Drittes Reisetagebuch
Köln, Meister um 1320(1350)
2 Schreintürenca 55 cm
60 000. fl.1
Wickel: Transport
1 Vermeer3 }Amsterdamzu enormen
1 Rbdt4 } so viele Leute! Preisen
zahlen Kassen H
Geboten fürRubens(Haarlem) 1200005
90 000 fl. anBakker R. J. Bier
x nicht über Clearing:Haarlem
10 000 anBakker
(Kommission)6
Bakker: Souts5 500 fl
Paris: woGraf Clemens Bethusie9 ?
6 Daendelsstraatden Haag
- 1Possebesichtigte beiKurt Bachstitz zwei Flügel eines Altarschreins einesKölner Meisters und zeigte sich an deren Ankauf interessiert, sodass ihm Bachstitz am selben Tag noch nähere Informationen sowie eine Expertise von Ludwig Baldass ins Hotel Centraal schickte (s. BArch, B 323/144, Nr. 90-92, Bachstitz an Posse). In dem Gutachten verwiesBaldassdarauf, dass die Tafeln "eng verwandt" mit zwei Altarflügeln im Bayerischen Nationalmuseum seien. Er stützte sich dabei aufAlfred Stange, der die Werke in einem Aufsatz von 1930 demselben Meister zugeschrieben hatte (s.Stange (1930), S. 53-55).
- 2Es handelt sich um das Gemälde "Venus und Amor" vonHans Baldung Grienaus der SammlungKröller-Müller,Otterloo, (s. auchEintrag vom 20.09.1940) über deren Ankauf die Dienststelle Mühlmann schon für die SammlungHermann Göringsin Verhandlungen stand (s.National Archives, Ardelia Hall Collection: Munich Adminstrative Records, Restitution Research Records, Mühlmann, Kajetan: Detailed Interrogation Report (D I R) No.1, p. 30). Am 23. September schriebPossenoch ausDen HaaganMartin Bormann, dass er das Gemälde, "eines der schönsten und bedeutendsten Werke deutscher Renaissancemalerei", für das geplante FührermuseuminLinzhaben wollte. Die dort geplante deutsche Abteilung würde dadurch ihr Hauptstück erhalten.Posseempfahl, "schon jetzt auf die schwebenden Verhandlungen in diesem Sinne einzuwirken." Er betonte, dass die Hauptfigur fast lebensgroß sei, denn er war auf der Suche nach großformatigen Gemälden für das geplanteFührermuseum(s.BArch, B 323/103, Nr. 163, Posse an Bormann, 23.09.1940).
- 3Gemeint ist ein Werk des Künstlers Jan Vermeer van Delft.
- 4Gemeint ist ein Werk des Künstlers Rembrandt Harmensz van Rijn.
- 5Posseerfuhr, dass die arisierte Firma GoudstikkerinAmsterdamhfl. 120.000,- für das Porträt "Jan Neyen (1568-1612)" vonPeter Paul Rubensgeboten hatte, für das er hfl. 100.000,- zahlte. Seiner Einschätzung nach waren auf dem Amsterdamer Kunstmarkt zu viele Ankäufer tätig. Am 23. September beschwerte er sich ausDen HaagbeiMartin Bormanndarüber: "Leider wird die Arbeit hier in Holland dadurch erschwert, dass durch dieFirma GoudstikkerinAmsterdamin verstärktem Masse alle ihr erreichbaren Bilder zu außerordentlich hohen Preisen aufgekauft werden. Bei demRubens[...] haben dieselben Aufkäufer mich durch ein Mehrgebot von / 20.000,- zu verdrängen gesucht, obwohl sie wissen mussten, für wen ich Bilder kaufe. Dass auf diese Weise die Preise ungeheuer in die Höhe getrieben werden, ist verständlich." (s.BArch, B 323/103, Nr. 163, Posse an Borman, 23.09.1940).
- 6Für das Gemälde "Jan Neyen (1568-1612)" vonPeter Paul Rubens sollten hfl. 90.000,- an J. R. Bier (s.Eintrag auf herkomst gezocht/origins unknown) gezahlt werden. L. J. Bakker sollte hfl. 10.000,- als Provision erhalten (s.BArch, B 323/144, Nr. 119, Bakker an Posse, 08.09.1940; s. auchEintrag vom September 1940).
- 7Eventuell istMax J. Friedländergemeint oder es handelt sich um die Abkürzung des Wortes "Freitag".
- 8Vermutlich ist ein Werk des KünstlersAdriaen Brouwergemeint.
- 9Eventuell ist ein Mitglied der Adelsfamilie von Bethusy-Huc gemeint.
8000
Brouwer 32.0001
9000 fl.
A. Boer Pitt
Piet. Heinstr 64 A
6000 fl.
25.3 frühDr. V. Bloch. – ¾ 100
Paardenkooper.,de Vries(misera-
ble Bilder in Privatbesitz ange-
Bolu.Hondecoeter.4 - Bei
Huink(P. Veronese5 - Moll6). -
- 1Vermutlich ist das Gemälde "Drie boeren in herberg" gemeint, dass früherAdriaen Brouwerzugeschrieben wurde. Heute gilt es als WerkJoos van Craesbeecks.
- 2Gemeint ist das Gemälde "Caritas" vonLambert Lombard, das vomKunstzaal Oudt-Holland, auch Kunsthandel A. J. Boer genannt, angeboten wurde.
- 3Datumsangabe: 25. September 1940
- 4Gemeint sind die Werke "De grootmoedigheid van Scipio" vonFerdinand Bolund "Hoenderhof" vonMelchior de Hondecoeter.
- 5Gemeint ist ein Werk des KünstlerPaolo Veronese.
- 6Gemeint ist vermutlich ein Werk des KünstlersEvert Moll.
17. Okt.München
RM 32 000
//Paudiss.Alter Mann(Replik in
RM. 9 500.
RM. 18000. -
zus.4RM. 48 000
marken.6
nachdem die beschlagnahmten Bilder
wieder ersetzt werden sollenx/, bitte
ich ... x/wie dies auch z. B. im
GemäldegalerieKustos
Altdeutsche Kunst.8
- 1bayerischem
- 2Es handelt sich hierbei um die Kopie "Bildnis eines graubärtigen Mannes", die sich in derAlten PinakothekinMünchenbefindet (dortige Inventarnr.: 5683, s.Eintrag im Online-ObjektkatalogsowieEintrag in der Datenbank des Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie).
- 3Gemeint sindGoya-Grafiken der Folge "Los desastres de la guerra", die zwischen 1810 und 1815 entstand und insgesamt 82 Aquatinten umfasste.
- 4zusammen
- 5Gramm
- 6Lebensmittel waren während des Zweiten Weltkriegs rationiert und nur mit Bezugsscheinen zu erhalten.Posseerhielt vonErnst Buchnerwährend seines Aufenthalts in München leihweise 100-Gramm-Fleischmarken, für deren prompte Retournierung sichBuchneram 6. November 1940 bei ihm bedankte (s.BArch, B 323/115, Nr. 378, Buchner an Posse, 06.11.1940).
- 7Nachdem im Juni 1939 während der "Aktion Entartete Kunst" beschlagnahmte "Gemälde und Plastiken moderner Meister aus deutschen Museen" durch dieGalerie FischerinLuzernversteigert worden waren (s.Digitalisat des Auktionskatalogs), hatteHitlerErnst Buchnerzugesagt, dass den Museen der Verkaufserlös der Bilder aus ihrem Besitz für den Ankauf 'geeigneter' Kunstwerke überwiesen werden sollte. DieBayerischen Staatsgemäldesammlungenerhielten 1940 aus dem Sonderkonto "Entartete Kunst" 100.000,- Reichsmark (s.Lott (1998), S. 297). Vermutlich wollte auchPosseum eine finanzielle Entschädigung für die beschlagnahmten und auf der Auktion verwerteten Kunstwerke derDresdner Gemäldegaleriebitten und notierte sich hier eventuell Formulierungen für einen solchen Antrag.
- 8Theodor Musperwar Leiter derGraphischen SammlungderStaatsgalerie Stuttgartund Fachmann für gotische Malerei sowieDürer.
Do. 100Haag
LAAN VAN. MEERDER
VOORT 366.
TEL. 390.494.1
Hermsen, Ruysdaelkade 75
BellonoysRockin
Paech Rokin 57
Lütjens Keyzersgracht 109
de Boer Heerengracht 474
Ryksmuseum(Mannheimer8)
Hajenius9
- 1Es handelte sich um die Adresse und Telefonnummer derKunsthandlung L. E. RobaardinDen Haag. Dort wurdePossedasTeniers-Gemälde "Wachstube" angeboten (s. auchEintrag vom November 1940).
- 2venezianische
- 3Eine Vedute ist die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Stadtansicht oder Landschaft.
- 4Der Bucintoro, die Goldene Barke, war das Staatsschiff der Dogen vonVenedig. Bei der "Festa della Sensa", auch "Festa dell'Ascensione", einer an Christi Himmelfahrt stattfindenden staatlichen Feier, fuhr es zusammen mit anderen Booten in einer Prozession auf die Lagune hinaus, um die symbolträchtige Zeremonie der "Sposalizio del Mare", der VermählungVenedigsmit dem Meer, abzuhalten.
- 5Possenotierte sich im Folgenden Namen und Adressen von Kunsthändlern, Kunsthandlungen, Museen und Geschäften, die er inAmsterdamaufsuchen wollte.
- 6Es handelt sich um Unterführungszeichen, d. h. diese Kunsthandlung befand sich ebenfalls an der Rokin.
- 7Es handelt sich um Unterführungszeichen, d. h. diese Kunsthandlung befand sich ebenfalls in der Keizersgracht.
- 8Gemeint ist die Kunstsammlung vonFritz Mannheimer.
- 9DaPossestarker Raucher war, ist wahrscheinlich die ZigarrenhandlungP. G. C. Hajeniusgemeint.
Nieuwe Haven 24I
Veronese1 Dr. Mühlmann
verzichtet "u. überlässt
Grubervan Kijfhoeklaan
733
FürHaberstock Katz
van Dyck25000 fl.
Slingelandt6000.5
- 1Gemeint ist ein Gemälde vonPaolo Veronese.
- 2Beim Treffen mitEduard PlietzscherfuhrPosse, dassMühlmannseinerseits auf ein Bild vonPaolo Veroneseverzichtete. Dabei handelte es sich eventuell um das "Portret van Daniele Barbaro" aus der Kunstsammlung vonOtto Lanz.
- 3Adresse des zuvor genannten Kunsthändlers inDen Haag.
- 4Diese und alle folgenden Preisangaben auf dieser Seite vermerktePossein der damalige Währung Niederländische Gulden, auch Holländische Florin genannt.
- 5Possenotierte sich als Empfehlung für seinen Freund, den KunsthändlerKarl Haberstock, drei Gemälde mit Preisen in der damaligen Währung Niederländische Gulden, auch Holländische Florin genannt, dieKatzanbot und die er selbst nicht erwerben wollte. Bei dem Gemälde vonJacobusoderAbraham Storck handelt es sich vielleicht um "Canal in der Stadt", das ihmKatzauf der Rechnung vom 27.09.1940 angeboten hatte (s.BArch, B 323/145, Nr. 63); bei demjenigen vonAnton van Dyckkönnte es sich um die Skizze "Anbetung der Könige" handeln, die ihmKatzebenfalls offeriert hatte (s.BArch, B 323/145, Nr. 63, Rechnung vom 27.09.1940).Possehatte auf den Erwerb verzichtet, wie er am 07.10.1940 anWickelschrieb (s.BArch, B 323/114, Nr. 428). Das letzte erwähnte Werk stammte vonPieter Cornelisz van Slingeland. Die Gemälde sind allerdings auch nicht inHaberstocksGeschäftsbüchern aufgeführt, sodass vermutet werden darf, dass auch dieser sie nicht erwarb.
Grünewaldnicht5
BriefPlietzch: überreicht
Plastiken M. n.
Prospekt beilegen.10
Koenigs12
Tel.Boerner: Skizzenbücher
Holland13
BriefLenbachgalerie:Paudiss
- 1Am 16. November 1940 warPosseim Führerbau inMünchenund hielt ab 16.45 Uhr einen Vortrag beiHitler(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 16.11.1940). Im Folgenden notierte er sich die Besprechungspunkte.
- 2Diese und die direkt folgende Preisangabe vermerktePossein Reichsmark.
- 3Es wurde festgelegt, dass die beiden vonFriedrich Heinrich Zinckgrafangebotenen Gemälde von Christoph Paudissund Hans Thoma aus derGalerie am Lenbachplatz, von denenPosse HitlerFotografien vorlegte, angekauft werden sollten (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 1 der Agenda).
- 4Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 die Thematik "Unbesetztes Gebiet Frankreichs" (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 9 der Agenda), also die Möglichkeit des Zugriffs auf dort befindliche Kunstwerke. Man kam überein, dassKarl Haberstockdort als Ankaufsagent tätig werden sollte. Nun setztePosse, vermutlich vom Führerbau aus,Haberstocktelefonisch in Kenntnis. Am 25. November 1940 telefoniertenPosseundHaberstocknoch einmal zu dieser Reise (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 25.11.1940). Am 11. Dezember 1940 berichtetePosseanMartin Bormann: "Herr Haberstockist zurzeit in Frankreich, um Erwerbungen in unbesetzten Gebieten vorzubereiten. Es ist verabredet, daß ich zum Abschluß eventueller Ankäufe hinunterkommen soll" (s.BArch, B 323/103, Nr. 124b, Posse an Bormann, 11.12.1940;Keßler/Trepesch (2008), S. 24-25).
- 5PosseteilteKarl Haberstockvermutlich mit, dass die "Kleine Kreuzigung" vonMatthias Grünewaldaus der SammlungFranz Koenigsnicht angekauft werden sollte. Dies legt nahe, dass der Kunsthändler auch in diese Angelegenheit involviert war.
- 6Es handelt sich um Unterführungszeichen für das Wort "Brief"; dies gilt für alle folgenden Striche dieser Auflistung.
- 7Hildegard Gussenbauer, Skodagasse 9,Wien, hattePosseam 3. November 1940 Bilder angeboten, von denenPosseam 11. November Fotos erbeten hatte (s.BArch, B 323/134, Nr. 387, Posse an Gussenbauer, 11.11.1940). Am 15. November telefonierte man wegen eines Werks vonHans Makart(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 15.11.1940).
- 8Possebesprach mitHitlerdie Angebote vonViktoria von Dirksen, geb. Laffert (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 10 der Agenda).
- 9Gemeint ist die Kunstsammlung vonFritz Mannheimer.
- 10Possenotierte sich, seinem Schreiben anMartin Bormann"einen Prospekt des neuerschienenen Werkes 'Österreichs Kampf um Deutschlands Befreiung' vonDr. H. Rössler, das denFührerbesonders interessieren dürfte, beizulegen." (s.BArch, B 323/103, Nr. 138, Posse an Bormann).
- 11Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 als Nr. 4 seiner Agenda die Kunstsammlung vonOtto Lanz,Amsterdam(s.BArch, B 323/103, Nr. 139).
- 12Gemeint ist die Kunstsammlung vonFranz Koenigs.
- 13Hans Boerner, Inhaber der FirmaC. G. Boerner,Leipzig, undEduard Trautscholdt, deren Prokurist, sollten für den Zeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember 1940 für die Niederlande Reisegenehmigungen erhalten, um vor "Abschluß des Ankaufes eines Hauptteils der berühmten Handzeichnungssammlung Koenigs" die "vom Verkäufer geforderten Taxpreise" zu überprüfen. Er sei, soPosseweiter, "an den erfahrensten Fachmann,Herrn Dr. h.c. BoernerinLeipzigherangetreten, der sich honorarlos bereit erklärt hat, mit seinem ProkuristenHerrn Eduard Trautscholdt diese Nachprüfung inRotterdam(Boymans Museum) zu übernehmen. Ich bitte deshalb,Herrn Dr. BoernersowieHerrn Trautscholdtdie Einreiseerlaubnis nach Holland vermitteln, fernerHerrn Dr. Boernereine Vollmacht ausstellen lassen zu wollen, aus der hervorgeht, daß er beauftragt ist, im dienstlichen Interesse nach Holland zu reisen und dort zu arbeiten." (s.BArch, B 323/103, Nr. 135; s. auchBArch, B 323/103, Nr. 136).