Zweites Reisetagebuch
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(Priester)2sehr gut.
Mielich,Herren- u.Damenbildnis
(Priester)3sehr gut.
F. HalsHerrenbrustbildsehr gut.
Tintoretto, Feldherr4(gute Tintoretto
schule)
Deutsch,Tempelgangu.Dar-
Maulbertsch,Allegoriesehr nett
spät. nicht besonders
x -9,Schloss Wildeck- gut
Wiener Wald m. Staffage10L. ?11
7
- 1Landschaft
- 2Gemeint ist die Kunstsammlung vonJulius Priester.
- 3Gemeint ist die Kunstsammlung Priester.
- 4Eventuell handelt es sich um das Gemälde "Porträt eines Feldherrn" aus der Kunstsammlung des GroßindustriellenFritz Mandl.
- 5Diese Notiz legt nahe, dassPossedie angeführten Werke als Sammlungsobjekte für dasFührermuseumin Betracht zog. Jedoch sah er letztendlich von der Auswahl ab (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 11, fol. 14, Hans Posse, Wunschliste für Führermuseum).
- 6Die genannte "Allegorie" stammte aus der Sammlung vonSerena Lederer, für deren Namen das Kürzel "SL" steht, und hatte die Sicherstellungsnummer 132.
- 7Diese Notiz legt nahe, dassPossedieses Werk als Sammlungsobjekt für dasFührermuseumin Betracht zog. Er nahm es letztendlich jedoch nicht in den Bestand auf (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 11, fol. 14, Hans Posse, Wunschliste für Führermuseum).
- 8Wie das vonPossevergebene Kürzel "L. [=Linz]" zeigt, beanspruchte er dieses Gemälde für dasFührermuseum(s.BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 11, fol. 14, Hans Posse, Wunschliste für Führermuseum).
- 9Es handelt sich um ein Unterführungszeichen, d. h. das nachfolgend genannte Werk stammt ebenfalls vonFerdinand Georg Waldmüller.
- 10Hierbei handelt es sich um eine beschreibende Ergänzung zum darüber genannten Werk "Schloss Wildeck".
- 11Das Kürzel "L. [=Linz]" zeigt, dassPossedas angeführte Werk für dasFührermuseumin Betracht zog. Das Fragezeichen lässt vermuten, dass die Zuweisung jedoch noch fraglich war. Tatsächlich sah Possevon der Auswahl ab (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 8, M. 11, fol. 14, Hans Posse, Wunschliste für Führermuseum).
ev. für L.1
xecht, aber langweilig2
Hals(Lilienfeld)3 SelbstbildnisBildnis eines Herrn
Spätbild
beschla.4Herkunft.
Kunsth. Museumuninteressiert)
Zur Ausfuhr gesperrt.5
! Deutsch 16.6Tempelgangu
DarbringungOpfer Joachims(Pollak-Barnau)
Frauenbildnis (Friedländer)8
werden (sichergestellt)
Lederer:Bronzeplaketten10
(sichergestellt)
(vonPlaniscigzu
sammengestellt)11
8
- 1Die Notiz "eventuell für Linz" belegt, dassPossedas angeführte Werk für dasFührermuseumvorgesehen hatte.Im Oktober 1940 wurde es für 1.850,- Reichsmark angekauft (s.BArch, B 323/120, Nr. 151, Rudolf Bredl (Bevollmächtigter für die Sammlung Robert Pollak) an Posse, 03.10.1940;Schwarz (2004), Nr. I/35, S. 96-97).
- 2PossesBewertung dieses Gemäldes als "echt", also als ein Originalwerk vonDavid Teniers, "aber langweilig" führt beispielhaft seine gezielte Objektauswahl in Verbindung mit hohem Qualitätsanspruch für die Sammlung desFührermuseumsvor Augen. Er wählte diese Gemälde nicht aus.
- 3Gemeint ist die Kunstsammlung vonAntonie Lilienfeld.
- 4beschlagnahmter
- 5Das "Porträt eines Mannes" von Frans Hals aus der Kunstsammlung vonAntonie Lilienfeld war aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt und zur Ausfuhr gesperrt (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923).Posseerfuhr, dass dasKunsthistorische Museuman einem Ankauf nicht interessiert war. Er wollte es für dasFührermuseumerwerben, doch die Besitzerin, die sich in den USA aufhielt und mit derHerbert SeiberlVerhandlungen führen sollte, war nicht zum Verkauf bereit. Auch spätere Erwerbsversuche von SeitenPossesund seines NachfolgersHermann Vosssowie anderer NS-Organisationen schlugen fehl (s.Iselt (2010), S. 251-254).
- 6Possedatierte die beiden Werke in das 16. Jahrhundert.
- 7Gemeint sind zwei Gemälde aus der von derGestapobeschlagnahmten Kunstsammlung vonBruno Pollack von Parnau. Sie waren aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) und von derZentralstelle für Denkmalschutzübernommen worden: "Darstellung im Tempel, österreichisch 16. Jh." und "Tempelgang Mariae, österreichisch, 16. Jh." (s.BArch, B 323/1203, fol. 96 bzw. 228, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen").
- 8Vermutlich handelt es sich um das Werk "Bildnis einer jungen Frau" desMeisters H. W.aus der Sammlung vonN. Friedländer.
- 9Datierung des zuvor genannten Gemäldes
- 10Die Kunstsammlung vonSerena Ledererbeinhaltete laut der Sicherstellungsliste vom November 1940 neben diversen Bronzen, Bronzereliefs und -medaillen 27 Bronzeplaketten (s.Lillie (2003), S. 666-668).
- 11Die Sammlung von Bronzeplaketten hatteLeo Planiscigzusammengestellt, der mit der Familie Lederer befreundet war und sie bei ihren Kunsterwerbungen beriet (s.Wladika (2017), S. 17).
Abschied der A
WurzelJesseca 120001
xAntiker Goldschmuck Szolnay
(zu kaufen)2
Große antike Grabreliefe
von Insel Thasos (Szolnay)3
Antikenslg4:Prof. Dr. Fritz
Plastik5:Dr. Klapsia
xBeawuais6-Füllungen (Panneaux7)
aus Rothschildpalais (zw.8Museums-
saal u. Haager Salon).9
28
- 1Posseerwartete für das Gemälde "Wurzel Jesse" einen Kaufpreis von mindestens 12.000,- Reichsmark, konnte es jedoch "für den sehr günstigen Preis von 6600 RM" ankaufen (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.02.1940).
- 2Im Juni 1939 war aus dem Besitz von Paul Zsolnayeine bedeutende Sammlung von antikem - vorrangig hellenistischem - Goldschmuck und Gemmen aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Der Bestand umfasste 65 Nummern (ca. 195 Einzelstücke, s.BArch, B 323/1203, fol. 263-268, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen"). Posseerwarb daraus14 Stücke antiken Goldschmucks, von denen zehnAdolf Hitlerzu seinem Geburtstag am 20. April 1940 als "eine besondere Freude" überreicht wurden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 3, fol. 5, Posse an Seiberl, 18.04.1940).
- 3In der Kunstsammlung von Paul Zsolnaybefanden sich u. a. ein Weihrelief und einGrabreliefvon Thasos, auch Thassos, einer griechischen Insel im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis (s.Lillie (2003), S. 1361).
- 4Antikensammlung;
Possenotierte sich im Folgenden den Namen des damaligen Direktors derAntikensammlungdesKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 5Possemeinte dieSammlung für Plastik und Kunstgewerbebzw. notierte sich den Namen des damals zuständigen Kustos für Plastik/Skulptur desKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 6Gemeint ist dieGobelinmanufakturin der französischen StadtBeauvais.
- 7von französisch "panneau" für Platte oder Schild, hier in Bezug auf Stoffbahnen bzw. Gobelins als Wandbehang/-verkleidung
- 8zwischen
- 9Possewar während seinesWien-Aufenthaltes im Oktober 1939 vonFritz Dworschakinformiert worden, dass sich im fürNathaniel von Rothschilderrichteten Rothschildpalais in der Wiener Theresianumgasse noch eingebaute historische Wandverkleidungen, Kamine u. Ä. befanden, die Teil der Kunstsammlung vonAlphonse Rothschildwaren (zu den Rothschild-Palais und ihrer Innenausstattung s.Nierhaus (2008)). Am 26. Oktober 1939 hatte er beiAdolf Hitlerderen Ausbau beantragt, "damit sie fürLinzund andere Museums- und sonstige Bauten verwertet werden können" (s.BArch, B 323/103, Nr. 258, Posse an Bormann, 26.10.1939). Nach seinemWien-Besuch im Dezember 1939 hattePosseMartin Bormannum Anweisung an den Sicherheitsdienst gebeten, diesen Ausbau endlich vorzunehmen und die ausgebauten Teile insZentraldepotzu bringen (s.BArch, B 323/103, Nr. 248, Posse an Bormann, 14.12.1939). Nun wurdePossein derZentralstelle für Denkmalschutzvermutlich noch einmal auf einige Tapisserie-Panneaux hingewiesen, die sich zwischen dem sogenannten "Museumssaal" und dem "Haager Salon", einem ausDen Haagstammenden Prunkraum des 17. Jahrhunderts, befanden. Möglicherweise wurde die Frage aufgeworfen, ob man diese nicht in dasFührermuseumeinbauen könne. NachdemHitlerdiesem Vorschlag am 1. Februar 1940 zugestimmt hatte, ließ sichPossevonLeopold RuprechtFotos der Panneaux mit den genauen Maßen senden, um die Details mit dem für dasFührermuseumzuständigen ArchitektenRoderich Fickzu besprechen (s.BArch, B 323/108, Nr. 292, Ruprecht an Posse, 09.04.1940). Bei den betreffenden Panneaux handelte es sich wahrscheinlich um "Zwei Panneaux, Bacchantenzug, Bekrönung einer Herme des Pan" (AR 698, s.zdk-online), "Supraporten, Panneaux, Schäferszenen" (AR 3524, s.zdk-online), "Acht Panneaux, Grotesken mit Medaillons in Wedgewood-Art" (AR 3525, s.zdk-online) und "Drei Panneaux, Huldigung der Ceres, Weinlese und Getreideernte" (AR 3535, s.zdk-online).
berichten2(MB. Gauunterstellg3
der Museen nicht das letzte
Wort!)4
Für Erwerbungen 1. Million.5
Entscheidet dieF. Hals-
Frage, daßInnsbruck
dasFrauenbildnis(bisher
aber dasgroße Männer
SalzburgerVerkäufefür
(Kelch usw.)7
fürLinz. Entscheidung noch
aufzuschieben8
Porzellan-Kollektion
erwünscht.
- 1Possenotierte sich über mehrere Seiten hinweg die Ergebnisse der persönlichen Besprechung mitHitlerundBormannvom 1. Februar 1940 in der Reichskanzlei inBerlin(s. auch Seiten0040,0042und0043).
- 2Possesprach bei seinem Treffen mitHitleran, dass dieZentralstelle für Denkmalschutzaufgrund der Überleitung der 'ostmärkischen' Denkmalpfege aus der Verwaltung des Landes Österreich in die Selbstverwaltung der Reichsgaue als österreichische Zentralbehörde vor der Auflösung stand. Herbert Seiberl, dem Leiter derZentralstelle für Denkmalschutz, berichtete er wenige Tage später vonHitlersReaktion: "Für die Lage Ihres Institutes (Werkstätten, Denkmalarchiv, Sammlungen) zeigte er volles Verständnis und forderte mich auf, die Sachlage in einem Bericht an ReichsleiterBormannzu schildern. Ich werde das unter Benutzung Ihrer mir inWienübergebenen Schrift tun" (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 2, fol. 9, Posse an Seiberl, 05.02.1940). Am 6. Februar sandtePosseseinen Antrag anBormann, den technisch-wissenschaftlichen Apparat derZentralstelle für Denkmalschutzals Fachinstitut auf den Reichshaushalt zu übernehmen; dem Antrag wurde stattgegeben (s.BArch, B 323/103, Nr. 241, Posse an Bormann, 06.02.1940; ebd., Nr. 234, Bormann an RM für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust, 13.02.1940; s. auch Seite0028).
- 3Gauunterstellung
- 4Posseging hier gegen Pläne vor, die ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWiendem Reichsgau Wien zu unterstellen, und erhielt vonBormann die Zusage, dass in dieser Angelegenheit noch "nicht das letzte Wort" gesprochen, somit noch keine endgültige Entscheidung gefällt worden sei. Tatsächlich wurden die ehemaligen österreichischen Staatsmuseen inWienals Staatsmuseen des Deutschen Reiches weitergeführt.
- 5Posseerhielt am 1. Februar 1940 vonHitlerdie Zusage, einen Ankaufsetat für Kunstwerke in der Höhe von einer Million Reichsmark gestellt zu bekommen. Er benötigte das Geld v. a. für finanzbehördlich oder aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellte Objekte, die zu dem von der jeweiligen Behörde festgelegten Schätzpreis erworben werden mussten.
- 6Im Falle der Zuteilungsfrage zweier Porträts vonFrans Halsaus der Sammlung vonAlphonse RothschildlegteHitlerfest, dass dasFrauenporträtan dasFerdinandeuminInnsbruck, dasMännerporträtan dasKunsthistorische MuseuminWienging (s. KHM-Archiv, Zl. 25/KL/40, Posse an Dworschak und Plattner, 05.02.1940; s. auch Seite0059).
- 7Hitlerentschied, dass die Objekte aus der Erzabtei St. Peter inSalzburg, die von dort in der frühen 1930er Jahren veräußert worden, in die Sammlung vonOscar Bondygelangt und als Teil dieser 1938 aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) sichergestellt worden waren, imKunsthistorischen MuseuminWienverbleiben durften und nicht nachSalzburgzurückgegeben werden mussten (zu Sicherstellung und Ansprüchen des Kunsthistorischen Museums s. Schwarz (2018), S. 21-22). Es handelte sich um fünf Stücke: einKommunionkelch mit Zubehör, eineMitra, einReliquienkästchen, einPerlmutttriptychonsowie einHolzrelief des Hl. Benedikt.Possehatte sie während seines Januaraufenthaltes inWieninspiziert (s.Schwarz (2018), S. 87-88).
- 8Possebesprach mitHitler, ob die beiden Tafelbilder "Heilige Ursula und Heilige Margarethe" und "Drachenkampf des Heiligen Georg" vonThomas von Villach, mit dem der Meister von Gerlamoos inzwischen identifiziert ist, aus der Sammlung Bondy demFührermuseumzugeteilt werden sollten. Eine endgültige Entscheidung wurde allerdings vertagt, da auch dasKärntner LandesmuseuminKlagenfurtAnsprüche erhob. Nach massivem Drängen der Klagenfurter Museumsleitung und des Reichsgaus Kärnten batPosseam 28. Februar 1941 darum, die Tafel mit dem Heiligen Georg an dasKärntner Landesmuseum, die mit den beiden weiblichen Heiligen an dasFührermuseumzu geben; Hitler stimmte am 2. März 1941 zu (s.BArch, B 323/103, Nr. 72 a/b, Posse an Bormann, 28.02.1941; ebd., Nr. 70, Bormann an Posse, 02.03.1941;Schwarz (2004), Nr. VI/1, S. 123; s. auch Seite 0012).
Innsbruck: Als Ersatz für
großenHals, der ursprüngl.1 Inns-
OvalbildnisHals. als Leihgabe3
EbensoMarx Reichlich,Tempelgang.
Pacher, Brixener Meister4
2 westdeutsche got.6Leuchter-
halter (Engel) h.74346cm
(Taxe1200 RM) Alabaster8
nachGöttweigKloster- u-
Kirchenbesichtigung. Gg.9Abend
210zurück nachWien
8. III.Seiberl Bildteppiche Bondy12
- 1ursprünglich
- 2eventuell
- 3Zur "Frans Hals-Frage" siehe auchEintrag vom 01.02.1940.
- 4Oswald Trapp, der Direktor desInnsbrucker Ferdinandeums, forderte die Zuteilung von Kunstwerken Tiroler Herkunft aus dem Bestand desKunsthistorischen MuseumsinWienan dasFerdinandeum(s.Schwarz (2018), S. 82;BArch, B 323/117, Nr. 682, Trapp an Haberstock, 31.08.1939). In seinen Forderungslisten führte er u. a. auf:
"Tempelgang MariaeundHeimsuchung, letzteres mit Wappen der StadtHall" vonMarx Reichlich,
"Vermählung Mariaeund Grablegung Christi; zwei Flügelfragmente vom Salzburger Altar [...]", "Die Hl. Barbara. (1933 aus der Sammlung Colli erworben)" und "2 Flügel mit Darstellungen aus der Laurentiuslegende" vonMichael Pacher,
"Hl. Dreifaltigkeit zwischen dem Hl. Markus und Antonius" und "Hl. Sebastian" vonFriedrich Pacher
sowie "Anbetung der Heiligen Drei Könige" der Brixner Schule (s.BArch, B 323/117, Nr. 683, Trapps Wunschliste mit Werken aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, gehörig zu Nr. 682, Trapp an Haberstock, 31.08.1939).
Possebesprach, ob die oben aufgeführten Werke desKunsthistorischen Museumsals Leihgaben an dasInnsbrucker Ferdinandeumgegeben werden konnten. Dieser Plan wurde jedoch nicht ausgeführt, da sichAdolf Hitlerfür die Unantastbarkeit der Bestände desKunsthistorischen Museumsund generell der historischen Sammlungsbestände der Museen des Deutschen Reichs aussprach (s.Schwarz (2018), S. 68-70).
- 5Am 07. März 1940 fuhrPossenachGöttweig, um "die noch vorhandenen Bestände an Kunstwerken des aufgehobenenKlosters GöttweigbeiKrems a. d. Donaudurchzusehen". Die StadtKremshatte die Kunstwerke nach Einzug des Vermögens des Benediktiner-Stifts zum 15. September 1939 abtransportieren lassen und teils ins Stadtmuseum oder in Depots verbracht, teils auch Amtsräume des Rathauses damit ausgestattet (s.Spevak (2006), S. 145-146;Schwarz (2018), S. 99-101). Am 16. März 1940 berichtetePosseanMartin Bormann, dass im Stift selbst "[a]ußer der berühmten [...] Bibliothek [...] nicht Bedeutendes an Kunstwerken erhalten" sei und forderte die Erweiterung des 'Führervorbehalts' auf die Kunstsammlungen, Archive und Bibliotheken der Klöster - eventuell sogar rückwirkend (s. BArch, B 323/103, Nr. 223, Posse an Bormann, 16.03.1940; s.Seite 0081).
- 6gotische
- 7hoch
- 8Vermutlich sahPossevor der Abfahrt nachGöttweigzusammen mitHerbert Seiberlnoch denkmalbehördlich sichergestellte Kunstwerke durch und notierte sich hier zwei Leuchterengel zum Preis von 1.200,- Reichsmark.
- 9Gegen
- 10Kellerbesichtigung.
Vermutlich inspiziertePossein den Kellern vonFurtheingelagerte Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke aus dem Besitz des enteignetenBenediktiner-Stifts Göttweig.
- 11Franz Retter, der Oberbürgermeister vonKrems, war von der Gestapo als kommissarischer Verwalter des aufgehobenenStifts Göttweigeingesetzt worden. Unklar bleibt, obPosseihn getroffen hatte oder sich den Namen für die zukünftigen Verhandlungen notierte.
- 12Herbert SeiberlmachtePosseauf die Bildteppiche aus der Sammlung vonOscar Bondyaufmerksam, die sich nicht in Verwahrung derZentralstelle für Denkmalschutzbefanden, sondern imZentraldepotin der Neuen Burg; dort war ein Depot für Bildteppiche angelegt worden, woPosseam Nachmittag desselben Tages mitLeopold Ruprecht eine "Gobelindurchsicht" vornahm (s.Eintrag vom 08.03.1940; zu den notierten Gobelins s. Seiten0060und0061).
Leipzig141 000Zeichnungen2
inkl. 20...25000 in
Skizzenbücher.Es bleiben / ca 15000 / Blätter
nach dem Tode
vor Kriegsbeginn ca 350000 RM
- 360000
sehr fromm
katholisch
Wittwe Schulden überlastet
von sehr guten Verkauf hängt
ab ob der Nachlass überschuldet
Katalog4enthält die eigentl. Slg5
InFreiburgliegen noch
ca 10 - 12 000 Stück, davon
10000 "absoluter Mist"6
Auktion kann noch 8 Tage
vor her abgeblasen werden
nach Verständigg7mit Nach-
lassverwalter (überBoerner)
FürLinzauausgezeichnet
als Grundlage der
mit anderem Besitz 265 00010
(Besitz Fohn11herauslassen)
da gering..i. Ganzen 1100
doch abzuraten
74
- 1Possefuhr am 8. April 1940 nachLeipzigzumKunstauktionshaus C. G. Boerner, wo er die InhaberHansundWolfgang Boernertraf, die ihn über die Handzeichnungssammlung desPrinzen Johann Georg von Sachseninformierten; mittags fuhren sie gemeinsam nachBerlin, um die Sammlung, die imBiblographikonzur Voransicht ausgestellt war (s.BArch, B 323/163, Einladung zur Besichtigung, 01.04.1940), zu besichtigten (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch).
- 2Im Folgenden geht es um den Ankauf der umfangreichenSammlung von HandzeichnungendesPrinzen Johann Georg, von denen eine Auswahl im April 1940 beimKunstauktionshaus C. G. Boernerversteigert werden sollte (s.Katalog-Digitalisat Boerner 203). Die Versteigerung wurde jedoch abgesagt, daPossealle für die Auktion vorgesehenenZeichnungenaus dem herzoglichen Besitz geschlossen für dasFührermuseumerwarb (s. BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 11.04.1940;Schulz-Hoffmann (1990), S. 84, Anm. 13). Im Mai 1941 fand beiBoernereine Versteigerung mit weiteren Blättern aus dieser Sammlung statt (s. Versteigerungskatalog 204: "Deutsche Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts aus verschiedenem Besitz. Dabei eine Partie von Zeichnungen aus der nachgelassenen Sammlung desPrinzen Johann Georg Herzog zu Sachsen"; s.Katalog-Digitalisat Boerner 204).
- 3Preisangabe in Reichsmark
- 4Gemeint ist der Versteigerungskatalog 203 desKunstauktionshauses C. G. Boerner"Deutsche Handzeichnungen aus der Sammlung weilandPrinz Johann Georg Herzog zu Sachsenund aus anderem Besitz" anlässlich der geplanten Versteigerung am 24./25. April 1940 inLeipzig(s.Katalog-Digitalisat Boerner 203).
- 5eigentliche Sammlung
- 6Prinz Johann Georghatte 1917 seinen Wohnsitz, das etwa 20 km nordöstlich vonDresdengelegene Schloss Weesenstein, verkauft und wohnte anschließend bis zu seinem Tode in einer Villa in der Mercystraße inFreiburg im Breisgau. Dort befanden sich noch weitere Stücke seiner Handzeichnungssammlung, die nicht Teil des Versteigerungskonvoluts waren - eventuell aufgrund ihrer minderen Qualität. Die in Anführungszeichen gesetzte Bewertung dieser restlichen Zeichnungen als "absoluter Mist" erhieltPossewahrscheinlich von einem Mitarbeiter desKunstauktionshaus C. G. Boerner, vermutlich vonHans Boernerselbst.
- 7Verständigung
- 8Gemeint ist der Versteigerungskatalog 203 desKunstauktionshauses C. G. Boerner. Den Hauptbestand der geplanten Versteigerung bildetenZeichnungenaus der Sammlung desPrinzen Johann Georg, rund 14 Prozent des Angebots stammten aus vier anderen Besitzgruppen (s.Katalog-Digitalisat Boerner 203, S. 11).
- 9Vermutlich Angabe des Gesamtwerts in Reichsmark derZeichnungenaus dem Besitz desPrinzen Johann Georgin Bezug auf den Versteigerungskatalog 203.
- 10Vermutlich Angabe des Gesamtwerts in Reichsmark aller im Versteigerungskatalog 203 aufgeführtenZeichnungen.
- 11Gemeint ist die Kunstsammlung vonSofieundEmanuel Fohn, aus deren Besitz ebenfalls einige Handzeichnungen bei derBoerner-Versteigerung im April 1940 angeboten werden sollten, jedoch aufgrund deren Absage nicht verkauft wurden (s.Schulz-Hoffmann (1990), v. a. S. 84, Anm. 13). Einige der Blätter wurden bei der Versteigerung im Mai 1941 erneut angeboten (s. Vergleich der Versteigerungskataloge203und204).
382
9. AprilVerbdgsstab111 74 11
1410- 143530mitBormannbeim
Genehmigt Ankauf Slg. Johann
Georg für 350 000.2
Hessanrufen
zu unserer "Trödelbude")5
ProfSpeer1172661 (Büro)
994376 (privat)
BeiHaberstock2 Stilleben
van der Meulen wie Stilleben
bei Thorsch.6
HbstckVorgängeMakart- Florenz7
76
- 1Der Verbindungsstab der NSDAP war am 24.03.1933 in der Wilhelmstraße 64 inBerlineingerichtet worden und dem StellvertreterHitlers,Rudolf Hess, unterstellt. Er sollte als Bindeglied für den Geschäftsverkehr zwischen den Dienststellen der Partei sowie den Reichsministerien und derReichskanzleidienen (s.Longerich 1992, S. 17).
- 2Am 9. April 1940, dem Tag der deutschen Besetzung von Dänemark und Norwegen, trafPosseMartin BormannundAdolf Hitler, der den Ankauf derSammlung von HandzeichnungendesPrinzen Johann GeorgbeimKunstauktionshaus C. G. Boernerfür 350.000,- Reichsmark genehmigte (s. auch Einträge vom 08.04.1940: Seiten0076und0077).Posseschilderte das Treffen in seinem Diensttagebuch: "Früh (nach 100) Nachricht von der Besetzung Dänemarks u. Norwegens - 90 tel. Meldung in derReichskanzlei. Ich soll im Hotel Kaiserhof auf Abruf warten, da heute Zeit des Vortrags sehr unsicher. Schliesslich ca 1410 Anruf desAdjutanten, sofort hinüber zu kommen. Ca 1420 - 1440 Vortrag beimFührerin Ggwart vonBormannüber Slg. Joh. Georg u. anderes. Wunderbare Stimmung, trotz der historischen Ereignisse von so schwerwiegender Bedeutung, trotz der laufenden Besprechungen mit allen Regierungsmitgliedern u. Militärs wärmstes Interesse für diese kulturellen Angelegenheiten" (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch;Schwarz (2004), S. 48).
- 3Nach der Besprechung mitHitlerin derReichskanzleibegab sichPossein dasBiblographikonund besichtigte die Ausstellung der Hauptblätter der Sammlung Johann Georg, die am 24./25. April 1940 beimKunstauktionshaus C. G. Boernerversteigert werden sollten (s.BArch, B 323/163, Einladung zur Besichtigung, 01.04.1940;DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch: "Im Bibliographikon, Tauentzienstr. 11: Besichtigg der Slg. Johann Georg. Dort Dr. Rave, Martin (Karlsruhe) u. a.").
- 4Große
- 5Possevermerkte hier, dass sich in der Sammlung Johann Georg eine Federzeichnung vonCarl Schuchbefand, bei der es sich um eine Studie zu dem von ihm 1913 für dieDresdner Gemäldegalerieangekauften Bild "Trödelbude" handelte.
- 6Gemeint sind wahrscheinlichzwei Stilllebendes niederländischen Malers Cornelis van der Meulen, die lautPosseeinem oder mehreren Stillleben aus der Kunstsammlung vonAlfons Thorschähnelten. In der Sammlung Thorsch befanden sich einige Stillleben; einVanitas-Stilllebenwar für dasFührermuseumbestimmt, ein Blumen- (s.Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) und ein Früchtestillleben wurden als "Gemälde-Vorrat" ausgesucht, ein Bankettstillleben (s.Karteikarten aus der Zentraldepotkartei auf zdk-online) wurde demTiroler Landesmuseum Ferdinandeumzugeteilt (s.Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940").
- 7Es handelt sich vermutlich um das dreiteilige Gemälde "Die Pest in Florenz" vonHans Makart. Es befand sich in italienischem Privatbesitz inFlorenz.Hitlerhatte sich ab 1938 mehrfach vergeblich um eine Erwerbung bemüht und auchPossein die Ankaufsversuche eingebunden. Diese Notiz legt nahe, dass auchKarl Haberstockin die Angelegenheit involviert war. Die Kunstwerke wurden schließlich von der italienischen Denkmalbehörde beschlagnahmt undHitleram 28. Oktober 1940 vonMussolinials Geschenk überreicht (s.Schwarz (2009), S. 254-255).