09.04.1940: Berlin (0078) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
09.04.1940: Berlin (0078) (DKA, NL Posse, Hans, I,B-3)
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9. April Verbdgsstab1 11 74 11
1410 - 143530 mit Bormann beim
Genehmigt Ankauf Slg. Johann
Georg für 350 000.2
Hess anrufen
Gr.4 Federzeichnung von Schuch
zu unserer "Trödelbude")5
Prof Speer 1172661 (Büro)
994376 (privat)
Bei Haberstock 2 Stilleben
van der Meulen wie Stilleben
bei Thorsch.6
Hbstck Vorgänge Makart - Florenz7
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- 1Der Verbindungsstab der NSDAP war am 24.03.1933 in der Wilhelmstraße 64 in Berlin eingerichtet worden und dem Stellvertreter Hitlers, Rudolf Hess, unterstellt. Er sollte als Bindeglied für den Geschäftsverkehr zwischen den Dienststellen der Partei sowie den Reichsministerien und der Reichskanzlei dienen (s. Longerich 1992, S. 17).
- 2Am 9. April 1940, dem Tag der deutschen Besetzung von Dänemark und Norwegen, traf Posse Martin Bormann und Adolf Hitler, der den Ankauf der Sammlung von Handzeichnungen des Prinzen Johann Georg beim Kunstauktionshaus C. G. Boerner für 350.000,- Reichsmark genehmigte (s. auch Einträge vom 08.04.1940: Seiten 0076 und 0077). Posse schilderte das Treffen in seinem Diensttagebuch: "Früh (nach 100) Nachricht von der Besetzung Dänemarks u. Norwegens - 90 tel. Meldung in der Reichskanzlei. Ich soll im Hotel Kaiserhof auf Abruf warten, da heute Zeit des Vortrags sehr unsicher. Schliesslich ca 1410 Anruf des Adjutanten, sofort hinüber zu kommen. Ca 1420 - 1440 Vortrag beim Führer in Ggwart von Bormann über Slg. Joh. Georg u. anderes. Wunderbare Stimmung, trotz der historischen Ereignisse von so schwerwiegender Bedeutung, trotz der laufenden Besprechungen mit allen Regierungsmitgliedern u. Militärs wärmstes Interesse für diese kulturellen Angelegenheiten" (s. DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch; Schwarz (2004), S. 48).
- 3Nach der Besprechung mit Hitler in der Reichskanzlei begab sich Posse in das Biblographikon und besichtigte die Ausstellung der Hauptblätter der Sammlung Johann Georg, die am 24./25. April 1940 beim Kunstauktionshaus C. G. Boerner versteigert werden sollten (s. BArch, B 323/163, Einladung zur Besichtigung, 01.04.1940; DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch: "Im Bibliographikon, Tauentzienstr. 11: Besichtigg der Slg. Johann Georg. Dort Dr. Rave, Martin (Karlsruhe) u. a.").
- 4Große
- 5Posse vermerkte hier, dass sich in der Sammlung Johann Georg eine Federzeichnung von Carl Schuch befand, bei der es sich um eine Studie zu dem von ihm 1913 für die Dresdner Gemäldegalerie angekauften Bild "Trödelbude" handelte.
- 6Gemeint sind wahrscheinlich zwei Stillleben des niederländischen Malers Cornelis van der Meulen, die laut Posse einem oder mehreren Stillleben aus der Kunstsammlung von Alfons Thorsch ähnelten. In der Sammlung Thorsch befanden sich einige Stillleben; ein Vanitas-Stillleben war für das Führermuseum bestimmt, ein Blumen- (s. Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) und ein Früchtestillleben wurden als "Gemälde-Vorrat" ausgesucht, ein Bankettstillleben (s. Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) wurde dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zugeteilt (s. Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940").
- 7Es handelt sich vermutlich um das dreiteilige Gemälde "Die Pest in Florenz" von Hans Makart. Es befand sich in italienischem Privatbesitz in Florenz. Hitler hatte sich ab 1938 mehrfach vergeblich um eine Erwerbung bemüht und auch Posse in die Ankaufsversuche eingebunden. Diese Notiz legt nahe, dass auch Karl Haberstock in die Angelegenheit involviert war. Die Kunstwerke wurden schließlich von der italienischen Denkmalbehörde beschlagnahmt und Hitler am 28. Oktober 1940 von Mussolini als Geschenk überreicht (s. Schwarz (2009), S. 254-255).
Identifikator
DKA, NL Posse, Hans, I,B-3 (0078)
gehört zu Tagebuch