Zweites Reisetagebuch
(Lederer)1
sowie anderer österr.2Maler
VierRbdtzeichnungen
(Lederer, Fröhlich-Feldau und
Bondy).5
Großer Karton vonSchwind,
Entführung(?)
Slg.6Czecyrewiezka
(sichergestellt)7
AusNeuer Burg(beiSeiberlaufbewahrt):8
Silbersammlung Pick
(Sollte möglichst geschlosseneinem
Museum überwiesen werden!).9
23. I.
Unteres Belvedere10.
Herri met de Bles,Hl. Familie(gut)
(Mandl 3)11sehr gut.
6
- 1Gemeint ist die Kunstsammlung vonSerena Lederer, in der sich laut Sicherstellungsliste je drei Aquarelle der beiden Künstler befanden: "Liszt am Klavier", "Bildnis eines jungen Mannes" und "Bildnis einer jungen Dame" vonJosef Kriehubersowie "Orchidee", "Herrenporträt" und "Studie zu Damenbildnis mit rotem Hut" vonMoritz Michael Daffinger(s.Lillie (2003), S. 669-670).
- 2österreichischer
- 3In der Sammlung Lederer befanden sich laut Sicherstellungsliste acht Zeichnungen vonFriedrich Gauermann: "Viehtränke", "Alm", "Wölfe überfallen eine Reisekutsche", "Wolfsschlucht", "Ochsengespann", "Reisewagen im Gebirge", "Berglandschaft mit Kühen" und "Der Grundlsee mit Backenstein" (s.Lillie (2003), S. 670).Possezog sie für dasFührermuseumin Betracht. Nach Rücksprache mitAdolf Hitlersah er von einem Erwerb ab (s.BDA-Archiv, RestMat., K.10, M. 2, fol. 10, Liste der Werke aus dem sichergestellten Besitz, für die sich Hitler interessierte).
- 4Handzeichnungen. Im Gesamtbestand der denkmalbehördlich sichergestellten Zeichnungen befanden sich zwei Zeichungen vonAdolph von Menzel, diePossefür dasFührermuseumankaufen wollte. Eine Bleistiftzeichnung, "Männlicher Studienkopf mit Hut", vonMenzelstammte aus der Sammlung Lederer (s.Lillie (2003), S. 671).
- 5Es handelt sich um vier ZeichnungenRembrandts, die lautPosseaus diesen drei Sammlungen stammten:
1. Kunstsammlung der Familie Lederer. In den Listen der aus dem Besitz der Lederers denkmalbehördlich sichergestellten Objekte sind keine ZeichnungenRembrandtsaufgeführt (Listen s.Lillie (2003), S. 666-671).
2. Kunstsammlung Fröhlich-Feldau. Damit meintePossevermutlich die Kunstsammlung vonJosefine Winter, die in erster Ehe mitAlfred Fröhlich von Feldauverheiratet war.
In einem undatierten Sammlungsinventar sind zwei HandzeichnungenRembrandtsgelistet: "Mardochai" und "Christus in Emmaus" (s.Lillie (2003), S. 1312 und 1314).
3. Kunstsammlung vonOscar Bondy.
In den Listen der aus dem BesitzBondysdenkmalbehördlich sichergestellten Objekte sind zwei ZeichnungenRembrandtsaufgeführt: "Der Jakobssegen" (s.Lillie (2003), S. 218) und "Zwei Windmühlen" (s.Lillie (2003), S. 223). Beide waren für dasFührermuseumbestimmt, ebenso wie eine "doppelseitige Federzeichnung".
Welche ZeichnungenRembrandtsPossehier begutachtete, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
- 6Sammlung
- 7Gemeint ist die Kunstsammlung vonEdwinundCaroline Czeczowiczka, die aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden war (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923).
- 8Die Neue Burg ist Teil der Wiener Hofburg. Dort befand sich dasZentraldepotderZentralstelle für Denkmalschutz, deren Leiter zur damaligen ZeitHerbert Seiberlwar (s.weiterführende Erläuterungenaufzdk-online).
- 9Der Vorschlag, die Sammlung vonOtto Picknicht auf verschiedene Museen zu verteilen, sondern als Ganzes einem einzigen Museum zuzuteilen, war denkmalpflegerisch motiviert und wurde wahrscheinlich vonHerbert Seiberlunterbreitet. Er reagierte damit vermutlich auf Bestrebungen, Objekte aus der Pick'schen Sammlung verschiedenen Museen im 'Altreich', dem Deutschen Reich in den Grenzen von 1937, zuzuteilen (s. BArch, B 323/116, Nr. 552, Verzeichnis der Goldschmiedearbeiten aus der Sammlung O. P. [= Otto Pick], welche für Altreichmuseen in Frage kämen (mit Ausnahme von Augsburg und Nürnberg)). Dem Vorschlag wurde jedoch nicht stattgegeben, vielmehr wurden einige Objekte demLandesmuseuminLinzzugewiesen (s.Liste "Erste große 'Führerzuteilung' vom 2. Juli 1940"), für die restlichen war wohl vorgesehen, sie an Museen des 'Altreichs' zu verteilen.
- 10Das Untere Belvedere ist ein Teilgebäude der Schlossanlage Belvedere inWien, die dieÖsterreichische Galerie Belvederebeherbergt. In der dortigen Orangerie war im Oktober 1939 von derZentralstelle für Denkmalschutzein Depot sichergestellter Kunstwerke aus jüdischem Besitz eingerichtet worden (s.Schwarz (2018), S. 86).
- 11Das erwähnteKinderbildnis der Königin Katharinastammte aus der Kunstsammlung vonFritz Mandlund hatte die Sicherstellungsnr. 3 (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 41, Personenmappe Fritz Mandl, fol. 9).
BadendeThon
9441
380
ImmacollataThon
12
xFig.7aus KreuzigungHolz
gefasst. Bondy 1087. gut
18
- 1Hierbei handel es sich um die Sicherstellungsnummer des Objekts in der Kunstsammlung vonOscar Bondy. Dies gilt ebenfalls für alle übrigen Ziffernfolgen auf dieser Seite.
- 2Possesetzte hier ein Unterführungszeichen, d. h. dieses Kunstwerk ist ebenfalls aus Ton.
- 3italienischer
- 4italienischer
- 5Gemeint ist eventuell die Zeichnung "Männerporträt" vonMoritz Michael Daffinger, da deren Angaben zu Technik und Maßen mit den vonPossedarauffolgend gemachten Notizen übereinstimmen.
- 6hoch
- 7Figur
gut
sehr schön
18 cm L.3
xWaldmüllerkl.4Herrenbildnis5
Jellinek8 oval
sichergestellt ca 18 cm h.9umrahmt
Miniatur 1156oder010
Schluss des beschlagnahmten Teils11
Sicher-
gestellt:
HolzreliefMada12mi13Kind u. Engeln
Lederer17sehr gut
19
- 1Gemeint ist wahrscheinlich das Gemälde "Der Räuberüberfall bei Terracina", jedoch gehörte eine gleichnamigeVorstudiedazu, diePosseauch begutachtet haben könnte.
- 2Eventuell handelt es sich um das "Bildnis der Frau des Künstlers" vonMoritz Michael Daffinger.
- 3Wie das vonPossevergebene Kürzel "L. [=Linz]" zeigt, zog er dieses Objekt für dasFührermuseumin Betracht. Sollte es sich tatsächlich um das "Bildnis der Frau des Künstlers" handeln, hatte er es für dasFührermuseumvorgesehen (s.BArch, B 323/117, Nr. 791, Kunstwerke aus dem beschlagnahmten Wiener Besitz. Für das Kunstmuseum von Linz a. d. Donau).
- 4kleines
- 5Eventuell meintePossehierWaldmüllers"Bildnis eines Herren".
- 6große
- 7Gemeint istKaiser Joseph II., dessen Porträt die erwähnte Miniatur zeigt.
- 8Gemeint ist die Kunstsammlung vonBruno Jellinek.
- 9hoch
- 10Eventuell meintePossehier keine Miniaturmalerei, sondern eine besonders kleine Plastik. Eine solcheFigur mit der Beschlagnahmenummer Bo 1156befand sich in der Kunstsammlung vonOscar Bondy.
- 11Die Unterscheidung, ob Kunstwerke aus Beschlagnahmen oder Sicherstellungen stammten, war fürPossevon großer Bedeutung, denn über 'sichergestellte' Objekte konnte er nicht verfügen, da für diese zunächst ein Schätzwert zu zahlen war undPosseanfangs noch nicht über ein entsprechendes Budget verfügte. Dieses erhielt er aber am 01. Februar 1940 in Höhe von einer Million Reichsmark (s.Schwarz (2018), S. 92; s. auchEintrag vom 01.02.1940).
- 12Madonna
- 13mit
- 14Gemeint ist die Kunstsammlung vonSerena Lederer.
- 15Possehielt eine Zuschreibung anDaniel Mauchfür möglich.
- 16mit
- 17Gemeint ist die Kunstsammlung Lederer.
Abschied der A
WurzelJesseca 120001
xAntiker Goldschmuck Szolnay
(zu kaufen)2
Große antike Grabreliefe
von Insel Thasos (Szolnay)3
Antikenslg4:Prof. Dr. Fritz
Plastik5:Dr. Klapsia
xBeawuais6-Füllungen (Panneaux7)
aus Rothschildpalais (zw.8Museums-
saal u. Haager Salon).9
28
- 1Posseerwartete für das Gemälde "Wurzel Jesse" einen Kaufpreis von mindestens 12.000,- Reichsmark, konnte es jedoch "für den sehr günstigen Preis von 6600 RM" ankaufen (s.BArch, B 323/163, Posse an Bormann, 06.02.1940).
- 2Im Juni 1939 war aus dem Besitz von Paul Zsolnayeine bedeutende Sammlung von antikem - vorrangig hellenistischem - Goldschmuck und Gemmen aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellt worden (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923). Der Bestand umfasste 65 Nummern (ca. 195 Einzelstücke, s.BArch, B 323/1203, fol. 263-268, Sicherstellungen und Beschlagnahmen in Wien im Jahr 1939, "Führerauftrag Linz", Liste der "Sicherstellungen"). Posseerwarb daraus14 Stücke antiken Goldschmucks, von denen zehnAdolf Hitlerzu seinem Geburtstag am 20. April 1940 als "eine besondere Freude" überreicht wurden (s.BDA-Archiv, RestMat., K. 10, M. 3, fol. 5, Posse an Seiberl, 18.04.1940).
- 3In der Kunstsammlung von Paul Zsolnaybefanden sich u. a. ein Weihrelief und einGrabreliefvon Thasos, auch Thassos, einer griechischen Insel im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis (s.Lillie (2003), S. 1361).
- 4Antikensammlung;
Possenotierte sich im Folgenden den Namen des damaligen Direktors derAntikensammlungdesKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 5Possemeinte dieSammlung für Plastik und Kunstgewerbebzw. notierte sich den Namen des damals zuständigen Kustos für Plastik/Skulptur desKunsthistorischen MuseumsinWien.
- 6Gemeint ist dieGobelinmanufakturin der französischen StadtBeauvais.
- 7von französisch "panneau" für Platte oder Schild, hier in Bezug auf Stoffbahnen bzw. Gobelins als Wandbehang/-verkleidung
- 8zwischen
- 9Possewar während seinesWien-Aufenthaltes im Oktober 1939 vonFritz Dworschakinformiert worden, dass sich im fürNathaniel von Rothschilderrichteten Rothschildpalais in der Wiener Theresianumgasse noch eingebaute historische Wandverkleidungen, Kamine u. Ä. befanden, die Teil der Kunstsammlung vonAlphonse Rothschildwaren (zu den Rothschild-Palais und ihrer Innenausstattung s.Nierhaus (2008)). Am 26. Oktober 1939 hatte er beiAdolf Hitlerderen Ausbau beantragt, "damit sie fürLinzund andere Museums- und sonstige Bauten verwertet werden können" (s.BArch, B 323/103, Nr. 258, Posse an Bormann, 26.10.1939). Nach seinemWien-Besuch im Dezember 1939 hattePosseMartin Bormannum Anweisung an den Sicherheitsdienst gebeten, diesen Ausbau endlich vorzunehmen und die ausgebauten Teile insZentraldepotzu bringen (s.BArch, B 323/103, Nr. 248, Posse an Bormann, 14.12.1939). Nun wurdePossein derZentralstelle für Denkmalschutzvermutlich noch einmal auf einige Tapisserie-Panneaux hingewiesen, die sich zwischen dem sogenannten "Museumssaal" und dem "Haager Salon", einem ausDen Haagstammenden Prunkraum des 17. Jahrhunderts, befanden. Möglicherweise wurde die Frage aufgeworfen, ob man diese nicht in dasFührermuseumeinbauen könne. NachdemHitlerdiesem Vorschlag am 1. Februar 1940 zugestimmt hatte, ließ sichPossevonLeopold RuprechtFotos der Panneaux mit den genauen Maßen senden, um die Details mit dem für dasFührermuseumzuständigen ArchitektenRoderich Fickzu besprechen (s.BArch, B 323/108, Nr. 292, Ruprecht an Posse, 09.04.1940). Bei den betreffenden Panneaux handelte es sich wahrscheinlich um "Zwei Panneaux, Bacchantenzug, Bekrönung einer Herme des Pan" (AR 698, s.zdk-online), "Supraporten, Panneaux, Schäferszenen" (AR 3524, s.zdk-online), "Acht Panneaux, Grotesken mit Medaillons in Wedgewood-Art" (AR 3525, s.zdk-online) und "Drei Panneaux, Huldigung der Ceres, Weinlese und Getreideernte" (AR 3535, s.zdk-online).
unterliegt.2
!Dw.Auflösung
der Depots3
Rbdt-Gutmannbeim
Fürsten Liechtenstein4
Antiken:Prof. Eichler.
Drumbl-Haberstock- Bei
5. März. 40.ca340250hoch
br.95,304,80mit Rahmen
Rahmen 40 br.10
Seiberl: Hz.12(Schwind Prof. EichlerAntiken
Lederer!)13 Dr. Nagler
Dworschak: antike
usw. Münzen
Abtransport der
Wiener Bilder
50
- 1zum Anfang der Notizen auf der vorhergehenden Seite
- 2Ein wichtiges Thema beiPossesAufenthalt inWienim März 1940 waren die Klosterbeschlagnahmungen, die dazu geführt hatten, dass wertvollste Kunstbestände aus den Klöstern entfernt worden waren und damit dem geforderten prioritätischen Zugriff durch die Museen entgingen.Fritz DworschakmachtePosseauf diesen Umstand aufmerksam und wurde angewiesen, eine "Denkschrift über die Behandlung der verfallenen Kunstgegenstände aufgehobener Klöster in der Ostmark" zu verfassen (s. BArch, B 323/108, Nr. 285-286, Denkschrift vom 09.03.1940), in der er "eine eindeutige Entscheidung über die Eigentumsfrage" sowie "eine einheitliche Sachbehandlung" verlangte (s.Schwarz (2018), S. 101). Am 16. März 1940 fordertePossein seinem Bericht an Martin Bormann die Erweiterung des 'Führervorbehalts' auf die Kunstsammlungen, Archive und Bibliotheken der Klöster - eventuell sogar rückwirkend (s.BArch, B 323/103, Nr. 223, Posse an Bormann, 16.03.1940).
- 3Es ging um die Auflösung desZentraldepots, da die Räume desKunsthistorischen Museumsin der Neuen Burg für Museumszwecke genutzt werden sollten.
- 4DasKunsthistorische Museumsuchte schon länger nach drei fehlenden Gemälden aus der Sammlung vonRudolf Gutmann(s. KHM-Archiv, AKM 1938 295/KL Mappe Beschlagnahmter Kunstbesitz Rudolf Gutmann I. Beethovenplatz 3).Posseerfuhr nun vonFritz Dworschak, dass sich das gesuchte "Selbstporträt mit Mütze und goldener Kette" vonRembrandtaus der Sammlung Gutmann als Leihgabe in der Kunstgalerie desFürsten von Liechtensteinbefand. Dessen GroßonkelFranz I., Fürst von und zu Liechtenstein, war der Schwager vonRudolf Gutmannund hatte 1932 das Gutmann'sche Familiengut inKalwanggekauft (s.Lillie (2003), S. 440). Am 20. Dezember 1940 wurde dasSelbstbildnisRembrandtsin dasInstitut für Denkmalpflegegebracht (s.BArch, B 323/120, Nr. 52, Rechtsanwalt Steger an Posse, 20.12.1940; ebd. Nr. 57, Rechnung für das Bild).
- 5Datumsangabe: 4. März 1940
- 6Possetraf den Kärntner GaukonservatorWalter Frodl, der angereist war, um aus den beschlagnahmten Beständen Kunstwerke für Kärnten auszusuchen, aber nur einen "Pauschalwunsch" für Gebrauchsmöbel und Wand-/Teppiche äußern konnte, ohne konkrete Objekte festzulegen, da diese noch verpackt und deshalb nicht aufgestellt waren (s.BArch, B 323/117, Nr. 692, Frodl an Posse, 11.03.1940).
- 7Wahrscheinlich handelt es sich um das Kürzel fürHaberstock.
- 8Wahrscheinlich istSophie von Auersperggemeint.
- 9breit
- 10breit
- 11Possebesichtigte das Gemälde vermutlich gemeinsam mitKarl Haberstock, dem er danach einen Ankaufsauftrag erteilt haben dürfte.Haberstockerwarb das Bild am 8. März 1940 und verkaufte es im April an die Reichskanzlei weiter.
- 12Handzeichnung.
- 13Eventuell notierte sichPossehier, dass alle erworbenen Zeichnungen vonMoritz von Schwindan dieDresdner Gemäldegaleriegesendet werden sollten. Dies betraf u. a. die Zeichnung "Entführung" aus der Kunstsammlung vonEdwinundCaroline Czeczowiczkasowie dieSchwind-Zeichnungen aus der Kunstsammlung vonSerena Lederer.
Dr.Dworschak:1 Antike o. germ.2 Münzen usw3
Klosterbesitz. Entschei-
anderer beschlagnahmter
Besitz.
Wolf-MuseumEisenstadt5
sowie die anderen
Slgn.6
Abtransport der Kunstwerke8
Bilder!
Dr. Nagler, Kärntnerstr. 47II
Prof. Eichler; Antiken9
- 1Possenotierte sich im Folgenden die Besprechungspunkte für das Treffen mitFritz Dworschak am 8. März 1940 (s.Seite 0064). Die Durchstreichungen legen nahe, dass alle aufgeführten Punkte besprochen werden konnten.
- 2germanische
- 3Auf der Agenda standen die EntscheidungenAdolf Hitlersbeim Treffen mitPosseam 1. Februar 1940 und die Auswahl an beschlagnahmten Münzen und Medaillen für dasFührermuseum, für die der NumismatikerDworschakzuständig war (s.Schwarz (2018), S. 126-128).
- 4Man besprach wohl, dass eine grundsätzliche EntscheidungHitlersüber den kulturellen Besitz der in Österreich beschlagnahmten Klöster eingeholt werden sollte.Possebrachte diesen Antrag nach seinerWien-Dienstreise beiMartin Bormannvor (s.Seite 0081).
- 5Außerdem ging es um die Kunstsammlung vonSándor WolfausEisenstadt, die in einem Privatmuseum öffentlich zugänglich gewesen und 1939 nach Flucht und Enteignung des Besitzers in das von ihm mitgegründeteBurgenländische Landesmuseumintegriert worden war.Possenotierte sich hier, dass diese Sammlung wie die übrigen behandelt werden sollte, was bedeutet, dass sie unter 'Führervorbehalt' gestellt und in das Verteilungsprogramm der beschlagnahmten jüdischen Kunstsammlungen integriert werden sollte. Vermutlich war dies ein Vorschlag vonFritz Dworschakund von dem Bestreben getragen, zugunsten desKunsthistorischen Museumsauf die Bestände zugreifen zu können.
DaSándor Wolfehrenamtlicher Konservator derZentralstelle für Denkmalschutzgewesen war, die seiner Sammlung 1932 einen Inventarband der Österreichischen Kunsttopographie gewidmet hatte (s.Csatkai/Frey (1932)), war die Sammlung unmittelbar nach dem 'Anschluss' Österreichs an das Deutsche Reich unter Denkmalschutz gestellt worden. Unter Einfluss der Denkmalpfleger erstelltePosseeinen Verteilungsplan, der die Sammlung in deren Sinne als Ganzes erhielt und sie im Wesentlichen vor Ort, also im damaligenBurgenländischen Landesmuseum, beließ (s.BArch, B 323/117, Nr. 703, Hans Posse: Verteilungsvorschlag für das burgenländische Landschaftsmuseum in Eisenstadt; s.Schwarz (2018), S. 108-111).
- 6Sammlungen
- 7Karl HaberstockbegleitetePossezur Besprechung mitDworschak(s.Seite 0064).
- 8Possebeabsichtigte, die für dasFührermuseumausgewählten Kunstwerke aus demZentraldepotin ein spezifisches "Linz-Depot" transferieren zu lassen, das er in der Orangerie des Belvedere einzurichten gedachte. Gegen den Abtransport aus dem unter seiner Aufsicht stehendenZentraldepothatteFritz Dworschakam 7. Februar 1940 opponiert (s.Schwarz (2018), S. 92). Nun tauschten sie sich eventuell in dieser Angelegenheit aus.Dworschakhatte dabei jedoch das Nachsehen: das Depot in der Orangerie wurde eingerichtet, zudem 1941 ein "Linz-Depot" imStift Kremsmünster(s.Schwarz (2018), S. 138-139).
- 9Wahrscheinlich ging es um Erwerbungswünsche vonFritz Eichler, dem Direktor derAntikenabteilungdesKunsthistorischen Museums, aus der aufgrund des denkmalbehördlichen Ausfuhrverbotsgesetzes sichergestellten (s. § 4a BGBl.Nr. 80/1923) Sammlung vonPaulundAndy Zsolnay. Im Februar 1940 hatteEichlerdieZentralstelle für Denkmalschutzum Fotos denkmalbehördlich sichergestellter antiker Schmuckstücke aus der Sammlung Zsolnay gebeten, aus denen auchPosseeinige Stückefür dasFührermuseumausgesucht hatte. DieAntikensammlungdesKunsthistorischen Museumserwarb schließlich mehrere Objekte aus der Sammlung Zsolnay (u. a. ein "Grabrelief Frau mit Dienerin", s.Beschluss des Kunstrückgabebeirats).
- 10Possehatte vermutlich vor, sich mitLudwig Baldass, dem Direktor derGemäldegaleriedesKunsthistorischen Museums, wegen der Affäre um dieRaffaelzugeschriebene "Madonna di Gaeta" zu besprechen. Die UrheberschaftRaffaelswar unter Fachleuten umstritten. Das Gemälde hatte sich bis Februar 1940 zur Untersuchung imKunsthistorischen Museumbefunden, woPossees während seines vorangegangenenWienaufenthalts im Januar 1940 besichtigt und sich anschließend in Übereinstimmung mitBaldassin einem Gutachten gegen eine Urheberschaft Raffaels ausgesprochen hatte (s. Seiten0037und0038).Adolf Hitlerhatte in diesem Fall nicht einfach auf das Fachurteil seines Sonderbeauftragten vertraut, sondern hatte das Bild nachBerlinbringen lassen und persönlich in Augenschein genommen, um dann beimDoerner InstitutinMünchen ein "abschließende[s] Gutachten über die Frage der Echtheit des Bildes" in Auftrag zu geben (s.Burmester (2016), S. 412). DasDoerner Institutkam jedoch ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Gemälde kein Original vonRaffaelsein könne, da es "mindestens 100 Jahre später gemalt" worden sei (s.Burmester (2016), S. 418).
40Dr. Dworschak. - MitDr. Nagler
zuDr. Fritz, Grünangergasse (schlechte
ital.1 Bilder, die gg.2Valuta zu ver-
kaufen sind).
Strobl (Hfmann)4
Öttinger5
10. III. (Sonntag) nachDresdenzurück
überBreslau.
- 1italienische
- 2gegen
- 3Vermutlich sprachPossemitErnst Schulte-Strathaus, dem "Sachbearbeiter für Kunst- und Kulturfragen" imStab des Stellvertreters des FührersunterRudolf Hess, über dieHandzeichnungensammlungdesPrinzen Johann Georg. Diese warSchulte-Strathausbereits 1938 für eine Erwerbung durchAdolf Hitlerangeboten, aber nicht angekauft worden. Jedenfalls ging ein diesbezüglicher BerichtSchulte-Strathaus'vom 5. April 1940 anPosse(s.BArch, B 323/103, Nr. 215, Schulte-Strathaus an Posse, 05.04.1940).
- 4Eventuell sindKarl StroblundHeinrich Hoffmann, Schriftleiter und Herausgeber der Zeitschrift "Kunst dem Volk", gemeint.
- 5Eventuell istKarl Oettingergemeint.
BeiHaberstockschöner
Cagnacci(gekauft 15000)2
die beidenSchenausausWeissen-
Nationalgalerie(Ausstellg6
Freiheitskrieg 1809-15)7
v. d. Heydt-Str. 89
Pücklerstr. 16 89772110
Württembergsche Allee 27
Tel.99 38 37
- 1Eventuell handelt es sich um das "Porträt eines Ehepaars" vonGovaert Flinck.
- 2Eventuell ist das Werk "Mars und Venus" gemeint, das damals Guido Cagnaccizugeschrieben wurde und heutePaolo de Matteiszugeschrieben wird. Laut Kartei wurde das Werk allerdings für 10.000 RM (s.Einträge in der Datenbank zum "Central Collecting Point" des DHM).
- 3Gemeint sind die beiden Gemälde "Besuch bei der Amme" und "Die Ammenprobe" vonJohann Eleazar Schenauaus der Kunstsammlung des Dresdner BankiersOtto Weissenberger.
- 4Datumsangabe: 10. April 1940
- 5Possetelefonierte vom Pariser Platz aus mitAlbert Speer(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch). Vermutlich hattePossediesen an seinem Dienstsitz als Generalbauinspektor im Palais Arnim, dem ehemaligen Gebäude der BerlinerAkademie der Künsteam Pariser Platz 4, aufgesucht, ihn vor Ort jedoch nicht angetroffen und deshalb direkt von dort aus telefonisch kontaktiert.
- 6Ausstellung
- 7Possebesuchte die Ausstellung "1813 bis 1815. Großdeutschlands Freiheitskampf" in derNationalgalerie Berlin(s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch), die dort von Mitte März bis Ende August 1940 gezeigt wurde (s.Ausstellungskatalog).
- 8Postbezirksnummer
- 9Es handelt sich um die Berliner Adresse des KunsthändlersHeinz Steinmeyer, denPossebei diesem Aufenthalt von Anfang April 1940 inBerlinjedoch nicht aufsuchte.SteinmeyermachtePosseam 29. April 1940 brieflich auf sich und sein Kunstangebot aufmerksam (s.BArch, B 323/142, Nr. 1053, Steinmeyer an Posse, 29.04.1940) undPossesagte am 3. Mai zu, ihn bei "einem [s]einer nächsten Aufenthalte inBerlinnach vorheriger telefonischer Anmeldung zu besuchen" (s.BArch, B 323/142, Nr. 1054, Posse an Steinmeyer, 03.05.1940).
- 10Adresse und Telefonnummer der Geschäftsstelle
- 11SS-OberführerUlrich Greifeltwar in der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwanderstelle (abgekürzt ADERSt) für die Organisation der Aussiedlung von Südtirolern aus Italien in das Deutsche Reich zuständig (s.Kater (2006), S. 151). Zur Registrierung und denkmalbehördlichen Sicherstellung "deutscher" Kulturgüter aus den Umsiedlungsgebieten sollte im Juni 1940 eineKulturkommissionunter der Leitung von Wolfram Sievers als Dienststelle der nationalsozialistischen Forschungsgemeinschaft "Das Ahnenerbe" eingesetzt werden (s. Haar/Fahlbusch (2008), S. 356-358).Heinrich HimmlerhatteGreifeltim Vorfeld angewiesen,Posseals Sachverständigen in dieKulturkommissionaufzunehmen und "gemäss dem Wunsche desFührersdas Entsprechende im Einvernehmen mit Herrn Dr.Possezu veranlassen" (s.BArch, B 323/163, Himmler an Bormann, 14.02.1940; s. auch Seite0072).
HofratProf. Dr.Teichel-
General Direktor derNationalStaats
Josefsplatz1
Burgring 5.
Roscherstr. 15IV
Kaiserstr. 41/43
½ 110Besichtigung Arnhold3
86
- 1Possenotierte sich die Adresse derNationalbibliothekinWienam Josefsplatz 1 sowie den Namen von deren Direktor,Paul Heigl. Mit diesem arbeitete er in Zusammenhang mit den beschlagnahmten jüdischen Bibliotheken eng zusammen, die nach ihrer Beschlagnahme in der Regel derNationalbibliothekübergeben worden waren.
- 2Die Berliner KunsthändlerinHanna Rohdehatte sich am 3. Mai 1940 in der Angelegenheit der Zinnsammlung Huber anPossegewandt; sie bat darum, dieseAdolf Hitler zum Erwerb für dasFührermuseumvorzuschlagen (s.BArch, B 323/141, Nr. 253, Rohde an Posse, 03.05.1940).Possehatte umgehend geantwortet, dass er am Mittwochabend, den 8. Mai 1940, nachBerlinkommen und dort über Donnerstag bleiben werde (s.BArch, B 323/141, Nr. 252, Posse an Rohde, 06.05.1940). Am 9. Mai 1940 traf er sich im Hotel Kaiserhof mitHanna Rohde, um mit ihr u. a. über die Zinnsammlung zu sprechen (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch; zur Zinnsammlung s.Seite 0084). Außerdem bot siePosseim Sommer 1940 drei Gemälde zum Kauf an, die dieser jedoch alle ablehnte (s.BArch, B 323/103, Nr. 169 a und b, Posse an Bormann, 24.08.1940).
- 3Possehielt hier den Besichtigungstermin der Kunstsammlung vonAdolf Arnholdbei derSpedition JacobyinBerlin-Wilmersdorfam 10. Mai 1940 fest (s.DKA, NL Posse, Hans, I,B-1: Hans Posse, Diensttagebuch: "Besichtigung der Arnholdischen Kunstbestände bei der Speditionsfirma Jacobi, Kaiserstrasse"; s. auchBArch, B 323/120, Nr. 4, Wilmanns an Posse, 04.06.1940; Korrespondenz zum gesamten Vorgang inBArch, B 323/120 Nr. 4-22 und 24).
- 4Bei der Devisenstelle des OberfinanzpräsidentenBerlinwar ReichsbankoberinspektorMirusfür die Verwertung der Sammlung vonAdolf Arnholdzuständig, aus derPossedie beiden Gemälde "Porträt Bismarcks mit Schirmmütze und Brille (im Jagdanzug)" vonAdolph von Menzelfür 25.000,- Reichsmark und "Im Weißen Saal" vonFranz von Lenbachfür 8.000,- Reichsmark ankaufte (s. Korrespondenz zum Vorgang inBArch, B 323/120, Nr. 21-24).