Zweites Reisetagebuch
23. Jan. 40
Rennweg 82
(Rennweg 6)3
ca 6 - 8000 Objekte4
BondyentgültigbeschlagnahmtUnleserlich5
Egger-Lienzzus.618 Stück an Kärnten
d. h. fürE. L.-MuseuminLienz
in Verwahrung nehmen. 1 Stück
fürKlagenfurter Museum(1Toten-
Tanz)
(VorschlagDr Seiberl).
Riesenschwarten, die fortsollen!7
R. v.Alt,Inneres einer got.8Kirche
Hz.10u Aquarelle
Viele Hz.11vonTroger, sichergestellt
Schwind schöne Lau(Lederer)14
76gr. Hzeichnungen15
(Kartons)
sowie 3 gr.16Kartons (farbig)
für Staatsoper17
5
- 1Am Morgen nach seiner Anreise inWienbegab sichPossezurZentralstelle für Denkmalschutz. Das Hauptziel dieser Dienstreise war lautPosse, "den von derZentralstelle für Denkmalschutzgeborgenen und nunmehr zur Aufstellung gebrachten Bestand an beschlagnahmten und sichergestellten Kunstwerken aus jüdischem Besitz im Sinne des mir vomFührererteilten Auftrages durchzuarbeiten" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 20.01.1940).
- 2Dies war die damalige Adresse derZentralstelle für Denkmalschutz, die im Kloster der Salesianerinnen untergebracht war (s.Frodl-Kraft (1997), S. 200-201;Schwarz (2018), S. 86).
- 3Dies war bzw. ist die Adresse des Unteren Belvedere inWien, in dem dieÖsterreichische Galerieihren Sitz hatte bzw. hat. In der dortigen Orangerie war im Oktober 1939 von derZentralstelle für Denkmalschutzein Depot denkmalbehördlich sichergestellter Kunstwerke aus jüdischem Besitz eingerichtet worden (s.Schwarz (2018), S. 86).
- 4Possebesichtigte am 23. Januar 1940 inWiendie zweite Ausstellung derZentralstelle für Denkmalschutzin der Orangerie des Belvedere. DieZentralstelle verwaltete die aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellten (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) Kunstwerke, die seit dem Juli 1939 dem 'Führervorbehalt' und damit dem ErstzugriffsrechtAdolf Hitlersbzw. seines SonderbeauftragtenPosseunterlagen (s.Schwarz (2014), S. 66-67). Die Ausstellung präsentierte u. a. Bestände der kurz zuvor eingezogenen Kunstsammlung vonOscar Bondy. Die vonPosseangegebene Anzahl von "6 - 8000 Objekte[n]" bezieht sich wohl auf eine Schätzung der von derZentralstelle für Denkmalschutzinsgesamt verwalteten Kunstwerke (s.Schwarz (2018), S. 87-88).
- 5Gemeint ist die Kunstsammlung vonOscar Bondy, die sich in Verwahrung derZentralstelle für Denkmalschutzbefand, weil sie aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden war (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Da sein Vermögen am 1. Dezember 1939 gerichtlich eingezogen worden war, stand seine Kunstsammlung nun für eine kostenfreie Verteilung auf österreichische Museen unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 15 und 15/1, Personenmappen Oskar Bondy;Schwarz (2018), S. 22 und 87-88).
- 6zusammen
- 7Herbert Seiberl, der Leiter derZentralstelle für Denkmalschutz, schlugPossevor, 18 denkmalbehördlich sichergestellte und von derZentralstelleverwahrte Werke des Tiroler MalersAlbin Egger-LienzKärnten zuzuteilen. Ein Gemälde, der genannte "Totentanz" aus der eingezogenen Sammlung vonGeorg Duschinsky, sollte an dasKärntner LandesmuseuminKlagenfurtgehen, die übrigen 17 an dasEgger-Lienz-MuseuminLienz, der Geburtsstadt des Künstlers.Seiberldrängte auf eine Entscheidung, da er Platzprobleme hatte, wiePossesNotiz "Riesenschwarten, die fortsollen!" belegt. So hatte er das Gemälde "Totentanz" (237 x 275 cm) nicht in der Orangerie des Belvedere, dem Depot derZentralstelle, unterbringen können, sondern im beschlagnahmten Palais Lanckoronski deponieren lassen müssen, dessen Kunstbestände unter Verwaltung derZentralstelle für Denkmalschutzstanden (s.BArch, B 323/1203, Liste 68, fol. 138).
- 8gotischen
- 9Eventuell informierte Herbert SeiberlPossedarüber, dass dasAquarellvonRudolf von Altaus der Sammlung Bondy den Innenraum derHallstätterPfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit dem dortigen Marienaltar vonLeonhard Astlzeigt.
- 10Handzeichnungen
- 11Handzeichnungen
- 12Es handelt sich um die Kunstsammlung vonSerena Lederer.
- 13Diese Abkürzung ist aufzulösen als "und anderen [Sammlungen]".Possemeinte damit weitere Sammlungen, die ebenfalls Zeichnungen vonPaul Trogerbeinhalteten.
- 14Moritz von Schwindschuf für die "Historie von der schönen Lau" vonEduard Mörikeum 1868-70 einen Bildzyklus. Diesieben Zeichnungen dieser Illustrationsreiheaus der Sammlung vonSerena Ledererwurden vonPossefür dasFührermuseumin Betracht gezogen und sollten nach Rücksprache mitAdolf Hitlerbei der Besprechung vom 1. Februar 1940 angekauft werden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940; s. auchEintrag vom Mai 1941).
- 15große Handzeichnungen
- 16große
- 17Ebenfalls in der Sammlung Lederer befanden sich drei Aquarellentwürfe für Fresken zuWolfgang Amadeus MozartsOper "Die Zauberflöte", dieMoritz von Schwindfür die Ausstattung des Neubaus des Wiener Opernhauses angefertigt hatte: "Königin der Nacht", "Pamina und die drei Knaben" sowie "Monostatos nähert sich Paminen".
(Lederer)1
sowie anderer österr.2Maler
VierRbdtzeichnungen
(Lederer, Fröhlich-Feldau und
Bondy).5
Großer Karton vonSchwind,
Entführung(?)
Slg.6Czecyrewiezka
(sichergestellt)7
AusNeuer Burg(beiSeiberlaufbewahrt):8
Silbersammlung Pick
(Sollte möglichst geschlosseneinem
Museum überwiesen werden!).9
23. I.
Unteres Belvedere10.
Herri met de Bles,Hl. Familie(gut)
(Mandl 3)11sehr gut.
6
- 1Gemeint ist die Kunstsammlung vonSerena Lederer, in der sich laut Sicherstellungsliste je drei Aquarelle der beiden Künstler befanden: "Liszt am Klavier", "Bildnis eines jungen Mannes" und "Bildnis einer jungen Dame" vonJosef Kriehubersowie "Orchidee", "Herrenporträt" und "Studie zu Damenbildnis mit rotem Hut" vonMoritz Michael Daffinger(s.Lillie (2003), S. 669-670).
- 2österreichischer
- 3In der Sammlung Lederer befanden sich laut Sicherstellungsliste acht Zeichnungen vonFriedrich Gauermann: "Viehtränke", "Alm", "Wölfe überfallen eine Reisekutsche", "Wolfsschlucht", "Ochsengespann", "Reisewagen im Gebirge", "Berglandschaft mit Kühen" und "Der Grundlsee mit Backenstein" (s.Lillie (2003), S. 670).Possezog sie für dasFührermuseumin Betracht. Nach Rücksprache mitAdolf Hitlersah er von einem Erwerb ab (s.BDA-Archiv, RestMat., K.10, M. 2, fol. 10, Liste der Werke aus dem sichergestellten Besitz, für die sich Hitler interessierte).
- 4Handzeichnungen. Im Gesamtbestand der denkmalbehördlich sichergestellten Zeichnungen befanden sich zwei Zeichungen vonAdolph von Menzel, diePossefür dasFührermuseumankaufen wollte. Eine Bleistiftzeichnung, "Männlicher Studienkopf mit Hut", vonMenzelstammte aus der Sammlung Lederer (s.Lillie (2003), S. 671).
- 5Es handelt sich um vier ZeichnungenRembrandts, die lautPosseaus diesen drei Sammlungen stammten:
1. Kunstsammlung der Familie Lederer. In den Listen der aus dem Besitz der Lederers denkmalbehördlich sichergestellten Objekte sind keine ZeichnungenRembrandtsaufgeführt (Listen s.Lillie (2003), S. 666-671).
2. Kunstsammlung Fröhlich-Feldau. Damit meintePossevermutlich die Kunstsammlung vonJosefine Winter, die in erster Ehe mitAlfred Fröhlich von Feldauverheiratet war.
In einem undatierten Sammlungsinventar sind zwei HandzeichnungenRembrandtsgelistet: "Mardochai" und "Christus in Emmaus" (s.Lillie (2003), S. 1312 und 1314).
3. Kunstsammlung vonOscar Bondy.
In den Listen der aus dem BesitzBondysdenkmalbehördlich sichergestellten Objekte sind zwei ZeichnungenRembrandtsaufgeführt: "Der Jakobssegen" (s.Lillie (2003), S. 218) und "Zwei Windmühlen" (s.Lillie (2003), S. 223). Beide waren für dasFührermuseumbestimmt, ebenso wie eine "doppelseitige Federzeichnung".
Welche ZeichnungenRembrandtsPossehier begutachtete, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
- 6Sammlung
- 7Gemeint ist die Kunstsammlung vonEdwinundCaroline Czeczowiczka, die aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden war (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923).
- 8Die Neue Burg ist Teil der Wiener Hofburg. Dort befand sich dasZentraldepotderZentralstelle für Denkmalschutz, deren Leiter zur damaligen ZeitHerbert Seiberlwar (s.weiterführende Erläuterungenaufzdk-online).
- 9Der Vorschlag, die Sammlung vonOtto Picknicht auf verschiedene Museen zu verteilen, sondern als Ganzes einem einzigen Museum zuzuteilen, war denkmalpflegerisch motiviert und wurde wahrscheinlich vonHerbert Seiberlunterbreitet. Er reagierte damit vermutlich auf Bestrebungen, Objekte aus der Pick'schen Sammlung verschiedenen Museen im 'Altreich', dem Deutschen Reich in den Grenzen von 1937, zuzuteilen (s. BArch, B 323/116, Nr. 552, Verzeichnis der Goldschmiedearbeiten aus der Sammlung O. P. [= Otto Pick], welche für Altreichmuseen in Frage kämen (mit Ausnahme von Augsburg und Nürnberg)). Dem Vorschlag wurde jedoch nicht stattgegeben, vielmehr wurden einige Objekte demLandesmuseuminLinzzugewiesen (s.Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940"), für die restlichen war wohl vorgesehen, sie an Museen des 'Altreichs' zu verteilen.
- 10Das Untere Belvedere ist ein Teilgebäude der Schlossanlage Belvedere inWien, die dieÖsterreichische Galerie Belvederebeherbergt. In der dortigen Orangerie war im Oktober 1939 von derZentralstelle für Denkmalschutzein Depot sichergestellter Kunstwerke aus jüdischem Besitz eingerichtet worden (s.Schwarz (2018), S. 86).
- 11Das erwähnteKinderbildnis der Königin Katharinastammte aus der Kunstsammlung vonFritz Mandlund hatte die Sicherstellungsnr. 3 (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 41, Personenmappe Fritz Mandl, fol. 9).
Zimmer 1281
1. März 40.München
Führerdepot(Neuerwerbgen)2
Amerling, Frauenbrustbild
mit schwarzem Schleier, im Profil3
Bilder derFrau v. L.4
KopieEremitageWerkstatt.35 Mille5
(Brustbild)
4Holl.8KüstenbildCuyp ?van de Velde9
dat.101589 aufTurm
- 1Possewohnte inMünchenim Hotel Grünwald (s.BArch, B 323/103, Nr. 230, Posse an Bormann, 22.02.1940) und notierte sich hier die Nummer seines Hotelzimmers.
- 2Gemeint ist das Depot im Führerbau in der Arcisstraße 12 inMünchen, woPossemit dessen VerwalterHans Regerdie Neuerwerbungen durchsah. Dort hatte er auch die Luftschutzkeller auf ihre Eignung als Depot für die für dasFührermuseumbestimmten Gemälde ausWienhin besichtigt: "Ich halte die in Aussicht genommenen Räume für die Unterbringung der Wiener Gemälde für sehr geeignet und werde im Einvernehmen mit Herrn Arch[itekt]Regerzu geeigneter Zeit den Abtransport der Bilder ausWiendorthin veranlassen" (s.BArch, B 323/103, Nr. 225, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 3Gemeint ist eventuell das Gemälde "Junge Frau mit schwarzem Schleiertuch".
- 4Possewar Anfang Februar beauftragt worden, bei seinem nächstenMünchen-Besuch einige Kunstwerke aus dem NachlassFranz von Lenbachszu beurteilen, die dessenWitweHitlerzum Verkauf angeboten hatte (s.BArch, B 323/103, Nr. 242, Bormann an Posse, 05.02.1940). Die Besichtigung fand zusammen mitWoldemar BrinkmannbeiAdolf ZieglerimDoerner Institutstatt, dort befanden sich "außer einer Reihe von KopienLenbachsnach bekannten Gemälden nur fünf Bilder, die zum Ankauf angeboten werden" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940). Diese fünf Objekte zähltePosseim Folgenden auf (für Nr. 5 s. Seite0046). Von einem Kauf riet er entschieden ab, die Gemälde seien "der kümmerliche Rest der einst bedeutenden Lenbach'schen Sammlung" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 5AnMartin BormannschriebPosse, diesesRubens-Gemälde sei "im besten Fall eine mäßige Werkstattarbeit, an vielen Stellen übermalt, nach einer bekannten Originalversion des Meisters" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.03.1940), was er hier mit "Kopie Eremitage Werkstatt" präzisierte. LautPossehandelt es sich bei diesem Bild demnach um eine Werkstattkopie desRubens-Originals in derEremitageinSt. Petersburg, womit vermutlich das Werk "Bündnis der Erde mit dem Wasser" (s.Eintrag im Online-Objektkatalog der Eremitage) gemeint ist. Dass für das angebotene Gemälde nur "35 Mille", also 35.000,- Reichsmark, gefordert wurden, war für Posse ein weiterer Hinweis darauf, dass es kein Original vonPeter Paul Rubensist (s. BArch, B 323/103, Nr. 225, Posse an Bormann, 06.03.1940).
- 6Sogenannter
- 7lebensgroßes
- 8Holländisches
- 9Posseverwarf seine Zuschreibung des "Küstenbildes" an ein Mitglied der niederländischen Künstlerfamilie umGerrit Cuyp, dessen Nachkommen v. a. im 17. Jahrhundert als Maler tätig waren. Stattdessen gab er ein Mitglied der van de Veldes, einer niederländischen Malerdynastie des 17. Jahrhunderts, deren Vertreter besonders für ihre Seestücke bekannt sind, als Künstler des Gemäldes an.
- 10datiert
unterliegt.2
!Dw.Auflösung
der Depots3
Rbdt-Gutmannbeim
Fürsten Liechtenstein4
Antiken:Prof. Eichler.
Drumbl-Haberstock- Bei
5. März. 40.ca340250hoch
br.95,304,80mit Rahmen
Rahmen 40 br.10
Seiberl: Hz.12(Schwind Prof. EichlerAntiken
Lederer!)13 Dr. Nagler
Dworschak: antike
usw. Münzen
Abtransport der
Wiener Bilder
50
- 1zum Anfang der Notizen auf der vorhergehenden Seite
- 2Ein wichtiges Thema beiPossesAufenthalt inWienim März 1940 waren die Klosterbeschlagnahmungen, die dazu geführt hatten, dass wertvollste Kunstbestände aus den Klöstern entfernt worden waren und damit dem geforderten prioritätischen Zugriff durch die Museen entgingen.Fritz DworschakmachtePosseauf diesen Umstand aufmerksam und wurde angewiesen, eine "Denkschrift über die Behandlung der verfallenen Kunstgegenstände aufgehobener Klöster in der Ostmark" zu verfassen (s. BArch, B 323/108, Nr. 285-286, Denkschrift vom 09.03.1940), in der er "eine eindeutige Entscheidung über die Eigentumsfrage" sowie "eine einheitliche Sachbehandlung" verlangte (s.Schwarz (2018), S. 101). Am 16. März 1940 fordertePossein seinem Bericht an Martin Bormann die Erweiterung des 'Führervorbehalts' auf die Kunstsammlungen, Archive und Bibliotheken der Klöster - eventuell sogar rückwirkend (s.BArch, B 323/103, Nr. 223, Posse an Bormann, 16.03.1940).
- 3Es ging um die Auflösung desZentraldepots, da die Räume desKunsthistorischen Museumsin der Neuen Burg für Museumszwecke genutzt werden sollten.
- 4DasKunsthistorische Museumsuchte schon länger nach drei fehlenden Gemälden aus der Sammlung vonRudolf Gutmann(s. KHM-Archiv, AKM 1938 295/KL Mappe Beschlagnahmter Kunstbesitz Rudolf Gutmann I. Beethovenplatz 3).Posseerfuhr nun vonFritz Dworschak, dass sich das gesuchte "Selbstporträt mit Mütze und goldener Kette" vonRembrandtaus der Sammlung Gutmann als Leihgabe in der Kunstgalerie desFürsten von Liechtensteinbefand. Dessen GroßonkelFranz I., Fürst von und zu Liechtenstein, war der Schwager vonRudolf Gutmannund hatte 1932 das Gutmann'sche Familiengut inKalwanggekauft (s.Lillie (2003), S. 440). Am 20. Dezember 1940 wurde dasSelbstbildnisRembrandtsin dasInstitut für Denkmalpflegegebracht (s.BArch, B 323/120, Nr. 52, Rechtsanwalt Steger an Posse, 20.12.1940; ebd. Nr. 57, Rechnung für das Bild).
- 5Datumsangabe: 4. März 1940
- 6Possetraf den Kärntner GaukonservatorWalter Frodl, der angereist war, um aus den beschlagnahmten Beständen Kunstwerke für Kärnten auszusuchen, aber nur einen "Pauschalwunsch" für Gebrauchsmöbel und Wand-/Teppiche äußern konnte, ohne konkrete Objekte festzulegen, da diese noch verpackt und deshalb nicht aufgestellt waren (s.BArch, B 323/117, Nr. 692, Frodl an Posse, 11.03.1940).
- 7Wahrscheinlich handelt es sich um das Kürzel fürHaberstock.
- 8Wahrscheinlich istSophie von Auersperggemeint.
- 9breit
- 10breit
- 11Possebesichtigte das Gemälde vermutlich gemeinsam mitKarl Haberstock, dem er danach einen Ankaufsauftrag erteilt haben dürfte.Haberstockerwarb das Bild am 8. März 1940 und verkaufte es im April an die Reichskanzlei weiter.
- 12Handzeichnung.
- 13Eventuell notierte sichPossehier, dass alle erworbenen Zeichnungen vonMoritz von Schwindan dieDresdner Gemäldegaleriegesendet werden sollten. Dies betraf u. a. die Zeichnung "Entführung" aus der Kunstsammlung vonEdwinundCaroline Czeczowiczkasowie dieSchwind-Zeichnungen aus der Kunstsammlung vonSerena Lederer.
7. Mai 40 BeiRegerim Führerbau
In der Pinakothek1 beiDr. Peltzer
Germanisches Museum2 (Schriftaus-
stellg)3 BildnisLorentz Strauch1614
[A4 Buchstabendorfer Madonna (Thü.) mit
8. Mai. MitGraul imGerm. Museum4
Dr. Troche. - 1137mitGraul
u.KümmelnachBerlin. - Im Hotel
v. Dircksen6 Wallotstr. 6 oder
8
Margarethenstr 11
15 Uhr (Fr. Laffert)7
Frau von Dirksen. Reste der alten
Slg.9alles bessere schon längst
vonHaberstocku.Böhlergekauft
Das allerletzte nochHaberstock.10
80
- 1Vermutlich ist dieAlte Pinakothekgemeint.
- 2Possefuhr am 7. Mai 1940 mittags vonMünchennachNürnberg, um an der Jahreshauptversammlung des Verwaltungsrates desGermanischen Nationalmuseums, die um 17.00 Uhr begann, teilzunehmen (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 3Possebesuchte eine "Schriftausstellung", womit die Ausstellung "Die Schrift als deutsche Kunst. Ausstellung im Gutenbergjahr 1940" imGermanischen NationalmuseuminNürnberggemeint sein dürfte (s.Katalog).
- 4Offenbar besuchtePossemit Richard Graul, der ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats desGermanischen Nationalmuseums war, auch die Dauerausstellung des Museums (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 5Im Hotel Kaiserhof trafPosseam Abend des 8. Mai 1940Wolfram SieversvomAhnenerbe, den Leiter derKulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelle, deren MitgliedPossewerden sollte. In seinem Diensttagebuch vermerkte er: "Abends im Kaiserhof Rücksprache mitSturmbannführer Sieversüber die rückzuführenden Südtiroler Kunstwerke" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch; zur Kulturkommission und der Thematik der Südtiroler Kunstgegenstände s.Seite 0072).
Außerdem sahen sie sich bei diesem Treffen auch Fotografien aus Gołuchówan oder es ging darum, diese zu beschaffen. Vermutlich handelte es sich dabei um Aufnahmen beschlagnahmter Kunstwerke aus dem Besitz der Adelsfamilie Czartoryski aus Schloss Gołuchów, das bis zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen im September 1939 und der darauffolgenden Beschlagnahme eines der größten privaten Museen Europas gewesen war.Sieversholte später hinsichtlich der Kunstgegenstände aus Schloss Gołuchów die Expertenmeinung vonPosseein (s.BArch, NS 21/820, Sievers an Posse, 10.02.1942).
- 6Gemeint ist die Sammlung vonWillibald von Dirksen.
- 7Possenotierte sich die Adresse vonViktoria von Dirksen geb. von Laffert, der WitweWillibald von Dirksens, sowie die Uhrzeit für ein Treffen. Am 9. Mai 1940 besichtigte er in ihrer Wohnung einige Kunstwerke (zu Viktoria von Dirksen s.BArch, B 323/132).
- 8Nach der Auflösung derZentralstelle für Denkmalschutzwar deren LeiterHerbert Seiberlzur Wehrmacht eingezogen worden.Possebrachte das Problem bei der Besprechung am 9. Mai 1940 vorMartin BormannundSeiberlwurde auf einen Antrag auf Unabkömmlichkeitsstellung desReichserziehungsministeriumshin freigestellt (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940).
- 9Sammlung
- 10Die Ergebnisse seiner Begutachtung der Kunstobjekte aus dem Besitz vonViktoria von DirksenberichtetePosseanBormann: "Auftragsgemäß habe ich am 9. Mai die Kunstgegenstände derFrau v. Dirksenin der Margarethenstraße 11 besichtigt. Es handelt sich um 40 Stücke meist kunstgewerblicher Art sowie Plastiken und einige kleinere Teppiche, Reste der beiLepke1931 zur Versteigerung gelangten Sammlung v. Dirksen, von der ein großer Katalog existiert. Die besten Stücke sind längst vom Kunsthandel aufgekauft worden. Was übrig blieb, ist jahrelang vergeblich angeboten worden und besitzt nur rein dekorativen Wert. Als Erwerbung für das in LinzgeplanteKunstmuseumkann kein einziges Stück in Betracht kommen. Allenfalls wäre es möglich, wie dies schon bei anderen Stücken dieser Sammlung geschehen ist, die angebotenen Gegenstände zur dekorativen Ausschmückung von Schloß Bellevue zu erwerben" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940; siehe auchFolgeseite).
Versteigerung 1931 u. seitdem wiederholt
Viele Stücke früher in der Verstei-
gerung beiLepke, jahrelang ver-
geblich zu verkaufen gesucht1
(früher,bei Schwabach oder Bleichröder)2
Eigentum desBankhauses Arnhold,
Dresden. Beschlagnahmt von
FernerBoecklin.Klio (Slg.4Ladenburg -
5?
Mirus Miros420014220014
Unter Bezugnahme auf Telefon-
gespräch.
Erlass desFührersan das
zu Bekanntgabe an Devisen
stelle. Referat V Devisen 4
- 1Bezüglich seiner Begutachtung der Kunstobjekte aus dem Besitz vonViktoria von DirksenberichtetePosseanMartin Bormann: "Auftragsgemäß habe ich am 9. Mai die Kunstgegenstände derFrau v. Dirksenin der Margarethenstraße 11 besichtigt. Es handelt sich um 40 Stücke meist kunstgewerblicher Art sowie Plastiken und einige kleinere Teppiche, Reste der beiLepke1931 zur Versteigerung gelangten Sammlung v. Dirksen, von der ein großer Katalog existiert. Die besten Stücke sind längst vom Kunsthandel aufgekauft worden. Was übrig blieb, ist jahrelang vergeblich angeboten worden und besitzt nur rein dekorativen Wert. Als Erwerbung für das in LinzgeplanteKunstmuseumkann kein einziges Stück in Betracht kommen. Allenfalls wäre es möglich, wie dies schon bei anderen Stücken dieser Sammlung geschehen ist, die angebotenen Gegenstände zur dekorativen Ausschmückung von Schloß Bellevue zu erwerben" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940; siehe auchvorhergehende Seite). InPossesPrivatbibliothek befand sich derKatalog "Sammlung W. von Dirksen"zur erwähnten Versteigerung beiLepkevon 1931 (s.BArch, B 323/518, S. 37). Darin sind auch die beiden im Folgenden notierten Gemälde aufgeführt.
- 2In der Restitutionskartei zu demGemälde(s.BArch, B 323/655) ist als frühere Besitzerin "Frau Geheimrätin Leonie Schwabach" vermerkt (s.Eintrag in der Datenbank des DHM zum Central Collecting Point). Es handelt sich dabei vermutlich umLeonie Schwabach, die Frau des BankiersJulius Leopold Schwabach. Dieser war wiederum mit dem BankierGerson von Bleichröderverwandt und Teilhaber bzw. später Seniorchef des Bankhauses S. Bleichröder.
- 3Aus der SammlungAdolf ArnholdkauftePosse im April 1941 über den Treuhänder RechtsanwaltWerner WillmannseinBismarck-Porträt, 1889, vonFranz von Lenbachund das Gemälde "Im Weißen Saal" vonAdolph von Menzel. Der Kaufpreis von 33.000,- Reichsmark wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt (s. Korrespondenz zu dem Vorgang imBArch, B 323/120, Nr. 4-22; s. auchspäterer Eintrag vom 09.05.1940).
- 4Sammlung
- 5Gemeint ist vermutlich die Sammlung von CarlundIda Ladenburg. 1940 war deren TochterJulie Bassermann Eigentümerin des Gemäldes "Clio", welches sich zu diesem Zeitpunkt als Leihgabe in der Schweiz befand (s.BArch, B 323/123, Nr. 71, Dr. von Coelln an Posse).