Drittes Reisetagebuch
W. v. Mieris, Geigenspieler2
Vinckeboons 5495 (Reiter u. Fig.)
- 1Mit Kategorie III sind diejenigen Werke gemeint, diePossefür dekorative Zwecke vorsah (s.Eintrag vom 23./24.07.1941).
- 2Es könnte entweder das Werk "Man met wijnglas en viool" vonWillem van Mierisoder das Werk "De vioolspeler" vonFrans van Mierisgemeint sein.
Hobbema2 200 000
Jan van de Velde 50 0003
1656 bez.5– 45 000
Kinder 15 000
J. van Son, bez.8
kleines Stilleben 5 000
Wegen Vermeer sofort
entscheiden (Tel. überWickel)9
L. Jagenau, Antiquiteiten
Noordeinde 156
11 33 42
(vläm. autmehrere Buchstaben)
- 1Gemeint ist der Textilfabrikant und KunstsammlerHendrikus Egbertus ten Cate, mit demKatzzusammenarbeitete.Ten Catesammelte vor allem holländische und niederländische Kunst des 17. Jahrhunderts.Possenotierte sich von Gemälden die Preise, dieten Cateforderte oder bekommen hatte.
- 2Eventuell ist das Gemälde "Waldlandschaft" vonMeindert Hobbemagemeint.
- 3Gemeint ist ein Werk vonJan van de Velde. Eventuell handelt es sich um das "Stilleven", welches später für hfl. 40.000,- angekauft wurde (s.BArch B 323/145, Nr. 63, Rechnung vom 27.09.1940; s. auchEintrag vom 27.09.1940).
- 4Großes
- 5bezeichnet [=signiert]
- 6Musizierende
- 7großes
- 8bezeichnet [=signiert]
- 9Vermutlich ist das Gemälde "Lezende man" aus der Sammlung Ten Cate gemeint, das damals als WerkJan Vermeers van Delftgalt und heute einem unbekannten Künstler zugeschrieben wird. In einem Brief anFelix William Wickelvom 29. September 1940 verzichtetePosseauf ein "Selbstbildnis des Vermeer" und wiesWickelan, das Bild einem gewissen "K.", gemeint ist derKunsthändler Katz, freizugeben (s.BArch, B 323/114, Nr. 430, Posse an Wickel, 29.09.1940). Das Gemälde wurde in der Folge vonHendrikus Egbertus ten CateanAlois Miedlfür hfl. 800.000,- verkauft (s.BArch, B 323/113, Nr. 414, Wickel an Posse, 20.11.1940).
- 10Eventuell ist das Gemälde "Wine is a Mocker" vonJan Steengemeint, welches allerdings erst 1941 für dasFührermuseumangekauft wurde.
Clearing: bezahlen die Niederlande?
Es. v. de Velde fl. 12 500
Th. de Keyser 8.500
Jan Bapt. Weenix 5 000
fl. 26000
40 000
Heroische Szene 10 000
Bicci di Lorenz
Lorenzo38 000
ca4340cm hoch
11 br.4
Aert van der Neer,Große Landschaft
mit Jägerstaffage30 000
voll bezeichnet!
- 1Possevermutete, dass es sich bei dem mit "Heroischer Szene" unbestimmten Bildsujet um eine Darstellung von "Rinaldo und Armida" handeln könnte. Er bestimmte die Szene jedoch später korrekt als "Meleager und Atalante" (s.Schwarz (2004), S. 108, 228).
- 2Vermutlich ist das Gemälde "Lezende man" gemeint, das damals als Werk Jan Vermeers van Delft galt und heute einem unbekannten Künstler zugeschrieben wird.
- 3"telegrafisch" oder "telegrafieren"
- 4Gemeint ist ein Werk des MalersBicci di Lorenzo. Es wurde vermutlich nicht angekauft.
17. Okt.München
RM 32 000
//Paudiss.Alter Mann(Replik in
RM. 9 500.
RM. 18000. -
zus.4RM. 48 000
marken.6
nachdem die beschlagnahmten Bilder
wieder ersetzt werden sollenx/, bitte
ich ... x/wie dies auch z. B. im
GemäldegalerieKustos
Altdeutsche Kunst.8
- 1bayerischem
- 2Es handelt sich hierbei um die Kopie "Bildnis eines graubärtigen Mannes", die sich in derAlten PinakothekinMünchenbefindet (dortige Inventarnr.: 5683, s.Eintrag im Online-ObjektkatalogsowieEintrag in der Datenbank des Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie).
- 3Gemeint sindGoya-Grafiken der Folge "Los desastres de la guerra", die zwischen 1810 und 1815 entstand und insgesamt 82 Aquatinten umfasste.
- 4zusammen
- 5Gramm
- 6Lebensmittel waren während des Zweiten Weltkriegs rationiert und nur mit Bezugsscheinen zu erhalten.Posseerhielt vonErnst Buchnerwährend seines Aufenthalts in München leihweise 100-Gramm-Fleischmarken, für deren prompte Retournierung sichBuchneram 6. November 1940 bei ihm bedankte (s.BArch, B 323/115, Nr. 378, Buchner an Posse, 06.11.1940).
- 7Nachdem im Juni 1939 während der "Aktion Entartete Kunst" beschlagnahmte "Gemälde und Plastiken moderner Meister aus deutschen Museen" durch dieGalerie FischerinLuzernversteigert worden waren (s.Digitalisat des Auktionskatalogs), hatteHitlerErnst Buchnerzugesagt, dass den Museen der Verkaufserlös der Bilder aus ihrem Besitz für den Ankauf 'geeigneter' Kunstwerke überwiesen werden sollte. DieBayerischen Staatsgemäldesammlungenerhielten 1940 aus dem Sonderkonto "Entartete Kunst" 100.000,- Reichsmark (s.Lott (1998), S. 297). Vermutlich wollte auchPosseum eine finanzielle Entschädigung für die beschlagnahmten und auf der Auktion verwerteten Kunstwerke derDresdner Gemäldegaleriebitten und notierte sich hier eventuell Formulierungen für einen solchen Antrag.
- 8Theodor Musperwar Leiter derGraphischen SammlungderStaatsgalerie Stuttgartund Fachmann für gotische Malerei sowieDürer.
17. Okt. 40. Bernheimer1-BeiDr. Hanssen-Führer-
bau (Frl. Fugger). –Buchner
(Alte Pinakothek); dortKohl-
hausen(Nürnberg). – Mit beiden
zu mittag. – Im Hotel Tel.
mitFrl. Fugger(Heim)2;Tochter
mit zuhause.4– Abends mit
Freitag 18. Okt. überFrankfurt
Prof. Meller, Rue du General
(Besitzer)
(Menzel, Thoma, /Cranach,
Plastiken10
7 Avenue Montespan11
(Tizian, van Dyck, Giorgione12
Gräfin Dorsetti(überHerrn Walther
Kunstverlag)Quatre Chemin, Rue. / ? de Marignan 1913
- 1Gemeint ist die ehemalige MünchnerKunsthandlung L. BernheimervonOtto Bernheimeram Lenbachplatz 3. Nach der 'Arisierung' firmierte das Unternehmen alsMünchner Kunsthandels-Gesellschaft/Kameradschaft der Künstler München e.V.Dort wurden inMünchenund Bayern beschlagnahmte Kunstwerke aus jüdischem Besitz deponiert (s.Schleusener (2016), 73-76).Possesah am 16. und 17. Oktober 1940 die Bestände durch und suchte fünf Gemälde für dasFührermuseumaus (s.BArch, B 323/137, Nr. 35 Posse an Münchner Kunsthandels-Gesellschaft/Kameradschaft der Künstler München e.V., 11.11.1940 und Nr. 36, Münchner Kunsthandels-Gesellschaft/Kameradschaft der Künstler München e.V. an Posse, 04.11.1940 sowieBArch, B 323/103, Nr. 142, Posse an Bormann, 13.11.1940; zu den fünf Gemälden s.Seite 0044; allgemein zur Beschlagnahme jüdischen Kunstbesitzes in München und im 'Altreich' s.Schleusener (2016)undPetropoulos (1999), S. 121-129).
- 2Heinrich Heimwar als AdjutantMartin Bormannszuständig für die Gemäldeausstattung des Führerbaus inMünchen(s.Pyta (2015), S. 57).Heimreiste häufig nachParis(s.Linz-Report, S. 54, 58 und 73).
- 3Vermutlich empfahlMimi tho Rahde, die Tochter vonMaria Almas-Dietrich,Posseeinige Pariser Kunsthändler und gab ihm deren Adressen. Diese oder eine Auswahl derer notierte sichPosseunten auf dieser sowie derfolgenden Seite.
- 4Vermutlich telefoniertePossemit seiner FrauEliseinHelleraubeiDresden.
- 5Possehatte als Direktor derDresdner Gemäldegaleriebereits eine lange Verbindung zuGeorg Biermann(s.Dalbajewa (2015), S. 264, Anm. 103), die er auch in seiner Funktion als Sonderbeauftragter weiterhin pflegte (s.BArch, B 323/120, Nr. 326-333, Korrespondenz Posse/Biermann, 1940-1942).
- 6VonFrankfurt am Mainaus fuhrPossegemeinsam mitKarl Haberstockweiter (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 18.10.1940).
- 7Vermutlich handelt es sich um die Adressen von Pariser Kunsthändlern, diePossevonMimi tho Rahdeerhalten hatte und sich auf dieser sowie derfolgenden Seitenotierte.
- 8Es handelt sich um die Adresse des zuvor genannten Kunsthändlers:Paris, 3 Rue du Général-Appert.
- 9Die alten Telefonnummern in Frankreich bestanden aus einer alphanumerischen Kombination. InParissetze sich diese aus drei Teilen zusammen: zuerst eine meist von Orts- oder Personennamen abgeleitete Buchstabenkombination für einen bestimmten Teilbereich der Stadt, dann eine dreistellige Nummernkombination für die zuständige Telefonzentrale bzw. die Bezirksvorwahl und abschließend ein in der Regel vierstelliger Nummerncode für den jeweiligen Teilnehmeranschluss. Üblicherweise wurden nur die Buchstabencodes oder die Bezirksnamen, deren erste drei Buchstaben den dazugehörigen Code ergaben, und die Teilnehmernummern notiert. Die Nummer der Zentrale ergab sich automatisch über die Eingabe der Buchstaben, denen auf der Wählscheibe des Telefons eine bestimmte Ziffer zugeordnet war. "Passy" (Buchstabencode PAS) bezieht sich auf die 1860 nachPariseingegliederte gleichnamige Gemeinde, das heutige 16. Pariser Arrondissement, die Bezirksnummer lautete 727.
- 10Gemeint sind Werke der KünstlerAdolph von Menzel,Hans ThomaundLucas Cranachsowie einige Bildhauerarbeiten, die überSimon Mellerzu beziehen waren. Von den hier genannten Malern erwarbPossejedoch beiMellerkeine Kunstwerke.
- 11Die Kunsthandlung vonPaul A. Jurschewitzbefand sich inNeuilly-sur-Seine, 77 Rue Charles Laffitte. Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine Filiale inParisin der Avenue de Montespan.
- 12Possenotierte sich, dassPaul A. JurschewitzGemälde vonTizian,Anton van DyckundGiorgionebesaß bzw. vermitteln konnte. Ein Ankauf von Objekten dieser Künstler für dasFührermuseumüberJurschewitzfand nicht statt.
- 13Es handelt sich um die Adresse der zuvor genannten Galerie:Paris,19 Rue de Marignan.
1 Gemälde 2 - 3000 RM für
Brüssel: Beauftrager für
KunstschutzProf. Hosemann.
Stellvertreter: K. v. R.2 Koehn
beim Militärverwaltgschef3
Tel. 542
Rue de la Loi 12.4
FahrerPietzschumrahmt
Wickel:Hotel Central bestellen !5
Schuhe:SeverinRue de Namur6
vonGrethern-
- 1Possefuhr am 30. Oktober 1940 mit dem Auto nachBrüsselund hielt sich dort bis zum 3. November auf. An diesem Tag trug er in sein Diensttagebuch ein: "Früh mit Auto nachden Haag" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 03.11.1940).
- 2Wahrscheinlich handelt es sich um ein Kürzel für "Kriegsverwaltungsrat".
- 3Militärverwaltungschef
- 4Possenotierte sich die Telefonnummer und Adresse der Militärverwaltung inBrüssel. In der Rue de la Loi, niederländisch Wetstraat, befanden sich wichtige Regierungsgebäude.
- 5PossewollteFelix William Wickelwohl telefonisch beauftragen, ihm ein Zimmer im Hotel Central inDen Haagzu reservieren.
- 6Offenbar wollte sichPosseSchuhe kaufen. Jedenfalls war der Punkt auf seiner Liste (s.Eintrag vom Oktober 1940) nicht als erledigt gekennzeichnet. Er dürfte sich hier die Adresse eines Schuhhändlers in der Rue de Namur,Brüssel, notiert haben.
- 7Hauptmann
- 8Adjutant
Grünewaldnicht5
BriefPlietzch: überreicht
Plastiken M. n.
Prospekt beilegen.10
Koenigs12
Tel.Boerner: Skizzenbücher
Holland13
BriefLenbachgalerie:Paudiss
- 1Am 16. November 1940 warPosseim Führerbau inMünchenund hielt ab 16.45 Uhr einen Vortrag beiHitler(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 16.11.1940). Im Folgenden notierte er sich die Besprechungspunkte.
- 2Diese und die direkt folgende Preisangabe vermerktePossein Reichsmark.
- 3Es wurde festgelegt, dass die beiden vonFriedrich Heinrich Zinckgrafangebotenen Gemälde von Christoph Paudissund Hans Thoma aus derGalerie am Lenbachplatz, von denenPosse HitlerFotografien vorlegte, angekauft werden sollten (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 1 der Agenda).
- 4Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 die Thematik "Unbesetztes Gebiet Frankreichs" (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 9 der Agenda), also die Möglichkeit des Zugriffs auf dort befindliche Kunstwerke. Man kam überein, dassKarl Haberstockdort als Ankaufsagent tätig werden sollte. Nun setztePosse, vermutlich vom Führerbau aus,Haberstocktelefonisch in Kenntnis. Am 25. November 1940 telefoniertenPosseundHaberstocknoch einmal zu dieser Reise (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 25.11.1940). Am 11. Dezember 1940 berichtetePosseanMartin Bormann: "Herr Haberstockist zurzeit in Frankreich, um Erwerbungen in unbesetzten Gebieten vorzubereiten. Es ist verabredet, daß ich zum Abschluß eventueller Ankäufe hinunterkommen soll" (s.BArch, B 323/103, Nr. 124b, Posse an Bormann, 11.12.1940;Keßler/Trepesch (2008), S. 24-25).
- 5PosseteilteKarl Haberstockvermutlich mit, dass die "Kleine Kreuzigung" vonMatthias Grünewaldaus der SammlungFranz Koenigsnicht angekauft werden sollte. Dies legt nahe, dass der Kunsthändler auch in diese Angelegenheit involviert war.
- 6Es handelt sich um Unterführungszeichen für das Wort "Brief"; dies gilt für alle folgenden Striche dieser Auflistung.
- 7Hildegard Gussenbauer, Skodagasse 9,Wien, hattePosseam 3. November 1940 Bilder angeboten, von denenPosseam 11. November Fotos erbeten hatte (s.BArch, B 323/134, Nr. 387, Posse an Gussenbauer, 11.11.1940). Am 15. November telefonierte man wegen eines Werks vonHans Makart(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 15.11.1940).
- 8Possebesprach mitHitlerdie Angebote vonViktoria von Dirksen, geb. Laffert (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 10 der Agenda).
- 9Gemeint ist die Kunstsammlung vonFritz Mannheimer.
- 10Possenotierte sich, seinem Schreiben anMartin Bormann"einen Prospekt des neuerschienenen Werkes 'Österreichs Kampf um Deutschlands Befreiung' vonDr. H. Rössler, das denFührerbesonders interessieren dürfte, beizulegen." (s.BArch, B 323/103, Nr. 138, Posse an Bormann).
- 11Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 als Nr. 4 seiner Agenda die Kunstsammlung vonOtto Lanz,Amsterdam(s.BArch, B 323/103, Nr. 139).
- 12Gemeint ist die Kunstsammlung vonFranz Koenigs.
- 13Hans Boerner, Inhaber der FirmaC. G. Boerner,Leipzig, undEduard Trautscholdt, deren Prokurist, sollten für den Zeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember 1940 für die Niederlande Reisegenehmigungen erhalten, um vor "Abschluß des Ankaufes eines Hauptteils der berühmten Handzeichnungssammlung Koenigs" die "vom Verkäufer geforderten Taxpreise" zu überprüfen. Er sei, soPosseweiter, "an den erfahrensten Fachmann,Herrn Dr. h.c. BoernerinLeipzigherangetreten, der sich honorarlos bereit erklärt hat, mit seinem ProkuristenHerrn Eduard Trautscholdt diese Nachprüfung inRotterdam(Boymans Museum) zu übernehmen. Ich bitte deshalb,Herrn Dr. BoernersowieHerrn Trautscholdtdie Einreiseerlaubnis nach Holland vermitteln, fernerHerrn Dr. Boernereine Vollmacht ausstellen lassen zu wollen, aus der hervorgeht, daß er beauftragt ist, im dienstlichen Interesse nach Holland zu reisen und dort zu arbeiten." (s.BArch, B 323/103, Nr. 135; s. auchBArch, B 323/103, Nr. 136).