Erstes Reisetagebuch
Bilder Skizzen,Palko Kremser Schmid
Altomonte2
Vitrine:
kleine Holzgruppe aus
Eggelsberg1481 dat.3
4 große Tafeln.
Große Holzfigur:hl. Christo-
2 Bildnisse auf Holz
kl.5Holzfigurhl. Katharina
Oberösterr.6 um 1400
- 1Possezog in Betracht, einige Kunstwerke aus demOberösterreichischen Landesmuseumin dasFührermuseumzu übernehmen (s. BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, I. Das oberösterreichische Landesmuseum Linz (Donau), abgedruckt in: Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 204-205). Auf dieser und der folgenden Seite machte er sich Notizen zu vermutlich denjenigen Kunstwerken, an deren Übernahme er interessiert war.
- 2Gemeint sind die KünstlerMartinound/oder Bartolomeo Altomonte. Von beiden befanden bzw. befinden sich Werke in der Sammlung (s. weitereEinträge vom 08.07.1939 (0008)und(0011)).
- 3datiert
- 4Anfang 16. Jahrhundert
- 5kleine
- 6Oberösterreich
ich am nächsten Freitag
bin.1
12. Aug.Klagenfurt
Dr. Frodel, Herrengasse 9II
(Landeskonservator)
Dr. Starzacher Archivassessor2
im LandWortmitte (durchgestrichen)haus3
Bilder 19. Jhdt ganz belanglos4
Welche Maler fürKlagenfurt?
Willroider5
Große Kopie vonJ. F. Fro-
millernach DresdnerTovrens-
reliefder blinde Leiermann6
ModerneGemäldegaleriein der Burg7(nicht
aufgestellt)8
Raummangel.
Klaagenfurter MalerMalr
O. (- DemusDemeus,Kärntner Kunst)
Kunst in Kärnten9
- 1Possetraf am 18. August 1939 Hermann GieslerinMünchen (s.Eintrag vom 18.08.1939).
- 2Posse traf den Museumsbeauftragten des Gaus, SS-UntersturmführerKarl Starzacher.
- 3Das "Landhaus Klagenfurt" ist ein repräsentativer Profanbau, der zwischen 1574 und 1594 durch die Kärntner Landstände errichtet wurde. Die Gauleitung der NSDAP residierte ab 1940 im Landhaus, dem alten politischen Zentrum des Kärntner Landtags. Dort waren auch die Bestände derKärntner Landesgaleriedeponiert, die von den Nationalsozialisten geschlossen worden war. So wurden 1939 der Dachboden und ein Zimmer als Depot genutzt (s.Brugger (2011), S. 153). Heute ist das Gebäude Sitz des Kärntner Landtags.
- 4Posse begutachtete die Gemälde des 19. Jahrhunderts derKärntner Landesgalerie.
- 5Die inVillachgebürtigen Brüder LudwigundJosef Willroider gehörten zu der vonHitlerhochgeschätzten Münchner Malerschule.Possenotierte sich ihre Namen in Hinblick auf zukünftige ZuweisungenHitlersan dasKärntner Landesmuseum.
- 6Vermutlich ist das Gemälde "Der blinde Leiermann" vonJosef Ferdinand Fromillergemeint.
- 7In der sogenannten "Burg", einem Renaissancegebäude im Zentrum vonKlagenfurt, war 1933 im ersten Stock dieModerne Galerieeingerichtet worden. Sie war nach dem 'Anschluss' 1938 aufgelöst worden.
- 8Posseerwähnte in seinem Bericht über die Landesmuseen der Ostmark "die provisorisch in der Burg untergebrachteLandesgalerie(Gemälde der Kärntner Maler vom 18.-20. Jahrhundert)" (s.BArch, B 323/229, Hans Posse, Bericht über die Landesmuseen der Ostmark, IV Das Kärntner Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt, abgedruckt in:Schwarz (2018), S. 204-210, hier S. 210).
- 9Gemeint ist die folgende Publikation: Demus, Otto: Kunst in Kärnten. Leon, Klagenfurt am Wörthersee 1934.
170mitDr. Frodelzu
Prof. Eggeram Wörther See.1
13. August (Sonntag)Diöcesan-
Museumgeschlossen.
2330inVenedig.
Hotel Vittoria - Bristol
Calle de Fuseri
Zimmer 117.5
14. Aug. Veroneseausttellg6
Segretario Motta7.
Ufficio Biennale: Brosch8
Nachm.9 Museo Correr.
MeinTurchi, aber oben
mit Engelsgruppe.10 Bei
Kino (GiardiLido).14
- 1Possebesuchte den Grazer KunsthistorikerHermann Egger, der am Wörthersee Urlaub machte, gemeinsam mitWalter Frodl, dessen akademischer LehrerEggerwar.
- 2Vermutlich ist Walter Frodl gemeint.
- 3zusammen
- 4Vermutlich sprachPossemitFrodlüberRobert Hiecke, der als Ministerialdirigent imReichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildungfür die Denkmalpflege auch im angeschlossenen Österreich zuständig war und sich sehr für die Belange der österreichischen Denkmalpflege einsetzte (s.Brückler/Nimeth (2001)).
- 5Posse nahm sich ein Zimmer im Hotel Vittoria in der Calle dei Fuseri,Venedig.
- 6Es handelte sich um die große, international beachtete Ausstellung zu dem Maler Paolo Veronese 1939 im Palazzo Giustiniani am Markusplatz (zur Ausstellung s.Pallucchini (1939)).Possewar Mitglied des Ausstellungsbeirates.
- 7Es könnte sich entweder um den Namen einer Person oder um den Namen eines Ortes handeln.
- 8Vermutlich handelt es sich umLudwig Brosch, denPosseanlässlich der XIII. Biennale inVenedig1922 kennengelernt hatte, als er die Ausstellung im Deutschen Pavillon kuratierte (zuPossesKuratorentätigkeit für die Biennale 1922 s.Schwarz (2014): Rittmeister und Excellenz, S. 248-254; s. auchBroschsKurzartikel "Die Vorbereitungen zur 13. Internationale in Venedig" und "Venedigs XIII. Internationale Kunstausstellung" in der Zeitschrift "Der Cicerone").
- 9Nachmittags
- 10Vermutlich ist ein Werk des MalersAlessandro Turchigemeint, dessen Motiv in ähnlicher Form auf einem WerkTurchisinPossesPrivatsammlung zu finden war.
- 11Während seines Aufenthalts imMuseo CorrerstattetePossedessen Direktor, Giulio Lorenzetti, einen Besuch ab und traf vermutlich dort, vielleicht aber auch den Museumsräumen, den Direktor desFolkwang MuseumsinEssen,Heinz Köhn.
- 12Abends
- 13vermutlichLudwig Brosch
- 14Vermutlich ist der 1937 eröffnete Palazzo del Cinema di Venezia auf dem Lido gemeint, wo jedes Jahr die Internationalen Filmfestspiele vonVenedigals Teil der Biennale für zeitgenössische Kunst stattfinden.
15. Aug. 39.Venedig.
Feiertag geschlossen.2In
derP. Veronese-Ausstellung.
Carmine5, S. Sebastiano6, S. Polo7
Hotel 2130ca. tel. Anruf
inVeronese-Ausstellg13: AbendWortende
16. Aug.Hotel14Tel. Haberstockaus
Guardi-SchülerGiovanni Migliara
S. Barnaba16
Venez.19Keramik
BlumentellerFabbrica Antoni-
18. Jhdt
- 1Der CaʾPesaro inVenedig, ein zwischen 1659 und 1710 erbauter Palast am Canal Grande, beherbergt u. a. im 1. Stock einMuseum für Moderne Kunst.
- 2Am 15. August, dem 'Ferragosto' begeht Italien den Feiertag Mariä Himmelfahrt. Es handelt sich um einen der wichtigsten kirchlichen und familiären Feiertage Italiens.
- 3vermutlichLudwig Brosch
- 4Gemeint ist die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari inVenedig.
- 5Gemeint ist die Kirche Santa Maria del Carmine der Karmeliterbruderschaft inVenedig.
- 6Gemeint ist die Kirche San Sebastiano inVenedig.
- 7Gemeint ist die Kirche San Polo inVenedig.
- 8Gemeint ist die Kirche San Rocco inVenedig.
- 9Gemeint ist die Chiesa di San Pantaleone Martire, auch San Pantalon genannt, inVenedig.
- 10Gemeint ist die Kirche San Barnaba inVenedig.
- 11Als Kenner der italienischen und insbesondere auch der venezianischen Malerei des 16. bis 18. Jahrhunderts und Direktor einer der weltweit bedeutendsten Sammlungen italienischer Malerei, derDresdner Gemäldegalerie, besuchte Possegemeinsam mitBroschKirchen, um deren Gemäldeausstattung zu studieren. Die Auswahl der besuchten Kirchen legt nah, dass der Fokus des Interesses dabei auf den WerkenTizians,VeronesesundTintorettosgelegen haben dürfte. Der Kirchenrundgang ergänzte damit dieVeronese-Ausstellung, wie es auch dem Ausstellungskonzept entsprach: So wurden in der Sakristei von San Sebastiano die vonVeronesegemalten Deckenmalereien während der Dauer der Ausstellung von Scheinwerfern ausgeleuchtet (s.Christoffel (1939), S. 317).
- 12Wie die nachfolgenden Notizen zeigen, telefoniertePossean diesem Abend vermutlich mitKarl Haberstock, der sich häufig inKarlsbadaufhielt.
- 13Veronese-Ausstellung
- 14alternative Lesung: "Hitze"
- 15Hier verweist Posse wahrscheinlich auf den 1815 erschienenen Reiseführer"Guida per la città di Venezia allʾamico delle belle arti" vonGiannantonio Moschini.
- 16Gemeint ist die Kirche San Barnaba inVenedig.
- 17Palazzo
- 18Der CaʾRezzonico inVenedig, ein zwischen 1649 und 1756 erbauter Palast am Canal Grande, beherbergt seit 1935 einMuseum für venezianische Kunst des 18. Jahrhunderts.
- 19Venezianische
- 20Dieser Ort ist besonders als Produktionsstätte für Keramikware bekannt und war der ursprüngliche Sitz derPorzellanmanufaktur Antonibon.
szene20 0001 Wort
20 000. Dringend abgeraten.
Alte Pinakothek. Mit
dann mit ihm zum Mittag-
essen. 14 ½ zuGeneral-
baurat Giesler(sein Assis-
tentKleinefenn3): Unter-
bringung der Linzer Ge-
mälde. Vorgeschlagen Schleiss
heim. Unmöglich da nicht
heizbar.4Schlage Räume
vor, die bereits für solche
Zwecke gedient haben, die
allen Anforderungen ent-
sprechen u. für denChef
bequemer liegen. Dem
soll nachgegangen werden.5
- Im Hotel tele.6Anruf
Frau Haberstock, die heute
- 1Vermutlich istPeter Halmgemeint.
- 2Mit "Staatsgalerie" ist wahrscheinlich dieNeue Staatsgalerieim Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz inMünchengemeint, wo ab 1919 Werke der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgestellt waren (s.Homepage der Pinakotheken).
- 3Es handelt sich um Hans Kleinefenn, den Assistenten und Büroleiter des ArchitektenHermann Giesler.Giesler, Generalbaurat für die Neugestaltung der "Hauptstadt der Bewegung"München, war beauftragt, eine provisorische Galerie für die Bestände desFührermuseumszu suchen.
- 4Gemeint sind vermutlich Räumlichkeiten in der Schlossanlage Schleißheim inOberschleißheimbeiMünchen. Das Neue Schloss Schleißheim war bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert als Galerieschloss öffentlich zugänglich und beherbergte die kurfürstliche Gemäldesammlung. Es entsprach allerdings nicht den konservatorischen Bedingungen, dieHitlerbzw.Possefür die Unterbringung der Gemälde für dasFührermuseumvoraussetzten, denn es konnte nicht beheizt werden.
- 5Zum weiteren Verlauf der Suche s. Einträge vom 10.10.1939 auf den Seiten0035und0036.
- 6telefonischer
vonvomKarlsbadmit Auto
auf der Fahrt nachStarn-
kommen ist. Treffesie
im Continental.2
220nachDresdenzurück.
Berlin28. Sept. 39
Schall-Riaucour(Verwandter
Lobkowitz (Raudnitz)
Darf ich Sie bitten, HerrnK.H.3
der mirseit1 Zeichen [durchgestrichen] Jahrzehntenbes.4 gut bekannt ist
freundlichst empfangen zu
wollen.5
Dolychaeus-Fund (Wien)
insLandesmuseum Linz1 Zeichen [durchgestrichen] ?8
Kurfürstenstr 59
2
- 1Der inAugsburggebürtige KunsthändlerKarl Haberstockbesaß eine Ferienresidenz inFeldafingam Starnberger See.
- 2Possetraf sich mitMagdalene Haberstockim ehemaligen Grand Hotel Continental, Max-Joseph-Straße 5, vermutlich zum Abendessen.
- 3vermutlich Karl Haberstock.
- 4besonders
- 5Possenotierte sich hier vermutlich den Entwurf für ein Anschreiben, in dem er einen Verwandten desRaudnitzerZweiges der Familie Lobkowitz/Schall-Riaucour bat,Haberstockzu empfangen.
- 6Gemeint ist das Gemälde "Urteil des Paris" vonMax Klinger(s.Eintrag vom 11.07.1939).
- 7Es ging um den Ankauf des Gemäldes "Die Malkunst" vonJan Vermeer für dasFührermuseum, das heute vomKunsthistorischen Museum Wien verwahrt wird. Der Ankauf wurde vonPosse1940 getätigt (s.Hehenberger/Löcher (2013)).
- 8Im März 1937 war inMauer an der Urlim Bezirk Amstetten das Inventar eines Jupiter Dolichenus-Tempels aus dem späten 3. Jahrhundert ausgegraben worden. Die mehr als 100 Fundstücke wurden an dasKunsthistorische Museumgegeben (s.Haupt (1995), S. 26). Offenbar diskutiertePossemitHitler, ob die Fundstücke insLandesmuseum Linzgegeben werden sollten.
- 9Possenotierte sich die neue Adresse des KunsthändlersKarl Haberstock, der 1939 die Villa in der Kurfürstenstraße 59 kaufte und dort sein Geschäft wie auch seinen Wohnsitz hatte.
Architekt Kötgen1.
Abend ½ 110nachWarschau
1. Dez. 1939
1 Wort (?) in Kloster (238)
na Skalze3
Kgl.4Schloss5 (vollkommen zer-
schossen)
Knöffel-Fassade für
Dresden (Steinteile)
Fussböden(meist modern), Raumver-
kleidungen usw.
Bacciarelli-Plafond.6
Kronleuchter.7
Vilanow Wilanowumrahmt
Major
Oberst 1 Wort (durchgestrichen)
Kommandautur9 1 Wort
Divisionsarzt.
- 1Eventuell ist Franz Koettgen gemeint.
- 2Die Adresse des Hotels Europa war Krakauerstr. 13 (s.Baedeker/Steinheil (1943), S. 85). Bei den Nummern '217' und '238' handelt es sich vermutlich um Zimmernummern.
- 3Vermutlich handelt es sich bei dem ersten unleserlichen Wort um eine phonetische Schreibweise, worauf auch das Fragezeichen deuten könnte. Wahrscheinlich ist die St.-Michael-und-Stanislaus-Kirche mit dem Paulinerkloster (Klasztor Ojców Paulinów na Skałce) auf dem Skałkahügel inKrakaugemeint, die auf polnisch auch kościołem Na Skałce genannt wird.
- 4Königliches
- 5Das Warschauer Königsschloss (Zamek Królewski w Warszawie) wurde im September 1939 infolge der deutschen Luftangriffe weitgehend zerstört.
- 6Während der deutschen Belagerung vonWarschaufielen am 17. September 1939 deutsche Bomben auf den Großen Assembléesaal (Ballsaal) des Königsschlosses, sodass das Deckengemälde des italienischen MalersMarcello Bacciarelliherabstürzte (s.Rottermund/Bronarski/Ostrowska et al. (2004), S. 16-17).Possehatte vor, das DeckengemäldeBacciarellis, der auch inDresdentätig gewesen war, nachDresdenbringen zu lassen.
- 7Possebeantragte nach seiner Reise ins Generalgouvernement beiHitler, die erhaltenen Teile der Fassade und der Innenausstattung des Warschauer Königlichen Schlosses, das 1944 vollständig zerstört wurde, für die Ausstattung des Dresdner Zwingers zu verwenden: "Ferner wäre es bei dem besonderen Interesse, das Dresden an dem geretteten Inventar des Warschauer Schlosses haben muß, da sächsische Architekten und Künstler es ausgebaut haben, erwünscht, wenn die geretteten Teile der Innenausstattung (Wandverkleidungen, Türen, eingelegte Fußböden, Plastiken, Spiegel, Glaslüster, Möbel, Porzellane usw.) für den Innenbau der Pavillons des Dresdner Zwingers zur Verfügung gestellt werden könnten." (s.BArch, B 323/163, Nr. 211-214, Hans Posse, Bericht über die auftragsweise übernommene Reise nach Krakau und Warschau zur Unterrichtung über die Art und den Umfang der beschlagnahmten Kunstwerte).
- 8Wilhelm Richter, Professor derUniversität Greifswaldund Divisionsarzt inWarschau, batPosse,Martin Bormannmitzuteilen, dass er in Polen "sehr interessante Personalakten unseresRobert Kochgefunden" hätte, die erBormannoderHitlerüberreichen wollte (s.BArch, B 323/103, Nr. 248, Posse an Bormann, 14.12.1939). Im Dezember 1939 erhieltRichterden Auftrag zur Neuordnung des militärischen und zivilen Gesundheitswesens im gesamten Generalgouvernement Polen.
- 9Vermutlich ist die Kommandantur IV c inWarschaugemeint, wie der Eintrag auf der folgenden Seite zeigt (s.Eintrag vom 02.12.1939).