Zweites Reisetagebuch
23. Jan. 40
Rennweg 82
(Rennweg 6)3
ca 6 - 8000 Objekte4
BondyentgültigbeschlagnahmtUnleserlich5
Egger-Lienzzus.618 Stück an Kärnten
d. h. fürE. L.-MuseuminLienz
in Verwahrung nehmen. 1 Stück
fürKlagenfurter Museum(1Toten-
Tanz)
(VorschlagDr Seiberl).
Riesenschwarten, die fortsollen!7
R. v.Alt,Inneres einer got.8Kirche
Hz.10u Aquarelle
Viele Hz.11vonTroger, sichergestellt
Schwind schöne Lau(Lederer)14
76gr. Hzeichnungen15
(Kartons)
sowie 3 gr.16Kartons (farbig)
für Staatsoper17
5
- 1Am Morgen nach seiner Anreise inWienbegab sichPossezurZentralstelle für Denkmalschutz. Das Hauptziel dieser Dienstreise war lautPosse, "den von derZentralstelle für Denkmalschutzgeborgenen und nunmehr zur Aufstellung gebrachten Bestand an beschlagnahmten und sichergestellten Kunstwerken aus jüdischem Besitz im Sinne des mir vomFührererteilten Auftrages durchzuarbeiten" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 20.01.1940).
- 2Dies war die damalige Adresse derZentralstelle für Denkmalschutz, die im Kloster der Salesianerinnen untergebracht war (s.Frodl-Kraft (1997), S. 200-201;Schwarz (2018), S. 86).
- 3Dies war bzw. ist die Adresse des Unteren Belvedere inWien, in dem dieÖsterreichische Galerieihren Sitz hatte bzw. hat. In der dortigen Orangerie war im Oktober 1939 von derZentralstelle für Denkmalschutzein Depot denkmalbehördlich sichergestellter Kunstwerke aus jüdischem Besitz eingerichtet worden (s.Schwarz (2018), S. 86).
- 4Possebesichtigte am 23. Januar 1940 inWiendie zweite Ausstellung derZentralstelle für Denkmalschutzin der Orangerie des Belvedere. DieZentralstelle verwaltete die aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellten (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) Kunstwerke, die seit dem Juli 1939 dem 'Führervorbehalt' und damit dem ErstzugriffsrechtAdolf Hitlersbzw. seines SonderbeauftragtenPosseunterlagen (s.Schwarz (2014), S. 66-67). Die Ausstellung präsentierte u. a. Bestände der kurz zuvor eingezogenen Kunstsammlung vonOscar Bondy. Die vonPosseangegebene Anzahl von "6 - 8000 Objekte[n]" bezieht sich wohl auf eine Schätzung der von derZentralstelle für Denkmalschutzinsgesamt verwalteten Kunstwerke (s.Schwarz (2018), S. 87-88).
- 5Gemeint ist die Kunstsammlung vonOscar Bondy, die sich in Verwahrung derZentralstelle für Denkmalschutzbefand, weil sie aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden war (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Da sein Vermögen am 1. Dezember 1939 gerichtlich eingezogen worden war, stand seine Kunstsammlung nun für eine kostenfreie Verteilung auf österreichische Museen unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 15 und 15/1, Personenmappen Oskar Bondy;Schwarz (2018), S. 22 und 87-88).
- 6zusammen
- 7Herbert Seiberl, der Leiter derZentralstelle für Denkmalschutz, schlugPossevor, 18 denkmalbehördlich sichergestellte und von derZentralstelleverwahrte Werke des Tiroler MalersAlbin Egger-LienzKärnten zuzuteilen. Ein Gemälde, der genannte "Totentanz" aus der eingezogenen Sammlung vonGeorg Duschinsky, sollte an dasKärntner LandesmuseuminKlagenfurtgehen, die übrigen 17 an dasEgger-Lienz-MuseuminLienz, der Geburtsstadt des Künstlers.Seiberldrängte auf eine Entscheidung, da er Platzprobleme hatte, wiePossesNotiz "Riesenschwarten, die fortsollen!" belegt. So hatte er das Gemälde "Totentanz" (237 x 275 cm) nicht in der Orangerie des Belvedere, dem Depot derZentralstelle, unterbringen können, sondern im beschlagnahmten Palais Lanckoronski deponieren lassen müssen, dessen Kunstbestände unter Verwaltung derZentralstelle für Denkmalschutzstanden (s.BArch, B 323/1203, Liste 68, fol. 138).
- 8gotischen
- 9Eventuell informierte Herbert SeiberlPossedarüber, dass dasAquarellvonRudolf von Altaus der Sammlung Bondy den Innenraum derHallstätterPfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit dem dortigen Marienaltar vonLeonhard Astlzeigt.
- 10Handzeichnungen
- 11Handzeichnungen
- 12Es handelt sich um die Kunstsammlung vonSerena Lederer.
- 13Diese Abkürzung ist aufzulösen als "und anderen [Sammlungen]".Possemeinte damit weitere Sammlungen, die ebenfalls Zeichnungen vonPaul Trogerbeinhalteten.
- 14Moritz von Schwindschuf für die "Historie von der schönen Lau" vonEduard Mörikeum 1868-70 einen Bildzyklus. Diesieben Zeichnungen dieser Illustrationsreiheaus der Sammlung vonSerena Ledererwurden vonPossefür dasFührermuseumin Betracht gezogen und sollten nach Rücksprache mitAdolf Hitlerbei der Besprechung vom 1. Februar 1940 angekauft werden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940; s. auchEintrag vom Mai 1941).
- 15große Handzeichnungen
- 16große
- 17Ebenfalls in der Sammlung Lederer befanden sich drei Aquarellentwürfe für Fresken zuWolfgang Amadeus MozartsOper "Die Zauberflöte", dieMoritz von Schwindfür die Ausstattung des Neubaus des Wiener Opernhauses angefertigt hatte: "Königin der Nacht", "Pamina und die drei Knaben" sowie "Monostatos nähert sich Paminen".
F.2einverstanden, daß bald
möglichst dieLinzerBestände
zurückgezogenwerden. Frage
der Unterbringg3(KellerMünchen)4
daß restierende Bilder,
Hz.5u. Graphiken ebenfalls
nachLinzals "Vorrat"
kommen;6
daßEgger-Lienzgemäss
Vorschlag verteilt wird7
wünscht daßantiker Gold-
schmuck, Münzenusw in
Vitrinen zusammengebracht
wird
Antrag stellen auf Aus
lieferung derSilbersamm-
lungRothschild anCentral-
WienerRestaurierungs-
werkstätte desDenkmal-
38
- 1Possenotierte sich auf den folgenden Seiten die Ergebnisse der persönlichen Besprechung mitHitlerundBormannvom 1. Februar 1940 in der Reichskanzlei inBerlin(s. auch Seiten0041,0042und0043).
- 2Führer
- 3Unterbringung
- 4Man besprach auch, wo die für dasFührermuseumausgewählten Kunstwerke deponiert werden sollten. Die Kellerräume des Führerbaus inMünchensollten auf ihre Eignung als Depots hin untersucht werden.
- 5Handzeichnungen
- 6Es wurde beschlossen, dass alle Grafiken und Gemälde aus beschlagnahmtem jüdischen Wiener Kunstbesitz, die nicht von anderen österreichischen Museen gefordert bzw. diesen nicht zugeteilt wurden, zunächst in das Depot desFührermuseumsaufgenommen werden sollten (s. KHM-Archiv, Zl. 25/KL/40, Posse an Dworschak und Plattner, 05.02.1940).
- 7Adolf Hitlergenehmigte den Zuteilungsvorschlag von beschlagnahmten und denkmalbehördlich sichergestellten Werken des Osttiroler Malers Albin Egger-Lienzan Kärnten und Tirol. Am 5. Februar 1940 berichtetePossediesbezüglich anHerbert Seiberl: "Mit dem Verteilungsvorschlag der Bilder vonEgger-LienzanLienz,InnsbruckundKlagenfurtwarereinverstanden" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940); am 28. Februar schrieb er dann wohl irrtümlich: "Weiter teile ich Ihnen mit, dass die Genehmigung zur Überweisung der Bilder und Studien vonEgger-Lienzan dasLandesmuseuminKlagenfurtvomFührererfolgt ist. Nur eines der bedeutenderen Stücke von den 17 soll für dasKunstmuseuminLinzzurückbehalten werden" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 29, Posse an Seiberl, 28.02.1940). Eventuell hatte er die vonHitlergenehmigte Zuteilung eines Werkes an dasLandesmuseuminInnsbruckvergessen, sodass die Verteilung später korrigiert werden musste (s.Schwarz (2018), S. 114; die tatsächlichen Zuteilungen der 18 Gemälde sind dokumentiert in der Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940": 15 Gemälde gingen an dasKärntner Landesmuseum, je eines an dasFerdinandeum, dasJoanneumund dasFührermuseum).
- 8PosseberichteteHitlervonFritz DworschaksKlage darüber, dass sich das Reichsfinanzministerium bisher geweigert habe, die beschlagnahmte Silbersammlung vonAlphonse Rothschildan dasZentraldepotabzuliefern (s. Seiten0031und0032).Hitlerwies ihn daraufhin an, beiMartin Bormanneinen formellen Antrag auf Auslieferung der Silbersammlung an dasZentraldepoteinzureichen, was am 6. Februar 1940 erfolgte (s.BArch, B 323/103, Nr. 241, Posse an Bormann, 06.02.1940;BArch, B 323/163, Nr. 231-232, Bericht). Daraufhin wiesHitlerumgehend das Reichswirtschaftsministerium an, die Silbersammlung an dasZentraldepotabzugeben (s.BArch, B 323/103, Nr. 235, Bormann an Reichswirtschaftsminister Funk, 13.02.1940; s. auch Seite0064).
- 9Possebesprach mitHitlerauch, wohin die beschlagnahmten Privatbibliotheken aus jüdischem Besitz gegeben werden sollten. Es wurde festgelegt, „dass die beschlagnahmten Bibliotheksbestände (soweit nicht einzelne Stücke von anderer Seite erbeten sind) für die Linzer Bibliothek reserviert werden“ (s.BArch, B 323/108, Nr. 318, Posse an Dworschak, 03.02.1940).
ProfessorWoldemarBrinkmann1
(Atelier)
Tel.: 33600
½ 120
Kurfürstenstr. 59
211764 2117884
München, Moorbad.
42
4
- 1Possenotierte sich Adresse und Telefonnummer des Ateliers von ArchitektWoldemar Brinkmann, der 1937/38 den Umbau des Künstlerhauses am Lenbachplatz inMünchenausgeführt hatte. Dieser hatteHitlerinformiert, dass "Frau Lenbach, die Witwe desMalers, eine Reihe von Gemälden, darunter auch alte Holländer, an denFührerverkaufen wolle. DerFührerwünscht, dass Sie bei Ihrem nächsten Aufenthalt inMünchensich mitHerrn Professor Brinkmannin Verbindung setzen, die angebotenen Bilder besichtigen und einen Bericht darüber erstatten" (s.BArch, B 323/103, Nr. 242, Bormann an Posse, 05.02.1940). Das Treffen mitBrinkmannund die gewünschte Begutachtung der Gemälde im Besitz vonCharlotte von Lenbachfanden am 1. März 1940 statt (s. Seiten0045und0046; zum direkten Briefwechsel zwischen Posse und Brinkmann im Vorfeld des Treffens s.BArch, B 323/120, Nr. 347-348).
- 2Vermutlich Stadtbezirksnummer
- 3Postbezirksnummer
- 4Telefonnummern
- 5Postbezirksnummer bzw. Nummer des zuständigen Briefzustellamtes
382
9. AprilVerbdgsstab111 74 11
1410- 143530mitBormannbeim
Genehmigt Ankauf Slg. Johann
Georg für 350 000.2
Hessanrufen
zu unserer "Trödelbude")5
ProfSpeer1172661 (Büro)
994376 (privat)
BeiHaberstock2 Stilleben
van der Meulen wie Stilleben
bei Thorsch.6
HbstckVorgängeMakart- Florenz7
76
- 1Der Verbindungsstab der NSDAP war am 24.03.1933 in der Wilhelmstraße 64 inBerlineingerichtet worden und dem StellvertreterHitlers,Rudolf Hess, unterstellt. Er sollte als Bindeglied für den Geschäftsverkehr zwischen den Dienststellen der Partei sowie den Reichsministerien und derReichskanzleidienen (s.Longerich 1992, S. 17).
- 2Am 9. April 1940, dem Tag der deutschen Besetzung von Dänemark und Norwegen, trafPosseMartin BormannundAdolf Hitler, der den Ankauf derSammlung von HandzeichnungendesPrinzen Johann GeorgbeimKunstauktionshaus C. G. Boernerfür 350.000,- Reichsmark genehmigte (s. auch Einträge vom 08.04.1940: Seiten0076und0077).Posseschilderte das Treffen in seinem Diensttagebuch: "Früh (nach 100) Nachricht von der Besetzung Dänemarks u. Norwegens - 90 tel. Meldung in derReichskanzlei. Ich soll im Hotel Kaiserhof auf Abruf warten, da heute Zeit des Vortrags sehr unsicher. Schliesslich ca 1410 Anruf desAdjutanten, sofort hinüber zu kommen. Ca 1420 - 1440 Vortrag beimFührerin Ggwart vonBormannüber Slg. Joh. Georg u. anderes. Wunderbare Stimmung, trotz der historischen Ereignisse von so schwerwiegender Bedeutung, trotz der laufenden Besprechungen mit allen Regierungsmitgliedern u. Militärs wärmstes Interesse für diese kulturellen Angelegenheiten" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch;Schwarz (2004), S. 48).
- 3Nach der Besprechung mitHitlerin derReichskanzleibegab sichPossein dasBiblographikonund besichtigte die Ausstellung der Hauptblätter der Sammlung Johann Georg, die am 24./25. April 1940 beimKunstauktionshaus C. G. Boernerversteigert werden sollten (s.BArch, B 323/163, Einladung zur Besichtigung, 01.04.1940;DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch: "Im Bibliographikon, Tauentzienstr. 11: Besichtigg der Slg. Johann Georg. Dort Dr. Rave, Martin (Karlsruhe) u. a.").
- 4Große
- 5Possevermerkte hier, dass sich in der Sammlung Johann Georg eine Federzeichnung vonCarl Schuchbefand, bei der es sich um eine Studie zu dem von ihm 1913 für dieDresdner Gemäldegalerieangekauften Bild "Trödelbude" handelte.
- 6Gemeint sind wahrscheinlichzwei Stilllebendes niederländischen Malers Cornelis van der Meulen, die lautPosseeinem oder mehreren Stillleben aus der Kunstsammlung vonAlfons Thorschähnelten. In der Sammlung Thorsch befanden sich einige Stillleben; einVanitas-Stilllebenwar für dasFührermuseumbestimmt, ein Blumen- (s.Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) und ein Früchtestillleben wurden als "Gemälde-Vorrat" ausgesucht, ein Bankettstillleben (s.Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) wurde demTiroler Landesmuseum Ferdinandeumzugeteilt (s.Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940").
- 7Es handelt sich vermutlich um das dreiteilige Gemälde "Die Pest in Florenz" vonHans Makart. Es befand sich in italienischem Privatbesitz inFlorenz.Hitlerhatte sich ab 1938 mehrfach vergeblich um eine Erwerbung bemüht und auchPossein die Ankaufsversuche eingebunden. Diese Notiz legt nahe, dass auchKarl Haberstockin die Angelegenheit involviert war. Die Kunstwerke wurden schließlich von der italienischen Denkmalbehörde beschlagnahmt undHitleram 28. Oktober 1940 vonMussolinials Geschenk überreicht (s.Schwarz (2009), S. 254-255).
BeiHaberstockschöner
Cagnacci(gekauft 15000)2
die beidenSchenausausWeissen-
Nationalgalerie(Ausstellg6
Freiheitskrieg 1809-15)7
v. d. Heydt-Str. 89
Pücklerstr. 16 89772110
Württembergsche Allee 27
Tel.99 38 37
- 1Eventuell handelt es sich um das "Porträt eines Ehepaars" vonGovaert Flinck.
- 2Eventuell ist das Werk "Mars und Venus" gemeint, das damals Guido Cagnaccizugeschrieben wurde und heutePaolo de Matteiszugeschrieben wird. Laut Kartei wurde das Werk allerdings für 10.000 RM (s.Einträge in der Datenbank zum "Central Collecting Point" des DHM).
- 3Gemeint sind die beiden Gemälde "Besuch bei der Amme" und "Die Ammenprobe" vonJohann Eleazar Schenauaus der Kunstsammlung des Dresdner BankiersOtto Weissenberger.
- 4Datumsangabe: 10. April 1940
- 5Possetelefonierte vom Pariser Platz aus mitAlbert Speer(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch). Vermutlich hattePossediesen an seinem Dienstsitz als Generalbauinspektor im Palais Arnim, dem ehemaligen Gebäude der BerlinerAkademie der Künsteam Pariser Platz 4, aufgesucht, ihn vor Ort jedoch nicht angetroffen und deshalb direkt von dort aus telefonisch kontaktiert.
- 6Ausstellung
- 7Possebesuchte die Ausstellung "1813 bis 1815. Großdeutschlands Freiheitskampf" in derNationalgalerie Berlin(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch), die dort von Mitte März bis Ende August 1940 gezeigt wurde (s.Ausstellungskatalog).
- 8Postbezirksnummer
- 9Es handelt sich um die Berliner Adresse des KunsthändlersHeinz Steinmeyer, denPossebei diesem Aufenthalt von Anfang April 1940 inBerlinjedoch nicht aufsuchte.SteinmeyermachtePosseam 29. April 1940 brieflich auf sich und sein Kunstangebot aufmerksam (s.BArch, B 323/142, Nr. 1053, Steinmeyer an Posse, 29.04.1940) undPossesagte am 3. Mai zu, ihn bei "einem [s]einer nächsten Aufenthalte inBerlinnach vorheriger telefonischer Anmeldung zu besuchen" (s.BArch, B 323/142, Nr. 1054, Posse an Steinmeyer, 03.05.1940).
- 10Adresse und Telefonnummer der Geschäftsstelle
- 11SS-OberführerUlrich Greifeltwar in der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwanderstelle (abgekürzt ADERSt) für die Organisation der Aussiedlung von Südtirolern aus Italien in das Deutsche Reich zuständig (s.Kater (2006), S. 151). Zur Registrierung und denkmalbehördlichen Sicherstellung "deutscher" Kulturgüter aus den Umsiedlungsgebieten sollte im Juni 1940 eineKulturkommissionunter der Leitung von Wolfram Sievers als Dienststelle der nationalsozialistischen Forschungsgemeinschaft "Das Ahnenerbe" eingesetzt werden (s. Haar/Fahlbusch (2008), S. 356-358).Heinrich HimmlerhatteGreifeltim Vorfeld angewiesen,Posseals Sachverständigen in dieKulturkommissionaufzunehmen und "gemäss dem Wunsche desFührersdas Entsprechende im Einvernehmen mit Herrn Dr.Possezu veranlassen" (s.BArch, B 323/163, Himmler an Bormann, 14.02.1940; s. auch Seite0072).
Versteigerung 1931 u. seitdem wiederholt
Viele Stücke früher in der Verstei-
gerung beiLepke, jahrelang ver-
geblich zu verkaufen gesucht1
(früher,bei Schwabach oder Bleichröder)2
Eigentum desBankhauses Arnhold,
Dresden. Beschlagnahmt von
FernerBoecklin.Klio (Slg.4Ladenburg -
5?
Mirus Miros420014220014
Unter Bezugnahme auf Telefon-
gespräch.
Erlass desFührersan das
zu Bekanntgabe an Devisen
stelle. Referat V Devisen 4
- 1Bezüglich seiner Begutachtung der Kunstobjekte aus dem Besitz vonViktoria von DirksenberichtetePosseanMartin Bormann: "Auftragsgemäß habe ich am 9. Mai die Kunstgegenstände derFrau v. Dirksenin der Margarethenstraße 11 besichtigt. Es handelt sich um 40 Stücke meist kunstgewerblicher Art sowie Plastiken und einige kleinere Teppiche, Reste der beiLepke1931 zur Versteigerung gelangten Sammlung v. Dirksen, von der ein großer Katalog existiert. Die besten Stücke sind längst vom Kunsthandel aufgekauft worden. Was übrig blieb, ist jahrelang vergeblich angeboten worden und besitzt nur rein dekorativen Wert. Als Erwerbung für das in LinzgeplanteKunstmuseumkann kein einziges Stück in Betracht kommen. Allenfalls wäre es möglich, wie dies schon bei anderen Stücken dieser Sammlung geschehen ist, die angebotenen Gegenstände zur dekorativen Ausschmückung von Schloß Bellevue zu erwerben" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940; siehe auchvorhergehende Seite). InPossesPrivatbibliothek befand sich derKatalog "Sammlung W. von Dirksen"zur erwähnten Versteigerung beiLepkevon 1931 (s.BArch, B 323/518, S. 37). Darin sind auch die beiden im Folgenden notierten Gemälde aufgeführt.
- 2In der Restitutionskartei zu demGemälde(s.BArch, B 323/655) ist als frühere Besitzerin "Frau Geheimrätin Leonie Schwabach" vermerkt (s.Eintrag in der Datenbank des DHM zum Central Collecting Point). Es handelt sich dabei vermutlich umLeonie Schwabach, die Frau des BankiersJulius Leopold Schwabach. Dieser war wiederum mit dem BankierGerson von Bleichröderverwandt und Teilhaber bzw. später Seniorchef des Bankhauses S. Bleichröder.
- 3Aus der SammlungAdolf ArnholdkauftePosse im April 1941 über den Treuhänder RechtsanwaltWerner WillmannseinBismarck-Porträt, 1889, vonFranz von Lenbachund das Gemälde "Im Weißen Saal" vonAdolph von Menzel. Der Kaufpreis von 33.000,- Reichsmark wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt (s. Korrespondenz zu dem Vorgang imBArch, B 323/120, Nr. 4-22; s. auchspäterer Eintrag vom 09.05.1940).
- 4Sammlung
- 5Gemeint ist vermutlich die Sammlung von CarlundIda Ladenburg. 1940 war deren TochterJulie Bassermann Eigentümerin des Gemäldes "Clio", welches sich zu diesem Zeitpunkt als Leihgabe in der Schweiz befand (s.BArch, B 323/123, Nr. 71, Dr. von Coelln an Posse).
aus Six (vor 5 - 6 Jahren2
durchGoudstikkeranWeidener(?)3
Erlass desFührers
ministerium(Devi-
senstellen) bekannt
geben.6
Siebenbürgisch-sächs.7u. anderes
Zinn (Sudetengau u. Schlesien,
usw)
Die Altzinnsammlg8 des Ober-
landesgerichtsratsRichard
Huber(+ 1920)
Zusammen 736 Stück
(200davon siebenbürgisch)
Preis 30000 RM.9
82
- 1Gemeint sind die beiden im Folgenden genannten Werke des KünstlersJan Vermeer van Delft.
- 2Der IndustrielleHenri Deterdingerwarb 1921 das Gemälde "Straße in Delft" vonJan Vermeeraus der Sammlung Six (Collectie Six), die auf den niederländischen Kunstsammler Jan Sixzurückgeht, und schenkte das Bild demRijksmuseum. Warum "Die Milchmagd" ebenfalls in Zusammenhang mitDeterdingvonPosseerwähnt wird, ist unklar. Das Gemälde wurde bereits 1908 vomRijksmuseumaus der Sammlung Six erworben.
- 3Das Gemälde "Mädchen mit Flöte" wurde 1919 von derKunsthandlung Jacques Goudstikkeraus der Sammlung von August Janssenangekauft. 1921 kauften dieGalerie M. Knoedler & Co., New York, undFrederik Muller & Co., Amsterdam, das Werk an. Im Februar 1923 wurde das Gemälde an den KunstsammlerJoseph E. Widenerverkauft. 1942 wurde das Gemälde derNational Gallery of ArtinWashingtonzusammen mit ca. 2000 weiteren Werken aus der Sammlung Widener gestiftet (s.Eintrag im Online-Katalog der National Gallery of Art).
- 4Sammlung
- 5Gemeint ist die Sammlung vonWillibald von Dirksen, die nach seinem Tod Stück für Stück durch den als Testamentsvollstrecker eingesetzten SohnHerbert von Dirksenverkauft wurde (s.Gramlich (2015), S. 201-202).Possebesichtigte die restlichen Kunstwerke beiViktoria von Dirksenam 9. Mai 1940 und sollteMartin Bormanndarüber Bericht erstatten (s. dazu Seiten0082und0083).
- 6Possebesprach mitMartin Bormannbei ihrem Treffen am 9. Mai 1940 (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch), dass der zu diesem Zeitpunkt nur für das ehemalige Österreich geltende 'Führervorbehalt' dem Reichswirtschaftsministerium bekannt gegeben werden müsse.Bormannwies dieses umgehend an, dassPosse"als Beauftragter desFührersfür den Ankauf von Kunstgegenständen, die für die Galerien in den neuen Ostgebieten bestimmt sind", zuständig sei und ihm deshalb "beim Ankauf von Gegenständen aus den sichergestellten Sammlungen, z. B. inWienund in anderen Orten, keine Schwierigkeiten bereitet werden" (s.BArch, B 323/103, Nr. 207, Bormann an Funk, 09.05.1940; ebd. Nr. 198, Zusage des Reichswirtschaftministeriums, Landfried an Bormann, 25.05.1940).
- 7sächsisches
- 8Altzinnsammlung
- 9Possefixierte hier Informationen zur Zinnsammlung Huber, die auf Vermittlung vonHanna Rohdehin für einen Ankauffür dasFührermuseumangeboten worden war, aber letztlich nicht für dieses, sondern 1941 für dasStaatliche Museum für Deutsche VolkskundeinBerlinerworben wurde (s. auchEintrag vom 04./05.1940; BArch, B 323/101, Nr. 48, 50-52; zur Zinnsammlung Huber s.BArch, B 323/115, 183-189). Am 9. Mai 1940 traf sichPosseim Hotel Kaiserhof mitHanna Rohde, um mit ihr u. a. über die Zinnsammlung zu sprechen (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).