Zweites Reisetagebuch
ev. für L.1
xecht, aber langweilig2
Hals(Lilienfeld)3 SelbstbildnisBildnis eines Herrn
Spätbild
beschla.4Herkunft.
Kunsth. Museumuninteressiert)
Zur Ausfuhr gesperrt.5
! Deutsch 16.6Tempelgangu
DarbringungOpfer Joachims(Pollak-Barnau)
Frauenbildnis (Friedländer)8
werden (sichergestellt)
Lederer:Bronzeplaketten10
(sichergestellt)
(vonPlaniscigzu
sammengestellt)11
8
- 1Die Notiz "eventuell für Linz" belegt, dassPossedas angeführte Werk für dasFührermuseumvorgesehen hatte.Im Oktober 1940 wurde es für 1.850,- Reichsmark angekauft (s.BArch, B 323/120, Nr. 151, Rudolf Bredl (Bevollmächtigter für die Sammlung Robert Pollak) an Posse, 03.10.1940;Schwarz (2004), Nr. I/35, S. 96-97).
- 2PossesBewertung dieses Gemäldes als "echt", also als ein Originalwerk vonDavid Teniers, "aber langweilig" führt beispielhaft seine gezielte Objektauswahl in Verbindung mit hohem Qualitätsanspruch für die Sammlung desFührermuseumsvor Augen. Er wählte diese Gemälde nicht aus.
- 3Gemeint ist die Kunstsammlung vonAntonie Lilienfeld.
- 4beschlagnahmter
- 5Das "Porträt eines Mannes" von Frans Hals aus der Kunstsammlung vonAntonie Lilienfeld war aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt und zur Ausfuhr gesperrt (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923).Posseerfuhr, dass dasKunsthistorische Museuman einem Ankauf nicht interessiert war. Er wollte es für dasFührermuseumerwerben, doch die Besitzerin, die sich in den USA aufhielt und mit derHerbert SeiberlVerhandlungen führen sollte, war nicht zum Verkauf bereit. Auch spätere Erwerbsversuche von SeitenPossesund seines NachfolgersHermann Vosssowie anderer NS-Organisationen schlugen fehl (s.Iselt (2010), S. 251-254).
- 6Possedatierte die beiden Werke in das 16. Jahrhundert.
- 7Gemeint sind zwei Gemälde aus der von derGestapobeschlagnahmten Kunstsammlung vonBruno Pollack von Parnau. Sie waren aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) und von derZentralstelle für Denkmalschutzübernommen worden: "Darstellung im Tempel, österreichisch 16. Jh." und "Tempelgang Mariae, österreichisch, 16. Jh." (s.BArch, B 323/1203, fol. 96 bzw. 228, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen").
- 8Vermutlich handelt es sich um das Werk "Bildnis einer jungen Frau" desMeisters H. W.aus der Sammlung vonN. Friedländer.
- 9Datierung des zuvor genannten Gemäldes
- 10Die Kunstsammlung vonSerena Ledererbeinhaltete laut der Sicherstellungsliste vom November 1940 neben diversen Bronzen, Bronzereliefs und -medaillen 27 Bronzeplaketten (s.Lillie (2003), S. 666-668).
- 11Die Sammlung von Bronzeplaketten hatteLeo Planiscigzusammengestellt, der mit der Familie Lederer befreundet war und sie bei ihren Kunsterwerbungen beriet (s.Wladika (2017), S. 17).
Abschied der A
WurzelJesseca 120001
xAntiker Goldschmuck Szolnay
(zu kaufen)2
Große antike Grabreliefe
von Insel Thasos (Szolnay)3
Antikenslg4:Prof. Dr. Fritz
Plastik5:Dr. Klapsia
xBeawuais6-Füllungen (Panneaux7)
aus Rothschildpalais (zw.8Museums-
saal u. Haager Salon).9
28
- 1Posseerwartete für das Gemälde "Wurzel Jesse" einen Kaufpreis von mindestens 12.000,- Reichsmark, konnte es jedoch "für den sehr günstigen Preis von 6600 RM" ankaufen (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.02.1940).
- 2Im Juni 1939 war aus dem Besitz von Paul Zsolnayeine bedeutende Sammlung von antikem - vorrangig hellenistischem - Goldschmuck und Gemmen aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Der Bestand umfasste 65 Nummern (ca. 195 Einzelstücke, s.BArch, B 323/1203, fol. 263-268, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen"). Posseerwarb daraus14 Stücke antiken Goldschmucks, von denen zehnAdolf Hitlerzu seinem Geburtstag am 20. April 1940 als "eine besondere Freude" überreicht wurden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 3, fol. 5, Posse an Seiberl, 18.04.1940).
- 3In der Kunstsammlung von Paul Zsolnaybefanden sich u. a. ein Weihrelief und einGrabreliefvon Thasos, auch Thassos, einer griechischen Insel im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis (s.Lillie (2003), S. 1361).
- 4Antikensammlung;
Possenotierte sich im Folgenden den Namen des damaligen Direktors derAntikensammlungdesKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 5Possemeinte dieSammlung für Plastik und Kunstgewerbebzw. notierte sich den Namen des damals zuständigen Kustos für Plastik/Skulptur desKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 6Gemeint ist dieGobelinmanufakturin der französischen StadtBeauvais.
- 7von französisch "panneau" für Platte oder Schild, hier in Bezug auf Stoffbahnen bzw. Gobelins als Wandbehang/-verkleidung
- 8zwischen
- 9Possewar während seinesWien-Aufenthaltes im Oktober 1939 vonFritz Dworschakinformiert worden, dass sich im fürNathaniel von Rothschilderrichteten Rothschildpalais in der Wiener Theresianumgasse noch eingebaute historische Wandverkleidungen, Kamine u. Ä. befanden, die Teil der Kunstsammlung vonAlphonse Rothschildwaren (zu den Rothschild-Palais und ihrer Innenausstattung s.Nierhaus (2008)). Am 26. Oktober 1939 hatte er beiAdolf Hitlerderen Ausbau beantragt, "damit sie fürLinzund andere Museums- und sonstige Bauten verwertet werden können" (s.BArch, B 323/103, Nr. 258, Posse an Bormann, 26.10.1939). Nach seinemWien-Besuch im Dezember 1939 hattePosseMartin Bormannum Anweisung an den Sicherheitsdienst gebeten, diesen Ausbau endlich vorzunehmen und die ausgebauten Teile insZentraldepotzu bringen (s.BArch, B 323/103, Nr. 248, Posse an Bormann, 14.12.1939). Nun wurdePossein derZentralstelle für Denkmalschutzvermutlich noch einmal auf einige Tapisserie-Panneaux hingewiesen, die sich zwischen dem sogenannten "Museumssaal" und dem "Haager Salon", einem ausDen Haagstammenden Prunkraum des 17. Jahrhunderts, befanden. Möglicherweise wurde die Frage aufgeworfen, ob man diese nicht in dasFührermuseumeinbauen könne. NachdemHitlerdiesem Vorschlag am 1. Februar 1940 zugestimmt hatte, ließ sichPossevonLeopold RuprechtFotos der Panneaux mit den genauen Maßen senden, um die Details mit dem für dasFührermuseumzuständigen ArchitektenRoderich Fickzu besprechen (s.BArch, B 323/108, Nr. 292, Ruprecht an Posse, 09.04.1940). Bei den betreffenden Panneaux handelte es sich wahrscheinlich um "Zwei Panneaux, Bacchantenzug, Bekrönung einer Herme des Pan" (AR 698, s.zdk-online), "Supraporten, Panneaux, Schäferszenen" (AR 3524, s.zdk-online), "Acht Panneaux, Grotesken mit Medaillons in Wedgewood-Art" (AR 3525, s.zdk-online) und "Drei Panneaux, Huldigung der Ceres, Weinlese und Getreideernte" (AR 3535, s.zdk-online).
1 2
143.651
Telegramm 2.00
Trinkgeld (Portier usw.) 2.50
Gepäck 1 -
Abendbrot 2.30
Schlafwagen 2.50
Auto 2.30
156.252
- 1Übertrag der Reisekostenaufstellung auf dervorhergehenden Seite; alle Preisangaben auf dieser Seite sind in Reichsmark aufgeführt
- 2Bei dieser Reisekostenaufstellung fällt auf, dass Ausgaben für ein Hotelzimmer fehlen. Eventuell hatte GauleiterFranz Hoferbzw. der Reichsgau Tirol-Vorarlberg die Hotelkosten übernommen, dennPossegab an, vom Gauleiter nachInnsbruckeingeladen worden zu sein (s.BArch, B 323/120, Nr. 244, Posse an Plattner, 05.04.1940).
27. III.RembrandtsMendelssohn.2
Landesdenkmalspfleger
jetzt Annex einer Gaustelle
ohne fachliche Stütze einer
Restaurierungen
27.. III. 160überMittenwald
Besprechg mitihmim Hotel
Besprechung von 1945- 2130:
Ambraser Slg.5südtiroler
Rembrandts von Mendelssohn
28.7BeiGraf Trapp(Umsiedlungs-
beimstellv.9Gauleiter; dann im
aufgelassenenServitenkloster
(Bibliothek ca 1770, nachWilten).10
66
- 1ZuPossesInnsbruck-Aufenthalt vom 27. bis 29. März 1940 sieheSchwarz (2018), S. 96-97.
- 2In der vonRobert von Mendelssohnangelegten Kunstsammlung, die nach seinem Tod in den Besitz seiner Erben überging, befanden sich zweiRembrandtzugeschriebene Gemälde: ein "Selbstbildnis im Pelz, mit Kette und Ohrring" und das "Bildnis der Hendrikje Stoffels". Letzteres konntePosse1942 für dasFührermuseumerwerben.
- 3Eventuell handelt es sich um die Georgskapelle im Alten Landhaus inInnsbruck(s.Eintrag auf der Homepage des Landes Tirol).
- 4Possenotierte sich hier, vielleicht auf ein Telefonat mitHerbert SeiberlinWienhin oder weil er sich mit ihm darüber besprechen wollte, dass die bisherigen Landeskonservatoren, die zuvor der vor der Auflösung stehendenZentralstelle für DenkmalschutzinWienunterstellt gewesen waren, dem jeweiligen Reichsgau zugeordnet werden sollten und zwar unter Wegfall hauptamtlicher Stellen.Possetrug die Angelegenheit im Oktober 1940Hitlervor mit dem Ergebnis, dass per "Erlaß über die Neuorganisation der Denkmalpflege in der Ostmark" vom 8. November 1940 die Landeskonservatoren inLinz,Graz,SalzburgundInnsbruckdemReichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und VolksbildunginBerlinunterstellt und damit Reichsbeamte wurden (s.BArch, B 323/163, Nr. 176-188;Brückler (1990), S. 184-194;Frodl-Kraft (1997), S. 245-252;Schwarz (2018), S. 95).
- 5Sammlung.
Die Ambraser Sammlung war bzw. ist eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol imSchloss AmbrasbeiInnsbruckanlegte. Diese wurde ab 1665 sukzessive nachWientransferiert. Nach 1880 waren zwar Teile der Sammlung zurückgegeben, jedoch die wertvollsten und kunst- wie kulturhistorisch bedeutendsten Objekte inWienbelassen worden. Der Reichsgau Tirol forderte nun die Rückführung der berühmten Ambraser Sammlung, die aber einen Grundstock der Bestände desKunsthistorischen Museumsbildete, weshalb diese Forderung zurückgewiesen wurde (s.Schwarz (2018), S. 42, 55, 96-97 und 122).
- 6Thema des Treffens war auch das Südtiroler Kunstgut, das in Folge der Umsiedlungsaktion der Südtiroler ins Deutsche Reich gelangte (s. Einträge vom29.03.1940und10.04.1940). Am 21. März 1940 hattePosseMartin Bormannmitgeteilt, dass er "auf dringende Aufforderung des Herrn GauleitersHoferin der Angelegenheit des Südtiroler Kunstbesitzes und anderer mir noch nicht näher bekannter Kunstfragen, die den Gau Tirol besonders interessieren, für einige Tage nachInnsbruckreisen werde" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 21.03.1940).
- 7Datumsangabe: 28. März 1940
- 8Possebesprach mitOswald Trappin dessen Eigenschaft als Gaukonservator von Tirol noch einmal die "Umsiedlungsfragen" Südtiroler Kunstgutes (s. Einträge vom29.03.1940und10.04.1940).
- 9stellvertretenden
- 10DasServitenklosterinInnsbruckwar am 3. November 1938 aufgehoben, die dortigen Kunstbestände waren 1939 in das ebenfalls aufgehobenePrämonstratenser-Stift Wiltentransferiert worden, wo durch dieZentralstelle für Denkmalschutzein Tiroler Zentraldepot der denkmalbehördlich sichergestellten und beschlagnahmten Kunstwerke eingerichtet wurde (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 53/1, M. 3).PosseundTrappbesprachen, dass auch die barocke Bibliothek desServitenklostersdorthin gebracht werden sollte.
Seit 100 JahrenAmbraszurück-
verlangt. Der Rechtsanspruch besteht
nach wie vor, da von Verjährung
nicht die Rede sein kann, da
zu allen Zeiten u. allen jeweiligen
Machthabern die Rechtsansprüche
auf gesamte Ambr.2Sammlung
anerkannt worden sind. Er
beabsichtigt, die Sache jetzt
durchzukämpfen, im Guten oder
im Bösen.. Seine diversen
bisherigen Versuche zu einer
Regelung zu gelangen, scheiterten
daran, daß er nie eine Antwort
bekommen habe.
Es gebe nur 2 Wege. 1.) die maass-
gebenden Wiener tragennach
in gütlicher Verhandlung nach
Billigkeit den alten Forderungen
Tirols Rechnung. In diesem
Fall wäre er bereit, seinen
- 1Possenotierte sich auf dieser sowie den beiden folgenden Seiten in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
- 2Ambraser
1Rechtsanspruchgeschlossenauf jene Teile
der Wiener Waffensammlung
zu beschränken,die ausSchloss
Ambrasstammen.Als G.
Hingegen würde dann auf alle
Teile der heutigen Ambraser
Rüstkammersowie auf
verzichtet werden, die später
nachAmbraskamen u. ohne
hist. Verbindg2mit Tirol sind.
Ferner würde feierlich auf
alle sonstigen Ansprüche aus
der Ferdinandeischen Ambras-
Slg3(z. B. Bilder, Kunstgewerbe,
Münzen, Hs.4, Bibl.5 usw) ver-
zichtet werden.
Andernfalls wird er seine
weitesten Forderungen, die er
bereits eingeleitet hat, an höchster
Stelle persönlich mit allem
Nachdruck zum Vortrag bringen
68
- 1Possenotierte sich auf dieser sowie der vorhergehenden und der folgenden Seite in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
- 2historische Verbindung
- 3Sammlung
- 4Handschriften
- 5Bibliothek
1u. in diesem Zusammenhang sich
nicht nur auf denTirolerRechtsstand-
punkt stützen sondern auch
im Hinblick auf die enormen
Opfer, diegeradeTirol für
dasReichGesamtreich gerade
jetzt wieder bringt,dasan das
Herz desFührersappellieren.
Ich halte es deshalb für
dringlich, daßpersönliche
VorSie bzw. die in Betracht
kommende übergeordnete
Stelle baldigst sich mit dem
Gauleiterdirekt in Verbin-
dung setzen. Ich habe persön-
lich den Eindruck, daß die
strittige Angelegenheit auf dem
Verhandlungswege ein für
allemal aus der Welt geschafft
werden kann, ehe sie größern
Umfang annimmt.2
- 1Possenotierte sich auf dieser sowie der beiden vorhergehenden Seiten in indirekter Rede die Ausführungen von GauleiterFranz Hoferhinsichtlich der Forderung des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg zur Rückführung der Ambraser Sammlung. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Waffen, Rüstungen, Gemälden, Skulpturen, illuminierten Handschriften und Kuriositäten, dieErzherzog Ferdinand II. von Tirol bereits Ende des 16. Jahrhunderts imSchloss AmbrasbeiInnsbruckmuseal hatte präsentieren lassen. Sammler, Objekte und Gebäude waren somit historisch eng mit Tirol verbunden, weshalb dieses schon lange die Rückführung der sukzessive nach Wientransferierten Kollektion forderte. Diese bildete jedoch einen Grundstock der Sammlung desKunsthistorischen Museums(s.Schwarz (2018), S. 42).
- 2Possenutzte seine Eintragungen zuHofersAusführungen sowie seine danach vorformulierten Textpassagen für eine Mitteilung anFriedrich Plattnervom Ministerium für Innere und Kulturelle Angelegenheiten inWien: "Auf Einladung des Herrn GauleitersHoferwar ich in der letzten Woche inInnsbruck. In der Besprechung wurden die Fragen der Umsiedlung des Südtiroler Kunstgutes und der Wünsche hinsichtlich der Ambraser Sammlung behandelt. Der Gauleiter ist entschlossen, seine Ansprüche auf Ambras jetzt durchzufechten. Er ist bereit, dies in gütlicher Verhandlung mitWienzu tun und zwar unter Zurückstellung alter umfassender Forderungen, ist aber entschlossen, bei nächster Gelegenheit die Angelegenheit demFührerpersönlich vorzutragen. Da er verärgert ist, weil er nie ausWieneine Antwort auf seine Wünsche erhalten habe, dürfte es sich meiner ganz privaten Meinung nach empfehlen, mit ihm in dieser Angelegenheit in Verbindung zu treten" (s.BArch, B 323/120, Nr. 244, Posse an Plattner, 05.04.1940; zur Reaktion des Ministeriums s.BArch, B 323/163, Nr. 90-93, Generalreferat für Kunstförderung, Staatstheater, Museen und Volksbildung an Bormann, 09.05.1940; s. auchBArch, B 323/103, Nr. 217, Posse an Bormann, 04.04.1940;Schwarz (2018), S. 96-97).
/Kloster Wiltenfür Unterbringg1
nat.2Kunstgutes, namentlich
der sequestrierten Klöster für
Denkmalspflege / Wertl.3Arbeits-
dienst hinaus; SA-Kaserne.4
Abend mitTrapp
29. III.5
Anordnungen über Umsied-
lung von ganz oben her.
Anweisung an die Hauptkom-
missionen inBotzenu.
Innsbruckdafür Sorge zu
tragen, daß keine Sonder-
aktionen (illegal) durchge /
führt werden (wie geschehen)
sondern alles im Detail
mit ital.6Behörden zu
regelen, da die Gefahr besteht
70
- 1Unterbringung
- 2nationalen
- 3Wertloser
- 4Am 8. Januar 1940 hatteFriedrich Plattnervom Ministerium für Innere und Kulturelle Angelegenheiten inWiendie Einrichtung eines Zentraldepots der beschlagnahmten und denkmalbehördlich sichergestellten Kunstwerke in Tirol angeordnet. Dort sollten vor allem die aus ehemaligem Klosterbesitz stammenden Kunstwerke zentral untergebracht, inventarmäßig verzeichnet, durch eine Kartei erfasst und so aufgestellt werden, dass Besichtigungen und fotografische Aufnahmen möglich waren. "Da für die Unterbringung derartiger Objekte von Ihnen bereits das Gebäude desStifts WilteninInnsbruckherangezogen worden ist, richte ich an Sie das Ersuchen, in erster Linie das genannte Gebäude, im Bedarfsfalle jedoch auch noch weitere geeignete Räumlichkeiten derZst. f. Dsch.für die zentrale Unterbringung der erfassten Kunstwerte zur Verfügung zu stellen bzw. erforderlichenfalls freizumachen" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 53/1, M. 3, fol. 5, Plattner an den Landeshauptmann von Tirol, 08.01.1940). Nun besichtigtePossegemeinsam mitOswald TrappdasPrämonstratenser-Stift Wiltenin Hinblick auf dessen Verwendungszweck als Depot. Man fand es geeignet unter der Voraussetzung, dass die Nutzung durch den "wertlosen" Reichsarbeitsdienst und als SA-Kaserne beendet werden würde.
- 5Nach der deutschen Garantie von Aufrechterhaltung und Ausbau der Brenner-Grenze im März 1938 wurden in den darauffolgenden Jahren Teile der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung in das Gebiet des Deutschen Reichs umgesiedelt. Kurz vor seinerInnsbruck-Reise hattePosseanMartin Bormanngemeldet, dass er "auf dringende Aufforderung des Herrn GauleitersFranz Hoferin der Angelegenheit des Südtiroler Kunstbesitzes und anderer mir noch nicht näher bekannter Kunstfragen, die den Gau Tirol besonders interessieren [...] nachInnsbruckreisen werde" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 21.03.1940). Zuvor hatte sichPosseauf Anregung von GaukonservatorOswald Trappund unter Ausnutzung des 'Führervorbehalts' als Sachverständiger in die Kulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelle desAhnenerbesunter der Leitung vonWolfram Sievers gedrängt, die sich zu diesem Zeitpunkt etablierte. "Im Zuge der Umsiedlungsaktion von Südtirol gelangen viele wertvolle Werke deutscher Kunst aus Privatbesitz zum Verkauf", welcher "von einem erfahrenen Fachmann" überwacht werden müsse, damit die Kunstwerke für deutsche Museen "gerettet" werden könnten, weshalbPosseempfahl, "wie im Falle der Ostmark, demFührerein Vorverkaufsrecht vorzubehalten" (s.BArch, B 323/103, Nr. 237, Posse an Bormann, 10. 02.1940;BArch, B 323/163, Nr. 173). Bormanngab diesen Vorschlag zwei Tage später als WunschAdolf HitlersanHeinrich Himmlerweiter und schlug als erfahrenen FachmannPossevor. "Das Vorkaufsrecht für die zum Verkauf nach Deutschland gelangenden Bilder soll demFührervorbehalten bleiben" (s.BArch, B 323/163, Nr. 172, Bormann an Himmler, 12.02.1940). Am 28. Februar 1940 teilteHimmlerBormannmit, dass er Posseals Sachverständigen heranziehen werde (s. BArch, B 323/163, Nr. 132-133, Himmler an Bormann, 28.02.1940). Posse wurde in dieKulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelleaufgenommen (s. Schwarz (2018), S. 96;Petropoulos (1999), S. 150-152). Damit war er zur Schlüsselfigur für die Nordtiroler Denkmalpflege geworden. Am 29. März 1940 besprachPossenun vermutlich mit GaukonservatorOswald TrappProblempunkte in Bezug auf den bisher unregulierten Transfer von Südtiroler Kunstbesitz ins Deutsche Reich für noch anstehenden deutsch-italienischen Verhandlungen, bei denen er Schwierigkeiten befürchtete.
- 6italienischen
daß ital.1Behörden Ggmaass-
nahmen2 treffen u. nebenbei
auch die Verhandlgsbasis3mit
ital.4Behörden sehr erschwert
wird.
Abschrift des Gutachtens des
nandeumim Depot. keine
bedeutenden Bilder, Möbel, Silber
usw.6
Gedächtniskapelle inBrenn-
bichlbeiImstFriedrich Augustfain sehr
schlechtem Zustand. Muss
in Ordnung gebracht werden
durchLandesdenkmalsamt
Kosten ca 5000.7
(V. Waldenfels)
- 1italienische
- 2Gegenmaßnahmen
- 3Verhandlungsbasis
- 4italienischen
- 5Sammlung
- 6Posseinspizierte die beschlagnahmte Kunstsammlung vonFriedrich Reitlinger, die seit Oktober 1938 imTiroler Landesmuseum Ferdinandeumdeponiert war, in Hinblick auf ihre Verwendung für die Verteilung auf österreichische Museen unter 'Führervorbehalt'. Er kam zu dem Ergebnis, dass diese "kein Stück von besonderer Bedeutung" enthielt, wie er am 5. April 1940 an das Ministerium inWienberichtete, sodass er deren Verbleib im Ferdinandeum befürwortete (s. BArch, B 323/120, Nr. 244, Posse an Plattner, 05.04.1940). Auch in seinem Verteilungsplan, den er anAdolf Hitlersandte, sprach er sich für eine Zuteilung an dasFerdinandeumaus: "die Kunstwerke (Gemälde, Möbel, Silber usw.) aus dem Besitz Reitlinger (Jenbach, Tirol), die imLandesmuseum Ferdinandeumverwahrt werden. Darunter das männliche Bildnis eines deutschen Malers von 1568,Berckheyde, Stadtplatz, undP. de Bloot, Landschaft. Bedeutendere Kunstwerke befinden sich nicht darunter. Eine Zuteilung an dasLandesmuseum Ferdinandeumwird befürwortet" (s.BArch, B 323/117, Nr. 690, Liste IV.: Vom Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck; für Zuteilung und einzelne Kunstwerke s. auchListe "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940").
- 7Posseerfuhr wahrscheinlich vonOswald Trapp, dem Gaukonservator von Tirol-Vorarlberg, dass die neugotische "Sachsenkapelle" inBrennbichl, die in Erinnerung an den tödlichen Verkehrsunfall des sächsischen KönigsFriedrich August II.auf Veranlassung seinerWitweab Herbst 1854 nach Plänen vonJoseph Rokitaerrichtet und im August 1855 eingeweiht worden war, dringend einer Restaurierung bedurfte. Bei der Kalkulation hoffteTrappwohl auch auf das finanzielle Engagement Sachsens. Die Instandsetzung unterTrappsLeitung erfolgte erst ab 1957 bis 1966 (s.Prinz-Friedrich-Christian-Stiftung 1971).
1.Beschlagnahmungen derKlöster2
2.Unterbringung
der Linzer Kunst-
ggstände.3
3.Slg.4 Prinz Joh. Georg.
5. Reichswirtschaftsminister
u. staatl.6Ankaufsstelle in
Berlinentscheiden über die
Veräusserungsichergestelltenjüdischen Kunst-
besitzes über 1000 RM.
Ermächtigug durchReichs-
wirtschaftsminister, im Auftrag
desFührersfreihändige Erwer-
bungen ohne Hindernisse durch-
führen zu können.7
6.Ambras
7.Zinnsammlg. ?8
9.Originalgaben anDörner-Inst.
10..Sievers: Nach Pfingsten beginnt
Arbeit im vorgeschlagenen Sinn(Tirol)10
- 1Im Folgenden notierte sichPosseeventuell im Nachgang seinesBerlinaufenthalts vom 8. bis 10. April 1940 Punkte, die er bei seinem nächsten Treffen mitMartin Bormannbesprechen wollte bzw. über die er ihn informieren sollte. Wahrscheinlicher ist jedoch, dassPossehier die bei seiner nächsten Berichterstattung beiBormanninBerlinam 9. Mai 1940 (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch) abgehandelten Themen vermerkte.
- 2Es ging um die Beschlagnahmungen der Klöster und Stifte in der 'Ostmark' und den Zugriff auf deren Kunst- und Kulturbesitz, für denPosseden 'Führervorbehalt' einforderte. Er hatteMartin Bormannzuvor im Bericht über seine Dienstreise nachWienauf die Problematik aufmerksam gemacht: "Während meines diesmaligen Wiener Aufenthaltes hatte ich auch Gelegenheit, die noch vorhandenen Bestände an Kunstwerken des aufgehobenenKlosters GöttweigbeiKrems a. d. Donaudurchzusehen. Außer der berühmten und höchst wertvollen, auch äußerlich sehenswerten Bibliothek ist dort nichts Bedeutendes an Kunstwerken erhalten. Aber der Fall Göttweig beweist, daß auch im Falle der in letzter Zeit aufgehobenen Klöster der Ostmark eine Erweiterung des Führererlasses auf diese Gebiete dringend notwendig ist.
AusSt. Lambrechtin Steiermark sind die wichtigsten Gegenstände bereits kurz vor der Machtergreifung als Deckung für Steuerrückstände in dassteierische LandesmuseuminGrazverbracht worden. Desgleichen befinden sich die Sammlungen ausKloster Admontseit 1938 in ihren wichtigsten Teilen imGrazer Landesmuseum. Der wertvolle Kunstbesitz vonStamsundWiltenwurde an verschiedenen Stellen inInnsbruckgeborgen.
Wie alle diese Beispiele, zu denen täglich neue hinzukommen können, beweisen, ist die Auffassung über das Eigentumsrecht an dem kulturellen Besitz der vormaligen Klöster noch keineswegs geklärt.
Es scheint mir deshalb dringend notwendig, daß über die Eigentumsfrage an den Kunstsammlungen, Archiven und Bibliotheken vormaliger Klöster und ihre Verwendung im Interesses des nationalen Kunstbesitzes eine eindeutige Entscheidung getroffen wird. Es dürfte sich (eventuell rückblickend) empfehlen, eine einheitliche Behandlung solcher Fälle wie bei dem beschlagnahmten jüdischen Kunstbesitz zu treffen, der demFührerdie Entscheidung über den Klosterbesitz überläßt. Dadurch würde wohl auch am besten den von den Gaumuseen, Bibliotheken und Archiven geäußerten Wünschen Rechnung getragen. Außerdem gäbe ein solcher Erlaß auch die letzte Gelegenheit durch Inventarisierung und photographische Aufnahmen wertvollstes Kunstgut der Nation zu erfassen" (s.BArch, B 323/103, Nr. 223, Posse an Bormann, 16.03.1940; Schwarz (2018), S. 99-101; zu Kloster Göttweig s. auchSeite 0059).
- 3Vermutlich sind die Kunstgegenstände gemeint, die für das geplanteFührermuseumin Linzvorgesehen waren.
- 4Sammlung
- 5Es handelt sich um denantiken Goldschmuckaus der Sammlung vonPaulundAndy Zsolnay, der für dasFührermuseumvorgesehen war und von dem einige StückeAdolf Hitleram 20. April 1940 zum Geburtstag überreicht wurden (s.Seite 0030).
- 6staatliche
- 7Possebeschwerte sich, dass es beim Ankauf von aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellten Kunstgegenständen inWien Schwierigkeiten mit der Vermögensverkehrstelle gegeben habe (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 24, Seiberl an Posse, 26.02.1940). Der Grund dafür war, dass über den Ankauf von denkmalbehördlich sichergestelltem jüdischen Kunstbesitz, der über einen Betrag von 1.000,- Reichsmark hinaus ging,Reichswirtschaftsminister Funkund die zentrale Ankaufsstelle inBerlinzu entscheiden hatten.Martin BormannwiesFunkumgehend an, dassPosse"als Beauftragter desFührersfür den Ankauf von Kunstgegenständen, die für die Galerien in den neuen Ostgebieten bestimmt sind", zuständig sei und ihm deshalb "beim Ankauf von Gegenständen aus den sichergestellten Sammlungen, z. B. inWienund in anderen Orten, keine Schwierigkeiten bereitet werden" (s.BArch, B 323/103, Nr. 207, Bormann an Funk, 09.05.1940). Die Zusage vom Reichswirtschaftministerium erfolgte am 25. Mai 1940 (s.BArch, B 323/103, Nr. 198, Landfried an Bormann, 25.05.1940).
- 8Possebesprach mitBormannvermutlich, ob eine Zinnsammlung für dasFührermuseum angekauft werden sollte. Der Anlass dürfte die Zinnsammlung vonRichard Hubergegeben haben, die vonHanna Rohdebetreut wurde;Possesollte sie besichtigen bzw. Informationen darüber einziehen (s.Eintrag vom 08.05.1940).Konrad Hahm, der Direktor desStaatlichen Museum für Deutsche VolkskundeinBerlin, wandte sich am 8. Januar 1941 anPossemit dem Anliegen,Hitlerdafür zu interessieren, die Zinnsammlung Huber für dasVolkskundemuseumzu sichern. Nach ZustimmungHitlerserwarbPossedie Sammlung für 30.000,- Reichsmark; sie ging als "Geschenk desFührers" an dasMuseum (s.BArch, B 323/101, Nr. 48, 50-52;BArch, B 323/115, 183-189;Erich (1942)).
- 9Im Herbst 1939 hatteErnst BuchnerdieSchackgalerieals provisorischen Aufstellungsort für die Gemäldesammlung des geplantenFührermuseumsinLinzvorgeschlagen (s.Eintrag vom 10.10.1939). Am 3. Mai 1940 wurde das Gebäude an dieBayerischen Staatsgemäldesammlungenübergeben (s.Schwarz (2011), S. 271).Hitlerließ sich die Räumlichkeiten jedoch für seine Zwecke freihalten (s.Eintrag vom 16.10.1940).
- 10Am 10. Februar 1940 hattePosseMartin Bormanndarauf aufmerksam gemacht, dass im Zuge der Umsiedlungsaktion von Südtirolern in das Deutsche Reich "viele wertvolle Werke deutscher Kunst aus Privatbesitz" zum Verkauf in den Kunsthandel gelangten. Es sei nötig, den Verkauf von einem erfahrenen Fachmann überwachen zu lassen, damit die Kunstwerke für deutsche Museen "gerettet" würden. "Es empfiehlt sich wie im Falle der Ostmark, demFührerein Vorverkaufsrecht vorzubehalten" (s.BArch, B 323/103, Nr. 237 und 163, Nr. 173, Posse an Bormann, 10.02.1940). Auf diese InitiativePosseshin wurde in der Kulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelleeine Unterabteilung für Kunst eingerichtet, in die Posse aufgenommen wurde (s. Schwarz (2018), S. 96;Petropoulos (1999), S. 150-152).Posse erfuhr von SS-Obersturmbannführer Wolfram Sievers, dass dieKulturkommissionbzw. ihre Kunstabteilung nach Pfingsten am 12./13. Mai 1940 die Arbeit aufnehmen sollte (zur Kulturkommission s. auchSeite 0079).
beschlagnahmt.2-
F.EbendaTintoretto,Admiral
Galerie Moser.And
Bloch-Bauer3,Waldmüller
10000 RM.4
Mutterbild40000
schreiben!
(in derPinakothek)5
Angebenwelche Bilder noch
(Mitteilg6anZykanmit Abschrift
für Finanzamt)
RA.7Dr. Führer, der auch
Ledererübernommen hat8
Seiberl: Gerade in den gegenwärtigen
Verhältnissen, da alles in Be-
wegung ist,dieVerhandlungen mit
Berlinlaufen, das neueRestauInstitut910
- 1Possetraf am 9. Mai 1940Josef Zykan, den Mitarbeiter derZentralstelle für Denkmalschutz, der zwecks Verhandlungen über den Etat desInstituts für DenkmalpflegeinBerlinwar (s.BArch, B 323/120, Nr. 33, Posse an Buchner, 14.05.1940).Zykanberichtete ihm zunächst von weiteren Beschlagnahmungen inWien.
- 2Posseerfuhr vonZykan, dass das Vermögen vonFritz Mandlbeschlagnahmt worden war, sodass die beiden aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellten Gemälde ausMandlsKunstsammlung, nämlichJakob Seiseneggers"Königin Katharina als Kind" und das im Folgenden angeführte "Porträt eines Feldherrn" vonTintoretto, an denenPosseinteressiert war, für einen kostenfreien Zugriff unter 'Führervorbehalt' zur Verfügung standen. Wenige Tage später ließ er "Königin Katharina als Kind" überZykanfür dasFührermuseum"reservieren" (s.Lillie (2003), S. 744;BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 5, Posse an Zykan, 13.05.1940).
- 3Gemeint ist die Kunstsammlung des Industriellen Ferdinand Bloch-Bauer.
- 4Posse notierte sich, dass das Gemälde "Bildnis des Prinzen Esterhazy" vonFerdinand Georg Waldmülleraus der Sammlung Bloch-Bauer 10.000,- Reichsmark kosten sollte. Er kaufte es später für dasFührermuseuman (s.BArch, B 323/101, Nr. 441, Posse an Lammers, 21.05.1940).
- 5Die Gemälde "Im Mai, Mutter und Kind unter blühendem Holunder" und "Versöhnung an der Brücke" vonFerdinand Georg Waldmüllerbefanden sich beiErnst Buchner, dem Generaldirektor derBayerischen Staatsgemäldesammlungen, inMünchen(s.BArch, B 323/120, Nr. 33, Posse an Buchner, 14.05.1940).Possewar daran interessiert, die Gemälde zu kaufen, kam mit diesem Anliegen jedoch zu spät: DieBayerischen Staatsgemäldesammlungenhatten die beiden Gemälde zum Gesamtpreis von 30.000,- Reichsmark bereits am 15. März 1940 angekauft (s. BArch, B 323/120, Nr. 32, Feuchtmüller an Posse, 16.05.1940; ebd., Nr. 31, Posse an Erich Führer, 20.05.1940).
- 6Mitteilung
- 7Rechtsanwalt
- 8Der RechtsanwaltErich FührerausWien, der schon als Vermögensverwalter der Sammlung Bloch-Bauer eingesetzt worden war, übernahm auch die Verwaltung der Sammlung vonSerena Lederer.
- 9ZykanberichtetePossezudem, dassSeiberlzur Wehrmacht eingezogen worden war und dass dies gerade während der Verhandlungsphase mit demReichswirtschaftsministeriumwegen der Übernahme desInstituts für Denkmalpflegesehr ungünstig sein. Das Restaurierungsinstitut lagSeiberl, der Restaurator war, besonders am Herzen.Possenotierte sich Argumente für einen Antrag auf UnabkömmlichkeitsstellungSeiberlsvom Kriegsdienst. Parallel dazu hatte jedoch bereits dasReichserziehungsministeriumseinen solchen Antrag gestellt, dem schließlich stattgegeben wurde (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940;Schwarz (2018), S. 94).
- 10zurFortsetzung des Eintrags