Zweites Reisetagebuch
(BesitzerDukes)
Kärnten 16.1
(Jenny Steiner, sofort zu kaufen
2500 RM.) Aurufpreis2
Dres.oderDies.Besitz, 30003
Eisler, Auerspergstr.4
am Ölberg. groß.
25
- 1Possedatierte das Werk in das 16. Jahrhundert.
- 2Das Holzrelief "Abschied der Apostel" aus dem finanzbehördlich eingezogenen Eigentum vonJenny Steiner, dasPosseimDorotheumbesichtigte, konnte für 2.500,- Reichsmark sofort erworben werden. DaPossezu diesem Zeitpunkt noch nicht über Ankaufsmittel verfügte, forderte er bei seinem nächsten Treffen mitAdolf Hitleram 1. Februar 1940 einen Ankaufsetat ein und erhielt diesen auch (s.Seite 0041).
- 3Eventuell istPossesabgekürzte Notiz zu verstehen als "Dieselbe Besitzerin" und würde sich somit auf die zuvor genannteJenny Steinerbeziehen. Bei der darauffolgenden Zahl handelt es sich wohl um eine Preisangabe von 3.000,- Reichsmark.
- 4Gemeint ist die Kunstsammlung vonHortense Eissler, deren Wohnung sich in der Auspergerstraße 2 inWienbefand.
- 5bezeichnet [=signiert]
- 6Anbetung
Denkmalsamtanfragen:
ebensoRodinEntwurf Denk-
Fotos! Beeilen!
Beau
A. Rothschild. Inhalt des antiken
Silbers(Augsburg, engl.6u. franz.7
Silber)8ist vomReichstreu-
in das Depot desBankhauses
S. M. Rothschildzur Aufbe-
wahrung eingeliefert. Trotz
wiederholter VorhalteDrängenwurde
29
- 1Possewollte die Frage klären, ob das Gemälde "Christus am Ölberg" vonGalasso Galassisowie die drei im Folgenden aufgeführten Kunstwerke aus der Sammlung vonHermann Eisslerim Eigentum vonHortense Eissler, der als 'arisch' geltenden Ehefrau, oder im Eigentum von Berta Morelli, der als 'Mischling ersten Grades' geltenden Tochter, standen.Hermann Eisslerwar nach dem 'Anschluss' Österreichs nach Südfrankreich geflohen und hatte seine Sammlung den beiden Frauen überlassen. Es sollte sich herausstellen, dassBerta Morellidie Eigentümerin war.
- 2dito
- 3im
- 4Unterführungszeichen
- 5Vermutlich ist ein Klavier der FirmaSteinway & Sonsaus der Sammlung vonAlphonse Rothschildgemeint ("Steinway-Konzertflügel", s.BArch, B 323/163, S. 1, Anlage "Liste 2, Von der Sammlung Alter Musikinstrumente erbetene Gegenstände aus der Sammlung Alphons Rothschild", Posse an Bormann, 15.02.1940).
- 6englisches
- 7französisches
- 8Gemeint ist die Silbersammlung vonAlphonse Rothschild(s. auch Seiten0040und0064).
- 9Regierungsrat
ProfessorWoldemarBrinkmann1
(Atelier)
Tel.: 33600
½ 120
Kurfürstenstr. 59
211764 2117884
München, Moorbad.
42
4
- 1Possenotierte sich Adresse und Telefonnummer des Ateliers von ArchitektWoldemar Brinkmann, der 1937/38 den Umbau des Künstlerhauses am Lenbachplatz inMünchenausgeführt hatte. Dieser hatteHitlerinformiert, dass "Frau Lenbach, die Witwe desMalers, eine Reihe von Gemälden, darunter auch alte Holländer, an denFührerverkaufen wolle. DerFührerwünscht, dass Sie bei Ihrem nächsten Aufenthalt inMünchensich mitHerrn Professor Brinkmannin Verbindung setzen, die angebotenen Bilder besichtigen und einen Bericht darüber erstatten" (s.BArch, B 323/103, Nr. 242, Bormann an Posse, 05.02.1940). Das Treffen mitBrinkmannund die gewünschte Begutachtung der Gemälde im Besitz vonCharlotte von Lenbachfanden am 1. März 1940 statt (s. Seiten0045und0046; zum direkten Briefwechsel zwischen Posse und Brinkmann im Vorfeld des Treffens s.BArch, B 323/120, Nr. 347-348).
- 2Vermutlich Stadtbezirksnummer
- 3Postbezirksnummer
- 4Telefonnummern
- 5Postbezirksnummer bzw. Nummer des zuständigen Briefzustellamtes
unterliegt.2
!Dw.Auflösung
der Depots3
Rbdt-Gutmannbeim
Fürsten Liechtenstein4
Antiken:Prof. Eichler.
Drumbl-Haberstock- Bei
5. März. 40.ca340250hoch
br.95,304,80mit Rahmen
Rahmen 40 br.10
Seiberl: Hz.12(Schwind Prof. EichlerAntiken
Lederer!)13 Dr. Nagler
Dworschak: antike
usw. Münzen
Abtransport der
Wiener Bilder
50
- 1zum Anfang der Notizen auf der vorhergehenden Seite
- 2Ein wichtiges Thema beiPossesAufenthalt inWienim März 1940 waren die Klosterbeschlagnahmungen, die dazu geführt hatten, dass wertvollste Kunstbestände aus den Klöstern entfernt worden waren und damit dem geforderten prioritätischen Zugriff durch die Museen entgingen.Fritz DworschakmachtePosseauf diesen Umstand aufmerksam und wurde angewiesen, eine "Denkschrift über die Behandlung der verfallenen Kunstgegenstände aufgehobener Klöster in der Ostmark" zu verfassen (s. BArch, B 323/108, Nr. 285-286, Denkschrift vom 09.03.1940), in der er "eine eindeutige Entscheidung über die Eigentumsfrage" sowie "eine einheitliche Sachbehandlung" verlangte (s.Schwarz (2018), S. 101). Am 16. März 1940 fordertePossein seinem Bericht an Martin Bormann die Erweiterung des 'Führervorbehalts' auf die Kunstsammlungen, Archive und Bibliotheken der Klöster - eventuell sogar rückwirkend (s.BArch, B 323/103, Nr. 223, Posse an Bormann, 16.03.1940).
- 3Es ging um die Auflösung desZentraldepots, da die Räume desKunsthistorischen Museumsin der Neuen Burg für Museumszwecke genutzt werden sollten.
- 4DasKunsthistorische Museumsuchte schon länger nach drei fehlenden Gemälden aus der Sammlung vonRudolf Gutmann(s. KHM-Archiv, AKM 1938 295/KL Mappe Beschlagnahmter Kunstbesitz Rudolf Gutmann I. Beethovenplatz 3).Posseerfuhr nun vonFritz Dworschak, dass sich das gesuchte "Selbstporträt mit Mütze und goldener Kette" vonRembrandtaus der Sammlung Gutmann als Leihgabe in der Kunstgalerie desFürsten von Liechtensteinbefand. Dessen GroßonkelFranz I., Fürst von und zu Liechtenstein, war der Schwager vonRudolf Gutmannund hatte 1932 das Gutmann'sche Familiengut inKalwanggekauft (s.Lillie (2003), S. 440). Am 20. Dezember 1940 wurde dasSelbstbildnisRembrandtsin dasInstitut für Denkmalpflegegebracht (s.BArch, B 323/120, Nr. 52, Rechtsanwalt Steger an Posse, 20.12.1940; ebd. Nr. 57, Rechnung für das Bild).
- 5Datumsangabe: 4. März 1940
- 6Possetraf den Kärntner GaukonservatorWalter Frodl, der angereist war, um aus den beschlagnahmten Beständen Kunstwerke für Kärnten auszusuchen, aber nur einen "Pauschalwunsch" für Gebrauchsmöbel und Wand-/Teppiche äußern konnte, ohne konkrete Objekte festzulegen, da diese noch verpackt und deshalb nicht aufgestellt waren (s.BArch, B 323/117, Nr. 692, Frodl an Posse, 11.03.1940).
- 7Wahrscheinlich handelt es sich um das Kürzel fürHaberstock.
- 8Wahrscheinlich istSophie von Auersperggemeint.
- 9breit
- 10breit
- 11Possebesichtigte das Gemälde vermutlich gemeinsam mitKarl Haberstock, dem er danach einen Ankaufsauftrag erteilt haben dürfte.Haberstockerwarb das Bild am 8. März 1940 und verkaufte es im April an die Reichskanzlei weiter.
- 12Handzeichnung.
- 13Eventuell notierte sichPossehier, dass alle erworbenen Zeichnungen vonMoritz von Schwindan dieDresdner Gemäldegaleriegesendet werden sollten. Dies betraf u. a. die Zeichnung "Entführung" aus der Kunstsammlung vonEdwinundCaroline Czeczowiczkasowie dieSchwind-Zeichnungen aus der Kunstsammlung vonSerena Lederer.
5. III. 40. 100Denkmalsamt.
sprechung RechtsanwaltDr. Hummer
über Verkäufe aus Slg.4Dr. Eissler
u. Morelli.5-Dr. Frodel(Kunst-
werke der südtiroler Umsiedler.)6
BeiDr. Dworschak. - Mit
6. III.Denkmalsamt. - 130bei
Staatskom.7Dr. Plattner.8-Zentraldepotmit
Dr. Ruprecht(Möbel u. Gobelins).9
X Garnitur1 BankGu 32210, 4 Arm-
sessel,8 EmpiresesselGu 32011
alle mit gestickten Bezügen.
AR 546121 Bank, 4 Armsessel
xGobelinbezüge
Stilmöbel alte Be-
spannungen
52
- 1Listenprüfung
- 2Sammlung
- 3Possebesprach die Verteilungslisten der Objekte aus der Kunstsammlung vonOscar Bondyauf die Museen der 'Ostmark'.
- 4Sammlung
- 5Bei dieser UnterredungPossesam 5. März 1940 mitArnulf Hummer, dem Rechtsvertreter vonBerta Morelli, der unehelichen Tochter vonHermann Eissler, ging es um die Kunstsammlung von HermannundHortense Eisslersowie die Ansprüche seiner KlientinBerta Morelliauf einzelne Kunstwerke dieser Sammlung. Die Verhandlungen wurden am 8. März 1940 weitergeführt (s.Seite 0064).
- 6Bereits im Februar 1940 hatteWalter FrodlPossedarauf hingewiesen, dass Umsiedler aus Südtirol (sog. Optanten) Kunstwerke mit ins Deutsche Reich brachten, die dann in den Kunsthandel gelangten.PossehatteMartin Bormanndie Problematik geschildert und auch in diesem Fall ein Vorkaufsrecht fürAdolf Hitlervorgeschlagen (s.BArch, B 323/103, Nr. 237, Posse an Bormann, 10.02.1940). Nun besprach er diese Angelegenheit mitWalter Frodl(s.Schwarz (2018), S. 96).
- 7Staatskommissar
- 8PossetrafFriedrich Plattner, der mit der Verwaltung der beschlagnahmten und sichergestellten Kunstwerke betraut war.
- 9Zusammen mitLeopold Ruprecht, der für die Inventarisierung der Raubkunstbestände imZentraldepotzuständig war, sahPosseim Folgenden Möbel, Einrichtungsgegenstände und Gobelins durch.
- 10Es handelt sich um die Beschlagnahmekatalognummer der Bank aus der Sammlung vonRudolf Gutmann.
- 11Es handelt sich um die Beschlagnahmekatalognummer der Sessel aus der Sammlung Gutmann.
- 12Es handelt sich um die Beschlagnahmekatalognummer der Möbel aus der Sammlung vonAlphonse Rothschild.
Schätzg1 von 1938
Morelli2 180 000 Schilling
60-70000Galasso RM 120 000
Waldmüller,Wieder. 35 000 Schilling
18000 genesene 23 333 RM
60 000 Schilling
Lotto,Männerbildnis 40 RM
Goya 100000 Schilling
RM 66 000
30000 RM in Pengö3
transferieren
Schätzung
WaldmüllerBäume4 12 000
Gobelindepot
x AR 2006SavonerieTeppich
18. Jhdt
58
- 1Schätzung
- 2Possenotierte hier die älteren Schätzpreise aus dem Jahr 1938 für einige Gemälde aus dem Besitz vonBerta Morelli, die er ankaufen wollte. Für zwei der Bilder gab er am linken Seitenrand wohl den aktuellen Wert von 1940 an.
- 3Hierbei handelt es sich um die damalige ungarische Währung, in der ein Teil des Kaufpreises für die beiden Gemälde "Christus am Ölberg" und "Die Wiedergenesene" gezahlt werden sollte, daBerta Morelliund ihrSohnzu diesem Zeitpunkt inBudapestlebten (s.BDA-Archiv, RestMat.,K. 10, M. 2, fol.28, Seiberl an Posse, 28.02.1940).
- 4Eventuell ist das Gemälde "Ahornbäume bei Ischl" gemeint, das aus der SammlungHermannundHortense Eisslerstammt.
- 5Dies ist die Beschlagnahmekatalognummer des Gobelins aus der Sammlung vonLouis Rothschild.
- 6Bei dieser sowie der folgenden alphanumerischen Kombination handelt es sich um die Beschlagnahmekatalognummer der beiden Bildteppiche aus der Sammlung vonAlphonse Rothschild.
- 7wahrscheinlich
- 8Possepräzisierte die Datierung des Teppichs auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur ZeitLudwigs XVI.
Dr.Dworschak:1 Antike o. germ.2 Münzen usw3
Klosterbesitz. Entschei-
anderer beschlagnahmter
Besitz.
Wolf-MuseumEisenstadt5
sowie die anderen
Slgn.6
Abtransport der Kunstwerke8
Bilder!
Dr. Nagler, Kärntnerstr. 47II
Prof. Eichler; Antiken9
- 1Possenotierte sich im Folgenden die Besprechungspunkte für das Treffen mitFritz Dworschak am 8. März 1940 (s.Seite 0064). Die Durchstreichungen legen nahe, dass alle aufgeführten Punkte besprochen werden konnten.
- 2germanische
- 3Auf der Agenda standen die EntscheidungenAdolf Hitlersbeim Treffen mitPosseam 1. Februar 1940 und die Auswahl an beschlagnahmten Münzen und Medaillen für dasFührermuseum, für die der NumismatikerDworschakzuständig war (s.Schwarz (2018), S. 126-128).
- 4Man besprach wohl, dass eine grundsätzliche EntscheidungHitlersüber den kulturellen Besitz der in Österreich beschlagnahmten Klöster eingeholt werden sollte.Possebrachte diesen Antrag nach seinerWien-Dienstreise beiMartin Bormannvor (s.Seite 0081).
- 5Außerdem ging es um die Kunstsammlung vonSándor WolfausEisenstadt, die in einem Privatmuseum öffentlich zugänglich gewesen und 1939 nach Flucht und Enteignung des Besitzers in das von ihm mitgegründeteBurgenländische Landesmuseumintegriert worden war.Possenotierte sich hier, dass diese Sammlung wie die übrigen behandelt werden sollte, was bedeutet, dass sie unter 'Führervorbehalt' gestellt und in das Verteilungsprogramm der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen integriert werden sollte. Vermutlich war dies ein Vorschlag vonFritz Dworschakund von dem Bestreben getragen, zugunsten desKunsthistorischen Museumsauf die Bestände zugreifen zu können.
DaSándor Wolfehrenamtlicher Konservator derZentralstelle für Denkmalschutzgewesen war, die seiner Sammlung 1932 einen Inventarband der Österreichischen Kunsttopographie gewidmet hatte (s.Csatkai/Frey (1932)), war die Sammlung unmittelbar nach dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich unter Denkmalschutz gestellt worden. Unter Einfluss der Denkmalpfleger erstelltePosseeinen Verteilungsplan, der die Sammlung in deren Sinne als Ganzes erhielt und sie im Wesentlichen vor Ort, also im damaligenBurgenländischen Landesmuseum, beließ (s.BArch, B 323/117, Nr. 703, Hans Posse: Verteilungsvorschlag für das burgenländische Landschaftsmuseum in Eisenstadt; s.Schwarz (2018), S. 108-111).
- 6Sammlungen
- 7Karl HaberstockbegleitetePossezur Besprechung mitDworschak(s.Seite 0064).
- 8Possebeabsichtigte, die für dasFührermuseumausgewählten Kunstwerke aus demZentraldepotin ein spezifisches "Linz-Depot" transferieren zu lassen, das er in der Orangerie des Belvedere einzurichten gedachte. Gegen den Abtransport aus dem unter seiner Aufsicht stehendenZentraldepothatteFritz Dworschakam 7. Februar 1940 opponiert (s.Schwarz (2018), S. 92). Nun tauschten sie sich eventuell in dieser Angelegenheit aus.Dworschakhatte dabei jedoch das Nachsehen: das Depot in der Orangerie wurde eingerichtet, zudem 1941 ein "Linz-Depot" imStift Kremsmünster(s.Schwarz (2018), S. 138-139).
- 9Wahrscheinlich ging es um Erwerbungswünsche vonFritz Eichler, dem Direktor derAntikenabteilungdesKunsthistorischen Museums, aus der aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellten (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) Sammlung vonPaulundAndy Zsolnay. Im Februar 1940 hatteEichlerdieZentralstelle für Denkmalschutzum Fotos denkmalbehördlich sichergestellter antiker Schmuckstücke aus der Sammlung Zsolnay gebeten, aus denen auchPosseeinige Stückefür dasFührermuseumausgesucht hatte. DieAntikensammlungdesKunsthistorischen Museumserwarb schließlich mehrere Objekte aus der Sammlung Zsolnay (u. a. ein "Grabrelief Frau mit Dienerin", s.Beschluss des Kunstrückgabebeirats).
- 10Possehatte vermutlich vor, sich mitLudwig Baldass, dem Direktor derGemäldegaleriedesKunsthistorischen Museums, wegen der Affäre um dieRaffaelzugeschriebene "Madonna di Gaeta" zu besprechen. Die UrheberschaftRaffaelswar unter Fachleuten umstritten. Das Gemälde hatte sich bis Februar 1940 zur Untersuchung imKunsthistorischen Museumbefunden, woPossees während seines vorangegangenenWienaufenthalts im Januar 1940 besichtigt und sich anschließend in Übereinstimmung mitBaldassin einem Gutachten gegen eine Urheberschaft Raffaels ausgesprochen hatte (s. Seiten0037und0038).Adolf Hitlerhatte in diesem Fall nicht einfach auf das Fachurteil seines Sonderbeauftragten vertraut, sondern hatte das Bild nachBerlinbringen lassen und persönlich in Augenschein genommen, um dann beimDoerner InstitutinMünchen ein "abschließende[s] Gutachten über die Frage der Echtheit des Bildes" in Auftrag zu geben (s.Burmester (2016), S. 412). DasDoerner Institutkam jedoch ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Gemälde kein Original vonRaffaelsein könne, da es "mindestens 100 Jahre später gemalt" worden sei (s.Burmester (2016), S. 418).
40Dr. Dworschak. - MitDr. Nagler
zuDr. Fritz, Grünangergasse (schlechte
ital.1 Bilder, die gg.2Valuta zu ver-
kaufen sind).
Strobl (Hfmann)4
Öttinger5
10. III. (Sonntag) nachDresdenzurück
überBreslau.
- 1italienische
- 2gegen
- 3Vermutlich sprachPossemitErnst Schulte-Strathaus, dem "Sachbearbeiter für Kunst- und Kulturfragen" imStab des Stellvertreters des FührersunterRudolf Hess, über dieHandzeichnungensammlungdesPrinzen Johann Georg. Diese warSchulte-Strathausbereits 1938 für eine Erwerbung durchAdolf Hitlerangeboten, aber nicht angekauft worden. Jedenfalls ging ein diesbezüglicher BerichtSchulte-Strathaus'vom 5. April 1940 anPosse(s.BArch, B 323/103, Nr. 215, Schulte-Strathaus an Posse, 05.04.1940).
- 4Eventuell sindKarl StroblundHeinrich Hoffmann, Schriftleiter und Herausgeber der Zeitschrift "Kunst dem Volk", gemeint.
- 5Eventuell istKarl Oettingergemeint.
Versteigerung 1931 u. seitdem wiederholt
Viele Stücke früher in der Verstei-
gerung beiLepke, jahrelang ver-
geblich zu verkaufen gesucht1
(früher,bei Schwabach oder Bleichröder)2
Eigentum desBankhauses Arnhold,
Dresden. Beschlagnahmt von
FernerBoecklin.Klio (Slg.4Ladenburg -
5?
Mirus Miros420014220014
Unter Bezugnahme auf Telefon-
gespräch.
Erlass desFührersan das
zu Bekanntgabe an Devisen
stelle. Referat V Devisen 4
- 1Bezüglich seiner Begutachtung der Kunstobjekte aus dem Besitz vonViktoria von DirksenberichtetePosseanMartin Bormann: "Auftragsgemäß habe ich am 9. Mai die Kunstgegenstände derFrau v. Dirksenin der Margarethenstraße 11 besichtigt. Es handelt sich um 40 Stücke meist kunstgewerblicher Art sowie Plastiken und einige kleinere Teppiche, Reste der beiLepke1931 zur Versteigerung gelangten Sammlung v. Dirksen, von der ein großer Katalog existiert. Die besten Stücke sind längst vom Kunsthandel aufgekauft worden. Was übrig blieb, ist jahrelang vergeblich angeboten worden und besitzt nur rein dekorativen Wert. Als Erwerbung für das in LinzgeplanteKunstmuseumkann kein einziges Stück in Betracht kommen. Allenfalls wäre es möglich, wie dies schon bei anderen Stücken dieser Sammlung geschehen ist, die angebotenen Gegenstände zur dekorativen Ausschmückung von Schloß Bellevue zu erwerben" (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 14.05.1940; siehe auchvorhergehende Seite). InPossesPrivatbibliothek befand sich derKatalog "Sammlung W. von Dirksen"zur erwähnten Versteigerung beiLepkevon 1931 (s.BArch, B 323/518, S. 37). Darin sind auch die beiden im Folgenden notierten Gemälde aufgeführt.
- 2In der Restitutionskartei zu demGemälde(s.BArch, B 323/655) ist als frühere Besitzerin "Frau Geheimrätin Leonie Schwabach" vermerkt (s.Eintrag in der Datenbank des DHM zum Central Collecting Point). Es handelt sich dabei vermutlich umLeonie Schwabach, die Frau des BankiersJulius Leopold Schwabach. Dieser war wiederum mit dem BankierGerson von Bleichröderverwandt und Teilhaber bzw. später Seniorchef des Bankhauses S. Bleichröder.
- 3Aus der SammlungAdolf ArnholdkauftePosse im April 1941 über den Treuhänder RechtsanwaltWerner WillmannseinBismarck-Porträt, 1889, vonFranz von Lenbachund das Gemälde "Im Weißen Saal" vonAdolph von Menzel. Der Kaufpreis von 33.000,- Reichsmark wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt (s. Korrespondenz zu dem Vorgang imBArch, B 323/120, Nr. 4-22; s. auchspäterer Eintrag vom 09.05.1940).
- 4Sammlung
- 5Gemeint ist vermutlich die Sammlung von CarlundIda Ladenburg. 1940 war deren TochterJulie Bassermann Eigentümerin des Gemäldes "Clio", welches sich zu diesem Zeitpunkt als Leihgabe in der Schweiz befand (s.BArch, B 323/123, Nr. 71, Dr. von Coelln an Posse).
HofratProf. Dr.Teichel-
General Direktor derNationalStaats
Josefsplatz1
Burgring 5.
Roscherstr. 15IV
Kaiserstr. 41/43
½ 110Besichtigung Arnhold3
86
- 1Possenotierte sich die Adresse derNationalbibliothekinWienam Josefsplatz 1 sowie den Namen von deren Direktor,Paul Heigl. Mit diesem arbeitete er in Zusammenhang mit den beschlagnahmten jüdischen Bibliotheken eng zusammen, die nach ihrer Beschlagnahme in der Regel derNationalbibliothekübergeben worden waren.
- 2Die Berliner KunsthändlerinHanna Rohdehatte sich am 3. Mai 1940 in der Angelegenheit der Zinnsammlung Huber anPossegewandt; sie bat darum, dieseAdolf Hitler zum Erwerb für dasFührermuseumvorzuschlagen (s.BArch, B 323/141, Nr. 253, Rohde an Posse, 03.05.1940).Possehatte umgehend geantwortet, dass er am Mittwochabend, den 8. Mai 1940, nachBerlinkommen und dort über Donnerstag bleiben werde (s.BArch, B 323/141, Nr. 252, Posse an Rohde, 06.05.1940). Am 9. Mai 1940 traf er sich im Hotel Kaiserhof mitHanna Rohde, um mit ihr u. a. über die Zinnsammlung zu sprechen (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch; zur Zinnsammlung s.Seite 0084). Außerdem bot siePosseim Sommer 1940 drei Gemälde zum Kauf an, die dieser jedoch alle ablehnte (s.BArch, B 323/103, Nr. 169 a und b, Posse an Bormann, 24.08.1940).
- 3Possehielt hier den Besichtigungstermin der Kunstsammlung vonAdolf Arnholdbei derSpedition JacobyinBerlin-Wilmersdorfam 10. Mai 1940 fest (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch: "Besichtigung der Arnholdischen Kunstbestände bei der Speditionsfirma Jacobi, Kaiserstrasse"; s. auchBArch, B 323/120, Nr. 4, Wilmanns an Posse, 04.06.1940; Korrespondenz zum gesamten Vorgang inBArch, B 323/120 Nr. 4-22 und 24).
- 4Bei der Devisenstelle des OberfinanzpräsidentenBerlinwar ReichsbankoberinspektorMirusfür die Verwertung der Sammlung vonAdolf Arnholdzuständig, aus derPossedie beiden Gemälde "Porträt Bismarcks mit Schirmmütze und Brille (im Jagdanzug)" vonAdolph von Menzelfür 25.000,- Reichsmark und "Im Weißen Saal" vonFranz von Lenbachfür 8.000,- Reichsmark ankaufte (s. Korrespondenz zum Vorgang inBArch, B 323/120, Nr. 21-24).