23.01.1940: Wien (0007) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
23.01.1940: Wien (0007) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
23. Jan. 40
Rennweg 82
(Rennweg 6)3
ca 6 - 8000 Objekte4
Bondy entgültig beschlagnahmtUnleserlich5
Egger-Lienz zus.6 18 Stück an Kärnten
d. h. für E. L.-Museum in Lienz
in Verwahrung nehmen. 1 Stück
für Klagenfurter Museum (1 Toten-
Tanz)
(Vorschlag Dr Seiberl).
Riesenschwarten, die fortsollen!7
R. v. Alt, Inneres einer got.8 Kirche
in Hallstadt (Dr. Seiberl)9
Hz.10 u Aquarelle
Viele Hz.11 von Troger, sichergestellt
Schwind schöne Lau (Lederer)14
7 6 gr. Hzeichnungen15
(Kartons)
sowie 3 gr.16 Kartons (farbig)
für Staatsoper17
5
- 1Am Morgen nach seiner Anreise in Wien begab sich Posse zur Zentralstelle für Denkmalschutz. Das Hauptziel dieser Dienstreise war laut Posse, "den von der Zentralstelle für Denkmalschutz geborgenen und nunmehr zur Aufstellung gebrachten Bestand an beschlagnahmten und sichergestellten Kunstwerken aus jüdischem Besitz im Sinne des mir vom Führer erteilten Auftrages durchzuarbeiten" (s. BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 20.01.1940).
- 2Dies war die damalige Adresse der Zentralstelle für Denkmalschutz, die im Kloster der Salesianerinnen untergebracht war (s. Frodl-Kraft (1997), S. 200-201; Schwarz (2018), S. 86).
- 3Dies war bzw. ist die Adresse des Unteren Belvedere in Wien, in dem die Österreichische Galerie ihren Sitz hatte bzw. hat. In der dortigen Orangerie war im Oktober 1939 von der Zentralstelle für Denkmalschutz ein Depot denkmalbehördlich sichergestellter Kunstwerke aus jüdischem Besitz eingerichtet worden (s. Schwarz (2018), S. 86).
- 4Posse besichtigte am 23. Januar 1940 in Wien die zweite Ausstellung der Zentralstelle für Denkmalschutz in der Orangerie des Belvedere. Die Zentralstelle verwaltete die aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellten (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923) Kunstwerke, die seit dem Juli 1939 dem 'Führervorbehalt' und damit dem Erstzugriffsrecht Adolf Hitlers bzw. seines Sonderbeauftragten Posse unterlagen (s. Schwarz (2014), S. 66-67). Die Ausstellung präsentierte u. a. Bestände der kurz zuvor eingezogenen Kunstsammlung von Oscar Bondy. Die von Posse angegebene Anzahl von "6 - 8000 Objekte[n]" bezieht sich wohl auf eine Schätzung der von der Zentralstelle für Denkmalschutz insgesamt verwalteten Kunstwerke (s. Schwarz (2018), S. 87-88).
- 5Gemeint ist die Kunstsammlung von Oscar Bondy, die sich in Verwahrung der Zentralstelle für Denkmalschutz befand, weil sie aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden war (s. § 4a BGBl. Nr. 80/1923). Da sein Vermögen am 1. Dezember 1939 gerichtlich eingezogen worden war, stand seine Kunstsammlung nun für eine kostenfreie Verteilung auf österreichische Museen unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 15 und 15/1, Personenmappen Oskar Bondy; Schwarz (2018), S. 22 und 87-88).
- 6zusammen
- 7Herbert Seiberl, der Leiter der Zentralstelle für Denkmalschutz, schlug Posse vor, 18 denkmalbehördlich sichergestellte und von der Zentralstelle verwahrte Werke des Tiroler Malers Albin Egger-Lienz Kärnten zuzuteilen. Ein Gemälde, der genannte "Totentanz" aus der eingezogenen Sammlung von Georg Duschinsky, sollte an das Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt gehen, die übrigen 17 an das Egger-Lienz-Museum in Lienz, der Geburtsstadt des Künstlers. Seiberl drängte auf eine Entscheidung, da er Platzprobleme hatte, wie Posses Notiz "Riesenschwarten, die fortsollen!" belegt. So hatte er das Gemälde "Totentanz" (237 x 275 cm) nicht in der Orangerie des Belvedere, dem Depot der Zentralstelle, unterbringen können, sondern im beschlagnahmten Palais Lanckoronski deponieren lassen müssen, dessen Kunstbestände unter Verwaltung der Zentralstelle für Denkmalschutz standen (s. BArch, B 323/1203, Liste 68, fol. 138).
- 8gotischen
- 9Eventuell informierte Herbert Seiberl Posse darüber, dass das Aquarell von Rudolf von Alt aus der Sammlung Bondy den Innenraum der Hallstätter Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit dem dortigen Marienaltar von Leonhard Astl zeigt.
- 10Handzeichnungen
- 11Handzeichnungen
- 12Es handelt sich um die Kunstsammlung von Serena Lederer.
- 13Diese Abkürzung ist aufzulösen als "und anderen [Sammlungen]". Posse meinte damit weitere Sammlungen, die ebenfalls Zeichnungen von Paul Troger beinhalteten.
- 14Moritz von Schwind schuf für die "Historie von der schönen Lau" von Eduard Mörike um 1868-70 einen Bildzyklus. Die sieben Zeichnungen dieser Illustrationsreihe aus der Sammlung von Serena Lederer wurden von Posse für das Führermuseum in Betracht gezogen und sollten nach Rücksprache mit Adolf Hitler bei der Besprechung vom 1. Februar 1940 angekauft werden (s. BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940; s. auch Eintrag vom Mai 1941).
- 15große Handzeichnungen
- 16große
- 17Ebenfalls in der Sammlung Lederer befanden sich drei Aquarellentwürfe für Fresken zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte", die Moritz von Schwind für die Ausstattung des Neubaus des Wiener Opernhauses angefertigt hatte: "Königin der Nacht", "Pamina und die drei Knaben" sowie "Monostatos nähert sich Paminen".
Identifikator
DKA, NL Posse, Hans, I,B-3 (0007)
gehört zu Tagebuch