol. 227-228, Posse an Lammers, 07.04.1942).
- 8Vermutlich ging es um die Überlegung, ob und wann Posse während seines Aufenthalts in Den Haag für Gemäldebesichtigungen nach Amsterdam fuhr (s. auch folgende Seite). Am Ende dieser Seite notierte er sich zudem zwei Amsterdamer Kunsthandlungen samt Adressen.
- 9Posse schrieb sich in Klammern die korrekte Aussprache dieses Namens auf, denn im Niederländischen wird "oe" wie "u" ausgesprochen.
- 10Bullrich-Salz galt traditionell als mild wirkendes rezeptfreies Arzneimittel bei Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden. Eventuell hatte Posse wegen des bei ihm diagnostizierten Mundbodenkarzinoms Probleme damit. Unmittelbar nach seiner Rückkehr von der Dienstreise aus den Niederlanden musste er sich in Dresden einer Strahlentheraphie unterziehen (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-7: Hans Posse, Taschenkalender 1942, 12.02. bis 03.03.1942). Auch diese kann Sodbrennen hervorrufen, wenn dabei das Bestrahlungsfeld im Bereich des Magens und der Speiseröhre liegt (s. Meldung des Deutschen Krebsforschungszentrums).
- 11Posse notierte die Adressen von zwei Kunsthandlungen in Amsterdam, wahrscheinlich um dort angebotene Gemälde zu besichtigen (s. folgende Seite).
Identifikator
DKA, NL Posse, Hans, I,B-6 (0045)