Haberstock, Karl
Karl Haberstock wurde 1878 in München geboren, machte eine Banklehre, schlug dann aber eine Laufbahn als Kunsthändler ein. 1933 trat er der NSDAP bei, ab spätestens 1936 stand er in persönlichem Kontakte zu Hitler, der seine private Kunstsammlung mit maßgeblicher Hilfe Haberstocks ausbaute. 1937 wurde er Mitglied der Kommission zur Verwertung der in deutschen Museen beschlagnahmten Werke 'entarteter Kunst'.
Mit Hans Posse standen Karl Haberstock und seine Frau Magdalene, die ihren Mann geschäftlich unterstützte, seit vielen Jahren in geschäftlichem und freundschaftlichem Kontakt. Als Posse wegen des Ankaufs moderner Kunstwerke für die Dresdner Gemäldegalerie im Zuge der Aktion 'Entartete Kunst' politisch unter Druck geriet, nutzte Karl Haberstock seine gute Verbindung zu Hitler, um dessen Rehabilitierung durch einen Überraschungsbesuch Hitlers in der Dresdner Gemäldegalerie in Gang zu setzen. Nach dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich machte Hitler Haberstock zum Sonderbeauftragten für die Verteilung der in der 'Ostmark' (Österreich) beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen auf die Museen des Deutschen Reiches. Da sich der Kunsthändler in Wien wegen großer Widerstände des Reichsstatthalters Arthur Seyß-Inquarts und dessen Kunstadministration sowie des Kunsthistorischen Museums, welches das Zentraldepot der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen verwaltete, nicht durchsetzen konnte, wurde er 1939 von Hans Posse in dieser Funktion abgelöst. Haberstock kooperierte in den nächsten Jahren engstens mit Posse, wie dessen Reisetagebücher vielfach belegen. Mehrfach trafen sie Hitler gemeinsam und führten auch gemeinschaftlich Reisen in dessen Auftrag durch. Vor allem in Frankreich, in den von der deutschen "Wehrmacht" besetzten, vor allem aber in den unbesetzten Gebieten, bereitete Haberstock die Ankäufe Posses vor. Als Ergebnis dieser Kooperation gingen über 100 Kunstwerke in die Sammlung des "Führermuseums" ein. In Posses letzten Lebenswochen, die dieser in einer Berliner Klinik verbrachte, besuchten Magdalene bzw. Karl Haberstock den Sterbenden fast täglich. Die freundschaftliche Verbundenheit, für die Posses Aufzeichnungen zahlreiche Beispiele liefern, ist vermutlich auch der Grund, weshalb die Reisetagebücher in den Besitz Karl und Magdalene Haberstocks gelangten.
Gegen Ende des Krieges zog sich das Ehepaar Haberstock in das Schloss von Baron von Pöllnitz in Aschbach zurück. Dort wurde Karl Haberstock von den Allierten verhaftet, die 30 Aktenordner mit Korrespondenz und viele andere Geschäftsdokumente sicherstellten; ab dem 20. August 1945 wurde er für 36 Tage verhört. 1949 wurde Haberstock in einem Spruchkammerverfahren als Mitläufer, dann im Berufungsverfahren als entlastet eingestuft. Haberstock arbeitete weiter als Kunsthändler. Er und seine Ehefrau ließen sich in Augsburg nieder, wo sie ihre Kunstsammlung als "Karl und Magdalene Haberstock-Stiftung" der Stadt überantworteten.