Zweites Reisetagebuch
Ribere gem.1(Genuesisch,
Art desStrozzi-
Großes Bild 2 m. br.2
(Kopie ?)
Blei.
Narziss7
Beweinung(3 Stück
farbig beschmiert!8
16
- 1Eventuell ist dieses Wort zu lesen als "Riberegem[älde]" vom italienischen Wort "ribere" für "wieder trinken" oder als "Riberagem[älde]" in Bezug aufJosé de Riberaund dessen vonCaravaggiobeeinflusstes Chiaroscuro (Hell-Dunkel-Malerei).
- 2breit
- 3Wie das vonPossevergebene Kürzel "L [=Linz]" zeigt, hatte er dieses Objekt für dasFührermuseumvorgesehen (s.BArch, B 323/117, Nr. 791, Kunstwerke aus dem beschlagnahmten Wiener Besitz. Für das Kunstmuseum von Linz a. d. Donau).
- 4Es handelt sich um ein Unterführungszeichen, d. h. das nachfolgend genannte Werk stammt ebenfalls vonAlessandro Magnasco.
- 5Martyrium
- 6Kreuzigung
- 7Eventuell ist das Werk "Stehender Narziss" gemeint.
- 8Possenotierte sich, dass die Figurengruppe derBeweinungaus drei Teilen besteht: Eine zentrale Gruppe mit dem toten Jesus, Maria und einem Putto sowie zwei separate Seitenfiguren des Johannes und der Maria Magdalena. Außerdem seien die Figuren"farbig beschmiert", also durch spätere dicke Farbfassungen verunstaltet worden. Vermutlich sollten sie in der Restaurierungswerkstatt derZentralstelle für Denkmalschutzrestauriert werden.
7. Mai 40 BeiRegerim Führerbau
In der Pinakothek1 beiDr. Peltzer
Germanisches Museum2 (Schriftaus-
stellg)3 BildnisLorentz Strauch1614
[A4 Buchstabendorfer Madonna (Thü.) mit
8. Mai. MitGraul imGerm. Museum4
Dr. Troche. - 1137mitGraul
u.KümmelnachBerlin. - Im Hotel
v. Dircksen6 Wallotstr. 6 oder
8
Margarethenstr 11
15 Uhr (Fr. Laffert)7
Frau von Dirksen. Reste der alten
Slg.9alles bessere schon längst
vonHaberstocku.Böhlergekauft
Das allerletzte nochHaberstock.10
80
- 1Vermutlich ist dieAlte Pinakothekgemeint.
- 2Possefuhr am 7. Mai 1940 mittags vonMünchennachNürnberg, um an der Jahreshauptversammlung des Verwaltungsrates desGermanischen Nationalmuseums, die um 17.00 Uhr begann, teilzunehmen (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 3Possebesuchte eine "Schriftausstellung", womit die Ausstellung "Die Schrift als deutsche Kunst. Ausstellung im Gutenbergjahr 1940" imGermanischen NationalmuseuminNürnberggemeint sein dürfte (s.Katalog).
- 4Offenbar besuchtePossemit Richard Graul, der ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats desGermanischen Nationalmuseums war, auch die Dauerausstellung des Museums (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 5Im Hotel Kaiserhof trafPosseam Abend des 8. Mai 1940Wolfram SieversvomAhnenerbe, den Leiter derKulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelle, deren MitgliedPossewerden sollte. In seinem Diensttagebuch vermerkte er: "Abends im Kaiserhof Rücksprache mitSturmbannführer Sieversüber die rückzuführenden Südtiroler Kunstwerke" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch; zur Kulturkommission und der Thematik der Südtiroler Kunstgegenstände s.Seite 0072).
Außerdem sahen sie sich bei diesem Treffen auch Fotografien aus Gołuchówan oder es ging darum, diese zu beschaffen. Vermutlich handelte es sich dabei um Aufnahmen beschlagnahmter Kunstwerke aus dem Besitz der Adelsfamilie Czartoryski aus Schloss Gołuchów, das bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen im September 1939 und der darauffolgenden Beschlagnahme eines der größten privaten Museen Europas gewesen war.Sieversholte später hinsichtlich der Kunstgegenstände aus Schloss Gołuchów die Expertenmeinung vonPosseein (s.BArch, NS 21/820, Sievers an Posse, 10.02.1942).
- 6Gemeint ist die Sammlung vonWillibald von Dirksen.
- 7Possenotierte sich die Adresse vonViktoria von Dirksen geb. von Laffert, der WitweWillibald von Dirksens, sowie die Uhrzeit für ein Treffen. Am 9. Mai 1940 besichtigte er in ihrer Wohnung einige Kunstwerke (zu Viktoria von Dirksen s.BArch, B 323/132).
- 8Nach der Auflösung derZentralstelle für Denkmalschutzwar deren LeiterHerbert Seiberlzur Wehrmacht eingezogen worden.Possebrachte das Problem bei der Besprechung am 9. Mai 1940 vorMartin BormannundSeiberlwurde auf einen Antrag auf Unabkömmlichkeitsstellung desReichserziehungsministeriumshin freigestellt (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940).
- 9Sammlung
- 10Die Ergebnisse seiner Begutachtung der Kunstobjekte aus dem Besitz vonViktoria von DirksenberichtetePosseanBormann: "Auftragsgemäß habe ich am 9. Mai die Kunstgegenstände derFrau v. Dirksenin der Margarethenstraße 11 besichtigt. Es handelt sich um 40 Stücke meist kunstgewerblicher Art sowie Plastiken und einige kleinere Teppiche, Reste der beiLepke1931 zur Versteigerung gelangten Sammlung v. Dirksen, von der ein großer Katalog existiert. Die besten Stücke sind längst vom Kunsthandel aufgekauft worden. Was übrig blieb, ist jahrelang vergeblich angeboten worden und besitzt nur rein dekorativen Wert. Als Erwerbung für das in LinzgeplanteKunstmuseumkann kein einziges Stück in Betracht kommen. Allenfalls wäre es möglich, wie dies schon bei anderen Stücken dieser Sammlung geschehen ist, die angebotenen Gegenstände zur dekorativen Ausschmückung von Schloß Bellevue zu erwerben" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940; siehe auchFolgeseite).