Zweites Reisetagebuch
Dannhauser,Frau mit entblösstem
Marianne Singer(sichergestellt)1
Große Fayence vase(Oppenheimer)2
1541
Mitte Madaetc.14. Jhdt
l. Geburt, re. Fl. Kreuzigg6
x Hans Dürer7(Bondy) L.
x Mielich,GrGartenszene
(Bondy)
xxRheinisch(1400)Kreuzigung
Bondy 1369
sehr gut L
hl. Martin zu Pferd, Holz
Bondy 1424 L
Bondy 15 Könige
9
- 1Der Kunstbesitz vonMarianne Singerwar aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923).
- 2Gemeint ist die Kunstsammlung vonFranz Oppenheimer.
- 3Italienischer
- 4Hierbei handelt es sich um die Sicherstellungsnummer des Objekts in der Sammlung vonOscar Bondy. Dies gilt auf dieser Seite für alle zusammen mit dem Begriff "Bondy" genannten Zahlenfolgen.Possenotierte sich die Nummer dieses Altars falsch, denn diese lautete Bo 896 (s.BArch, B 323/1207, S. 52, Inventar der Sammlung Bondy).
- 5Wie das vonPossevergebene Kürzel "L [=Linz]" zeigt, hatte er dieses Kunstwerk für dasFührermuseumvorgesehen (s.BArch, B 323/117, Nr. 791, Kunstwerke aus dem beschlagnahmten Wiener Besitz. Für das Kunstmuseum von Linz a. d. Donau;Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940"). Dies gilt im Folgenden für alle Kunstgegenstände, die mit dem Kürzel versehen wurden.
- 6Possebeschrieb hier das Bildprogramm der Altars. Demnach zeigte die Mitteltafel eine Madonna, der linke Flügel eine Geburts- und der rechte eine Kreuzigungsszene.
- 7Gemeint sind dieHans Dürerzugeschriebenenvier Tafeln aus dem Leben Mariä und Jesu, welche die Verkündigung (Sicherstellungsnr. Bo 13a), die Heimsuchung (Bo 13b), die Geburt Christi (Bo 13c) und die Darstellung im Tempel (Bo 13d) zeigen.
Zimmer 1281
1. März 40.München
Führerdepot(Neuerwerbgen)2
Amerling, Frauenbrustbild
mit schwarzem Schleier, im Profil3
Bilder derFrau v. L.4
KopieEremitageWerkstatt.35 Mille5
(Brustbild)
4Holl.8KüstenbildCuyp ?van de Velde9
dat.101589 aufTurm
- 1Possewohnte inMünchenim Hotel Grünwald (s.BArch, B 323/103, Nr. 230, Posse an Bormann, 22.02.1940) und notierte sich hier die Nummer seines Hotelzimmers.
- 2Gemeint ist das Depot im Führerbau in der Arcisstraße 12 inMünchen, woPossemit dessen VerwalterHans Regerdie Neuerwerbungen durchsah. Dort hatte er auch die Luftschutzkeller auf ihre Eignung als Depot für die für dasFührermuseumbestimmten Gemälde ausWienhin besichtigt: "Ich halte die in Aussicht genommenen Räume für die Unterbringung der Wiener Gemälde für sehr geeignet und werde im Einvernehmen mit Herrn Arch[itekt]Regerzu geeigneter Zeit den Abtransport der Bilder ausWiendorthin veranlassen" (s.BArch, B 323/103, Nr. 225, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 3Gemeint ist eventuell das Gemälde "Junge Frau mit schwarzem Schleiertuch".
- 4Possewar Anfang Februar beauftragt worden, bei seinem nächstenMünchen-Besuch einige Kunstwerke aus dem NachlassFranz von Lenbachszu beurteilen, die dessenWitweHitlerzum Verkauf angeboten hatte (s.BArch, B 323/103, Nr. 242, Bormann an Posse, 05.02.1940). Die Besichtigung fand zusammen mitWoldemar BrinkmannbeiAdolf ZieglerimDoerner Institutstatt, dort befanden sich "außer einer Reihe von KopienLenbachsnach bekannten Gemälden nur fünf Bilder, die zum Ankauf angeboten werden" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940). Diese fünf Objekte zähltePosseim Folgenden auf (für Nr. 5 s. Seite0046). Von einem Kauf riet er entschieden ab, die Gemälde seien "der kümmerliche Rest der einst bedeutenden Lenbach'schen Sammlung" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 5AnMartin BormannschriebPosse, diesesRubens-Gemälde sei "im besten Fall eine mäßige Werkstattarbeit, an vielen Stellen übermalt, nach einer bekannten Originalversion des Meisters" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940), was er hier mit "Kopie Eremitage Werkstatt" präzisierte. LautPossehandelt es sich bei diesem Bild demnach um eine Werkstattkopie desRubens-Originals in derEremitageinSt. Petersburg, womit vermutlich das Werk "Bündnis der Erde mit dem Wasser" (s.Eintrag im Online-Objektkatalog der Eremitage) gemeint ist. Dass für das angebotene Gemälde nur "35 Mille", also 35.000,- Reichsmark, gefordert wurden, war für Posse ein weiterer Hinweis darauf, dass es kein Original vonPeter Paul Rubensist (s. BArch, B 323/103, Nr. 225, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 6Sogenannter
- 7lebensgroßes
- 8Holländisches
- 9Posseverwarf seine Zuschreibung des "Küstenbildes" an ein Mitglied der niederländischen Künstlerfamilie umGerrit Cuyp, dessen Nachkommen v. a. im 17. Jahrhundert als Maler tätig waren. Stattdessen gab er ein Mitglied der van de Veldes, einer niederländischen Malerdynastie des 17. Jahrhunderts, deren Vertreter besonders für ihre Seestücke bekannt sind, als Künstler des Gemäldes an.
- 10datiert
Leipzig141 000Zeichnungen2
inkl. 20...25000 in
Skizzenbücher.Es bleiben / ca 15000 / Blätter
nach dem Tode
vor Kriegsbeginn ca 350000 RM
- 360000
sehr fromm
katholisch
Wittwe Schulden überlastet
von sehr guten Verkauf hängt
ab ob der Nachlass überschuldet
Katalog4enthält die eigentl. Slg5
InFreiburgliegen noch
ca 10 - 12 000 Stück, davon
10000 "absoluter Mist"6
Auktion kann noch 8 Tage
vor her abgeblasen werden
nach Verständigg7mit Nach-
lassverwalter (überBoerner)
FürLinzauausgezeichnet
als Grundlage der
mit anderem Besitz 265 00010
(Besitz Fohn11herauslassen)
da gering..i. Ganzen 1100
doch abzuraten
74
- 1Possefuhr am 8. April 1940 nachLeipzigzumKunstauktionshaus C. G. Boerner, wo er die InhaberHansundWolfgang Boernertraf, die ihn über die Handzeichnungssammlung desPrinzen Johann Georg von Sachseninformierten; mittags fuhren sie gemeinsam nachBerlin, um die Sammlung, die imBiblographikonzur Voransicht ausgestellt war (s.BArch, B 323/163, Einladung zur Besichtigung, 01.04.1940), zu besichtigten (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 2Im Folgenden geht es um den Ankauf der umfangreichenSammlung von HandzeichnungendesPrinzen Johann Georg, von denen eine Auswahl im April 1940 beimKunstauktionshaus C. G. Boernerversteigert werden sollte (s.Katalog-Digitalisat Boerner 203). Die Versteigerung wurde jedoch abgesagt, daPossealle für die Auktion vorgesehenenZeichnungenaus dem herzoglichen Besitz geschlossen für dasFührermuseumerwarb (s. BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 11.04.1940;Schulz-Hoffmann (1990), S. 84, Anm. 13). Im Mai 1941 fand beiBoernereine Versteigerung mit weiteren Blättern aus dieser Sammlung statt (s. Versteigerungskatalog 204: "Deutsche Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts aus verschiedenem Besitz. Dabei eine Partie von Zeichnungen aus der nachgelassenen Sammlung desPrinzen Johann Georg Herzog zu Sachsen"; s.Katalog-Digitalisat Boerner 204).
- 3Preisangabe in Reichsmark
- 4Gemeint ist der Versteigerungskatalog 203 desKunstauktionshauses C. G. Boerner"Deutsche Handzeichnungen aus der Sammlung weilandPrinz Johann Georg Herzog zu Sachsenund aus anderem Besitz" anlässlich der geplanten Versteigerung am 24./25. April 1940 inLeipzig(s.Katalog-Digitalisat Boerner 203).
- 5eigentliche Sammlung
- 6Prinz Johann Georghatte 1917 seinen Wohnsitz, das etwa 20 km nordöstlich vonDresdengelegene Schloss Weesenstein, verkauft und wohnte anschließend bis zu seinem Tode in einer Villa in der Mercystraße inFreiburg im Breisgau. Dort befanden sich noch weitere Stücke seiner Handzeichnungssammlung, die nicht Teil des Versteigerungskonvoluts waren - eventuell aufgrund ihrer minderen Qualität. Die in Anführungszeichen gesetzte Bewertung dieser restlichen Zeichnungen als "absoluter Mist" erhieltPossewahrscheinlich von einem Mitarbeiter desKunstauktionshaus C. G. Boerner, vermutlich vonHans Boernerselbst.
- 7Verständigung
- 8Gemeint ist der Versteigerungskatalog 203 desKunstauktionshauses C. G. Boerner. Den Hauptbestand der geplanten Versteigerung bildetenZeichnungenaus der Sammlung desPrinzen Johann Georg, rund 14 Prozent des Angebots stammten aus vier anderen Besitzgruppen (s.Katalog-Digitalisat Boerner 203, S. 11).
- 9Vermutlich Angabe des Gesamtwerts in Reichsmark derZeichnungenaus dem Besitz desPrinzen Johann Georgin Bezug auf den Versteigerungskatalog 203.
- 10Vermutlich Angabe des Gesamtwerts in Reichsmark aller im Versteigerungskatalog 203 aufgeführtenZeichnungen.
- 11Gemeint ist die Kunstsammlung vonSofieundEmanuel Fohn, aus deren Besitz ebenfalls einige Handzeichnungen bei derBoerner-Versteigerung im April 1940 angeboten werden sollten, jedoch aufgrund deren Absage nicht verkauft wurden (s.Schulz-Hoffmann (1990), v. a. S. 84, Anm. 13). Einige der Blätter wurden bei der Versteigerung im Mai 1941 erneut angeboten (s. Vergleich der Versteigerungskataloge203und204).
beschlagnahmt.2-
F.EbendaTintoretto,Admiral
Galerie Moser.And
Bloch-Bauer3,Waldmüller
10000 RM.4
Mutterbild40000
schreiben!
(in derPinakothek)5
Angebenwelche Bilder noch
(Mitteilg6anZykanmit Abschrift
für Finanzamt)
RA.7Dr. Führer, der auch
Ledererübernommen hat8
Seiberl: Gerade in den gegenwärtigen
Verhältnissen, da alles in Be-
wegung ist,dieVerhandlungen mit
Berlinlaufen, das neueRestauInstitut910
- 1Possetraf am 9. Mai 1940Josef Zykan, den Mitarbeiter derZentralstelle für Denkmalschutz, der zwecks Verhandlungen über den Etat desInstituts für DenkmalpflegeinBerlinwar (s.BArch, B 323/120, Nr. 33, Posse an Buchner, 14.05.1940).Zykanberichtete ihm zunächst von weiteren Beschlagnahmungen inWien.
- 2Posseerfuhr vonZykan, dass das Vermögen vonFritz Mandlbeschlagnahmt worden war, sodass die beiden aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellten Gemälde ausMandlsKunstsammlung, nämlichJakob Seiseneggers"Königin Katharina als Kind" und das im Folgenden angeführte "Porträt eines Feldherrn" vonTintoretto, an denenPosseinteressiert war, für einen kostenfreien Zugriff unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung standen. Wenige Tage später ließ er "Königin Katharina als Kind" überZykanfür dasFührermuseum"reservieren" (s.Lillie (2003), S. 744;BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 5, Posse an Zykan, 13.05.1940).
- 3Gemeint ist die Kunstsammlung des Industriellen Ferdinand Bloch-Bauer.
- 4Posse notierte sich, dass das Gemälde "Bildnis des Prinzen Esterhazy" vonFerdinand Georg Waldmülleraus der Sammlung Bloch-Bauer 10.000,- Reichsmark kosten sollte. Er kaufte es später für dasFührermuseuman (s.BArch, B 323/101, Nr. 441, Posse an Lammers, 21.05.1940).
- 5Die Gemälde "Im Mai, Mutter und Kind unter blühendem Holunder" und "Versöhnung an der Brücke" vonFerdinand Georg Waldmüllerbefanden sich beiErnst Buchner, dem Generaldirektor derBayerischen Staatsgemäldesammlungen, inMünchen(s.BArch, B 323/120, Nr. 33, Posse an Buchner, 14.05.1940).Possewar daran interessiert, die Gemälde zu kaufen, kam mit diesem Anliegen jedoch zu spät: DieBayerischen Staatsgemäldesammlungenhatten die beiden Gemälde zum Gesamtpreis von 30.000,- Reichsmark bereits am 15. März 1940 angekauft (s. BArch, B 323/120, Nr. 32, Feuchtmüller an Posse, 16.05.1940; ebd., Nr. 31, Posse an Erich Führer, 20.05.1940).
- 6Mitteilung
- 7Rechtsanwalt
- 8Der RechtsanwaltErich FührerausWien, der schon als Vermögensverwalter der Sammlung Bloch-Bauer eingesetzt worden war, übernahm auch die Verwaltung der Sammlung vonSerena Lederer.
- 9ZykanberichtetePossezudem, dassSeiberlzur Wehrmacht eingezogen worden war und dass dies gerade während der Verhandlungsphase mit demReichswirtschaftsministeriumwegen der Übernahme desInstituts für Denkmalpflegesehr ungünstig sein. Das Restaurierungsinstitut lagSeiberl, der Restaurator war, besonders am Herzen.Possenotierte sich Argumente für einen Antrag auf UnabkömmlichkeitsstellungSeiberlsvom Kriegsdienst. Parallel dazu hatte jedoch bereits dasReichserziehungsministeriumseinen solchen Antrag gestellt, dem schließlich stattgegeben wurde (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940;Schwarz (2018), S. 94).
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