15./16.11.1941: Den Haag (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-6)

15./16.11.1941: Den Haag (0023) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-6)

Do.1110 Hartog2Haag

120 Oldenburg3             Rotterd

       Bignell 10154          Bankver

? 11-12. Degenhardt5    eenigung

mit einem Pfeil der Chronologie entsprechend vor den 12 Uhr-Termin platziert

Mi6 110 Reichskommissar7

130Saur

40 Hartog8 _Heemstede (Gutman)9

Bachstitzabend.  Peterich10

Geburtstag Schmidt!11

  • 1Im Folgenden notierte Posse seine Termine für Donnerstag, den 20. November 1941.
  • 2Posse hatte für Donnerstag, den 20. November 1941, eine Besichtigung der Sammlungen der Brüder Jacob und Arthur Hartog geplant (s. BArch, B 323/113, Nr. 78, Wickel an Schmidt, 18.11.1941). Diese konnte jedoch bereits am Mittwoch, den 19. November 1941, stattfinden, weshalb der Termin hier ausgestrichen ist.
  • 3Es handelt sich um den sogenannten Silberschatz aus dem Besitz der Herzöge von Oldenburg: vier Kelche (Linz-Nrn. 2202, 2203, 2204 und 2205) und ein Zepter, die aus dem Lübecker Dom stammten; Posse beklagte sich bei Arthur Seyß-Inquart darüber, dass er von der Dienststelle Mühlmann keine Fotografien bekommen hatte, obwohl "der Stab Mühlmann (Kißlinger) über den Verbleib der Kunstgegenstände unterrichtet war" (s. BArch, B 323/113, Nr. 82-84, Wickel an Posse, 18.11.1941). Am 20. November 1941 konnte nun die bereits seit Langem ausstehende Besichtigung der Stücke stattfinden (s. auch BArch, B 323/113, Nr. 78, Wickel an Schmidt, 18.11.1941), die sich in einem Safe der Rotterdamschen Bankvereeniging, Den Haag, Kneuterdijk 8, befanden (s. BArch, B 323/113, Nr. 132, Eilvorlage von Wickel an Schmidt, 20.10.1941; BArch, B 323/114, Nr. 551, Wickel an Rotterdamsche Bankvereeniging, 23.12.1941). Posse sollte die fünf Objekte im Dezember 1941 ankaufen.
  • 4Posse besprach mit Charles John Robert Bignell vermutlich, dass ihm "Kunstbesitz aus allgemein beschlagnahmten Feind- und jüdischem Besitz" unmittelbar "nach Auffindung bzw. Sicherstellung" und somit vor einer Versteigerung gemeldet werden müsse; dies war zuvor nicht oder nur unzureichend geschehen (s. BArch, B 323/113, Nr. 82-84, Wickel an Posse, 18.11.1941). Gegenstände, an denen ein "Reichsinteresse" bestand, wurden von nun an vor der Abgabe an die Firma Van Marle en Bignell ausgesondert und von Franz Kieslinger gesichtet (s. BArch, B 323/113, Nr. 96, Kramer an Wickel, 18.11.1941).
  • 5Posse war mit Bernhard Degenhart, einem Mitglied der Dienststelle Mühlmann, am Donnerstag, den 20. November 1941, zwischen 11:00 und 12:00 Uhr im Den Haager Büro der Dienststelle Mühlmann, Sophialaan 11, verabredet; er besichtigte dort Kunstwerke, die Adolf Hitler zum Kauf angeboten werden sollten, und traf eine Auswahl (s. Seite 0030).
  • 6Im Folgenden notierte Posse seine Termine für Mittwoch, den 19. November 1941.
  • 7Posse hatte am 19. November 1941 eine Unterredung mit Arthur Seyß-Inquart bezüglich der Geltung des 'Führervorbehalts' in den Niederlanden. Posse beklagte vor allem die mangelnde Kooperation der Dienststelle Mühlmann (zu dem Treffen s. Schwarz (2014), S. 197). Die einzelnen Besprechungspunkte sind aufgeführt in einem Schreiben von Felix William Wickel an Posse (s. BArch, B 323/113, Nr. 82-84, Wickel an Posse, 18.11.1941): Posse habe "trotz mehrfacher Versuche überhaupt keine oder doch nur sehr lückenhafte und nicht ausreichende Angaben von hier erhalten:

    1.) Mannheimer-Sammlung.

    2.) Sammlungen des königlichen Hauses bzw. der Königin.

    3.) Schatz der Herzöge von Oldenburg.

    4.) Kunstbesitz aus allgemein beschlagnahmten Feind- und jüdischem Besitz ('Heim in Holland' - Bignell) [zu dieser Abteilung der Sammelverwaltung feindlicher Hausgeräte s. BArch, B 323/113, Nr. 96, Kramer an Wickel, 08.11.1941]

    5.) Kunstbesitz, stammend aus vorläufig geschlossenen jüdischen Kunsthandlungen in den Niederlanden (etwa 100 Firmen)."

    In seinem anschließenden Bericht an Adolf Hitler und Martin Bormann gab Posse als Ergebnis der Besprechung an, "dass die Frage des in den Niederlanden beschlagnahmten oder sichergestellten Kunstbesitzes in dem vom Führer befohlenen Sinne durchgeführt wird" (s. BArch, B 323/102, Nr. 781, Posse an Bormann, 19.11.1941). Seyß-Inquart gab alle notwendigen Anweisungen zur Durchführung des 'Führervorbehalts' an die entsprechenden Dienststellen (s. BArch, B 323/102, Nr. 769, Posse an Bormann, 02.12.1941).

  • 8Am 19. November 1941 hatte Posse einen Termin zur Besichtigung der Sammlung von Arthur Hartog in Wassenaar, Rijksstraatweg 444; er suchte zehn Gemälde "für die Zwecke des Führers" aus (s. BArch, B 323/113, Nr. 80, Posse an Kramer, 19.11.1941; s. auch Seite 0028).
  • 9Gemeint ist Huize Bosbeek in Heemstede bei Haarlem, das Landgut von Friedrich Gutmann. Eventuell verwarf Posse den dorthin geplanten Besuch, worauf die zusätzliche Ausstreichung hindeuten könnte.
  • 10Posse traf Lucas Peterich ein letztes Mal in der Angelegenheit der Privatsammlung von dessen Schwiegervater Daniël George van Beuningen (s. Museum Boijmans van Beuningen (2018), S. 156, Anm. 153 zu S. 66). Im Sommer 1941 hatte er aus dieser Sammlung 18 Gemälde für insgesamt 1,5 Millionen Gulden für das Führermuseum erworben (s. Eintrag vom 26.06.1941; s. auch BArch, B 323/145, Nr. 191-192, Posse an van Beuningen, 04.07.1941) und war an weiteren Ankäufen interessiert gewesen. Am 13. November 1941 hatte Peterich Posse per Brief um ein Treffen gebeten (s. BArch, B 323/145, Nr. 166, Peterich an Posse, 13.11.1941). Es ging vor allem um ein Gemälde von "Veith", über das sie bereits im September gesprochen hatten: van Beuningen sei "nicht so recht verkaufslustig" und wolle aus seiner Sammlung nur noch dieses eine Bild verkaufen, verlangte jedoch einen zu hohen Preis (s. BArch, B 323/145, Nr. 167, Peterich an Posse, 20.09.1941); vermutlich war das damals Jan Fyt zugeschriebene Stillleben "Jachtbuit met dode pauw, vruchten en een kat" gemeint.
  • 11An der Unterredung mit Arthur Seyß-Inquart am 19. November 1941 nahm auch Fritz Schmidt teil (s. BArch, B 323/102, Nr. 769, Posse an Bormann, 02.12.1941), der an diesem Tag Geburtstag hatte.