Drittes Reisetagebuch

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Paris

Hotel Ritz  Zimmer 96 (IV.)1

Fahrer Katsch

Kraftfahrstaffel 553 / 83762

Oberltn.3Limbert(Adjt.4vonOberstltn5Speidel)

 

VorzimmerOberstl.6Speidel

Frl. von Gagern

soll anrufen 5555 (Berlin)Adjtur / O.E

ThurowOberfeldwe7, der soll

sagenFrau Haberstock, unter

gebracht Hotel Ritz.8

 

20. Okt.S. Gernain en Laye9

Louvre

 

21. Okt.Limbert: Brief

              Hbst.

Dr. Zeitschel

frühere poln.10Botschaft

Rue St. Dominique5511

Dr. Epting12Inval.6080

                    224113

Depot der sichergestellten

Sachen imLouvre.

Ein großer Teil verpackt bei

Schenkerzum AbtransportBerlin14

  • 1Possebezog inParisein Zimmer im Hôtel Ritz am Place Vendôme 15. Er notierte sich die Zimmernummer; mit "IV." war vielleicht das Stockwerk gemeint.
  • 2Es handelt sich um die Telefonnummer, die sich aus einer dreistelligen Bezirksvorwahl und einer vierstelligen Nummer des Teilnehmeranschlusses zusammensetzte.
  • 3Oberleutnant
  • 4Adjutant
  • 5Oberstleutnant
  • 6Oberstleutnant
  • 7Oberfeldwebel
  • 8Vermutlich warFräulein von Gagerndie Vorzimmerdame vonHans Speidel. Sie sollte wahrscheinlich einen OberfeldwebelThurowinBerlinanrufen, der wiederumMagdalene Haberstocküber die Unterbringung im Hôtel Ritz informieren sollte.
  • 9Saint-Germain-en-Laye, eine Stadt westlich von Paris, diente während der deutschen Besetzung Frankreichs von 1940 bis 1944 als Hauptquartier der Wehrmacht, insbesondere für den Oberbefehlshaber West (s.Boulet (2006), S. 288, 291). Am 8. November 1941 furPossenachSaint-Germain-en-Laye, um die Sammlung Craig anzusehen. Möglicherweise steht dieser Eintrag auch damit in Zusammenhang.
  • 10polnische
  • 11Im ehemaligen Gebäude der polnischen Botschaft, eigentlich 57 Rue Saint-Dominique inParis, befand sich das im September 1940 neu gegründeteDeutsche Institut, dasKarl Eptingleitete.
  • 12Karl Eptingvermittelte Ankäufe an deutsche Museen.Possehatte bereits vor seinem Aufenthalt in Paris brieflichen Kontakt mit ihm gehabt undEptinggebeten, ihn auf bedeutende Stücke älterer Kunst, die inPariszu kaufen seien, aufmerksam zu machen (s.BArch, B 323/121, Nr. 399, Posse an Epting, 13.09.1940).
  • 13Es handelt sich um die Telefonnummer vonKarl Epting. Die alten Telefonnummern in Frankreich bestanden aus einer alphanumerischen Kombination. InParissetze sich diese aus drei Teilen zusammen: zuerst eine meist von Orts- oder Personennamen abgeleitete Buchstabenkombination für einen bestimmten Teilbereich der Stadt, dann eine dreistellige Nummernkombination für die zuständige Telefonzentrale bzw. die Bezirksvorwahl und abschließend ein in der Regel vierstelliger Nummerncode für den jeweiligen Teilnehmeranschluss. Üblicherweise wurden nur die Buchstabencodes oder die Bezirksnamen, deren erste drei Buchstaben den dazugehörigen Code ergaben, und die Teilnehmernummern notiert. Die Nummer der Zentrale ergab sich automatisch über die Eingabe der Buchstaben, denen auf der Wählscheibe des Telefons eine bestimmte Ziffer zugeordnet war. "Inval." (Buchstabencode INV) bezieht sich auf das Quartier des Invalides, die Bezirksnummer lautete 468.
  • 14Die beschlagnahmten Kunstwerke aus jüdischem Besitz waren zunächst in Räumlichkeiten derDeutschen Botschaftuntergebracht worden (s.Rayssac (2007), S. 150). Aus Raumnot wich man bald auf leer stehende Säle desLouvreund schließlich desMusée du jeu de paumeaus (s.Rayssac (2007), S. 201 und 203-204).Carltheo ZeitschelundKarl Eptingwaren dafür zuständig gewesen, Objekte aus jüdischem Besitz, die die französischen Behörden in Loire-Schlössern verwahrt hatten, in denLouvrebringen zu lassen. Große Teile der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen wurden nach Deutschland gebracht.
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Paris

Katalog

Dr. Bunjes, Kunstschutz-

beauftragter der Militärverwaltg1

Paris. Chambre des Députes2

 

R. Gerard

AvenueRuede Messina543

(Vaumousse)4

aufEptingberufen

 

Listen5

Viele Niederländer imLouvre

Berchem6, Cuyp7(Depot vonChereperrine)8

van Dyck9,Goyen

 

Depot von Sourches.10

Eeckhout,Nackte Frau als

schlafende Venus(Louvre)

Flinck,Verkündigg11an die Hirten

(Louvre)

Fyt,Stilleben mit Wildpret(Louvre)

-12Jagdszene(Gal.13Wildenstein)14

Hemessen,Heilung des alten

Tobias(Louvre)

Lievens,Heimsuchg15(Louvre)

  • 1Militärverwaltung
  • 2Gemeint ist das Palais Bourbon an der Pariser Pont de la Concorde, das bis Juni 1940 der Sitz der Abgeordnetenkammer (Chambre des députés) der Dritten Französischen Republik gewesen und in dem unter den deutschen Besatzern eine Dienststelle der Militärverwaltung vonPariseingerichtet worden war.
  • 3Es handelt sich um die Geschäftsadresse des zuvor genannten Kunsthändlers inParis: 4 Avenue de Messine.
  • 4Eventuell ist der KünstlerMaurice Vaumoussebzw. eines seiner Werke gemeint.
  • 5Bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatten die Franzosen mit einem umfassenden Evakuierungsprogramm für Kunst- und Kulturschätze begonnen, in dessen Verlauf tausende Objekte aus Museen und vereinzelten Privatsammlungen aus den Stadtzentren herausgeholt und an 'sichereren' Orten, meist abgelegene Schlösser oder Klöster auf dem Land, eingelagert wurden (s.Rayssac (2007), passim). Die Bestände desLouvre- nahezu alle Gemälde sowie ausgewählte Skulpturen - waren ab Ende September 1938 ausgelagert worden (s.Rayssac (2007), S. 30 sowieFonkenell (2009), S. 35). Nach der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 hatten die Deutschen deren Aufbewahrungsorte sukzessive ermittelt und die Kunstobjekte 'sichergestellt'. Erwähnt werden hier die Listen zum "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" vom Sommer 1940 (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories). Gemeint sind wohl v. a. diejenigen Listen, welche die wichtigsten Gemälde, Skulpturen, Gegenstände des Kunsthandwerks und Wandteppiche unter Nennung von Sammlungsherkunft und jeweiligem Aufbewahrungsort aufführten.Possesichtete diese Listen und notierte sich auf dieser sowie den drei folgenden Seiten Werke, die ihn interessierten.
  • 6Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürNicolaes Berchemdrei auf Schloss Sourches gelagerte Gemälde geführt: "Landschaft", "Landschaft mit Bäuerin zu Pferde" und "Landschaft und Tiere" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nrn. 5, 6 und 7a).
  • 7Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürAelbert Cuypzwei auf Schloss Chèreperrine gelagerte Gemälde geführt: "Marine" und "Aufbruch zum Spaziergang" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nr. 8 und 9). Gemeint sind damit die Werke "Bateaux pris dans un orage" und "Le Départ pour la promenade à cheval".
  • 8Im Schloss Chèreperrine inOrigny-le-Rouxwaren ab 1939 Bestände desLouvreausgelagert.
  • 9Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürAnton van Dyckzwei auf Schloss Chèreperrine gelagerte Gemälde geführt: "Der Flötenspieler" und "Vornehme Dame und ihre Tochter" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nr. 11 und 12). Dabei handelt es sich um die Werke "Joueur de flûte traversière" und "Portrait d'une dame de qualité et sa fille".
  • 10Die Gewölbekeller des Schlosses Sourches (s.Schloss-Homepage) inSaint-Symphoriendienten während des Zweiten Weltkriegs als Außendepot. Dort waren u. a. großformatige Gemälde desLouvre, der Teppich von Bayeux, Einrichtungsgegenstände aus Schloss Versailles und Privatsammlungen jüdischer Familien untergebracht.
  • 11Verkündigung
  • 12Es handelt sich um ein Unterführungszeichen, d. h. das im Folgenden genannte Gemälde wurde ebenfalls vonJan Fytgeschaffen.
  • 13Galerie
  • 14Gemeint ist die Kunstsammlung vonGeorges Wildenstein.
  • 15Heimsuchung
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Brüssel1

2 -3 000 Dr.Warnekros!

niederl.2Bild.

 

Brüssel3      30. Okt. 40

General v. Falkenhausen

 

Kriegsverwaltgs4Vicepräsident

Dr. v. Craushaar

Rue de La Loi 125

(Militärverwaltg)6

Militärverwaltungschef

Vorzimmer.

 

31. Okt. 20Hotel: Villlinga

 

1 RM = 12,50 frcs7

  • 1Die ersten Einträge auf dieser Seite beziehen sich noch aufParis.
  • 2niederländisches
  • 3Possefuhr am 30. Oktober 1940 "früh mit [dem] Auto nachBrüssel", wo er sich bis zum Morgen des 3. November 1940 aufhielt. Am 3. November fuhr er "früh mit [dem] Auto nachden Haag". (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Einträge vom 30.10.1940 und 03.11.1940).
  • 4Kriegsverwaltungs
  • 5Es handelte sich um die Adresse der Militärverwaltung inBrüssel. In der Rue de la Loi, niederländisch Wetstraat, befanden sich wichtige Regierungsgebäude.
  • 6Militärverwaltung
  • 7Es handelt sich um den damaligen Wechselkurs von Reichsmark in die Währung Belgischer Franken oder Franc; umgekehrt entsprach ein belgischer Franken 0,08 Reichsmark.
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Brüssel1

1 Gemälde 2 - 3000 RM für

Warnekros!

 

Brüssel: Beauftrager für

KunstschutzProf. Hosemann.

Stellvertreter:  K. v. R.2 Koehn

beim Militärverwaltgschef3

Tel. 542

Rue de la Loi 12.4

 

FahrerPietzschumrahmt

v.Craushaar:Dr. Reuter

Wickel:Hotel Central bestellen !5

Schuhe:SeverinRue de Namur6

vonGrethern-

 

Hpt.7Strenger, Adjt8

v.Falkenhausen

 

  • 1Possefuhr am 30. Oktober 1940 mit dem Auto nachBrüsselund hielt sich dort bis zum 3. November auf. An diesem Tag trug er in sein Diensttagebuch ein: "Früh mit Auto nachden Haag" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 03.11.1940).
  • 2Wahrscheinlich handelt es sich um ein Kürzel für "Kriegsverwaltungsrat".
  • 3Militärverwaltungschef
  • 4Possenotierte sich die Telefonnummer und Adresse der Militärverwaltung inBrüssel. In der Rue de la Loi, niederländisch Wetstraat, befanden sich wichtige Regierungsgebäude.
  • 5PossewollteFelix William Wickelwohl telefonisch beauftragen, ihm ein Zimmer im Hotel Central inDen Haagzu reservieren.
  • 6Offenbar wollte sichPosseSchuhe kaufen. Jedenfalls war der Punkt auf seiner Liste (s.Eintrag vom Oktober 1940) nicht als erledigt gekennzeichnet. Er dürfte sich hier die Adresse eines Schuhhändlers in der Rue de Namur,Brüssel, notiert haben.
  • 7Hauptmann
  • 8Adjutant
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Brüssel

Ahrens rue de Lebeau 24

P. Codde,Gesellschaftszene

2000 RM.

 

Vorzimmer v.Craushaar:

Frl. Söentgen

Ruf.1178Brüssel

 

PräsidentMitropa

Geheimrat Kieschke

 

Frau van Gelder2inWiesbaden?

 

2. OktHbst.i. GanzenRM 500.

 

Dr.SchlenckerGeneraldirektor

 

Haag

Frl. PfeifferbeiGen.Kom.3Schmidt

 

F. Koenigs.4Amsterdam

Haarlem        Keyzersgracht 121

Olgaplein      (Geschäft)

                neben Lütjens5

Florapark 8   750 000 RM.

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Koenigs.1Rotterdam

RbdtR 182(weibl. Rückakt)

R 19          "3 Seite

Sitzendes Paar

88. Stehender Akt für Geisselg4

26. Windmühle

83. Schlafende Studien

81. Kauernde Frau mit

nacktem Ober körper

Avercamp H 2525

Vinkeboons:H 10./11

A. Bloemaert H 6

Victors 78/796

N. Maes 52 124

F. Bol 69

Lucas S. 147

P. Bril N 1938

J. Brueghel d. Ä 127 N 19

J. Beukelaer N 169 167

A. Carracci,Liegend. FrauJ 4479

Guardi,Markusplatzgroß J 231

v Piazzetta gr.10AktJ 363

Französ.1115. Jhdt F I 8212

Mönch mit roter Mütze

  • 1Possefuhr am 5. November 1940 und am 7. November 1940 nach Rotterdam, um die Zeichnungssammlung vonFranz Koenigs durchzusehen. AnMartin BormannberichtetePossespäter, er "habe die gesamte deutsche Abteilung (im Ganzen 302 Blatt, darunter 24 anerkannte ZeichnungenDürers, Blätter vonGrünewald,Holbein,Altdorfer, der Donauschule usw.) sowie fast 300 ausgewählte Blätter der italienischen, niederländischen (Rubens,Rembrandtusw.) und französische Schulen des 15. - 18. Jahrhunderts für eine Million vierhunderttausend holl. fl. erworben. Einer Nachprüfung der Taxen hat sich vor Abschluß dankenwerterweiseHerr Dr. H. c. BoernerLeipzigunterzogen. Das geplante Graphische Kabinett desFührermuseumsinLinzdamit einen Grundstock an bedeutenden Werken der Zeichenkunst, vor allem auch der deutschen erhalten, durch den allein es schon unter die wichtigeren Kabinette Deutschlands rücken wird." (s.BArch, B 323/103, Nr. 124a, Posse an Bormann, 11.12.1940). 
  • 2Bei dieser und den folgenden (alpha-)numerischen Kombinationen handelt es sich um die Katalognummer der jeweiligen Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs; "R" steht für Zeichnungen vonRembrandtund dessen Schule, die Ziffernfolge für die laufende Nummer der Zeichnung in dieser Sammlungssparte.
  • 3Es handelt sich um Unterführungszeichen, d. h. diese Zeichnung zeigt ebenfalls einen weiblichen Akt.
  • 4Geißelung [?]
  • 5Bei dieser und den folgenden alphanumerischen Kombinationen handelt es sich um die Katalognummer der jeweiligen Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs; "H" steht für holländische Zeichnungen, vornehmlich 17. Jahrhundert, die Ziffernfolge für die laufende Nummer der Zeichnung in dieser Sammlungssparte.
  • 6Bei dieser und den folgenden Ziffernkombinationen handelt es sich um die Katalognummern der jeweiligen Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigsin der Sammlungssparte "R" für Zeichnungen vonRembrandtund dessen Schule.
  • 7Es handelte sich um Katalognummer der Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs: "S" für spanische Zeichnungen und die laufende Nummer.
  • 8Bei dieser und den folgenden alphanumerischen Kombinationen handelt es sich um die Katalognummer der jeweiligen Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs; "N" steht für niederländische Zeichnungen bis 1600, die Ziffernfolge für die laufende Nummer der Zeichnung in dieser Sammlungssparte.
  • 9Bei dieser und den folgenden alphanumerischen Kombinationen handelt es sich um die Katalognummer der jeweiligen Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs; "J" steht für italienische Zeichnungen, die Ziffernfolge für die laufende Nummer der Zeichnung in dieser Sammlungssparte.
  • 10großer
  • 11Französisch
  • 12Es handelte sich um die Katalognummer der Zeichnung in der Grafiksammlung vonFranz Koenigs; "F I" für französische Zeichnungen bis 1800 und die laufende Nummer.