Erstes Reisetagebuch
5. Juli 39.München
930– 120Bilderzusammen-
½ 15 – 170. Rücksprache
mitDr. Hansen.Archi-
In d Pinakothek3. –
bei Böhler4.
abds5tel. Tel. mit Dresden6u. Berlin7
(beiDr. Hansen)
Mit ihm u. seinemBruder
Mittagessen. DannStaats-
galerie, nochmals Führerhaus
(Reger). Bei Prof. Tischler11.
Im Hotel. Von dort zu
Prof. Fick(Linzer Bauten)12
Fietz14(?)
Auf der Gauleitung u. im
Dr. Kerschner). Abds16mit K.17
- 1Gemeint ist das für Linzgeplante sogenannteFührermuseum.Possestellte im Führerbau inMünchenden Grundstock für die Gemäldegalerie desFührermuseums aus einem Konvolut zusammen, das Hitlerim Jahr zuvor persönlich zusammengetragen hatte (s.Schwarz (2011), S. 250-255).
- 2Der ArchitektHans Regerwar als Mitarbeiter des BürosPaul Ludwig Troost, das den Führerbau errichtet hatte und nach dem TodTroostsim Jahr 1934 von seiner WitweGerdy Troostweitergeführt wurde, für das Gebäude zuständig und verwaltete das dortige Kunstdepot.
- 3Entweder ist die Alte Pinakothekoder die Neue Pinakothek gemeint.
- 4Als Firma ist dieKunsthandlung Julius Böhler inMünchen gemeint, als Person vermutlich Julius Harry Böhler. Das Stammhaus derKunsthandlungin der Brienner Str. 25 war vom Führerbau in wenigen Minuten zu erreichen. DieKunsthandlungwurde ein wichtiger Geschäftspartner fürPossesAnkäufe für dasFührermuseum.
- 5abends
- 6Gemeint ist nicht die StadtDresden, sondern ein unbekannter Gesprächspartner.
- 7Possetelefonierte inBerlin, wie die folgende Abkürzung bezeugt, mitKarl Haberstock.
- 8Der Berliner KunsthändlerKarl HaberstockhatteHitlerim Jahr zuvor Meisterwerke für das geplanteFührermuseuminLinzgeliefert (s.Schwarz, Birgit (2014), S. 29-38).
- 9Datumsangabe: 6. Juli 1939
- 10Gemeint ist hier der repräsentative Führerbau fürAdolf Hitlerin der Arcisstraße 12 inMünchen. Er wurde von 1933 bis 1937 nach den Plänen vonPaul Ludwig Troosterrichtet und beherbergt heute dieHochschule für Musik und Theater.
- 11evtl.Robert Tischler
- 12Als 'Reichsbaurat für die StadtLinz an der Donau' warRoderich Fick ab 1939 für den repräsentativen architektonischen Ausbau der 'Jugendstadt des Führers' zuständig. Im Rahmen dessen war er auch mit dem Entwurf desFührermuseumsbetraut.Posseließ sich vermutlich inFicks Münchner Büro die Planskizzen für den zukünftigen Museumsbau vorführen. Im August sendeteFickKopien der Pläne anPosse(s.BArch, B 323/115, Nr. 44, Fick an Posse, 14.08.1939;BArch, B 323/115, Nr. 43, Posse an Fick, 24.08.1939; zum Führermuseum s.Schmitt-Imkamp (2014), S. 169-171).
- 13evtl.Robert Tischler
- 14Es dürfte sich um den Münchner Schauspieler und RegisseurHans Fitzhandeln.Fitzwar mitErnst Buchnerbefreundet und begleitete diesen beim dem vonHitlerangeordneten Transfer des Genter Altars der BrüderJanundHubert van Eyck aus Frankreich nach Schloss Neuschwanstein (s. "E. B. (Ernst Buchner), Ghent Altarpiece", in: Rousseau, Theodore Jr., Office of Strategic Services, Art Looting Investigation Unit, Detailed Interrogation Reports (DIR) No. 2, 31. Juli 1945, Subject: Ernst Buchner, Att. E.).
- 15Datumsangabe: 7. Juli 1939
- 16Abends
- 17vermutlichTheodor Kerschner
DerFührerwendet sich
(auf meine Schilderung der
österr.1Verhältnisse u. der
anWienvon den Gauen ge
stellten Forderungen an den
Wiener Kunstbesitz) dagegen,
daß deralte historisch ent-
standene Kunstbesitzirgend
wie geschmälert werde. Er
hat mir späterhin nochmals
ausdrücklich bestätigt, daß
der Wiener Kunstbesitz so
wie er ist erhalten bleiben
müsse (Ambraser Sammlung)2
"Die großen Sammlungen haben
ihren eigenen hist.3gewordenen
Charakter u. dürfen nicht be-
raubt werden".4
Etwas anderes ist es mit
dem beschlagnahmtenReichs-
besitz.5Dieser müsse der
österr.6 Provinz, in 1. Linie
Linz7 zugute kommen.
Er habe auch eine Ver-
ordnung dagegen erlassen, daß
- 1österreichischen
- 2Es handelt sich um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol imSchloss AmbrasbeiInnsbruckanlegte. Diese wurde ab 1665 sukzessive nach Wientransferiert. Der Reichsgau Tirol forderte die Rückführung der berühmten Ambraser Sammlung, die aus Tirol nachWienverkauft worden war und einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museumsbildet (s.Schwarz (2018), S. 42).
- 3historisch
- 4Hitlerwendete sich gegen die Bestrebungen der österreichischen Gauleiter, auf die Bestände der ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWienzuzugreifen. Er gab hier eine Art Bestandsgarantie vor allem für dasKunsthistorische MuseuminWien (s.Schwarz (2018), S. 82-84 und passim). Da es sich um eine ganz grundsätzliche Entscheidung handelte, zitiertePosse Hitlerhier direkt.
- 5Damit meinteHitlerdie beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen, auf die er allerdings erst zugriff, nachdem diese vom NS-Regime eingezogen und damit in Reichsbesitz übergegangen waren.
- 6österreichischen
- 7Hitlermeinte hier dasOberösterreichische Landesmuseumund dasFührermuseum.
von irgend welchen Stellen
Kunstwerke aus den öffent-
lichen Sammlungen ent-
nommen u. als Geschenke
verwendet würden.1 Für sich
selbst habe er das von jeher
abgelehnt!
Ich soll mir nach u. nach
sämtl.2österr.3Provinzgalerien
ansehen:4 Graz5,Klagenfurt.6
Nochmals u. immer wieder
sein großes Interesse an
nicht nur sämtliche von mir
ausgesuchte Bilder bestimmt,8
sondern auch noch andere
in seinen eigenen Räumen
befindliche Stücke in Aussicht
stellt.
Reihenfolgein der Behdlg9
des beschlagnahmten Wiener
Besitzes:Erst Bilder erledigen,
dannMöbel,Kunstgewerbeusw.10
Über alles behält sich derFührer
auf meinen Vorschlag hin
letzte Entscheidung vor. Ebenso
2
- 1Das Verbot einer "Herausnahme von Gegenständen aus Sammlungen, Museen und ähnlichen Einrichtungen zu Geschenkzwecken" erging erst am 10. August 1939 (s.BArch, R 43II/1236a, fol. 42, Lammers an die Herren Reichsminister, die Herren Reichsstatthalter, die Landesregierungen, 10.08.1939).
- 2sämtliche
- 3österreichische
- 4Possewurde vonHitlerbeauftragt, alle österreichischen Landesmuseen zu inspizieren und anschließend darüber Bericht zu erstatten (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, Oktober 1939).
- 5Gemeint ist hier die Kunstsammlung, insbesondere die Gemäldegalerie, desSteiermärkischen Landesmuseums Joanneum, Graz.
- 6Die besondere Hervorhebung vonGrazundKlagenfurtdürfte damit zusammenhängen, dassKarl Haberstock,PossesVorgänger als Sonderbeauftragter für die Verteilung der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen in Österreich, bereits Zuteilungspläne für die Museen inSalzburgundInnsbruck sowie für die Staatsmuseen inWien erstellt hatte (s.Schwarz (2018), S. 43-51).
- 7Gemeint ist hier die Gemäldesammlung für das geplanteFührermuseum.
- 8Hitlerbezog sich hier auf die Gemälde, diePossebereits am 5. Juli 1939 ausgesucht hatte (s.Eintrag vom 05.07.1939).
- 9Behandlung
- 10Hitlergab die Prioritäten für die Bearbeitung der beschlagnahmten jüdischen Kunstwerke vor. Die von ihm aufgestellte Rangfolge entsprach seinem spezifischen Interesse an Malerei. Deswegen hatte für ihn der Aufbau einer Gemäldegalerie für dasFührermuseum Priorität.
11. Aug. 39Graz
Kulturhist u. Kunstgewerbe-Museum
Ausbau Eisensammlg1
Steirische MöbelDirektor
früherGarzaroli
jetztDr. HansRiehl.
Pläne zu einem Erweitergs
Schloss Eggenberg6
Große Publikation
Das steiermärkische
Landesmuseum Joanneum
u. seine Sammlungen.
Redigiert vonDr. Anton Mell
desJohanneum
Jahrelang (Garzaroli) mit
1000 Schilling Erwerbgsmittel10
gearbeitet.
Besitz: GauLandSteiermark -
- 1Eisensammlung
- 2Vermutlich berichteteWolfbauer, dass der Ausbau der Eisensammlung und der Abteilung der steirischen Möbel desKulturhistorischen und Kunstgewerbemuseumsgeplant sei.
- 3Erweiterungsbau
- 4Es gab Planungen zu einem Erweiterungsbau für dasSteiermärkische Landesmuseum Joanneum, um die Bestände des 19. und 20. Jahrhunderts ausstellen zu können (zu Neubauplanungen durchGarzarollis.Brugger (2011), S. 37). In seinem Bericht anHitlerunterstützte Possediese: Erst ein Museumsneubau, der beantragt sei, würde "es ermöglichen, den wertvollen und vielseitigen Besitz an älterer deutscher Malerei und Plastik zusammen mit der seit Jahren deponierten Sammlung der steiermärkischen Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem Ganzen zu vereinigen" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, III. Das Steiermärkische kulturhistorische und Kunstgewerbe-Museum in Graz, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208-209).Hitlerstellte 1941 und 1942 Gelder dafür zur Verfügung. Die Planungskosten fürGrazsind im Kostenplan "Verwendung Mittel für allgemeine Zwecke" für die Rechnungsjahre 1941 und 1942 aufgeführt (s.BArch, B 323/167, fol. 26-27).
- 5Eisensammlung
- 6DasSteirische Landesmuseum Joanneumhatte 1938 den zweiten Stock des vom Land angekauften Schlosses Eggenberg inGrazerhalten.Georg Wolfbauerwar für die Adaptierung der Räume zu Museumszwecken zuständig (s.Lipsky (2010), S. 100). Die Schlossanlage gehörte seit dem 15. Jahrhundert dem Adelsgeschlecht Eggenberg. Der Bau wurde 1625 bis 1666 barockisiert. Die Besitzer mussten das Anwesen aus wirtschaftlichen Gründen an das Land Steiermark verkaufen. Ab 1948 gehörte das Schloss zumSteiermärkischen Landesmuseum Joanneum,Graz.1953 wurde es als 'Barockmuseum' eröffnet (s.Homepage des Universalmuseums Joanneum, Eintrag zu Schloss Eggenberg). Heute bildet es mit seinen Prunkräumen und Gärten eine eigene Abteilung desUniversalmuseums Joanneum und beherbergt außerdem dieAlte Galerie Graz, dasMünzkabinettsowie dasArchäologiemuseum.
- 7Gemeint ist die folgende Publikation:Mell, Anton/Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum (Graz): Das steiermärkische Landesmuseum Joanneum und seine Sammlungen. Mit Zustimmung des steiermärkischen Landes-Ausschusses zur 100jährigen Gründungsfeier des Joanneums. Ulrich Moser's Buchhandlung (J. Meyerhoff), Graz 1911.
- 8Posse meinte Wilfried Teppner, den Leiter derAbteilung für Bergbau, Geologie und Technik, der seit 1938 mit der Neuordnung desJoanneumsbefasst war.Teppnerwurde 1941 Direktor desJoanneums. Er gab nach dem Krieg an, sich für die WiedereinstellungGarzarolliseingesetzt zu haben (s.Lipsky (2010), S. 102-103).
- 9Otto Weinlichwar pensionierter Mitarbeiter derKulturhistorischen Sammlung, unterstützte die Abteilung aber weiterhin aktiv.
- 10Erwerbungsmittel
Ein großer Teil seit
1780 vollständig imDepot
Für Ausbau vonGraz Neu-
bau beantragt, um auch
19. u. 20. Jhdt aufstellen
zu können.1
Altes Museum als Zentrum
(bis 1800). Im Zusammenhg2
19. u. 20. Jhdt. Alsdrittes
dasgerman.3 Erbe in der
SteiermärkischenKunst.
(Lage schlecht.
Depot bei den Dominikanern4
(die wertvollen Bestände
vonAdmont u.St. Lambrecht5Lamprecht)
(Graz fühlt sich an 3. Stelle)6
1310Abfahrt vonGraznach
Im Hotel Moser7Voran-
meldung aus Agathenhof8:
Brief vonReichsbaurat
Giesler, daß ich baldmög-
lichst nachMünchenkommen
u. mit ihm verabredet, daß
- 1Zu den Planungen für einen Neu- bzw. Erweiterungsbau desSteirischen Landesmuseums Joanneums. Einträge auf dervorhergehenden Seite.
- 2Zusammenhang
- 3germanische
- 4Das 1807 profanierte Dominikanerkloster in der Dreihackengasse 1-3 inGrazwurde als Depot für Kulturgut aus den beschlagnahmten Klöstern und Stiften der Steiermark genutzt.
- 5Die Bestände desBenediktinerstifts St. Lambrechtin der Steiermark wurden im Mai 1938 beschlagnahmt.
In seinem Bericht anHitlersolltePossebemängeln, dass "ein großer Teil der ausAdmontundSt. Lambrechtneuerdings erworbenen Stücke [...] in für die Öffentlichkeit unzugänglichen Depots, z. B. bei den Dominikanern" aufbewahrt wurde (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, III. Das Steiermärkische kulturhistorische und Kunstgewerbe-Museum in Graz, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208-209; zum Depot im aufgelassenen Dominikanerkloster s.Leitner-Ruhe (2016), S. 256).
- 6Damit ist gemeint, dass sich dasLandesmuseum Joanneum bei der Zuteilung aus den beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen an dritter Stelle einordnete - nach dem fürLinzgeplantenFührermuseumund demTiroler Landesmuseum FerdinandeuminInnsbruck(s. auchEintrag vom 23.07.1939).
- 7Es handelt sich wohl um das Hotel Moser-Verdino in der Domgasse 2,Klagenfurt.
- 8Aus dem Agathenhof inMicheldorf, woPossezuvor seine Ferien verbracht hatte (s.Homepage des Gesundheitsresorts Agathenhof; s. auchEintrag vom 24.07.1939), wurde er informiert, dass ein an ihn gerichteter Brief vonHermann Gieslereingegangen sei. Vermutlich ließ er sich diesen am Telefon vorlesen.
- 9Der Münchner ArchitektHermann Giesler, Generalbaurat für die Neugestaltung der StadtMünchen, war vonHitlerbeauftragt worden, eine provisorische Galerie für dessen Linzer Gemäldesammlung ausfindig zu machen (s.Schwarz (2004), S. 42;Schwarz (2011), S. 271-272).
- 10Telefonat
Landes
ist Besitzer des Kunst. u. Kultur-
geschichtl.1 Museum2(II. Stock u.
Antiken Slg3 Erdgeschoss u. Vorgarten)
I. Stock demnaturkdl.4 Landes-
keineOberleitung
Heimatmuseum, volkskundl.6 Museen7
gehört derKärntner Landsmann-
Ebenso die Geschosse entsprechende
Besitzverhältnisse.Zentralisation!8
Hauptstücke der Ausgrabungen
inWien (z. B. betender Jüngling,
verwundete Amazone u.
den Greif)9
Direktor DrHans PaulMayer(Kunst-
u Kultur-
gesch. Museum)10
Ausgrabungen:
Zollfeld=Virunum, sowie
- 1Kunst- und Kulturgeschichtlichen
- 2Gemeint ist die Sammlung desGeschichtsvereins für Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, die Teil desKärntner Landesmuseumswar bzw. ist.
- 3Antikensammlung
- 4naturkundlichen
- 51848 wurde inKlagenfurt am WörtherseeeinNaturhistorisches Museumgegründet, das von einem eigenen Museumsausschuss, dem heutigenNaturwissenschaftlichen Verein für Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, betreut wurde. Schon von Anfang an zumKärntner Landesmuseumgehörig, wurden die Bestände 1861 in die dortigen Räumlichkeiten verlagert.
- 6volkskundliche
- 7Das Kärntner Heimatmuseum inKlagenfurt am Wörtherseewurde 1925 durch dieKärntner Landsmannschaftzur Repräsentation von deren Sammlung gegründet und imKärntner Landesmuseum untergebracht. Die Bestände wurden schließlich in die volkskundliche Sammlung desGeschichtsvereins für Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee, integriert. Zusammen bilden sie heute die Abteilung für Volkskunde imKärntner Landesmuseum (s.http://www.landesmuseum.ktn.gv.at/210226_DE%2dLMK%2dAbteilungen.?abteilung=11).
- 8Possenotierte sich Stichworte zur Museumsstruktur und -organisation desKärntner Landesmuseums Rudolfinum, die er in seinem Bericht fürHitler über die Landesmuseen der Ostmark später folgendermaßen zusammenfasste: "DasKärntner Landesmuseumenthält in gleicher Überfüllung wieLinzdie verschiedenartigsten Sammlungen: im Erdgeschoss und Keller die antiken Ausgrabungen aus Zollfeld (dem römischenVirunum), das Kärntner Heimatmuseum und das Alpine Museum; im 1. Stock dasnaturhistorische Museum; im 2. Stock die Sammlungen desKärntner Geschichtsvereinsmit den sehr interessanten vorgeschichtlichen keltischen, römischen, frühchristlichen Funden, mit spätmittelalterlichen Truhen, Schränken und kunstgewerblichen Gegenständen, Waffen, Münzen, aber nur einigen wenigen reinen Kunstwerken wie den Stuckreliefs ausMillstattnachAndrea Mantegnaund einer kleinen Zahl von guten kirchlichen Gemälden spätgotischer Zeit. Die verschiedenen Besitzverhältnisse der einzelnen Sammlungen (Geschichtsverein,Kärntner Landmannschaftusw.), die sich auch auf das Museumsgebäude und selbst die einzelnen Geschosse erstrecken, befördern beim Besucher den Eindruck einer gewissen Verworrenheit diesesMuseums, dem es an einer Zentralisation fehlt." (s.BArch, B 323/229, Hans Posse: Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 209-210).
- 9Eventuell sind die Werke "Jüngling vom Magdalensberg", "Verwundete Amazone" und "Adlergreif" gemeint, die sich bereits zu dem Zeitpunkt in derAntikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien befanden. Die Museumsmitarbeiter klagten, dass die Hauptfundstücke der Kärntner Ausgrabungen sich inWienbefanden, wohl in der Erwartung, diese zugewiesen zu bekommen.
- 10Kunst- und Kulturgeschichtliches Museum
- 11Gemeint sind die antiken Ausgrabungen im Zollfeld (dem römischenVirunum) sowie auf dem Gebiet desMunicipiums Teurnia.
bringung vorschlägt.3
1535nachInnsbruck(über
Hotel Tyrol am Hauptbahn-
hof. -
11. Okt.Landesmuseum
Rüstkammer 2. Saal
Kat.5 1626 Lederkoller
Panzerhemd, Schwert u.
Gehänge, Spiess von
StephanFadinger (für
auch sonst verschiedene
Kunstsachen (Altäre) aus
Niederdonau, die Wien7 z. Zt.
geliehen hat8
2
- 1Possetelefonierte am 10. Oktober 1939 mitHermann Giesler(s.BArch, B 323/115, Nr. 41, Posse an Giesler, 18.10.1939), der beauftragt war, eine provisorische Galerie für die für das geplanteFührermuseumausgesuchten Gemälde zu finden. Posse erfuhr, dass das dafür in Aussicht genommene Deutsche Museumnur über räumliche Kapazitäten für die Präsentation von 350 Gemälden verfügte.
- 2provisorische
- 3DieSchackgalerie, dieErnst Buchnerals provisorischen Ausstellungsort der im Aufbau begriffenen Sammlung des geplantenFührermuseumsvorschlug, befand sich in der Prinzregentenstraße 9. Sie war ursprünglich für die Kunstsammlung desGrafen Adolf Friedrich von Schackerrichtet worden und ging 1941 in den Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ein (s.Schwarz (2011), S. 272).
- 4Gemeint ist das Hotel Gablerbräu, Linzergasse 9, in der AltstadtSalzburgs. Vermutlich handelte es sich um eine EmpfehlungErnst Buchners. Posseübernachtete jedoch im Hotel Österreichischer Hof (s.Eintrag vom 12.09.1939).
- 5Es handelt sich um die Abkürzung für "Katalognummer". 1626 ist die Inventarnummer von Koller, Panzerhemd, Spieß und SäbelStephan Fadingers (s.Ilg/Boeheim (1882), S. 44).
- 6Gemeint ist vermutlich dasOberösterreichische Landesmuseum inLinz, das die Ausrüstung des oberösterreichischen BauernführersStephan Fadingerangefordert hatte (s.Schwarz (2018), S. 76).
- 7Gemeint ist dasKunsthistorische Museum Wien, wo sich seit dem 19. Jahrhundert ein Teil der Ambras'schen Sammlung befand.
- 8Schloss Ambraswar und ist eine Außenstelle desKunsthistorischen Museums.Possenotierte sich hier Exponate, die er für die Zuweisung an Landesmuseen in Betracht zog, ganz im Sinne vonHitlersMuseumsprogramm zu deren Stärkung. So zog er in Betracht, demOberösterreichischen LandesmuseuminLinzRüstung und Waffen vonStephan Fadinger und demNiederösterreichischen LandesmuseuminWien Altäre aus Niederdonau zuzuweisen.Linzhatte eine Zuweisung gefordert, weil Stephan Fadinger als Anführer der aufständischen Bauern des Traun- und Hausruckviertels im Bauernkrieg eine zentrale Figur der oberösterreichischen Landesgeschichte war (s.Schwarz (2018), S. 76).Hitlerentschied dann aber, dass die historischen Sammlungen desKunsthistorischen Museumsunangetastet bleiben sollten.
DirektorLandesregierungsarchiv
Domplatz Führer durchSalzburg
(vergriffen)2
Hauptnachdruckneben
den Tirolischen Sachen
(Maximilian) vor allem
deutscheRenaissance u.
gutenNiederländern, die
ausbauwürdig.3
Raumnotdieselbe wie anders-
wo da alle Materien in dem
selben Gebäude untergebracht
zwei zum Abbruch bestimmte
Zinshäuser schon vor
Jahrzehnten erworben um
Möglichkeit zu haben, das
Museum□zu schliessen4
Hofanlage: Lapidarium -
Graphik aus allen Zeiten erwünscht
(z. B. Venezianer u. Oberitaliener)5
- 1Franz Martinwar wiePosseMitglied desInstituts für österreichische Geschichtsforschung. Möglicherweise kanntePosseihn von seiner Studienzeit in Wien her.
- 2Möglicherweise hattePosseversucht, den vonMartinverfasstenSalzburg-Führer zu erwerben, der jedoch vergriffen war (Martin, Franz: Salzburg, ein Führer durch seine Geschichte und Kunst. Wien 1923).
- 3In seinem Bericht über die Landesmuseen beschriebPossedas Sammlungsprofil desFerdinandeumsfolgendermaßen: Das Museum besäße "außer seinem einzigartigen, reichen Besitz an hochwertiger Heimatkunst und Kunstgewerbe sehr bedeutende Malerwerke der deutschen Renaissance aus der BlütezeitInnsbrucksunterKaiser Maximilianund vor allem auch eine wertvolle Sammlung niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts [...], deren Ausbau sehr wünschenswert wäre" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208).
- 4Vermutlich meintePossedie Möglichkeit, durch die museumseigene Nutzung der umliegenden Gebäude eine geschlossene Hofanlage zu erhalten.
- 5In seinem Bericht anHitlerbetontePosse, dassInnsbruck "bei der Verteilung graphischer Werke aus dem beschlagnahmten Besitz [...] (z. B. mit einem Exemplar des 'Theuerdank'" zu berücksichtigen sei (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208).
NebenGrazdie Gemälde
sammlung desFerdinandeums
die bedeutendste u.auf ihren Gebietenausbau
fähigste
Diemodernebeschränkt sich haupt-
sächlich auf Tiroler Meister
fast alles Kopien, nur 2 Ori-
ginale;ihmder schönste Saal
Lienz.Egger-Lienz= Bilder
aus Wiener Judenbesitz.3
3 Säle moderner Tiroler Kunst
vorhanden, aber aus Raum-
mangel deponiert.
(mitGraf Trapp), daGau-
leiternicht anwesend. -
In der Pfarrkirche (Asam).5
MitGraf Trappim Hotel.
Abends mit Prof. Steinacker6
- 1Franz von Defreggerwar ein Genre- und Historienmaler der Münchner Schule.Hitlerbesaß einige WerkeDefreggers in seiner Sammlung (s.Schwarz (2011), S. 105, 173-175, 186-189, 259-260).
- 2In seinem Bericht anHitlerschriebPosse: "Auch die zurzeit wegen Raummangels zum größten Teil deponierte Abteilung neuerer, besonders Tiroler Malerwerke müßte in Zukunft ausgebaut werden, da ein Tiroler Hauptmeister wieDefreggeraußer durch 2 Originale nur durch eine Reihe von Kopien vertreten ist" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208).
- 3Unter dem beschlagnahmten und sichergestellten jüdischen Kunstbesitz befanden sich einige Werke des Tiroler MalersAlbin Egger-Lienz, diePossedemFerdinandeumin Innsbruck zuteilen wollte (s.BArch, B 323/229, Hans Posse: Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, II. Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 208). Allerdings wurde das Vorhaben nicht realisiert, da Osttirol an das Reichsgau Kärnten angegliedert wurde und in der Folge der Großteil der Werke vonEgger-LienzdemHeimatmuseumin Lienz, der Geburtsstadt desMalers, überwiesen wurde (s.Schwarz (2018), S. 114).
- 4Dieser Eintrag bezieht sich auf die Reise nachSalzburg, diePosse einen Tag später, am 12. Oktober 1939, antrat. Das Hotel Österreichischer Hof ist heute das Hotel Sacher in der Schwarzstraße 5-7.
- 5Vermutlich ist der Innsbrucker Dom zu St. Jakob gemeint, der mit Deckenfresken vonCosmas Damian Asamund Stuckarbeiten von dessen BruderEgid Quirin Asam ausgestaltet wurde.
- 6Vermutlich istHarold Steinackergemeint, Historiker und Professor an derUniversität Innsbruck. Steinackerhatte inWienGeschichte und Historische Hilfswissenschaft studiert, sich 1905 dort habilitiert und war einer der führenden Vertreter einer 'volksdeutschen' Geschichtsauffassung.