Drittes Reisetagebuch
Paech(nicht anwesd1),2 Douwes,Lütjens
VorherRyksmuseum(Slg5Lanz)6
mitBotschftsrat7Mohr, dann
19.20. Sept. vanDeventer(Kröller)8
Gruber9 17.0
FürAmsterdam
Hoink & Scherjon P. Veronese,
Heerengracht. Moll.10
Cramer11 Bazarstraat 20
Adv. Dr. MesterDeckan12. nichts
Oberlandesgerichtsdirektor
Dillersberger13 Fremden-/polizei.
Tel. 183150
- 1anwesend
- 2Possewollte bei dem KunsthändlerWalter Paechdas Gemälde "Landschaft mit dem Wunder der heiligen Katharina", das damals als WerkPieter Bruegels d. Ä.galt, ansehen, traf ihn jedoch nicht an (s. auch Eintrag vom September 1940).Paechhatte ihm das Werk zuvor schriftlich angeboten (s. BArch, B 323/145, Nr. 163, Paech an Posse, 30.08.1940).
- 3Diese Einträge beziehen sich noch auf den Aufenthalt inAmsterdam.
- 4Nachmittag
- 5Sammlung
- 6Possebesuchte dasRijksmuseuminAmsterdam, wo er hfl. 0,60 Eintritt zahlte (s.Kostenaufstellung vom 17. bis 21.09.1940) und die SammlungOtto Lanz, die dort seit August 1940 ausgestellt war, besichtigte (s.Degenhardt (1941)).
- 7Botschaftsrat
- 8Possetraf sich mitSalomon van Deventer, dem Leiter des Rijksmuseums Kröller-Müller, um mit ihm über die KunstsammlungHelene Kröller-Müller zu verhandeln, die den Grundstock des Museums bildete. Possewar daran interessiert, das Gemälde "Venus und Amor" (s. auchEintrag vom 21.09.1940) vonHans Baldung Grien anzukaufen. Drei Tage später schlug Posseden Erwerb des Gemäldes Martin Bormann vor (s. BArch, B 323/103, Nr. 163, Posse an Bormann, 23.09.1940).
- 9Vermutlich ist der KunsthändlerLudwig Grubergemeint.
- 10Possenotierte sich für seinen nächsten Aufenthalt inAmsterdam, dass er sich imKunsthandel Huinck en Scherjon, Herengracht 469, Gemälde vonPaolo Veroneseund vermutlich vonEvert Mollansehen wollte.
- 11Eventuell ist der KunsthändlerGustav Cramergemeint.
- 12Das Wort könnte eventuell auch "Decker" heißen.
- 13Eventuell ist der OberlandesgerichtsratWalther Dillersbergergemeint.
8000
Brouwer 32.0001
9000 fl.
A. Boer Pitt
Piet. Heinstr 64 A
6000 fl.
25.3 frühDr. V. Bloch. – ¾ 100
Paardenkooper.,de Vries(misera-
ble Bilder in Privatbesitz ange-
Bolu.Hondecoeter.4 - Bei
Huink(P. Veronese5 - Moll6). -
- 1Vermutlich ist das Gemälde "Drie boeren in herberg" gemeint, dass früherAdriaen Brouwerzugeschrieben wurde. Heute gilt es als WerkJoos van Craesbeecks.
- 2Gemeint ist das Gemälde "Caritas" vonLambert Lombard, das vomKunstzaal Oudt-Holland, auch Kunsthandel A. J. Boer genannt, angeboten wurde.
- 3Datumsangabe: 25. September 1940
- 4Gemeint sind die Werke "De grootmoedigheid van Scipio" vonFerdinand Bolund "Hoenderhof" vonMelchior de Hondecoeter.
- 5Gemeint ist ein Werk des KünstlerPaolo Veronese.
- 6Gemeint ist vermutlich ein Werk des KünstlersEvert Moll.
Katalog
Dr. Bunjes, Kunstschutz-
beauftragter der Militärverwaltg1
AvenueRuede Messina543
(Vaumousse)4
aufEptingberufen
Listen5
Viele Niederländer imLouvre
Berchem6, Cuyp7(Depot vonChereperrine)8
Depot von Sourches.10
Flinck,Verkündigg11an die Hirten
(Louvre)
Fyt,Stilleben mit Wildpret(Louvre)
-12Jagdszene(Gal.13Wildenstein)14
- 1Militärverwaltung
- 2Gemeint ist das Palais Bourbon an der Pariser Pont de la Concorde, das bis Juni 1940 der Sitz der Abgeordnetenkammer (Chambre des députés) der Dritten Französischen Republik gewesen und in dem unter den deutschen Besatzern eine Dienststelle der Militärverwaltung vonPariseingerichtet worden war.
- 3Es handelt sich um die Geschäftsadresse des zuvor genannten Kunsthändlers inParis: 4 Avenue de Messine.
- 4Eventuell ist der KünstlerMaurice Vaumoussebzw. eines seiner Werke gemeint.
- 5Bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatten die Franzosen mit einem umfassenden Evakuierungsprogramm für Kunst- und Kulturschätze begonnen, in dessen Verlauf tausende Objekte aus Museen und vereinzelten Privatsammlungen aus den Stadtzentren herausgeholt und an 'sichereren' Orten, meist abgelegene Schlösser oder Klöster auf dem Land, eingelagert wurden (s.Rayssac (2007), passim). Die Bestände desLouvre- nahezu alle Gemälde sowie ausgewählte Skulpturen - waren ab Ende September 1938 ausgelagert worden (s.Rayssac (2007), S. 30 sowieFonkenell (2009), S. 35). Nach der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 hatten die Deutschen deren Aufbewahrungsorte sukzessive ermittelt und die Kunstobjekte 'sichergestellt'. Erwähnt werden hier die Listen zum "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" vom Sommer 1940 (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories). Gemeint sind wohl v. a. diejenigen Listen, welche die wichtigsten Gemälde, Skulpturen, Gegenstände des Kunsthandwerks und Wandteppiche unter Nennung von Sammlungsherkunft und jeweiligem Aufbewahrungsort aufführten.Possesichtete diese Listen und notierte sich auf dieser sowie den drei folgenden Seiten Werke, die ihn interessierten.
- 6Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürNicolaes Berchemdrei auf Schloss Sourches gelagerte Gemälde geführt: "Landschaft", "Landschaft mit Bäuerin zu Pferde" und "Landschaft und Tiere" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nrn. 5, 6 und 7a).
- 7Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürAelbert Cuypzwei auf Schloss Chèreperrine gelagerte Gemälde geführt: "Marine" und "Aufbruch zum Spaziergang" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nr. 8 und 9). Gemeint sind damit die Werke "Bateaux pris dans un orage" und "Le Départ pour la promenade à cheval".
- 8Im Schloss Chèreperrine inOrigny-le-Rouxwaren ab 1939 Bestände desLouvreausgelagert.
- 9Im "Bericht über die im besetzten Gebiet befindlichen wertvollen Bilder" werden fürAnton van Dyckzwei auf Schloss Chèreperrine gelagerte Gemälde geführt: "Der Flötenspieler" und "Vornehme Dame und ihre Tochter" (s.NARA, Record Group 260, Series: Restitution Research Records, 1945-1950, File Unit: Linz Museum: Report of Valuable Paintings in the German Occupied Territories, Liste "Deutsche Meister", Nr. 11 und 12). Dabei handelt es sich um die Werke "Joueur de flûte traversière" und "Portrait d'une dame de qualité et sa fille".
- 10Die Gewölbekeller des Schlosses Sourches (s.Schloss-Homepage) inSaint-Symphoriendienten während des Zweiten Weltkriegs als Außendepot. Dort waren u. a. großformatige Gemälde desLouvre, der Teppich von Bayeux, Einrichtungsgegenstände aus Schloss Versailles und Privatsammlungen jüdischer Familien untergebracht.
- 11Verkündigung
- 12Es handelt sich um ein Unterführungszeichen, d. h. das im Folgenden genannte Gemälde wurde ebenfalls vonJan Fytgeschaffen.
- 13Galerie
- 14Gemeint ist die Kunstsammlung vonGeorges Wildenstein.
- 15Heimsuchung
WaltherKunstverlag,Quattre cheemins
rue de Marignan 191
Gal.Alice Manteau, Rue de
l`abbaye 142
Stora, 32B Boulevard Haussmann3
Dr. Kütjens } ab Mittwoch / vorher anrufenkl. 68100 - / 241 6806
Dr. Bunjes(Kunstschutzbeauftragter
der MiliärverwaltungParis,
Chambre des Deputes7
Sekretariat derBotschaft(Frl. v.
Prince Jurschewitz(durchPer-
doux)
Rue de Wille
Chef des
Chambre des Deputes8
Zimmer 160.
Frl. Falliuer(Sekretärin von
- 1Es handelt sich um die Adresse der zuvor genannten Galerie.
- 2Es handelt sich um die Adresse der zuvor genannten Galerie. Die Kunsthändlerin bot Gemälde vonCarel FabritiusundJoos van Clevean, die jedoch nicht angekauft wurden.
- 3Es handelt sich um die Adresse der zuvor genannten Kunsthandlung.
- 4Sammlung
- 5Gemeint ist die Gemäldesammlung vonAdolphe Schloss.
- 6Eventuell handelt es sich um Telefonnummern oder -durchwahlen.
- 7Gemeint ist das Palais Bourbon an der Pariser Pont de la Concorde, das bis Juni 1940 der Sitz der Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés) der Dritten Französischen Republik gewesen und in dem unter den deutschen Besatzern eine Dienststelle der Militärverwaltung vonPariseingerichtet worden war.
- 8Chambre des Députés
Grünewaldnicht5
BriefPlietzch: überreicht
Plastiken M. n.
Prospekt beilegen.10
Koenigs12
Tel.Boerner: Skizzenbücher
Holland13
BriefLenbachgalerie:Paudiss
- 1Am 16. November 1940 warPosseim Führerbau inMünchenund hielt ab 16.45 Uhr einen Vortrag beiHitler(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 16.11.1940). Im Folgenden notierte er sich die Besprechungspunkte.
- 2Diese und die direkt folgende Preisangabe vermerktePossein Reichsmark.
- 3Es wurde festgelegt, dass die beiden vonFriedrich Heinrich Zinckgrafangebotenen Gemälde von Christoph Paudissund Hans Thoma aus derGalerie am Lenbachplatz, von denenPosse HitlerFotografien vorlegte, angekauft werden sollten (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 1 der Agenda).
- 4Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 die Thematik "Unbesetztes Gebiet Frankreichs" (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 9 der Agenda), also die Möglichkeit des Zugriffs auf dort befindliche Kunstwerke. Man kam überein, dassKarl Haberstockdort als Ankaufsagent tätig werden sollte. Nun setztePosse, vermutlich vom Führerbau aus,Haberstocktelefonisch in Kenntnis. Am 25. November 1940 telefoniertenPosseundHaberstocknoch einmal zu dieser Reise (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 25.11.1940). Am 11. Dezember 1940 berichtetePosseanMartin Bormann: "Herr Haberstockist zurzeit in Frankreich, um Erwerbungen in unbesetzten Gebieten vorzubereiten. Es ist verabredet, daß ich zum Abschluß eventueller Ankäufe hinunterkommen soll" (s.BArch, B 323/103, Nr. 124b, Posse an Bormann, 11.12.1940;Keßler/Trepesch (2008), S. 24-25).
- 5PosseteilteKarl Haberstockvermutlich mit, dass die "Kleine Kreuzigung" vonMatthias Grünewaldaus der SammlungFranz Koenigsnicht angekauft werden sollte. Dies legt nahe, dass der Kunsthändler auch in diese Angelegenheit involviert war.
- 6Es handelt sich um Unterführungszeichen für das Wort "Brief"; dies gilt für alle folgenden Striche dieser Auflistung.
- 7Hildegard Gussenbauer, Skodagasse 9,Wien, hattePosseam 3. November 1940 Bilder angeboten, von denenPosseam 11. November Fotos erbeten hatte (s.BArch, B 323/134, Nr. 387, Posse an Gussenbauer, 11.11.1940). Am 15. November telefonierte man wegen eines Werks vonHans Makart(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch, Eintrag vom 15.11.1940).
- 8Possebesprach mitHitlerdie Angebote vonViktoria von Dirksen, geb. Laffert (s.BArch, B 323/103, Nr. 139, Nr. 10 der Agenda).
- 9Gemeint ist die Kunstsammlung vonFritz Mannheimer.
- 10Possenotierte sich, seinem Schreiben anMartin Bormann"einen Prospekt des neuerschienenen Werkes 'Österreichs Kampf um Deutschlands Befreiung' vonDr. H. Rössler, das denFührerbesonders interessieren dürfte, beizulegen." (s.BArch, B 323/103, Nr. 138, Posse an Bormann).
- 11Possebesprach mitHitleram 16. November 1940 als Nr. 4 seiner Agenda die Kunstsammlung vonOtto Lanz,Amsterdam(s.BArch, B 323/103, Nr. 139).
- 12Gemeint ist die Kunstsammlung vonFranz Koenigs.
- 13Hans Boerner, Inhaber der FirmaC. G. Boerner,Leipzig, undEduard Trautscholdt, deren Prokurist, sollten für den Zeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember 1940 für die Niederlande Reisegenehmigungen erhalten, um vor "Abschluß des Ankaufes eines Hauptteils der berühmten Handzeichnungssammlung Koenigs" die "vom Verkäufer geforderten Taxpreise" zu überprüfen. Er sei, soPosseweiter, "an den erfahrensten Fachmann,Herrn Dr. h.c. BoernerinLeipzigherangetreten, der sich honorarlos bereit erklärt hat, mit seinem ProkuristenHerrn Eduard Trautscholdt diese Nachprüfung inRotterdam(Boymans Museum) zu übernehmen. Ich bitte deshalb,Herrn Dr. BoernersowieHerrn Trautscholdtdie Einreiseerlaubnis nach Holland vermitteln, fernerHerrn Dr. Boernereine Vollmacht ausstellen lassen zu wollen, aus der hervorgeht, daß er beauftragt ist, im dienstlichen Interesse nach Holland zu reisen und dort zu arbeiten." (s.BArch, B 323/103, Nr. 135; s. auchBArch, B 323/103, Nr. 136).
10000 fl.2
VFentener van Vlissingen3
Brief anPeterich
(Dank.)
Wassenaer, Witeburg
weg 152
Seiferheld
für Dresdner / KatalogBez.4 G. Dou,Betender Eremit
größer alsDresdner K. de Moor5
600006
- 1bezeichnet [=signiert]
- 2Der Preis ist in der damaligen Währung Niederländische Gulden, auch Holländische Florin genannt, angegeben.
- 3Gemeint ist wohl eine Person aus der wohlhabenden niederländischen Unternehmerfamilie Fentener van Vlissingen, deren Mitglieder als Kohlehändler begonnen hatten und auch als Kunstförderer/-sammler tätig waren (s.Homepage des Fentener van Vlissingen Fonds), eventuellFrederik Hendrik.
- 4Bezeichnet [=signiert]
- 5DieDresdner Gemäldegaleriebesaß ein Gemälde des niederländischen MalersCarel de Moor, "Ein betender Einsiedler" (s.Woermann (1887), S. 558, Nr. 1765).Possewar beiKatzauf ein vergleichbares Gemälde vonde MoorsLehrerGerard Dougestoßen, mit derselben Thematik wie das Dresdner Bild vonde Moor, aber größer; er notierte sich, dies in den Dresdner Bestandskatalog einzutragen.
- 6Der Preis ist in der damaligen Währung Niederländische Gulden, auch Holländische Florin genannt, angegeben.