Viertes Reisetagebuch
van Dughteren (viaKatz)
B. van Orleyzusammen85 000 fl.1
F. LugtLang Vywerberg
142
v. Ligten: Da Sie mir erklärt haben,
daß an dem Preis nichts mehr zu
ändern, nehme ich an5
- 1Possehatte über den Ankauf der beiden im Folgenden aufgeführten Gemälde aus der Kunstsammlung des im September 1940 verstorbenen ArztesB. G. E. W. van DugterenausArnheimverhandelt. Er ging nun auf die Preisforderung von 85.000,- Gulden von "Mejuffrouw", also "Fräulein", van Dugteren - vermutlichvan DugterensTochterIda Maria- ein. Er kaufte dasGerard ter Borchzugeschriebene Werk für 50.000,- Gulden, dasBernard van Orleyzugeschriebene für 35.000,- Gulden (s.BArch, B 323/101, Nr. 214, Posse an Lammers, 19.05.1941;BArch, B 323/156, fol. 169-170, Rechnungen vom 23.04.1941) über dieKunsthandlung D. Katz. Damit ging er weit über seine ursprüngliche Preisvorstellung von 65.000,- bis 70.000,- Gulden hinaus (s.Eintrag vom 23.04.1941).
- 2Hierbei handelt es sich um die Wohnadresse des Grafik-Experten und KunstsammlersFrits LugtinDen Haag: Lange Vijverberg 14. Dieser war wegen seiner jüdischen Herkunft im Frühjahr 1940 aus den Niederlanden geflüchtet. DaPossesich die Adresse notierte, ist zu vermuten, dass er den in den Niederlanden verbliebenen Teil der Sammlung Lugt besichtigt hat (s.Reitsma (2002), S. 27-28).
- 3Heimsuchung
- 4Vermutlich benötigtePosseeine Fotografie des Gemäldes, um dessen Zuschreibung zu klären. Eventuell wollte er auchMax J. Friedländerum seine Einschätzung bitten.
- 5Possefixierte hier eine Aussage von oder anJan B. van Ligtenzum Preis bzw. Erwerb eines oder mehrerer Gemälde. Eventuell bezog sich diese Notiz auf die Werke "Feldlager" und "Der Schmied" vonPhilips Wouwerman, die Posseüber dieFirma J. Smitsankaufte.
- 6Rechnung
- 7Vermutlich wolltePosseFelix William Wickelüber die Ankäufe, die er über dieKunsthandlung D. Katzmit Rechnungsdatum vom 23. April 1941 getätigt hatte (s. Seiten0036und0037), informieren oder Details dazu mit ihm besprechen.
10.Hohenfurt Stift.3
N. Grund, viele kleinere
Bilder
Dr. Springer6
- 1Die enteigneten oberösterreichischen Klöster und ihr Kunstbesitz waren auf AnordnungAdolf Hitlersin Gaubesitz übergegangen, weshalbPossevonHitlerden Auftrag erhalten hatte, die im Reichsgau Oberdonau vorhandenen Möglichkeiten für die Einrichtung einesLinz-Depots in einem der dortigen aufgelassenen Stifte zusammen mit GauleiterAugust Eigruberzu überprüfen (s.BArch, B 323/103, Nr. 45, Bormann an Posse, 20.04.1941). InLinztrafPossein dieser AngelegenheitChristian Opdenhoff, den stellvertretenden Gauleiter, vermutlich weilEigruberverhindert war. AnMartin Bormannberichtete er, dass er "mit Herrn GauleiterEigruberund den von ihm Beauftragten" Rücksprache gehalten habe (s.BArch, B 323/103, Nr. 32, Posse an Bormann, 16.05.1941).
- 2Possehielt sich am 11. Mai 1941 inSt. Florianauf (s.Seite 0044) und besichtigte das dortigeStiftim Hinblick auf seine Eignung als Kunstdepot. Bei seinem nächsten Treffen mitAdolf Hitleram 20. Mai 1941 solltePossevorschlagen, imStift St. Florianeine Gemäldegalerie mit den Kunstbeständen der verschiedenen österreichischen Klöster einzurichten (s.Seite 0050;Schwarz (2018), S. 139)
- 3Am 10. Mai 1941 fuhrPossezur aufgelassenen ZisterzienserabteiStift Hohenfurthim annektierten Südböhmen, um deren Eignung als Kunstdepot und den Kunstbesitz zwecks Verwertung zu überprüfen. Im Folgenden notierte er Objekte, die ihm fürAdolf HitlersMuseumsprogramm als geeignet erschienen.
- 4Kreuzigung
- 5Possenotierte sich hier vermutlich die Namen der Personen, die er inLinzvorrangig treffen wollte:Anton Fellnertraf er am 9. Mai 1941 (s.Seite 0046),Ignaz Zibermayram 11. Mai (s.Seite 0048). Gemeinsam mitFranz von JuraschekundJustus SchmidtinspiziertePossezwischen dem 9. und 11. Mai 1941 die aufgelassenen Stifte und Klöster im Reichsgau Oberdonau im Hinblick auf deren Eignung als Depots (s.Schwarz (2018), S. 138-139). Zur Vorbereitung ihrer Fahrten traf er die beiden am Abend des 8. Mai,Schmidtsah er zudem vor seiner Abreise nachWienam 12. Mai (s.Seite 0044).
- 6Eventuell istAdalbert Springergemeint.
Via Marchesana 2
Luini2
Buchner3: Galeriealbum
im Hotel Excelsior4
abgeben.
- 1Der KunsthistorikerFernando A. Ghedini, Via Marchesana 2,Bologna, hattePosseim April 1941 angeschrieben, weil er ihm Kunstwerke von befreundeten Sammlern vermitteln wollte.Possehatte einem Treffen zugesagt (s.BArch, B 323/148, Nr. 516-517, Korrespondenz zwischen Ghedini und Posse).
- 2Gemeint ist wohl ein Werk des KünstlersBernardino Luini. Allerdings wurde kein Gemälde vonLuiniangekauft.
- 3Vermutlich ist hierErnst Buchnergemeint.
- 4Vermutlich ist dasHotel Excelsior, Piazza Ognissanti 3, inFlorenzgemeint, woPosseschon während seines Aufenthalts im April 1941 wohnte.
26. Juni 411
aBesitzvan Beuningen
(aus Besitz König von
Spanien)3
b. Kontor:4
v 2 Pater.5
- 1Possebeabsichtigte, einige Objekte aus der Privatsammlung vonDaniël George van Beuningenfür dasFührermuseumzu erwerben. Nach mehreren Vorbesprechungen und diversen Auswahllisten (s. Seiten0034,0039und0040) hattePosseim Mai 1941 eine Aufstellung von 52 Gemälden erhalten, dievan Beuningenverkaufen wollte, aus denen etwa 20 Werke ausgewählt werden sollten (s.BArch, B 323/145, Nr. 208, Peterich an Posse, 09.05.1941). Am 26. Juni 1941 besichtigte er nun Teile der Privatsammlung van Beuningen inRotterdam. Auf dieser sowie den beiden folgenden Seiten notiertePossedie Kunstwerke, die seiner Meinung nach für einen Erwerb in Frage kamen. Daraufhin verfasste er am 4. Juli seine endgültige Auswahlliste mit 18 Gemälden für den Preis von insgesamt 1,5 Millionen Gulden (s.BArch, B 323/145, Nr. 191-192, Posse an van Beuningen, 04.07.1941; ebd., Nr. 193, Preisliste Posses):
3.Pater,Unterhaltung im Freien
7.Meister des Marienlebens,Heimsuchung
8.Maestro del Bambino Vispo,Musizierende Engel
11.Tintoretto,Raub der Proserpina
12.Strozzi, David (s.Eintrag im Online-Objektkatalog des Museums Boijmans van Beuningen; Inventarnr.: 2343 a (OK))
13.Duccio(?), Kreuzigung (s.Eintrag im Online-Objektkatalog des Museums Boijmans van Beuningen; Inventarnr.: 2558 (OK))
15.L. van Leyden, Lot und seine Töchter (s.Eintrag im Online-Objektkatalog des Museums Boijmans van Beuningen; Inventarnr.: 2456 (OK))
18.Benson, Maria und Kind (s.Eintrag in der Datenbank des Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie)."
AnMartin BormannberichtetePossebereits am 3. Juli 1941: "Aus der Privatsammlung van Beuningen habe ich für 1 ½ Millionen 18 Gemälde erworben, darunter einen sehr schönenWatteau(aus dem Besitz des vormaligen Königs von Spanien),1 Lancret(aus dem BesitzeFriedrichs des Großen, dann imKaiser-Friedrich-Museumund zugunsten der Erwerbung des Welfenschatzes abgegeben), 2 Pater,1 Goya, 7 italienische Gemälde des 14. bis 18. Jhdts." (s.BArch, B 323/103, Nr. 16, Posse an Bormann, 03.07.1941). Die Verkaufsbestätigung der ausgewählten Kunstwerke erfolgte am 9. Juli 1941 (s.BArch, B 323/145, Nr. 189, Peterich an Posse, 09.07.1941; ebd., Nr. 186, Rechnung vom 09.07.1941), bezahlt wurden sie im August (s.BArch, B 323/156, fol. 220, 2. Abrechnung des Sonderkontos beim Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete, Überweisung am 19.08.1941;BArch, B 323/145, Nr. 180, van Beuningen an Posse, 23.08.1941).
- 2Am 26. Juni 1941 besichtigtePossedie Teile der Privatsammlung vonDaniël George van Beuningen, die sich im Museum Boymansbefanden.
- 3Auf die Frage nach der Herkunft dieses Gemäldes hattevan Beuningenzur Auskunft gegeben, "dass derVateau[sic!] hoechstwahrscheinlich aus dem Koeniglich-Spanischem Besitz stamme auch anderes wurde uns s[einer] Z[eit] aus diesem Besitz angeboten" (s.BArch, B 323/145, Nr. 200, Peterich an Oertel, 30.06.1941).
- 4Eventuell ist ein Büro bzw. ein Raum im Gebäude der FirmaSHVgemeint. Die Niederlassung inRotterdam, deren Direktorvan Beuningengewesen war, befand sich im "Westerkadehuis", Westerkade 1-5. Die Gemälde der Sammlung van Beuningen waren nicht nur imMuseum Boymans, sondern auch in "strong rooms" derSHVsowie invan BeuningensLandhaus Noorderheide, Elspeterbosweg 179 inVierhouten, untergebracht (s.Dekker (2018), S. 65).
- 5Hierbei handelt es sich um die beiden Gemälde "Landelijk feest bij een beeld van Venus" und "Landelijk feest met wijnschenkende jonge man" vonJean-Baptiste Joseph Pater.
- 6Rembrandtfederzeichnung. Gemeint ist die im Folgenden genannte Grafik vomRembrandt.
Goya)2
Tintoretto(?)Raub der Proserpina
v Sog.St. Lochner 2 Heilige
kaputter Grund.4
spät.
- 1Dieses Gemälde befand sich einst imKaiser-Friedrich-MuseuminBerlin(s.Hannema (1952), S. 90, Nr. 155). Es sollte aus dem BesitzFriedrichs II.stammen und vomKaiser-Friedrich-Museum"in der Inflationszeit bedauerlicherweise" (s.BArch, B 323/103, Nr. 42, Posse an Bormann, 28.04.1941) "zugunsten der Erwerbung des Welfenschatzes abgegeben" worden sein (s.BArch, B 323/103, Nr. 16, Posse an Bormann, 03.07.1941). Diese Informationen hattePossevonLucas Peterich, dem Schwiegersohn vonDaniël George van Beuningen, erhalten, der jedoch die Verlässlichkeit seiner Angaben relativierte: "DenLancrethaternicht aus Deutschland gekauft, also weiss ich nicht, ob er mit dem Welfenschatz zusammenhaengt, wie ich ProfessorPosseangab, dennmein Schwiegervaterkaufte ihn im Kunsthandel" (s.BArch, B 323/145, Nr. 200, Peterich an Oertel, 30.06.1941).
- 2Possenotierte sich, dass dieses Kunstwerk lautvan Beuningenaus dem FamilienbesitzGoyasstammte (s. auchBArch, B 323/145, Nr. 200, Peterich an Oertel, 30.06.1941; für ausführliche Notizen zur Provenienz s. Seite0114).
- 3Madonna
- 4Vermutlich kauftePossedieses Gemälde wegen des schlechten Erhaltungszustands nicht an.
- 5Madonna
1035ab
(3000.) Perutz4
25 000
CanonKanon,Mächenbrustbild
Bloemartpinx. (eingeritzt auf
RückseiteKrüger Parisurteil
R. Alt, Zwei Guachen von
Salzburg7
- 1Possehatte vor, vonPragnachMünchenweiterzufahren und notierte sich hier die Abfahrts- und Ankunftszeiten inPrag.
- 2Am 22. Juli 1941 inspiziertePosse, vermutlich gemeinsam mitWolf von Both, Kunstwerke, die von derGestapoaus jüdischem Besitz beschlagnahmt worden waren, fand darunter aber "nur wenige für die Zwecke desFührersgeeignete Stücke" (s. Supplement to CIR Nr. 4, Anhang 69, Posse an Bormann, 30.07.1941, Faison;BArch, B 323/102, Nr. 712, Posse an Bormann, 21.02.1942).
- 3Possetraf am 22. Juli 1941Wolf von Bothim Czerninpalais inPrag, das als Außenministerium der Tschechoslowakei gedient hatte und das während der deutschen Besatzung Sitz desReichssicherheitshauptamtesunter Leitung vonReinhard Heydrichwar. Dorthin waren die als museumswürdig erachteten entzogenen Kunstwerke aus jüdischem Besitz gebracht worden und hier führtePosseden Führervorbehalt aus. Die übrigen Werke wurden in derLandesgalerieausgestellt (s.Potthast (2002), S. 198-199).
- 4Eventuell handelte es sich um ein Gemälde aus der Sammlung vonArthurundMaria PerutzinPrag(s.BArch, B 323/492, Restitutionsanträge der Tschechoslowakei, Bd. 3).
- 5Es handelte sich um ein Gemälde aus der Sammlung der Familie Petschek, deren Geschäfte in Prag bis 1938 vonHans Petschekgeleitet wurden (s.Hopp (2012), S. 208-211).
- 6Das Gemälde stammte aus der Sammlung von Arthur und Maria Perutz in Prag (s. BArch, B 323/492, Restitutionsanträge der Tschechoslowakei, Bd. 3).
- 7Vermutlich sind zwei Aquarelle vonRudolf von Altgemeint - je eineAnsicht von Salzburgund eineAnsicht von Innsbruck.